Vom menschlichen Sehnen und Ahnen – 2. Buch
Louis-Claude de Saint-Martin
125.
Jeden Tag soll meine Denkkraft die Erde umkreisen; um Belials Altare umzustürzen, diese im Tode lebenden Altare, welche die unselige Macht haben, aus ihren Trümmern sich zu erheben.
Täglich will ich die vergifteten Quellen austrocknen, welche in jenen Gegenden des Unbill fließen, und täglich den Geist der Weisheit und Klugheit anrufen, dass er im Rat der Fürsten und Gesetzgeber der Völker Wohnung mache!
Stellt erst den Frieden eurer Seele, die Einheit eurer Geister, die Eintracht und Harmonie in dem Menschengeschlecht her, und Engel selbst werden in eure Hymnen einstimmen.
Denn Friede und Heiligkeit sind die Freude des Herrn, wie die Freude des Menschen, und die Bundeslade thront in der Freude der Auserwählten.
Herr, mehre die Priester in Israel, mehre das heilige Volk, und gedenke, dass der Mensch dein auserwähltes Volk ist! Lass sie die Erde mit deinen Werken füllen und keine anderen Spuren, als die deines Volkes, sichtbar werden!
126.
O Furcht Gottes, du bist selbst nur der Anfang der Weisheit, nicht ihr Ziel und Ende.
Dies Ziel ist nur in der Stille und Freudigkeit des Geistes.
Ich will Gott fürchten mit Maß, aber ihn lieben ohne Maß. Ich kann zu viel fürchten, aber nicht zu viel lieben.
Herr, lass das Feuer des Himmels in mir Israels und Judas Unbill verzehren! Lass die Stöße meiner gebrechlichen Erde die Säulen bis in den Grund erschüttern, auf dass ein allgemeiner Krieg mein ganzes Wesen entzünde!
Ach dass die vergänglichen Gestirne, welche sie erhellen, ihr Licht verlören! Dass Himmel und Erde, woraus ich bestehe, gewendet würden, wie ein Kleid! Dass in mir entstünde ein neuer Himmel und eine neue Erde!
Ach dass ich aus den Trümmern dieser alten Welt das Zeichen des ewigen Bundes, die Siegerfahne, in ihrer Glorie sich in die Lüfte erheben sähe!
127.
Ich irrte auf allen Pfaden meiner Wüste umher. Flüsse, Sträucher, ihr Tiere der Felder und Wälder, werdet ihr mir Tröster und Freunde!
Insekten der Erde, Tau, Eis, du Geist der Stürme, sprecht ihr zu mir vom Herrn, da der Mensch mir nicht von ihm spricht! Er war der Zeuge des Herrn, aber er zeugt nicht mehr, und unser Gott hat keine Zeugen mehr im Weltall.
O Menschen, ihr sprecht ungern zu euren Kindern in den frühesten Jahren von Gott. Seid ihr denn aber gewiss, dass ihr in ihren reiferen Jahren auch hinlänglich unterrichtete und tüchtige Lehrer findet, die so zu ihnen sprechen, dass sie ihnen all ihre Beziehungen aus ihn entwickeln?
Im reiferen Alter ist diese Bedingung nötig, um an etwas zu glauben; in den Kinderjahren nicht.
Das Kind nimmt im gewöhnlichen Unterricht den Samen des göttlichen Glaubens, den Keim sittlicher und gottesfürchtiger Tugenden auf, den er enthält, und die dem Wesen unserer Seele eignen.
Es sieht nicht den Unzusammenhang und die Lücken, welche das zarte Alter nicht unterscheiden kann, und die nur für den Geist peinlich sind.
Sprecht also zu euren Kindern Von Gott, wie man zu euch von ihm gesprochen! Sprecht zu ihnen Von Gott, mehr noch durch eure Taten, als Worte!
Und ist ihr reiferes Alter gekommen, vielleicht wird ihre so bewahrte Seele Aufklärungen und Lösungen herbeiführen, wie sie ihrem Geiste genügen.
Wo wäre ein schöneres Geschäft, als unserem Gott Zeugen zu bereiten? Lasst uns die Wesen, die ihm als Zeugen dienen sollen, beleben, unterrichten, und wir werden nicht mehr auf den Pfaden der Natur herumirren und all ihre Erzeugnisse ansprechen, dass sie zu und von unserem Gott sprechen.
128.
Du bist hienieden nicht an deinem Platze. Ein sittliches Sehnen, eine Unruhe beweist mehr die Gesunkenheit unserer Gattung, als alle Beweise der Philosophen das Gegenteil. Hätte die Liebe Wesen zum Schmerz erzeugt? Wer hätte sie zwingen können, dem Schmerz steuerbar zu werden?
Dein Sohn verlässt dich, sich einer Räuberbande anzuschließen; er erduldet Hunger, Mühsal, Schlaflosigkeit, er setzt sich allen Strafen der Gerechtigkeit aus.
Dein Vaterherz fliegt ihm zu, ihn all diesen Übeln zu entreißen. Wer wäre so unsinnig, zu sagen, du hättest sie ihm gesendet? Wer so unsinnig hinwiederum, zu sagen, das seien keine Übel?
Hier betrachte das Verfahren der höchsten Liebe in Beziehung auf das Menschengeschlecht! Sieh zu, ob deine Unwissenheit nicht eine Verirrung, und die höchste Liebe nicht einen Mittler beweiset.
Friedfertige Seelen, fragt nicht weiter! Wie er auch sei, dieser Mittler, er muss der Einzige sein, der euch befreien kann; wie er auch sich nenne, ihn rufet an, ihm werfet euch in die Arme, an seiner Brust wird er euch erwärmen. Ist seine Liebe allgemein, so müsst ihr sie finden, wo ihr immer sie suchen möget.
Der Vater ist nicht gekommen, weil nicht das Denken des Gottlosen schuldig war; Seine Liebe fehlte, und ward zur falschen Liebe. Darum hat die Liebe das Mittleramt begonnen.
Die falsche Liebe des Schuldigen hat ihn zu falscher Tat verleitet. Darum ist die Wirksamkeit, oder der Heilige Geist nach der Liebe gekommen, uns wahre Taten verrichten zu helfen.
Göttlicher Mittler, belebende Liebe, du kamst, uns zu heilen und unsere Kraft uns wieder zu geben. Der Heilige Geist kam uns zu helfen, dass wir sie gebrauchten.
Gott Schöpfer, Gott Mittler, Gott Heiligmacher und Wirkender – das ist unser Quell, unser Heilmittel, unser Herr. Das die Bestandteile unseres Gebets.
Lasst uns bitten, dass der Heilige Geist in uns den Vater bitte im Namen des Mittlers! Die reine Frau wird uns diese Gunst erflehen. Warum sollten wir den Beistand der reinen Frau verschmähen?
Sind wir etwa nicht fern, nicht ausgeartet genug, eines Mittlers zu bedürfen? Aber lasst uns auch sie nicht über ihren Rang erheben, wenn wir nicht die Götter vervielfältigen wollen, wie blinde und abgöttische Völker getan haben.
129.
Werde nicht mutlos, wenn nicht immer der Erfolg deiner Mühe entspricht! Der Landmann öffnet der Erde Schoss, wirft das Getreide hinein, bedeckt es wieder; dann zieht er sich zurück und überlässt sein Feld der Vorsehung.
Sollte auch die Ernte missraten, ist er ja doch darum ein tadelloser Arbeiter.
Fühltest du aber nach vieler Anstrengung, dass deine Seele sich erhebt und ihren Gott liebt, wie könntest du Schweiß und Arbeit bereuen?
Das Glück des Menschen steht in Gottes Hand; Er erteilt dem Weisen die ihm zukommenden Ehrenzeichen.
Er spricht zu uns: Schauet in das Auge des Propheten, leset darin die Geheimnisse und Neigungen des Herzens Gottes, wie ihr in dem Auge eines königlichen Rates die Geheimnisse und Neigungen des Herzens seines Herrn leset.
Denn ich habe das Prophetenauge zum fühlbaren Maß meiner Neigungen gemacht und mit lebendigen Zügen meine Befehle und Absichten darin abgeprägt.
Darum habe ich das Prophetenauge eingesetzt, auf dass es die Leuchte eures Herzens und Geistes sei; Verschmäht ihr aber, sein Licht zu betrachten und euch in seine Klarheit leiten zu lassen, so schließe ich das Prophetenauge und, euer ganzes Wesen harret in Finsternis.
130.
Mit wem soll ich mich freuen aus der Erde? Mit dem, den ich zum Zeugen meiner Tränen machen, der sich mit mir über die Übel des Menschen betrüben kann.
Leichtsinnige Menschen, wollte ich an euren Freuden Teil nehmen, so würdet ihr noch weniger Tränen vergießen zu dürfen glauben. Ich wäre dann Mitschuldiger eurer Täuschungen und reichte euch die Hand, um noch tiefer in den Abgrund zu versinken.
Herzu, bekümmerte Menschen, herzu alle, die ihr unter dem unermesslichen Bösen seufzet! Weinen wir zusammen, gönnen wir uns keine Ruhe, bis der Stachel der Liebe in unsere Lebensquellen eingedrungen!
Hat unser Herz geblutet, hat unser Blut die Wunden einiger Mitbrüder ausgewaschen, dann können wir Jubellieder singen.
Diese Wonne ist euch, dem Stromfall überlassenen Menschen, unbekannt; ihr wisst eben so wenig, was Freude, als was Schmerz ist.
Ihr seid entzückt, wie Kinder, beim Anblick jener nichtigen Gegenstände, die euch anziehen und ergötzen, und wie sie, fremd und unempfindlich für die Übel, welche das Menschengeschlecht verzehren.
Wo findet ihr Maß? Das Kind ist so fern davon, als ihr; Aber es strebt dahin durch Wachstum und Mühe. Aber ihr — jeder eurer Schritte dient nur, euch mehr davon zu entfernen.
Könnt ihr denn nur durch einen gewaltsamen Stoß, nur erst, wenn ihr in die Tiefe des Abgrunds hinabgestürzt seid, auf den Weg des Werks und des Jubels wieder gelangen?
131.
Verehrer der Dichttunst! Läset ihr die Heilige Schrift, wie viel Wunder würde sie euch nicht darbieten? Steine würdet ihr sehen, die in bluterbauten Tempeln sprechen, Krieger des Unrechts, die in den Abgrund steigen und dort ruhen, das Haupt auf ihren Säbel gestützt.
Die Gottheit würdet ihr sehen, wie sie aus ihren Tempeln flieht, und vor vielen Götzenbildern keinen Platz mehr dort findet.
Die göttliche Liebeshuld würdet ihr sehen, wie sie selbst Übertretern und Knechten das Gebiss löset und mit eigener Hand Nahrung reicht.
Ihr würdet da Erhabenheit, Kraft, Mannigfaltigkeit sehen; Nur die Verlegenheit der Wahl, nie aber die Besorgnis des Mangels würdet ihr dahaben. Aber die Hand der Weisheit verblendet eure unheiligen Augen, wenn ihr dies reiche und große Gefilde durchlauft.
Ohne dies würden die Blumen, die ihr dort pflücktet, eurem Stolze zur Nahrung und zu Opfern für die Verworfenheit menschlicher Meinungen dienen. Aus euren Kenntnissen und Anlagen macht ihr einen Gelderwerb; Ihr gleicht Judas, der den Heiland für einige Silberlinge verriet.
Wie kann Tauschhandel stattfinden zwischen Dingen, die so wenig verwandt sind? Sucht ihr Leibliches, sucht es durch leibliche Arbeit. Geist und Tugenden zu erwerben, dient nur Geist.
Herz und Vernunft des Menschen zu bereichern, ward die Heilige Schrift gegeben. Dieser göttliche Schatz ist wie ein blühendes Beet, wo der wahrhafte Mensch immer lustwandeln kann. Immer wird er es voll frischer Blumen finden, auch wenn er sie alle jedes Mal abpflückte.
Leset die Propheten! Welch Feuer, welche Übergänge, welche Menge einander sich drängender Gefühle und Ideen! Da ist Verzweiflung, da Liebeshuld für das auserwählte Volk, da Liebe und Freudensang, da Unmut, dass der Mutterschoß ihnen nicht zum Begräbnis diente.
Menschliche Dichter, ihr würdet viel regelrechter sein; denn ihr gebietet euch ja doch eure Begeisterung.
132.
Du wähnest dich allein und abgetrennt, weil kein anderer Gott ist, als er. Wie konnte denn er allein sein? Sein Denken kennt keine Unterbrechung und Abstand, und all seine Gedanken sind Schöpfungen.
Ist er etwa, wie der Mensch, schwächlich und beschränkt? Bewegt er sich, wie dieser, in seinem Gedanken engem Kreise? Sieht er sie, wie der Mensch, stets in sich zurückfließen und in ihrer Vermischung und Ohnmacht sich verwirren?
Er denkt und mit jedem Gedanken gehen die Wesen in Menge aus seinem Schoß hervor wie unzählige Lichtstrahlen aus jenem leuchtenden Gestirn, welches ihm zum Heiligtume gegeben ward.
Diese Legionen von Wesen lösen sich ab wie Meereswogen, oder wie von stürmischen Winden in den Lüften umgetriebene Wolken. Sie alle haben verschiedene Geschäfte und sind eifrigst bemüht, sie zu vollziehen.
Sie strahlen die blendende Klarheit ihres ewigen Quells zurück und bilden gleichsam Tempel, hingestellt von Raum zu Raum in das Unermessliche, damit er voll sei vom Lobe und Ruhme des Ewigen.
Sie mildern diese Klarheit für Augen, welche sie nicht ertragen könnten. Sie verbreiten himmlische und göttliche Kräfte, wie wohltätigen Regen und Tau. Sie senden Hagel und Unwetter, die Schuldigen zu schrecken, und keine Kraft vermag etwas gegen die Diener des Ewigen.
Werden wir jenes lebendige Gesetz der Geisterschöpfung durchdringen? Durchdringen das Denken des Ewigen? Es selbst hieß uns sein und entließ uns aus seinem Schosse.
Steigen denn die Stromwässer zu ihrem Quell zurück, um dort das Geheimnis ihres Daseins zu erforschen? Werden die Wolken zu den sie jagenden Winden zurückschweben, um den Grund ihrer Bewegung zu durchdringen?
Mag auch das Licht zur Sonne zurückströmen, um sich seinen Ursprung zu erweisen?
Lasst uns gelehrig und treu sein der Stimme, die uns zum Leben des Gedankens berufen und uns leitet! Eilen wir vor ihr zu unserer Bestimmung, und fragen wir nicht den, der da wollte, dass unser Wesen und unsere Fähigkeiten nur nach ihm wären.
133.
Sind denn die Männer der Wahrheit zu etwas Anderem hienieden, als um beständig Opfer zu sein? Immer sind sie ja in Missverhältnissen, wodurch sie aufgerieben und von der Zeit vernichtet werden.
Höchste Liebe, das ist ein Zug deiner Weisheit. Zu Gunsten deiner Auserwählten kürzest du die Zeit.
Opfere dich ohne Schmerz, Mann der Wahrheit! Lieblich ist die Laufbahn dem, der sie nur mit einem Fuß betrat.
Heilige Wahrheit, wer dich liebt, sieht in der Zukunft die Wonne, die du ihm bereitest. Er sieht nicht die gegenwärtigen Drangsale, die ihn umlagern. Er schwelgt so in Hoffnung, dass er nicht Zeit hat, dich zu fürchten, und deine Strenge zu scheuen.
Heldische Auserwählte des Herrn, auf diesem mühseligen Gange erkennt euer Geist in trostreicher Erfahrung, dass es eine Tätigkeit, ein Fortschreiten, ein Ziel und Ende gibt.
Kann die Welt wohl eine Idee vom Leben fassen? Sie leidet ja nicht, alles ebnet sich unter ihrem Tritt, alles kommt ihrer Weichlichkeit zuvor; die Zeit darf ihrer gar nicht gewahren.
Aber nicht durch Erhebung über die Zeit wird sie der Zeit unbemerkbar. Im Gegenteil durch das Weilen unter der Zeit wird ihr die Zeit unbemerkbar.
Welchen Stoß muss sie nicht bekommen, wenn sie ihre Bahn fortsetzen und in ihrer Linie wieder aussteigen soll?
Welche ruchlose Hand hat das Gesetz der entfernten Zeiten, die nicht mehr sind, verrückt? Welche Stimme hat den Menschen gelehrt, sich in trügliche Versprechungen dieser Ähnlichkeit einzuwiegen? Ist diese Stimme nicht das Bild des Tieres? Ist sie es nicht, ohne deren Namen man auf der Erde nicht Verkehren kann? Ist sie es nicht, die von Anbeginn zahllose Trugbilder geboren, und sie alle auf den Pfaden des Werks des Herrn angehäuft?
134.
Alle Worte der Propheten haben ihn verkündigt; er tritt aus jeder Zeile der Schrift hervor, aber nur einige Strahlen verkündigten sie allzumal. Darum konnten sie ihn nicht begreifen; er musste kommen, um selbst das wahrhafte Verständnis zu verleihen.
Ihr Weise des Jahrhunderts; das Höchste bleibt euch unerschlossen, weil ihr den einzigen Schlüssel verschmähet, der den Eingang dazu öffnet. Er ist alles, er hat alles gemacht, und doch wollt ihr alles kennen und sogar wirken und hervorbringen ohne ihn.
Noch Mehr, ihr wollt ihn selbst erkennen, ohne ihn gegenwärtig zu haben, sein Licht beurteilen ohne sein Licht.
Seht wie der Strahl sich verbreitet. Nur ein Wort sagte Jeremias zu den babylonischen Gefangenen über den Zeitpunkt ihrer Befreiung; Daniel, der unter den Gefangenen ist, denkt dem Worte nach; das Feuer entzündet sich und Daniel zeigt uns alle einzelne Umstände des Opfers.
David dachte über seine eigenen Gesänge nach und von nun an brachte er ganze Nächte zu in Betrachtungen der Werke des Herrn.
Wie möchte doch der Gang der Weisen von den Anderen erkannt werden? Wird er ja doch nicht immer von den Weisen selbst erkannt. Man führt sie oft, ihnen unbewusst, um sie nur nicht mit dem Glanz der Wunder zu blenden, die ihnen überall folgen.
Warum zündete im alten Gesetz der Priester Weibrauch an? Das dritte Buch Moses lehrt es uns, damit ihr Dampf das Orakel deckte, welches auf dem Altar des Zeugnisses war, und der Priester nicht stürbe.
Unwissende, ungläubige Menschen, hört doch auf mit eigenem Lichte in das Gebiet dringen zu wollen, das selbst für die, welche es durchlaufen, so verhüllt ist!
135.
Jeder Mensch muss einmal durch die große Wüste, ums seine Betriebsamkeit, seinen Mut, seine Geduld zu erweisen. Dort wird das Wahre seine Freude, wie es denn der Ursprung und die einzige Nahrung unseres Seins ist.
Es ist die unerschöpfliche Grube für die, welche es in Demut des Geistes und Nachdenken über seine Gesetze suchen.
Es ist Stütze der zeitlichen Grundlagen, das wesentliche Leben der unterschiedenen Zeitgrundlagen und Tod der zersetzten Grundlagen, weil seine allgemeine Zahl nicht anders, als in Beziehung zu allen Zahlen sein kann.
Zieh dich in dich selbst zurück, so du anders die unermessliche Macht und Größe deines Ursprungs erkennen und deine Wüste fruchtbar machen willst!
Lass uns, Gott des Friedens, diesen Friedensvertrag schließen, dass all meine Bewegungen von dir kommen! Die Diener werden den Nationen es kundtun, und unser Bündnis wird auf der ganzen Erde gepriesen werden.
Sollten wir Leiden der Sühnung haben? Nur Leiden des Opfers; weil Liebeshuld allein alle Wesen beseelen, und ihnen kein anders Geschäft bleiben sollte, als an der Herstellung des Bundes zu arbeiten.
Jerusalem, dein Tempel umfasst alle Reiche der Welt, deine Bundeslade ist in dem Herzen des Menschen. Dort hat sich Gottes Ruhm ein Heiligtum aufbewahrt.
Alles, was ist, dient ihm zum Leviten, und der Mensch soll, wie ein eifriger Opferer, rastlos die Völker um den Brandopferaltar sammeln.
136.
Es wird nur ein Hirt und eine Herde sein, und im Namen des Mittlers werden sich beugen alle Knie im Himmel, auf Erden und in der Hölle.
Raschurteilende Menschen, hier habt ihr die Bekehrung des großen Drachen und die Heiligung der Abgründe zu finden vermeint.
Ja es wird nur ein Hirt und eine Herde sein, weil alle Götzen zerschlagen und alle Tempel, außer dem des wahrhaften Gottes, werden vernichtet werden.
Der reine Gottesdienst wird die Gerechten zu den himmlischen Freuden und zur Ruhe ihrer Seelen führen. Der unreine wird die Gottlosen zu Grimm und Verzweiflung bringen. Die Früchte werden gebrochen werden; man wird nicht mehr säen, weil keine Erde mehr sein wird; alles ist vollbracht.
Ja, im Namen des Mittlers wird Alles die Knie beugen im Himmel, auf Erden und in der Hölle; im Himmel, um seinen Ruhm und die Wunder seiner Macht zu preisen; auf Erden, weil er uns aus den Händen unserer Feinde befreit und vor ihnen geschützt hat; in der Hölle, weil man da schaudern wird, wenn man seine Macht fühlt.
Betete nicht auch in der Geschichte des besessenen Gergeseners der Verkehrte den Mittler an? Warf er sich nicht ihm zu, Füßen? War er aber darum bekehrt? Er war nur unterwürfig aus Furcht, nicht aus Liebe; seine scheue Unterwürfigkeit verhalf ihm nur zu einer Orts-, nicht zu einer Stimmungsverwandlung.
Hiob, Zacharias, Micha, Lucas, ihr zeigt uns den Lügengeist und den Geist der Wahrheit, wie er sich unterhält, ohne dass das unreine Wesen sich läutert; nur Leiden empfindet er in Gegenwart des Gottes der Gerechtigkeit.
137.
Wer mag den Ölbaum wohl genug besingen? Kommt nicht von ihm das Freudenöl, womit der heilige Auserwählte aus Vorliebe gesalbt ward?
Ölbaum, beziehe dein Instrument mit zehn Saiten, lasse uns deine wohltuende Stimme hören! Zu lange schon fesselten deine Stimme die Bande des Verbrechens.
Der Ölbaum scheint in Trauer und Betrübnis zu sein, und doch flößt nur seiner Stimme steter Klang Freude, Liebe und Leben in jedes Herz.
Mensch, er allein kann deine Zunge entbinden, und deine Zunge soll die Zunge der Echos entbinden; Sie warten nur bis du sprichst, um deine Worte zu allen Völkern zu tragen.
Menschenfamilie, Menschenwort, wenn du deine Kräfte vereinigtest, würde nicht das Weltall erklingen? der Abgrund erbeben? könntest du nicht den Tod umgestalten?
138.
Vernunft, bist du nicht unterscheidender Charakter des Propheten? Hieße er sonst auch Seher? Taten sind nur Bestätigung der Vernunft, und verdienen nur die zweite Stelle.
Gideon, du forderst vom Engel Beweise deiner Sendung, er gibt sie dir. Samuel, als du Saul geweiht hattest, verkündetest du ihm, zum Beweis seiner Königswahl, dass er einen Menschen mir Brot und Wein finden würde.
Ein Mann Gottes verkündet dem Entweiher Jerobeam, wie König Josias einst die Priester der Höhen behandeln werde. Zum Erweis seiner Weissagung zerfällt der Altar, und die Asche darauf wird verschüttet.
Esaias, du gibst dem König Hiskias den Beweis der Verlängerung seines Lebens durch das Rückgehen des Sonnenzeigers Achab. (Es. 38.)
Im neuen Bunde sind die Bestätigungen tätig und augenblicklich, wie das Wort.
Zuweilen sind sie prophetisch und geistig, Brechet diesen Tempel, und in drei Tagen werde ich ihn wiederaufbauen.
Zuweilen verwirft man sie: Sie werden keine anderen Beweise haben, als die des Propheten Jonas.
Johannes verlangt keinen Beweis von allem, was ihm der Engel in der Offenbarung mitteilt, und alle Bestätigungen, die der Engel verkündet, sind für die Folgezeit so geheimnisvoll, dass nur der Erfolg sie begreiflich machen kann.
Paulus, du hattest wohl Recht, als du mit Schmerz sagtest, die Juden verlangten Wunder- und die Heiden suchten die Weisheit. Alles also ist Geist und Vernunft. Dies also ist die Frucht der von der Weisheit aus Erden gepflanzten Keime, weil unser Gott Geist ist.
139.
O wie süß werden sie sein, jene Tage des Friedens, wo wir in die Wohnung der Weisen eingehen, welche die Welt seit der Erschütterung erleuchteten und stützten.
Lieben werden sie uns, wie ihre Kinder, uns neben sich sitzen lassen, uns die Wunder erzählen, die sie auf ihrer heiligen Laufbahn verrichtet.
Abel, Enoch, Noah! ihr werdet uns belehren durch die Erzählung eurer Taten; wir werden uns an euch drängen, euch zu hören, und eure Gespräche werden lange Spuren in unseren Gedanken hinterlassen.
Dies erwartet uns, wenn wir aus diesem Leibe des Todes hervorgehen. Dies sind die uns verheißenen Entzückungen. Die Geheimnisse aller jener Ereignisse, die wir hienieden nicht begriffen, wovon die Geschichte der Jahrhunderte Voll ist, deren Ursachen aber in der heiligen Staatskunst verborgen liegen, werden uns da enthüllt werden.
140.
Wie sollte Gott nicht milder sein, als die Menschen, da er ja milder ist, als der Geist selbst?
Findet sich in euren menschlichen Verhältnissen ein Punkt, der eure Mitmenschen verletzt, so verdammen sie euch auch in allem übrigen.
Du aber, erhabener Gott, wenn du in des Menschen Werken nur die mindeste Richtigkeit siehst, verschließest du die Augen vor allen seinen Unvollkommenheiten.
Deine Barmherzigkeit übernahm die Sorge, unsere Gebete zu sammeln. Sie beschäftigt sich nur damit, das gute Korn darin zu sichten, und lässt sich nicht von der vielen Spreu darin abschrecken.
Die Hebräer beleidigten dich täglich in der Wüste durch Murren; deine Glorie kam herab auf die Bundeslade, ihnen ihren Undank vorzuwerfen. Dein Priester flehte dich an und auf sein Gebet hieltest du deine Rache zurück.
Zehnmal mussten sie dich versuchen, um das Maß zu füllen und verdammt zu werden.
Die Kinder dieser Frevler mussten in der Wüste um irren, bis ihrer Väter Leichnam verzehrt waren.
Vierzig Jahre mussten sie da irren; nach der Zahl der vierzig Tage, welche die Sendlinge brauchten, das gelobte Land zu durchlaufen. Ein Tag verschmähter Gnade forderte ein Jahr Sühnung.
Suchen wir den Herrn wegen seiner unerschöpflichen Milde; fürchten wir das Verbrechen um unserer Brüder und Kinder willen, und aus Liebe zu ihnen hüten wir uns, durch unsere Fehler ihren Einzug in das gelobte Land zu verzögern!
141.
Mensch, hienieden kannst du nicht die Bedürfnisse deines, noch weniger die des Geistes deiner Mitmenschen befriedigen. Alles musst du aus den allgemeinen Schätzen schöpfen. Wer öffnet sie dir?
Und in dieser Dürstigkeit bist du noch so keck, der Wahrheit ihren Gang vorzuschreiben, als fürchtetest du, sie könne nicht allein wandeln!
Zurück mit dir in den Staub! Sollen dir durch Menschenmund die Befehle zukommen? Weißt du nicht, dass Menschenrat eitel ist, weil sie nicht immer sich dessen vergewissern, der ihm obwaltet?
Erforsche sie nach ihrer Lehre! Sie werden dir Ereignisse verkünden, die zum Teil eintreffen werden. Dennoch sei auf der Hut, lasse sie selbst alle Gemälde, die man ihnen vorzeigt, auf die Hälfte zurückbringen!
Denn das Gebiet, welches der Geist einnimmt, ist weit größer, als das unsere, er sucht jedem Pinselstrich seine ganze volle Ausführlichkeit zu geben. Der Geist kennt keine Zeit, zeige die Dinge im Großen, da Natur und Zeit sie nur im Auszuge aufnehmen können.
Hat er nicht den Propheten Esaias mit den schrecklichsten Farben des Weltendes die Zerstörung bloß von-Babylon dargestellt?
Sag‘ ihnen dann, des Menschen erhabener Ursprung mache, dass Gesetze, Verheißungen Drohungen, dass alles ihm von seinem Gott in seiner gesamten Fülle gegeben ist, aber unsere äußerste Schwäche, und Gottes unermessliche Barmherzigkeit machen, dass alles für uns in der Ausführung abgekürzt wird.
Endlich bewege sie, sich nicht so leidend gegen die Ienkenden Stimmen zu verhalten und der Menschen Rechte eingedenk zu sein.
Ist nicht der Prophetengeist den Propheten untertan? Warum haben wir so viel Unruhe und Unordnung auf Erden? Weil wir uns nicht genau genug an die Befehle der Wahrheit binden, und zu sehr an den Trugbildern hängen.
Weil in unseren Werken, wie in den magnetischen Verrichtungen, der Prophetengeist dem Propheten nicht untertan, der Prophet nicht nur seinem Geiste untertan ist, sondern auch der Menschenhand, die diesen Geist leitet, ohne ihn zu kennen, und die selbst unbewusst von unendlich vielen Mächten geleitet werden kann.
Und diese Unverständigen rühmen sich noch der Werke, die sie durch fremde Hände tun! Männer Gottes dagegen demütigen und werfen sich umso mehr nieder in dem Gefühl ihrer Unwürdigkeit, je größere Wunder sie durch eigene Gaben und aus eigener Macht verrichten.
142.
Schmücken wir doch unseren Unterricht nicht so sorgfältig aus, suchen wir ihn doch nicht durch so viel Verkünstelung eindringlicher zu machen! Und wären unsere Worte noch so erhaben, sie würden sie nicht nützen, die Unglücklichen! Haben sie ja doch das lebendige, allwaltende Wort nicht genützt.
Und was fehlte wohl diesem lebendigen Wort? Der jüdische Name war Buchstabe, der neue war Geist. Welches Wort wäre wohl diesem vergleichbar?
Selten sind die, welche ihr Wesen dem innigen Gefühl ihrer erhabenen Beziehung aus ihren Urgrund erschließen. Und nur diese Menschenklasse kann das Feuer aus dem Worte gewinnen.
Wie der Prophet, beginne jeden Tag mit Ausrodung der Sünder auf Erden, mit Vernichtung aller Frevler in der Stadt des Herrn!
Der erste Grad der Weisheit ist die Furcht Gottes, der zweite der Durst nach allen Tugenden, der dritte die allgemeine und besondere Menschenliebe, der Vierte die Liebe zum höchsten Wesen und zu seinem Geiste.
Dadurch gelangen wir dazu, seines Wortes Feuer leuchten zu lassen. Sollte die Erfüllung eines so großen Werks von sorgfältigem Schmuck unserer Worte abhängen?
143.
Stürme bewegen die Bäume, schütteln ihre Äste gegen einander und verjagen so die Insekten und alle schädlichen Tiere, welche den Keim angestochen, und ihr Fruchtbringen gehindert hätten.
So entreißt uns das Gesetz der Zeit und die Erschütterungen unseres stürmischen Gebiets wechselseitig alles Fremde und unserem wahren Wachstum Schädliche.
David, du warst von diesen Wahrheiten durchdrungen, als du Simei‘s Fluch ertrugst und Abisai hindertest, ihm das Leben zu nehmen.
Vielleicht, sprachst du, sieht der Herr auf meine Betrübnis, und segnet mich für den Fluch, der mir heute ward.
Es gibt noch einen bittereren Kelch, den wir für Andere und für das grenzenlose Übel leeren. Seiner Bestandteile und Eigenschaften Kenntnis ist über uns.
Denn dieser allgemeine Zentralkelch fällt auf unseren Urgrund und Mittelpunkt, wie er auch vom höchsten Mittelpunkt oder dem lebendigen Brennpunkt der Liebe und Huld ausgeht.
Wer du auch seist, klage nicht, wenn du diesen Kelch trinkest! Es gibt eine Traurigkeit, die zum Tode führt, es ist die Traurigkeit der Welt und der Torheit, aber eine andere führt zum Leben, die Traurigkeit der Weisheit und Wahrheit.
Welche Mutter freute sich nicht und vergäße nicht alle ihre Schmerzen, wenn sie einen Menschen zur Welt gebracht?
144.
Wenn das Schwert des Herrn in uns den alten Drachen erlegt hat, dann erweitert es Israels Gezelte.
Öffnen wir unsere Seele dem Schwerte des Herrn! Es soll dieser fremden Völker von uns ausscheiden. Sonst bleiben wir immer Unbeschnittene.
O wie furchtbar groß ist der Mensch, wenn seine Einheit gekommen ist! Warum würde er denn auch mit einem so lebendigen Gefühl seiner Überlegenheit über die ganze Natur geboren?
Banne doch alle Furcht und Zweifel über deine Allmacht, wenn du erst wiedergeboren bist. Was ihr auf Erden bindet, wird im Himmel gebunden sein.
Aber Niemand gelangt zu mir, wenn mein Vater, der mich gesandt, ihn nicht anzieht. Es gibt also notwendige Auserwählte. Hätte der Mensch nicht alle Urbilder des Guten und Bösen vor Augen, wie möchte er doch erkennen und wählen?
Weh dem, der mit seinen Gedanken auf die allgemeine Zufälligkeit geriete! All dieser Urbilder sind nur sehr wenig; die dazwischenliegende Klasse ist mit mehr, oder minder freien Wesen bevölkert.
Unstreitig lässt die Weisheit den auserwählten Gerechten Verdienst genug, um sie ohne launische Willkür zu belohnen, den erwählten Frevlern aber Unrecht genug, sie ohne Ungerechtigkeit und Grausamkeit zu bestrafen.
Gott wäre ja nicht König des Ruhms und des Friedens, wäre er nicht König der Gerechtigkeit.
145.
Willst du die Unterweisung der Religion nützen und brauchen, bleibe unterhalb, du musst da leidend sein.
Willst du aber ihren Sinn und Ursprung durch Nachdenken und Überlegung ausmitteln, schwebe darüber; da musst du tätig sein. Des Menschen Sohn ist auch Herr des Shabbats.
Das Geheimnis ist, bald Herz, bald Geist zu brauchen, nachdem es nötig ist.
Ist dein Geist befriedigt? Nun so öffne dein Herz! Du kannst dich seinen Regungen ohne kindische Schwäche überlassen.
Ist dein Herz befriedigt? Nun so öffne die Augen deines Geistes! Schwebe auf den Schwingen der Vernunft! Sie wird dir selbst die wahren Schätze entdecken, welche allein all deine Bedürfnisse stillen können.
146.
Hätte der Mensch nicht verabsäumt, über die Gesetze des Herrn nachzudenken und jene erhabenen Gegenstände des Denkens zu betrachten, nie hätte das Übel bis zu ihm dringen können. Und noch jetzt, wenn er sein Herz der Unbill verschlösse, fände es keinen Weg, in die Welt sich einzuschleichen!
Hier lernt das so unermessliche, als schreckliche Geheimnis! Du, o Menschenherz, bist es einzig, durch welches der Strom der Lüge und des Todes täglich in die Welt eindringt.
Du allein bist die Schlucht, aus welcher die giftige Schlange ihr hochmütiges Haupt erhebt, und wodurch ihre Augen selbst einiges elementarische Licht genießen, denn ihr Gefängnis ist weit unter dem unseren.
Da hervor spritzt sie, das uns umgebende Gute entdeckend, ihr Gift auf die heilsamen Pflanzen, die uns zur Nahrung und Heilung vergönnt wurden.
Die Schranke des Unbills ist dem Unbill selbst gleich geworden. Der Mensch sprach zu der Finsternis: Geh frei ein, ich habe meinen Wachen befohlen, dir den Ein gang nicht zu wehren. Folge mir, sieh und lerne alles kennen, was du willst! Hier ist mein Zepter, meine Krone, mein Schatz.
Mit Einem Blick überschaute der Feind all diese Wunder, verwendete sie dann zur Förderung seines Reichs, da sie doch nur zur Förderung des Reichs der Wahrheit dienen sollten. Er gebrauchte sie nur, um die jungfräuliche Erde in ein Feld des Unbills und Giftes umzuwandeln.
Menschenherz, werden wohl Jahrhunderte hinreichen, dir den fremden Sauerteig zu entreißen, der dich ansteckt? Begreifst du die schmerzlichen und zerreißenden Anstrengungen der Sterblichen, diesen Samen des Todes auszuspeien?
Lasst uns weinen über das Menschenherz! Es sollte die Finsternis und das Böse hindern und ist nun Licht des Greuls und Führer des Irrtums geworden. Lasst uns weinen, damit das Böse alle Eingänge verschlossen finde, und blind in der dichten Nacht seiner finsteren Höhlen umirren müsse!
147.
Gott hat mich mit seiner Macht umgeben, wie Schanzen vor den Festungen aufgeworfen sind.
Warum sollte ich den Lauf meines Denkens hemmen, wenn er es nährt, und ihm die reißende Schnelligkeit der Flüsse gibt? Unserer, nicht fremder Gedanken bedürfen wir.
Grundpfeiler des Werks, euch sollen meine Augen beschauen, ihr sollt der Gegenstand meiner Freude und Bewunderung sein. Ihr habt den Völkern der Erde Licht gegeben.
Ihr öffnet unaufhörlich die Pforte des Heils allen, die beim Ausgang aus diesem Lande Israels Pfade wandeln. Ihr führt am Ende der Zeiten alle, welche in die heiligen Hallen einziehen.
Immer habt ihr das Auge offen für einige Gegenden der Menschheit, und, welche das Gesetz der Weisheit euren Blicken noch entzieht, die wahrt ihr vor durchgängiger Finsternis, indem ihr ihnen vermittelnde Gestirne sendet, welche ihnen euer Licht zurückstrahlen.
O wer vergönnt mir diese hohen Pfeiler zu umarmen, und die ganze Schönheit ihrer Verhältnisse zu fassen! Ihre Sockel ruhen auf dem Lande der Lebendigen, ihre Gipfel sind mit Geistesstrahlen bekränzt, sie erheben sich bis zur Tempelwölbung.
Erhebt euch, Menschenseelen, erhebt euch in der Einheit! Verlasst nicht Winkelmaß und Richtscheit, bis ihr Säulen geworden seid, und euer Haupt im Himmel sich birgt!
Ihr werdet dieselben Werke tun, wie der Mittler, und noch größere; denn er wirkte damals nur durch seine Macht, und seit er zu seinem Vater aufgefahren, könnt ihr mit seiner und des Geistes Macht wirken.
148.
Wohin versetzt ihr den Menschen, ihr Menschengesetze, wenn er gegen die Ehre fehlte? Verweist ihr ihn nicht zu den Ehrlosen?
Warum wäre denn also der Mensch unter die wortlosen Dinge gestellt, wenn er nicht eben im Worte gesündigt hätte.
Dazu hat Amos gesagt: Sie Werden umhergehen, hierhin und dahin, des Herrn Wort zu suchen und werden es nicht finden.
Aber in der bezeichneten Zeit hat die göttliche Güte das allwaltende Wort gesendet, damit es uns zu Schutzgeleite diente.
Das Gesetz der Gerechtigkeit war groß, herrlich, ganz und tröstlich; denn es kam eben auch aus dem Leben; wer möchte es aber dem Gesetz der Gnade vergleichen, dessen Milde so groß ist, dass Niemand seine Höhe, Breite und Tiefe ermessen kann?
Und doch ist dieses Gesetz der Gnade immer nur das zweite. Welche Freude wird es nun sein, wenn wir im Gesetz des Vaters, oder im dritten sein werden, das die Erfüllung des Worts und seiner Vollen Wirksamkeit sehn wird!
Denn alles ist Wort. Laufen nicht die Menschen unaufhörlich nach seinem Bilde, sein Ansehen auf alle Weise wieder suchend? Zeugen nicht auch ihre Unterhaltungen für die Wahrheit? Lasset da nie das Wort fallen!
149.
Sie haben den Urgrund unserer Ideen mit den Sinnen vermischt, die doch nur seine Organe sind. Sie wollten, dass die Leiblichkeit dächte, da doch ihre Gegenwart, weit entfernt zum menschlichen Denken nötig zu sein, es nicht einmal für die Empfindung ist, weil er diese an Gliedern erfährt, die er nicht mehr hat.
Die Leiblichkeit, wollten sie, sollte uns die Idee von Gott geben, da sie doch nicht nur sie nicht besitzt, sondern auch nicht die Idee vom Geiste hat.
Sie sagten, sie wären die Väter des Geistes ihrer Kinder, als ob das notwendige Zusammentreffen zweier den Gesetzen der Leiblichkeit untergeordneten Wesen nicht der Idee der Hervorbringung eines einfachen Wesens widerspräche!
Sie wollten die Welt aus Vereinigungen der Einheit entstehen lassen, da doch nur eine Einheit ist, und man sie mit nichts verbinden kann.
Der Täuschung und dem Schrecken haben sie alle vernünftige und geoffenbarte Ideen, welche die ganze Erde erfüllen, zugeschrieben, da doch, nach ihnen, nichts in unsere Vernunft kommen kann, was nicht in unseren Sinnen gewesen, und, wenn mithin diese Dinge in der Vernunft des Menschen sind, auch erwiesen ist, dass sie Vorher seine Sinne müssen eingesprochen haben.
Sie wollten nicht beten, weil sie, mit der Leiblichkeit sich einend, sich endlich nicht freier und mächtiger fühlten, als diese.
Sie haben alle Zahlengesetze verwirrt, indem sie für Wurzel hielten, was nur Potenz war, und wiederum nur für Potenz nehmen mochten, was Wurzel ist.
Sie haben sich für Urheber des Worts gehalten, weil sie unter sich die Sprachen aus ihren Trümmern wechselseitig entstehen sahen.
Sie haben nicht geahndet, warum in den Hervorbringungen ihres Genius sie es so vorteilhaft fanden, alle sittliche Eigenschaften, so gute, wie böse, und selbst alle physische Wesen mit Persönlichkeit zu bekleiden.
Sie haben die Dichtkunst entehrt, und unserer Vernunft gespottet, da sie angeblich von Musen begeistert schienen und ihre Begeisterung doch nur vom Gedächtnis, oder von Umgebungen ausging, die wir so gut, als sie, beobachten können.
Es ist, als wollten sie alle Ernten verwüsten, welche sie ernähren sollen, und nur das verderbliche Gift anbauen.
O Wahrheit, hier wiederhole, was du Esaias über die Frevler unter den Hebräern sagen ließest: Was soll man weiter an euch schlagen? Dies Volk ist Wunde vom Haupte bis zu den Fußsohlen. Nicht eine gesunde Stelle ist, wo die Zuchtrute fühlbar werden könnte. (Es 1,5f)
150.
Ich will nicht weiter die Natur des Urverbrechens zu entdecken suchen. Der Mittler hat mich sie kennen gelehrt. Liebt einander, so dass ihr euer Leben lasset für eure Brüder! Seid eins mit ihm, wie er es ist mit seinem Vater!
Dies Wesen kam, nur um die Masse von Unbill aufzuwiegen. Es zeigt uns das Gewicht ganz gleich, nur in den Bestandteilen verwandelt. Wenn des Gewicht, welches der Mittler brachte, Einheit und Nächstenliebe ist, so ist das, welches er aufwiegen will, Trennung und Selbstliebe.
Du liebtest nur dich, Urgrund des Unbills. Du hörtest auf in der Einheit zu lieben, und seitdem sind deine Fähigkeiten verkehrt worden, obwohl dein Wesen unverderblich ist.
Manichäer, glaubt nicht länger an die Notwendigkeit zweier mitewiger Urgründe. Bei jedem Schritt irrt ihr, wenn ihr nicht ein freies, von einem notwendigen Wesen hervorgebrachtes Wesen anerkennt.
Lasst uns die Größe des Menschen preisen, um dessen willen ein Werk errichtet worden, wie keines in Israel!
Weil Gott das Ziel des Menschen im Himmel ist, so ward der Mensch das Ziel Gottes auf Erden. Woher lernen wir diese Wahrheit? Folgt nur mit der Vernunft dem Laufe seiner Wirkungen.
Nur dann waren sie vollständig, als er bis in die Tiefe des Menschenherzens eingedrungen war. Unsere Wirkungen werden nur dann vollständig sein, wenn wir durch Liebe bis in die Tiefe des Gottesherzens gedrungen.
151.
Multipliziert eine tote Potenz, wie die Materie, und ihr schwächt sie. Aber die lebendige Potenz, zu welcher Stufe ihr sie erhebt, bleibt immer unberührt und offenbart umso mehr ihre Wirksamkeit.
Rechnungsgesetze, ihr seid Bild der lebendigen Dinge! Die zeugende Grundzahl aller Zahlpotenzen erleidet immer eine Veränderung, wiewohl sie die Unermesslichkeit von Wesen hervorbringt.
Sind wir nicht geneigt, alles zu messen, zu wägen, zu berechnen? Sind wir nicht geeignet, im Unendlichen zu schwimmen, weil darin geboren? Wenn wir einige Tugenden erworben und genossen, können wir nicht neue erwerben und genießen?
Und zwar ohne Ziel, ohne Ende, wie die Zahlen, wie der Ewige, der immer neu ist, immer sich neu aus seinem Wesen gebiert, und doch immer derselbe ist in seiner lebendigen und belebenden Tatkraft.
Das Gewicht, oder das Volle findet sich in den Prinzipien und der Wirksamkeit jedes Gebietes. Das Maß ist in die Zeit verstreuet, und die Zahl giert, wie Feuer, in den Keimen aller Wesen.
Gäb es wohl ein Gewicht, ein Maß und eine Zahl für das Böse? Das könnte doch nur ein unvollständiges Gewicht, ein falsches Maß, eine ungewisse Zahl sein. Außerdem hätte das Böse ein sicheres Mittel, das Gute zu besiegen, oder mindestens es zu bekämpfen und sich ihm gleich zu setzen.
Mensch, wiege dich mit deinen Werken, miß dich nach den Graden deiner Wiederversöhnung, zähle dich nach der Lebendigkeit deines Glaubens und deiner Liebesinbrunst!
Hoffe nichts, wenn du dein Herz nicht vergöttlicht hast! Also sprich von Weisheit immer nur zu denen, die sie schon suchten! Die welchen sie entbehrlich schien, sind dazu nicht geeignet.
152.
Beständige, wandelbare, zusammengesetzte Einheit – das sind die drei Vierzahlen, welche die Gesamtheit der Wesen umfassen.
Darum führt alles, was Dasein erhielt, das Gepräge des ersten Wesens, und das Bild jegliches Urgrunds ist immer nah an diesem Urgrund, ihn darzustellen.
Mächtiger Gott, wer könnte deine Glorie anschauen, wenn du dich nicht in Geister verhülltest, die dein Bild sind?
Dein Diener Moses sah sie, diese Mächte, die dich begleiten, dir folgen und nachtreten. Denn ist das nicht der Sinn des Worts Acharim, das in der Urschrift gebraucht wird?
Findet nicht die Vernunft einen Halt in dem Gemälde dieser Mächte, denen du vorausgehest, die von dir ausgehen, und dir nachtreten?
Was soll man dann denken von jenen kalten Übertragungen, die uns die Art, wie Moses
Gott sah, so lächerlich darstellen? Es gibt nur ein ursprüngliches Wort. Darum müsste die wahre Ableitung alles erklären.
Weisheit, entschuldige ihre Unwissenheit und erweise ihnen die Wahrheit schon auf dieser Welt! Im Leben gibt es immer einen Augenblick, wo der Mensch sie erblickt, diese Wahrheit, nicht bloß mit dem Herzen, sondern mit den Augen.
Wohl dem, dem du vergönnest, ihn zu benützen! Ihm wird die Wissenschaft unnütz. Sehen wir nicht überall Kraft, ja gleichsam eine hartnäckige Macht?
Das macht, weil alles lebendig ist, selbst das Tote, und hier zeigt sich, wie viel älter das
Reich der Einheit, als das der Verwirrung ist.
153.
Die Wissenschaft ist rasch, wie die Zeit, wandelbar, wie Proteus beweglich, wie der Geist.
Was dürft ihr also hoffen, ihr Gelehrten, die ihr behauptet, ihre Denkmäler zu erläutern?
Würde wohl für eine folgende Epoche passen, was ihr für die erste entdeckt?
Kircher wollte die ägyptischen Hieroglyphen und die Isistafel erklären. Was hat er uns nun gelehrt?
Sind diese Denkmäler Frucht der Weisheit, so forscht gleich anfangs, was Weisheit sei, um ihren Zusammenhang mit jenen zu entdecken! Aber verfolgt diesen wahren Begriff von Weisheit nicht auf die gewöhnliche Weise; sie hat ihn noch nicht getroffen.
Sind diese Denkmäler Früchte des Ehrgeizes, der Unwissenheit, der Untreue, so verdienen sie nur eure Verachtung.
Unglückliche Menschen! scheint es doch, als wolltet ihr für die Dinge nur eine Erklärung finden, um euch der wahren zu überheben. Wie lange werdet ihr wider den Stachel lecken?
Eure Wissenschaften, eure Büchereien sind für den Menschengeist, was die Pharmazie für seinen Körper. Beide zeugen nur gegen seine Einsicht, Gesundheit und Kraft.
Zuweilen dienen sie, seine Übel zu mildern, öfter noch, sie tödlich zu mehren, selten sie zu heilen, nie aber ihn unverwundbar zu machen.
Schreibe immerhin ein jeder, wenn er will! Das mag seinen Geist bilden helfen. Nur aber lese Niemand! Das dient fast immer nur, ihn zu verbilden.
Besonders, wenn die Schriftsteller, gieriger nach unserem Beifall, als unserer Förderung, unserem Denken Anstrengung ersparen wollen, und, um über uns zu herrschen, es nur in der Kindheit zu erhalten trachten, und seine Kräfte unentwickelt lassen.
O heilige Wahrheit! Was bist du unter den Menschen geworden? Bist du nicht der Tempel, von welchem der Heiland sagte, es werde kein Stein auf dem anderen bleiben?
154.
Rechts zum Nachen hinaus werft die Netze, wenn ihr Nahrung finden wollet! Begnügt euch nicht, den Menschen in den Teich zu tauchen! Alle Wasser des Lebens der Wahrheit und des Weges lasst in ihn eindringen und in ununterbrochener Folge!
Sie werden auf und ab in ihm steigen, wie einst auf der Jakobsleiter. Durch ihre Tritte werden sie den Weg ebnen, und der Sieger wird im Gepränge einziehen auf dem Wege, den sein Heereszug ihm bereitete.
Betrachten wir nun den Menschen, der so aus dem Teiche hervorgegangen! Mit Kleidern, glänzender, als die Sonne, wird man ihn wieder bekleiden; er wird den Leibrock der Gerechtigkeit anlegen, auf dem Haupt die Tiara tragen und das Schwert fassen, zum Kampf gegen die Feinde des Herrn.
Seinen Ruhm wird er dareinsetzen, die Gefangenen zu befreien und die Elemente und den schuldigen Menschen zu reinigen. Darum werden die Fischer, wenn sie nach seinem Befehl das Netz zur rechten geworfen haben, hundert drei und fünfzig starke Fische fangen.
Weh dem, der, aufgehellt im Geist, geläutert im Teiche, zu Fehlern, unwürdig des Geistes, sich verleiten lässt! Dies heißt, sich geistig beflecken, das Leben dem Tod unterwerfen, dem Leben den Tod geben.
Dann wird er lange vor dem Geist herwandeln müssen, statt dass sonst der Geist vor ihm herwandelte.
155.
Was ist der Gedanke des Geistes des Herrn? Die Menschenseele, dies unsterbliche Wesen, worin alle Strahlen der Gottheit sich sammeln.
Was ist der Gedanke der tätigen und schöpferischen Naturmächte? Die Tierseele, dieses Wesen des Augenblicks, im welchen einstimmig alle zeugenden, empfindenden und pflanzlichen Mächte wirken.
Was ist der Gedanke der unsterblichen Menschenseele! Der glorreiche Wagen, auf welchem sie ruht, den sie mit ihrem Feuer beseelen sollte, auf dem sie dereinst in Glorie schweben soll.
Was ist der Gedanke der Tierseele? Der irdische Leib, dies gemischte, zersetztbare Erzeugnis; weil doch die verschiedenen Grundkräfte, die ihn aufbauen, auch ihre Wirkung teilen und aufheben können, sobald das sie bindende Zentrum sich zurückzieht.
Was ist der Gedanke des glorreichen Wagens, worauf die unsterbliche Menschenseele ruht? Eine Lebenswirkung, weil er auf einer Progression beruht, die von einfachen Wirksamkeiten immer in einfachen Wirksamkeiten fortgeht.
Was ist der Gedanke des irdischen Leibes? Eine Todeswirkung: weil er an einer nicht einfachen Wurzel hanget, und je weiter sich seine Ergebnisse fortpflanzen, desto mehr sie sich teilen und schwächen.
Und durch diese zerstörbaren, gebrechlichen Ritzen fürchtet doch Wahrheit, Liebe, Licht und Leben nicht, einzudringen.
Menschengedanke, fass alle Welten, alle Geister, das Gewicht alles dessen, was je Dasein empfing, zusammen, und nie wirst du doch damit die Liebe deines Gottes aufwiegen.
156.
Ich habe ein großes Gemälde zu beschauen. Der Mittler verklärte sich vor dreien seiner Auserwählten.
Vor ihnen entwickelte er den Keim des Urmenschen. Sie ließ er den Glanz jener glorreichen Form erkennen, womit wir alle bekleidet wären, wären wir unserem Ursprung treu geblieben; ihnen zeigte er das Ziel
Waren die Menschen williger gewesen, in die Wahrheit zurückzugehen, hätte sich nicht die ganze Menschheit unter das Joch der Leiblichkeit und Finsternis begeben, so wäre diese glorreiche Form in ihrem Glanze geblieben und hätte den Menschen durch ihre Anziehungskraft wieder gehoben.
Aber die Schwere des Verbrechens zog sie wieder in ihre dichte Hülle zurück, und sie musste aufs neue mit Gewalt daraus hervorgehen, weil sie vergebens durch Liebeshuld herausgezogen war.
Die Erde bebte nicht bei dieser Verklärung, der Himmel verdunkelte sich nicht, die Toten gingen nicht aus ihren Gräbern hervor, und wandelten nicht in den Straßen Jerusalems, die Einwohner zu schrecken.
Nur die Liebe, der letzte Versuch der Liebe, wollte nochmals sehen, ob sie der Gerechtigkeit überhoben sein könnte.
Jerusalem, Jerusalem, wie oft habe ich deine Kinder sammeln wollen, wie eine Henne ihre Kücklein sammelt unter ihre Flügel, und du hast nicht gewollt!
157.
Was baut der Mensch hienieden dem Blick, außer Verbrechen, Besudelung, schnöde Nachlässigkeit?
Welch ein Pfuhl ist sein Aufenthalt? Welche Grausamkeit in seiner Art, Gott seiner Wohltaten zu lohnen! Welch unaufhörlicher Seelenselbstmord ist sein Betragen!
O Mensch, möchte doch die Hand des Höchsten dich dieser Schleuse, diesem stets offenen Abgrunde entreißen! Statt Licht und Leben über deine Mitmenschen zu verbreiten, kannst du dich nicht einmal vor Finsternis und Tod schützen.
Gott des Friedens, warum, wenn wir uns dem Gebet ergeben, fühlen wir das Verbrechen und all seine Spuren so fern von uns? Nicht, weil du barmherzig genug bist, ihrer nicht mehr zu gedenken?
Nicht, weil das Auge deiner liebe, sobald es auf uns fällt, zugleich Leben in uns bringt, Leben, welches den Tod selbst wiedergebären kann?
Was wir auch verbrochen haben mögen, lasst uns nie an Heilung verzweifeln, wenn wir nur uns entschließen, darum zu bitten! Unsere Demut, unsere Reue helfen den Ruhm und die Zärtlichkeit unseres himmlischen Vaters entwickeln, und dies sind seine höchsten Eigenschaften.
Ohne das Bekenntnis unsere Fehler ist die Strafe nicht mehr gerecht, sie wird wilde Grausamkeit. Ohne das Bekenntnis unserer Fehler ist Verzeihung nicht mehr Gnade, sondern gleicht mehr einer Laune.
Nach dem ersten Verbrechen wendete sich der Mensch gerade an Gott, nach dem zweiten konnte er sich nur an den Geist wenden.
Wenn sie unter den Geist herabsinken, so würden auch Steine bereit sein, das Geständnis ihrer Verbrechen zu vernehmen. Hat nicht von ihnen der Herr gesagt, er könnte daraus auch wohl für Abraham Kinder erwecken?
Überall steht der Friedensweg dem Menschen offen; er begleitet ihn selbst in alle Abgründe worein er sich stürzt; und ihr möchtet eine besondere Religion machen, als ob die wahre nicht die gesamte aller Völker wäre!
158.
Welches Gemälde stellt uns die leibliche Natur aus? Substanzen im Keimen, Substanzen im Blühen, Substanzen im Hervorbringe.
Welches sind die Mittel des Menschenverkehrs? Schrift, wenn sie getrennt sind; das Wort, wenn sie sich vernehmen können; die Handlung, wenn sie sich sehen.
Warum sollte der Freund, der sie uns gibt, die Denkkraft, nicht all diesen Fortschreitungen folgen? Warum nicht Substanzen im Keimen, im Blühen, im Hervorbringen enthalten?
Alles in den Werken des Denkens ist Gemälde. Es stellt sich uns immer nur unter einer sinnlichen Gestalt dar, weil in der Quelle, die es hervorbringt, alles vollständig ist.
Diese sinnliche Gestalt ist die Schrift. Aber man schreibt einander nur, wenn man getrennt ist. Das sind die Substanzen im Keimen. Können wir die Menschenstimme nicht mitten in Finsternis, ohne sie zu sehen, vernehmen? Das sind die Substanzen im Blühen.
Aber es gibt einen dritten Grad; wir sehen die Menschen handeln und wirken, wenn sie uns nahe sind und das Licht sie erleuchtet. Das sind die Substanzen und Hervorbringungen.
Mithin ist es wahr, dass man an Menschen schreibt, mit ihnen spricht, vor ihnen handelt, obwohl sie es so wenig bemerken, wie es wahr ist, dass all diese Dinge leiblich vor Kindern vorgehen, die es eben auch nicht mehr bemerken.
O Wahrheit, wer könnte etwas anderes lieben, als dich!
159.
In geweihten und zu heiligen Gebräuchen bestimmten scheint eine unsichtbare Macht zu wohnen, von einem wirksamen und heilsamen Charakter, den sie allen Wesen, die sich in diesem Bereich befinden, ausdrückt.
Fühlt ihr da nicht eure Leidenschaften beruhigt, euren Geist aufgehellt, euer Herz wieder erwärmt? Die Dinge dieser Weit versinken da in ihr Nichts. Die Strahlen der Wahrheit erfüllen uns da mit lebendigem Licht und unaussprechlicher Freude.
Fühlt ihr nicht, wie ihr, selbst beim Herausgehen, die Menschen beklagt, und mehr gestimmt seid, sie zu lieben, da ihr beim Eintritt vielleicht sie im Herzen zerrisset und hasstet?
Das macht, weil das Gebet in jenen Freistätten wohnt, und, trotz dem Frevel der Menschen stärker ist, als ihre Befleckung. Das macht, weil es immer die Luft daselbst reinigt, und ihr der Reinheit teilhaftig werdet, sobald ihr nur ihnen naht.
Wie ausgezeichnet ein Genius sei, selbst im Geistigen, er kann sich nur aufrechthalten, so lange er sich mit Frömmigkeit gattet.
Ist denn der Gedanke nicht erhaben genug für ihn, fühlen und aussprechen zu können, dass Gott unser Vater ist, und dass wir mit diesem einzigen Worte die ganze Menschenfamilie adeln, indem wir all ihre Glieder durch Bande der Liebe und Verbrüderung vereinen?
Ist der Gedanke nicht erhaben genug für ihn, zu fühlen, dass er diesen Namen Vater nicht vor seinem Gott aussprechen darf, wenn ein Mensch ist, dessen Freund und Bruder er nicht ist?
Betet, betet, bis ihr in euch das Gelüst nach diesem Genuss spüret! Das ist das Leben eures Seins.
Brecht hervor, ihr göttlichen, wie vom Gebet getriebenen Zweige! Beschattet die Steige, die zum Tempel des Herrn führen, damit die Völker erkennen, dass die Wege zum Herrn über alle unsere Vorstellungen sanft sind!
160.
Was nur vom Menschen geboren wird, wird vor unserem innersten Gerichtshof verdammt. Meine Bewunderung sucht überall, in meinen Mitmenschen, wie in mir, etwas Höheres, als meine Art; Und wie auch der Schlüssel zu einer Macht sein möge, ich achte ihn nicht mehr, sobald ich seiner mich zu bemächtigen Aussicht habe.
Unglückliche Menschheit, bedarfst du solcher Mittel, dir das Dasein einer höheren Macht, als du, und deiner eigenen Unsterblichkeit zu beweisen? Nein, dahin reichen deine ursprünglichen Zweifel nicht; nur auf Zweck, Gesetz und Bestimmung dieser beiden führen sie.
Nur nachdem du umsonst an ihnen ein Verhältnis zu bestimmen gesucht, hast du auch der Überzeugung von ihrem Dasein dich entschlagen. Es gibt keinen Menschen, in welchem nicht
Materialismus und Atheismus Mutterideen wären.
Beide sind in ihm nur abgeleitete Ideen, um jene eine Grundwahrheit vermindert, die er anfangs mit Gefälligkeit anschaute, dann aber sich fernab kommen ließ, weil er sie zu ergreifen verzweifelte;
Die ihm aber gleichwohl so natürlich ist, dass er sie immer im Stillen betrauert, und dass nichts, selbst die Tugend nicht, sie in seinem Herzen ersetzen kann.
Was haben die Menschen getan, zur Erkenntnis dieser zwei Wesen zu gelangen? Sie wollten nach einem analytischen Gesetz mit dem verfahren, was einfach ist. Sie wollten das Denken wie zusammengesetzte Gegenstände behandeln.
Sie nahmen das Messer und versuchten den Beweis der Vernunft, wie der Anatom den Beweis der Tiere.
Aber ist nicht die Hand des Anatomen eine Mörderhand? Und ist nicht die kleinste Handlung, die er, die Körper zu erkennen, übt, eine Zerstörung?
Geistige Natur des Menschen, als sie dich so mit jenem verderblichen Werkzeug zerschnitten, konntest du dich da wohl lebendig zeigen, wie du es immer in deinem Ganzen bist?
Nein, nur vereinzelte entstellte Teile zeigtest du, die man in Grüfte verscharren sollte.
Und auf diesem zertrümmerten Grund, der immer weiter birst, haben sie das Gebäude des Menschen, und des höchsten Schöpfers der Wesen aufgeführt! Gelehrte, vergesst eure Wissenschaften; Sie haben euch die Binde um die Augen gelegt!
161.
Darf ich wohl glauben, mit der Weisheit in Maß (und richtigem Verhältnis) zu stehen, wenn ich meine Rache an einem Menschen, der mich beleidigt, zurückgehalten?
Nicht einmal dann wäre ich es, wenn ich der Hand des Höchsten gedankt hätte, der mir diese Prüfung sendete, wenn ich dem gedankt, der Anlass gewesen, dass ich etwas zu opfern hätte.
Das hieß, einen solchen Menschen um meines Vorteils lieben, und meine Liebe wäre unrein.
Nur dann bin ich einverstanden und im Maß und Verhältnis mit der Weisheit, wenn ich fühle, dass ich diesen Menschen um seinetwillen liebe, dass ich mein Leben für ihn hingeben könnte, und nicht bemerkte, wie weh er mir getan.
Dann, sage ich, habe ich den einzigen Punkt erreicht, der der Ungerechtigkeit zum Gegengewicht dienen kann.
Dies Muster hast du uns gegeben, heiliger, geweihter Mittler, diesem müssen wir folgen; denn alles Übel kommt daher, dass wir auf uns bedacht sind.
Ich will meine Augen nicht immer auf die Übel der Erde richten. Meine Seele möchte so in ihren Schmerz hingerissen versinken, dass sie den Frieden ihres Gottes nicht mehr erkennen, und das Reich des Todes für das ewige Reich der Einheit halten würde.
Aber auch nicht immer zum Himmel will ich meine Augen erheben. Meine Wonne möchte so lebendig und überschwänglich sein, dass meine Seele vergäße, dass es Übel gibt, und dass ich den Schmerzen meiner Brüder mich entfremdete.
Wozu haben wir denn das Wissen des Guten und Bösen? Wir können uns diesem Urteil der Gerechtigkeit nicht entziehen. Wir könnten hienieden die reine, stete Freude nicht ertragen.
Selbst das vollkommene Übel würden wir hier ohne Unterbrechung nicht ertragen. Wäre die Sonne immer über unserem Horizont, sie würde uns verzehren. Erschiene sie niemals da, würde unsere Erde bald zur toten Masse werden, wo Unfruchtbarkeit und das Nichts herrschen würden.
162.
Ich selbst habe einen Teil des Erbes, welches du mir so freimildiglich botest, aufgegeben und mir verkümmert. Zahle meine Schuld! Habe ich ihnen weh getan, durch meinen Frevel, tue du ihnen Gutes durch deine Liebe! Ich habe dir nur zu danken und dich um Verzeihung zu bitten.
Bin ich von meinen Übeln geheilt, und habe meine Brüder von ihren geheilt, dann wird der Name des Herrn in mir wieder den goldenen Zweig treiben, und meinem Arme Kraft geben, den Abgrund zu verschließen.
Ihr Helden der Fabel empfingt ja, nach euren Dichtern, eure siegreichen Waffen auch aus den Händen eurer eingebildeten Gottheiten.
Dann werde ich den geweihten Lobgesang anstimmen, den unaufhörlich die Friedensengel in der heiligen Stadt singen, den Lobgesang, dessen Klang von Zabulon bis Juda ertönte, weil der Stern Jakobs die beiden Völker und Königreiche vereinte.
Ach, bliebe der Mensch immer Kind, nie würde das Übel Macht über ihn und sein Denken haben. Friedlich würde er in Weisheit heranwachsen, so hoch und rüstig, wie die Eiche vor anderen Bäumen des Waldes.
Du, treuer Freund, kämpftest dann für ihn, und so zu sagen, ihm unbewusst. Hätte er, sein
Gesetz zu erfüllen, einen unerlässlichen Kampf zu kämpfen, so sähe er das Übel, aber erkennte es nicht in seinem Herzen. Sein Herz wäre immer lauter Unschuld, wenn sein Arm und Wort des Feindes Schrecken wäre.
Heiliges Wort, lasse mich meine Kindheit wiedergewinnen! Denn je mehr sich der Mensch befleckt, desto schwächer wird er, desto eher Beute deiner Widersacher.
163.
Auf dem Giebel jener wunderbaren, mit so viel Aufwand ausgeführten, so prachtvollen Gebäude sah ich die Natur durch die einfachsten Erzeugnisse den Menschen demütigen.
Auf jenen Früchten der Hoffahrt sah ich sie einen Grashalm, das leichteste Moos hervorbringen, und damit allein alle Werke und allen Stolz des Menschen vernichten.
Die Lilie ist herrlicher gekleidet, als Salomo in seiner ganzen Pracht. O Mensch, wann werden dir die Augen aufgehen über diese kindischen Wunder deiner Hände?
Du kannst doch nur umsetzen und umstellen, da die Werke der Natur stete Schöpfungen sind. Überall verfolgt sie ihr Werk, und nie bemerkt sie das deine.
Was kümmert es sie, dass du alle Substanzen umsetzest? Ist die Perle, ist der Diamant darum nun prächtiger, weil sie ihre Stätte verlassen und auf eine Königsbinde gesetzt sind?
Wenn nur noch in diesen Bräuchen und Herkömmlichkeiten der Üppigkeit deine Vernunft Spuren dessen erblickte, war einst der Mann der Wahrheit erwartet!
Wenn du dich noch erhöbest zu der Idee jener prachtvollen Tempel, welche der Mann des Friedens in künftigen Jahrhunderten bewohnen, wo ein Gold reiner, als dies irdische, Edelsteine, durchsichtiger als Diamant, gleichsam ewige Zeichen seiner Glorie und seiner Tugenden sein werden!
Erwache, ergreife wieder die Rechte deiner Erhabenheit über die Natur, und deine gebrechlichen Werke werden verschwinden und die Wunder der ganzen Welt zusammen werden nicht einem deiner wahrhaften Werke gleichen! Kannst du nicht unter den Augen deines Gottes wirken?
Verharre die Natur in ihrer Schweigsamkeit und Stille, sie weiß ja nicht einmal, dass ein Gott ist. Blind vollzieht sie seine Befehle, sie hat weder Gedächtnis, noch Bewusstsein dessen, was sie wirkt.
164.
Wer die Erde im Großen und in ihrer Unordnung überschaut, wird furchtbare Zeichen der Macht ihres Urhebers erblicken.
Wer hat diese ungeheuren Felsmassen aufgetürmt, von welchen der Erdball starrt, und wo alle Gesetze bei Gleichgewichts und der Schwere vergessen scheinen?
Wer weht diese unheilbringenden Unwetter heran, die bald ganze Gegenden verwüsten, bald aus dem Meere wandelnde Berge hervorheben, und tiefere, furchtbarere Abgründe aufwühlen, als auf der Erde gefunden werden?
Wer hat jene Feuerpfuhle entzündet, die unseren traurigen Wohnort verzehren und erschüttern?
Unbesonnener, nur du wirst da nicht die ergreifenden Spuren einer vormaligen Rache, und die noch sprechenden Taten einer erzürnten Macht erblicken!
Nur aus Mitleid mit dir zeigt sie dir nur noch Spuren; sehen will sie, ob du bei diesem Schauspiel von selbst zu ihr wiederkehren, und ihr huldigen möchtest.
Anders behandeln sie weiland die Übertreter; Auf sie schleuderte sie Blitze, zerschmetterte sie mit ihrer schweren Zorngeißel. Du erscheinst nur am Morgen nach der Schlacht aus der Walstatt, aber immer noch früh genug, um zu sehen, wie schrecklich sie war.
O meine Augen, betrachtet die Natur von ihrer glänzenden zauberischen Seite, seht darin nicht mehr diese schauderhafte Gerechtigkeit!
Dringt ein in das Verständnis jenes allgemeinen Emblems; es ward nur gegeben, um verstanden zu werden!
Der Urheber der Dinge hat das Weltall mit seinem Namen umhüllt, er hat in jeglicher Gegend einen Auszug aus diesem mächtigen Namen aufgestellt, um da zu wohnen und eine durch die andere im Gleichgewicht zu halten.
So schwebt das Weltall über Abgründen, weil es an den Strahlen des Namens des Herrn aufgehängt ist, und alle Strahlen dieses Namens an sich lebendig sind, wie er.
Darum können sie dem verirrten Wanderer zu Führern dienen, weil kein Punkt im Raume ist, wo er nicht ein Licht, lebendig wie das Wort, finden könnte.
Vater der Menschen, wie unendlich sind deine Wunder und Weisheit! Alles muss zu dir zurückführen; Wenn nicht um dich zu lieben, doch um in Bewunderung niederzustürzen vor deiner Macht.
165.
Die Mittelzeit war die Mitte, zwischen Gerechtigkeit und Erbarmung. Auch verkündigt uns Paulus nach Habakuk, dass die Mittelzeit die auserwählte war.
Nicht vor den Augen sollen wir suchen den Geist zu haben. Unser Herz ist seine wahre Wohnung; Denn das Menschenherz ist auch die auserwählte Zeit, weil es die Mitte zwischen Licht und Finsternis ist.
Wenn du allein wandelst, Menschenherz, erhebst du dich, verflüchtigest dich, oder weichst dem Stolze. Willst du eitel und nichtig werden, wie der Geizige, der die Zeichen seiner Macht gern betrachtet, weil er leer ist?
Willst du nichtig werden, wie der Üppige, der nur die Grundkräfte der Sinne zu gewältigen trachtet, weniger um ihrer zu genießen, als um sie zu verderben? Die Gewaltsamkeit der Materie und Leidenschaften ist minder sündhaft.
Unser Herz ist unaufhörlich in Geburtswehen. Nur der Geist kann in dieser Arbeit uns unterstützen und glücklich entbinden. Müssen nicht unsere Gedanken kreisen und auf uns zurückkommen, um uns empfindbar zu werden? Wieviel Schranken aber können sie aufhalten und den Kreis durchbrechen!
Hat eine Mutter wohl Freude und vergisst sie ihre Schmerzen, wenn sie das Kind nicht erblickt, dem sie das Leben gab?
Geist, du führst den Menschen zu seinem Ziele, du wachst über die ganze Nachkunft seiner Ideen.
Die Unglücklichen, sie sehen nicht, wie ihre nachgemachten Werke, diese Früchte des bloß menschlichen Denkens, dem Feinde förderlich sind! Hat er nicht ein unverjährbares Recht auf alles, was nicht Wahrheit ist?
Entzieht ihm alle Mittel, und er wird seine Tätigkeit gegen sich selbst wenden, und in seinem Reiche einen inneren Krieg anfangen müssen. Dann könnt ihr in Frieden die auserwählte Zeit erfüllen, und eure Gedanken zu einem glücklichen Ziele führen.
166.
Ihr gesteht also Gelehrte, dass das Erhabene unbestimmbar ist! Ihr säumt ein, dass es uns außer uns setzt; Wider unseren Willen, und, ohne Uns zu sagen, was es ist, begnügt ihr euch, wie Longinus, von den Wegen zu handeln, die dahinführen!
Ihr stellt uns mehrere Arten des Erhabenen dar, führt uns die erhabenen Stellen unserer Dichter an.
Ihr führt uns die Antwort jener Mutter an, der man von Isaaks Opfer sprach: Von einer Mutter hätte Gott dies Opfer nicht verlangt, ohne zu bemerken, dass Isaak, als Kind des Glaubens, nicht mit einem Kinde der Sinne und der Materie vergleichbar war.
Ihr führt uns den Hochsinn jener Krieger an, die beim Anblick des Mausoleums eines großen Heerführers ihre Säbel ziehen und sie an dem Marmor wetzen.
All diese Gemälde bewegen, und setzen uns in Wallung, aber sie unterrichten uns nicht. Wir fühlen das Erhabene, fühlen, wie unabhängig es von uns ist. Warum ist es denn also unmöglich, es zu definieren? Hier ist der Grund:
Das Erhabene ist Gott und alles, was uns mit ihm in Beziehung setzt. Das Erhabene ist Gott, weil Gott das größte und erhabenste der Wesen ist.
Alles, was an seine lebendige, heilige Weisheit rührt, hat über uns eine unwiderstehliche Macht. Alle Tugenden, alle achtungswerteren Gefühle, alle Einsichten des Geistes sind nur Strahlen jener ewigen, unvergänglichen Sonne.
Wenn einer von ihnen uns erwärmt hat in irgendeinem Werk, irgendeiner Tat, so genießen wir die süße Sympathie, welche der Strahl zwischen uns und unserem natürlichen Element wieder weckt.
Das ist die Quelle des Erhabenen, darum können die Menschen es nicht definieren, weil es die Frucht eines Baumes, der größer ist, als sie. Darum bringen auch die, welche an jene großen Verhältnisse nicht glauben, so wenig Erhabenes hervor.
Zweige sind es, die von selbst sich von jenem großen Baume abtrennen; sie sind nicht mehr des zeugenden Saftes teilhaftig, den er allein enthält und mitzuteilen vermag.
Woher kommt es, dass ihr Moses Wort vom Licht, als das erste in der Reihe des Erhabenen anseht?
Weil er, als er es aussprach, fest hielt an jenem großen Baume, von welchem ihr euch trennen möchtet.
Ein andres Wesen beut uns alle Arten des Erhabenen.
Das Erhabene der Vernunft und der Unterscheidungskraft;
Das Erhabene der Milde und Liebe;
Das Erhabene des Heldentums und Mutes;
Das Erhabene der Beredsamkeit und Logik;
Das Erhabene der Heiligkeit und des Gebets;
Das Erhabene der Kraft und Macht;
Das Erhabene der Liebeshuld und Aufopferung.
O Menschenauge, verwirf nicht mehr, ich bitte, jenen lebendigen Quell alles Erhabenen, erwärme dich wieder an dem Anblick seiner Gaben und Tugenden!
167.
Magst du doch immerhin in dir das Irdische, Geistige und Göttliche haben; man könnte sagen, ein Gift, das sich über die Oberfläche deiner ganzen Gattung verbreitet, bezaubere deine Augen und verberge dir die Schönheit und Wahrheit der dich umgebenden Wunder.
Warum sehe ich nur Tod, da doch überall nur Leben ist? Warum muss ich unter Gräbern umirren, da doch das Weltall eine Vorhalle des heiligen Jerusalems ist?
Ihr heiligen Zierden der prächtigen Stadt, entzieht euch nicht länger den Augen der SterbIichen! Ach, dass die Edelsteine aus ihren Klüften brächen, die Metalle sich reinigten und das Tagesgestirn wieder das Weltall verschönte!
Zu welcher Zeit haben die Menschen sich mehr mit den Wissenschaften des Geistes beschäftigt, trotz dem finsteren Reich der falschen Gelehrten?
Zu welcher Zeit waren sehnsüchtige Seelen geneigter, nach dem Tempel zu wallen? und doch erscheint der Tempel noch immer nicht.
Herr, Herr, du allein kennst die Zeiten und Epochen, und nicht nach schwacher Menschenweisheit richtest du deine Werke ein.
Könnte selbst der Jude der Wahrheit, der Zahl und der Vernunft widerstehen, wenn man sie ihm vorstellte?
Aber noch scheint seine Stunde nicht ganz gekommen; Gott selbst hat ihm die Binde um die Augen gelegt, und nur Gott kann sie ihm abnehmen.
Trauet nicht allen Stimmen, die euch ansprechen! Sie können aus euch hervorgehen, in euch sprechen, und doch nicht Stimme des Geistes sein.
Trauet nicht den Wundern, die diese Stimmen euch verheißen, wenn sie auch zum Teil durch den Erfolg sich rechtfertigten! Zuweilen bringt schon eure zu sorgliche Beschäftigung mit derlei Weissagungen, die euch auffallen, einige Wirkungen hervor.
Menschliche Denkkraft, ist nicht deine Gefahr zum Teil in deiner eigenen Größe? Und wärst du nicht so mächtig durch dein Wesen, brauchtest du wohl so sehr zu wachen über den Gebrauch und die Folgen deiner Macht?
Dürftest du wohl besorgen, deine Werke und deine Ergebnisse für die der höchsten Weisheit zu halten, und von Ähnlichkeiten getäuscht zu werden? So betrüge dich mindestens allein und ziehe nicht die Völker in jene finsteren Täuschungen Nacht!
168.
Was lehrst du mir, einfacher, der Natur nahgebliebener Mensch, du, der so still und ruhig vom Leben scheidet? Dass das ganze Menschengeschlecht es ebenso verlassen haben würde, wären wir in unserem natürlichen Stande verharret.
Aber die Lebensbahn wäre ein vorausgenommenes Paradies gewesen, und unser Rückweg wäre zu schön. So dass wir nur Dankgebete zu verrichten hätten, nie reuige und seufzende.
Wer hat das nicht empfunden? Endigen nicht alle wahrhaftige Unterhaltungen mit beglückenden inneren Regungen, die uns Gott fühlen und schmecken lassen, uns treiben, ihn zu loben, mit dem köstlichen Frieden, den er unserer Seele gönnt?
Verderben böse Unterhaltungen gute Sitten, müssen nicht gute die bösen Sitten auch verderben und verbessern, und den Menschen erkennen lassen, dass er geboren ist, stets Anbeter Gottes zu sein?
O ihr reinen, vom Lichte meines Gottes umgebenen, ihr, die ihr nicht mehr, wie der Mensch, seufzet unter dem Gesetz der Stunde, helft mir, wie ihr, zu wohnen im Gebet und Lobgesang des Herrn.
Ich kann Stille und Beruhigung nicht wieder finden in der Wohnung des Menschen; er selbst hat ja alle Milde und alle Gesetze vernichtet, weil er seinen Geist und seinen Willen an ihre Stelle setzte.
Sein irdischer Aufenthalt gleicht nur noch einer ungefunden unsicheren Höhle, worin der Wanderer nur abtritt, um ein Gewitter vorüber zu lassen.
169.
Sprecht nicht, Gott lasse sich vom Geist des Zornes und Grimmes hinreißen! All diese Ausdrücke sind nur Bilder von den Stufen, die der Mensch durchläuft, nur die Geschichte seiner Verirrungen und seines täglichen Falls.
Verhängt Gott über die Menschen auch Übel, wie ein Tyrann, sie zu strafen und zu quälen?
Sendet er nicht vielmehr die Menschen dem Übel, es zu bekämpfen, sie zu prüfen, dass sie dereinst in den Heerscharen des Herrn befördert werden?
Der Mensch einige sich mit Gott, und das Glück wird ihn fassen, ihm überall folgen.
Sinkt er um eine Stufe, so ergreift ihn die Schlaffheit.
Sinkt er noch tiefer, so empfindet er Beraubung, Zwang, Schrecken des Leidens und der Wut. So bestimmen sich die Menschen ein Geschick und Gott nimmt sie dann in dem Zustande, worein sie sich selbst versetzt.
Er sprach (und er trügt nicht): er tut selbst den Willen derer, die ihn fürchten. Er tut den Willen derer, die ihn suchen und lieben.
Die liebe und das Gebet des Menschen sind stärker, als sein Geschick. Werdet voll Hoffnung, ihr Seelen des Friedens, erfüllt euch mit Mut, erhebt euch über die Gegend des Geschicks in das Gebiet der Wonne und Freude!
Das Gebiet des Geschicks ist zu streng und ernst für die Menschenseele; das Gebiet, wo das Geschick noch nicht herrscht, ist dem Umfang und der Freiheit seines Seins angemessen.
Das Gebiet, wo das Geschick nicht mehr herrscht, ist überaus schrecklich. Nicht Gott hat dieses furchtbare Gebiet geschaffen, eben so wenig als das Gebiet des Geschicks; er ist mild und wohltätig in allen Punkten seiner Unermesslichkeit.
Ihr, lügenhafte Dichter, habt das Schicksal euren Fabelgöttern zum Attribut gegeben; ihr habt zugleich des höchsten Gottes Majestät entwürdigt und die Menschenvernunft verringert.
Das einzige Geschick unseres Gottes ist, für immer der ewige Gott der Wesen zu sein, und sie alle mit seiner gesamten Liebefülle zu durchdringen
170.
Mensch, wenn du die irdische Hülle deiner Nachkunft bildest, knüpfest du den Menschen an den sündigen Menschen. Und welche bittere Rückkehr für dich, welche Leere!
Weib, wenn du deinem Sohne das Leben gibst, knüpfst du den Menschen an den Weg der Wiedergeburt. Darum folgt auf deine heißesten Schmerzen die reinste Freude.
Weg der Wiedergeburt, führe den Menschen auf den Weg der Versöhnung, oder den Weg des Geistes, und die Wahrheit wird voll Hoffnung werden!
Weg der Versöhnung, Weg des Geistes, führe den Menschen in den Hafen des Lebens, und die Himmel selbst werden vor Freuden hüpfen, wenn sie sehen, dass, trotz der großen Beleidigung, die Zahlen der Versöhnung und Wiederherstellung vollendet sind!
Fasse Mut, o Mensch, der du zwischen den sündigen Menschen und den Weg der Wiedergeburt gestellt bist! Du weinst, wenn du auf die Weit kommst, weil deine Wiedergeburt nicht ohne Sühnung geschehen kann. Aber deine künftigen Geburten werden voll Wonne und Trostes sein.
Denn, so du einmal den Weg der Versöhnung, oder des Geistes erreicht hast, hast du nichts mehr für dich zu fürchten. Nur ein stetes Wachstum von Tugenden wird dir werden.
Zwar musst du dich, dem Urteil gemäß, mit Schmerzen vom Menschen der Sünde trennen, den du durch Befleckung annahmst; Aber mit Entzücken musst du dich auch mit allen Wegen vereinigen, welche dir die Weisheit und der Urgrund alles Glücks der Wesen öffnete; Und in diesen unermesslichen Genüssen kann selbst der Tod sich aufzehren und verschwinden.
171.
Ich will meine Nächte schlaflos zubringen. Die große Wunde soll mich wach erhalten, und meinen Augenliedern nicht einen ruhigen Augenblick gönnen.
Das Geschrei der Judenknaben soll mir auf immer den Schlaf rauben, das Geschrei jener Knaben die ich immer von Pharaos beiden Wehmüttern erdrosseln sehe. (2. Mos. 1,15ff)
Ich will lang und viel über die über die Menschenseele nachdenken, wie der Kranke, auf sein Lager gestreckt, in seinen Leiden die Stunden zählt.
Ihm folgen sie auf einander, wie Meereswogen, die nur vom Ufer abtreiben, um gleich darauf brandend zurückzukehren. Der Schmerz raunt und dröhnt ohne Unterlass ihm in die Ohren, er vernimmt ihn, wie das lange Brausen der Mittagswinde.
Und inmitten all dieses Unfugs seid ihr gelassen! Wenn ihr auch nicht erschrocken wäret, sollte nicht zumindest Überdruss euch überfallen bei so einförmigen Gemälden?
Muss man Nordstürme und Ungewitter herbeirufen, um euch aus eurem Schlummer zu wecken? Haltet doch diesen Tod nicht für Ruhe! Ruhe ist nur im Leben, und Leben nur im Handeln.
Wozu dienen die Entwürfe der Weisheit und die Entschlüsse, die ihr fasst, wenn ihr sie nicht verwirklicht, eure Opfer nicht vervollständigt? Jeder Augenblick unseres Lebens kann im Kleinen eine Wiederholung des großen Werks sein.
Täglich will ich die Worte bedenken: In Mitteilungen ist der Geist außer uns.
In Begünstigungen unserer Vernunft ist er über-uns.
In der Übung unserer Macht ist et unter uns.
Im Sonnambulismus ist er fern von uns.
Nur durch Handeln, Gebet und Liebe ist er in, bei und um uns.
172.
Wir waren ursprünglich nicht Fleisch, da ja das Wort Fleisch ward, um uns von Fleisch und Blut zu erlösen. Jetzt sind wir Geist und Fleisch, weil das Wort Fleisch ward, um uns ähnlich zu werden.
Beistehen kann der Mensch den Menschen; aber nur Gott erlöset ihn. Hat er nicht ihn aus Ägypten befreit, erlöset, damit er nach dieser Erlösung ihm das Gesetz geben könnte?
In der Knechtschaft kann der Mensch nur sich bedenken. Im geistigen Gesetz kann er seine Mitbrüder bedenken; Aber er wirkt nur auf dieser Erde, auf dieser Oberfläche für sie. Darum sind die Verheißungen und Belohnungen des mosaischen Gesetzes alle irdisch, ohne doch leiblich zu sein.
Im Gesetz der Gnade kann der Mensch für seine Mitmenschen in allen Welten wirken. Darum sind seine Früchte dem sinnlichen Menschen so geheim und unsichtbar. Das neue Gesetz hängt am Unendlichen, es ist außerhalb der krummen Linien, und nur von einfachen Menschen gekannt.
Ihr sagt, das neue Gesetz hat das alte vernichtet. Ja, für diejenigen, welche es zu vollziehen und alle Bewohner Palästinas auszuroden begonnen haben.
Wie aber wollt ihr zu unsichtbaren Werken und Wirkungen gelangen, wenn ihr nicht die Erfahrung von sichtbaren und irdischen Werken gemacht?
Denken wir noch nicht an jenes künftige Gesetz, wo kein Wirken mehr sein wird, nur Genuss; der Menschengeist kann es nicht fassen.
Ist es ihm nicht genug, dass er die Hochzeit zu Kanaan kennt? Bis auf diese Stunde habt ihr den guten Wein verspart.
Es bedurfte des Sonnenlichts, um den Augen der Schnitter die Felder zu entdecken. So nehmt die Sense mit auf die Berggipfel, auf die Hügel und in die Niederungen!
Auch auf die Seen und in den Moor geht! Überall finden sich wohl einige Ähren. Man muss sie nicht umkommen lassen.
Heilige Arbeiter des Herrn, möge der Strom der Liebeshuld immer anschwellen, und mehr und mehr die sumpfigen Täler reinigen! Unterstützt meine Wünsche! Sie haben keinen Zweck, als den Namen und das Reich des Herrn in die Welt einzuführen.
173.
Unablässig tut sich die Erde auf, die Sünden der Menschen zu verschlingen; Sie harret, bis ihr Unbill in ihren Schoß hinabsinkt, dort sich zu waschen und zu reinigen.
So verbergen wir uns schnell unter der Erde, senken wir uns in ihre Abgründe! Entziehen wir uns dem Lichtglanze; unser Auge ist nicht mehr wert, es zu schauen!
Mit dir will ich mich vereinen, an dich mich heften, wie Schlingkraut. So will ich mich mit Staub und Asche nähren, auf dass alle Grundbestandteile meines Lebens wiedergeboren werden.
Da will ich in Trauer und Buße harren, bis der Herr mit seinem Zepter mich berührt und zu mir sagt, wie einst zu Esther: Du hast Gnade vor mir gefunden.
Musste nicht der erste Verbrecher durch alle Seigerspalten und Risse der Erde, und müssen es nicht seine Nachkommen? Herzu Freunde, die ihr mir in meinem Werk helfen wollt; unterstützt mich bei meinem Opfer, und verlasst mich nicht, bis es vollendet ist!
Eure belebenden Worte werden mich aufrecht halten, mir Mut geben, mit Entsagung auf mein Haupt das Schwert der Gerechtigkeit fallen zu sehen. Sie werden mich mit Hoffnung erfüllen und mir die Zeit des Trostes im Voraus zeigen.
Zu jener Zeit wird man nicht mehr sagen: Im Namen des Herrn, weil wir alle in seiner Gegenwart sein, und der innersten Mitteilung seines Geistes uns erfreuen werden.
Zu jener Zeit wird man nicht mehr sagen: Im Namen des Herrn, weil die Zeit des Werks vergangen sein wird, weil wir an der Quelle selbst sein werden, woraus dieser geheiligte Name entstand, um dem Menschengeschlecht zur Nahrung zu dienen.
174.
Unablässig will ich alle Grundkräfte meines Wesens in Ordnung und Maß zu bringen suchen, und alle ihnen verwandte werden sich damit vereinigen. Ich habe meine Augen erhoben, das Licht hat mich angestrahlt, Liebe und Leben haben mich entzündet.
Die mich umgeben, werden knirschen, wenn sie mich so wohl gerüstet sehen gegen ihre Streiche, sie werden knirschen, dass sie mich nicht erreichen können.
Herr, lasse ihnen nicht den Ruhm, mich unterliegen zu sehen, ohne dass ich in deinem Dienst nützlich gewesen wäre!
Meine Ahnen haben mich für ihren Abkömmling anerkannt. Die heiligen Priester haben mich dir vorgestellt. Du hast mir ein Zeichen gegeben zum Zeugnis unseres erneuten Bundes.
Das ist das Zeichen. Du hast selbst aus dem Becher der Sühne getrunken, und dann mir ihn überreicht.
Ich habe den Becher aus des Herrn Hand genommen, in seiner Gegenwart, und, seinem Namen huldigend, daraus getrunken. Dann habe ich ihn auf das Haupt der Unglücklichen ausgegossen, die in Knechtschaft schmachten.
Ihre Ketten werden gesprengt werden, sie werden sich mit mir vereinen, um gemeinschaftlich dies schöne Erlösungszeichen zu bewundern.
Hört ihr das Wüten und Knirschen über diesen Kelch tief im Abgrunde?
Gießt ganze Ströme über die Feuerberge! Diese Feuerherde werden nicht so zürnen, und so heftig aufbrausen.
Das ist die Folge des Menschenbundes mit dem Herrn, dass der Abgrund und alle Feinde seines Gesetzes erbeben.
175.
Weißt du, wozu du dich verpflichtest, wenn du bittest, dass der Geist über dich komme? Zur Wiedererweckung und Verteidigung des Wortes.
Du verpflichtest dich, nach dem Ausdruck der Propheten, wie sie, verantwortlich zu werden für das Blut der Seelen. Habe dann wohl Acht, auf welchem Wege du einzuziehen trachtest in das Wort!
Jeglicher Pfad gibt seine Ausbeute.
Willst du durch Offenbarungen dahin gelangen, sie werden dir werden. Willst du durch Krisen und somnambulistische Wirkungen dahin gelangen, sie werden dir werden.
Willst du bloß durch Moral und Mystik dahin gelangen: du wirst damit bedient werden.
Lasse dich doch deinen Fortgang nicht irren, sieh es nicht als Erweis an, dass du in der Wahrheit bist, und lies dein Gesetz im 5. Buch Mos. 13,1-4.
Meine Seele, wirf dich nieder vor deinem Gott, lautere dich in dieser demütigen Stellung! Löse die Bande deines alten Kleides!
Es falle! Ein neues Gewand wird dich bekleiden, und du wirst in der Taufe Gottes erneuert werden.
Möge die Seele in Arbeit alle Sinne ihres Seins öffnen, damit das Leben sie durchdringen könne!
Wird sie wohl an Drangsale, an die Rede der Unverständigen denken? Ein nagender Hunger treibt sie, der Hunger der Wahrheit, das Bedürfnis des Geistes.
Stürze dich auf deine Beute, hänge dich mit heißer Gier daran! Bedenke, dass die Zeiten verkürzt sind! Jetzt ist nicht mehr Zeit, vierzig Jahr in der Wüste zu bleiben, noch vierzig Tage nach dem Berg Horeb zu reisen.
Wie des Menschen Sohn wirst du blitzschnell getragen werden, vom Aufgang zum Niedergang. Der Geist wird dir seine Behändigkeit geben und in einem Augenblick dich allgegenwärtig machen.
176.
Der Hirt ergreife sein Lamm, halte es fest in seinen Armen, und lasse es nicht mehr! Der Mensch ist der zehnte des Herrn, Möge die Sonne den Tau aufsaugen, und ihn reinigen von allem Schmutz der Erde!
Der Mensch sollte, gleich einer kräftigen Pflanze, viele Sprösslinge treiben, alle Poren seiner Leiblichkeit durchdringen, und keinen Teil unaufgelöst lassen.
Aber sie wehrt, sammelt sich, ihm den Eingang zu sperren, ihn in seinem Gefängnis zu ersticken. Täuschung, du wirst unterjocht werden, der Mensch wird seine Kräfte wiederbeleben. Die Zweige werden sich ausbreiten, sich erheben über deinen Trümmern. Suchet die Wasser auf, welche die Pflanzen keimen lassen, aber wählt auch die Saat!
Wie möchte denn zwei eine Wurzel sein? Es gibt ja nicht einmal eine Figur. Eure täuschende Irrlehre, ihr Gelehrten des Jahrhunderts, macht, dass ihr alles verwirret. Ihr habt alles durch Anhäufung bilden wollen, alles, selbst die Zahlen. Aber haltet ein!
Zahlen stellen die Wesen dar, welche hervorbringen, wie die Pflanzen, und nicht die Substanze, welche sich anhäufen, wie Aggregate. All‘ diese Zahlen sind dem Gesetze der Rückwirkungen unterworfen, und dadurch erheben sie sich in ihre Potenz, und nie könnt ihr ein schöneres Bild für die tätige und vermannichfaltigte Macht aller Wesen finden.
Leider finden sich unter diesen Wurzeln giftige Keime, die sich auch zu ihren Potenzen erheben. Ihre Produkte selbst müssen denen der reinen Wurzeln ähnlich sein; aber betrachtet nur ihre Elemente und ihr werdet bald den Gräuel erkennen.
Mensch, lerne dich achten! Von allen wahren Wurzeln bist du, nach Gott, die erhabenste. Darum erwartete er von dir so fruchtbare, so prachtvolle Baume.
Du hast dich unter die niederen, schlechtesten und schädlichsten Pflanzen gemengt, und seine Liebe sucht dich noch im Moorschilf auf.
177.
Wer klopft am heiligen Tor? Ein Mann des Friedens; ein Mann des Sehnens. Hat er, dieser Mann des Friedens, des Sehnens, seine Feinde bezwungen?
Wie einen Nazarener hatte ich ihn von den Völkern geschieden; warum wollte er sich mit ihnen verbinden, sich unter die Unbeschnittenen mengen? Die Weisesten unter ihnen glaubten, ihn von seinem Wege abbringen zu müssen, statt ihn zur Fortsetzung zu ermutigen.
Ist ruhige, unwandelbare Zuversicht zum Licht und zur Freude des Herrn, nicht der Anmaßung völlig fremd? Schwache, leichtsinnige Menschen, ihr seid sehr unglücklich, wenn ihr nicht wisst, dass es für die Menschenseele eine edlere und schönere Triebfeder gibt, als den Stolz!
Bildliche und allegorische Gegenstände, symbolischer Unterricht, ihr befremdet uns nicht länger. Ihr seid wie Rätsel, deren man nicht mehr achtet, sobald man das Wort gefunden.
Der wahren Schauspiele, der wirklichen Gegenstände werden wir nicht müde. Sie nähren uns immer und erschöpfen uns nie, statt dass jene uns nie nähren, und immer erschöpfen.
Herr, ohne dein lebendiges Gesetz würden wir nur den Schatten Gottes kennen, einen Schatten, der seine Gestalt, nicht seine Farben hätte.
Denn, wäre die Decke nicht über der Stelle seiner Wiederherstellung aufgehoben worden, so hätten die Adler den Ort nicht verlassen, ihr nachzufolgen, und die Erde wäre nicht gereinigt.
Herr, wie könnten diese einfachen, tiefen Wahrheiten ohne dich je zum Menschenherzen dringen? Sein Gedankenaufruhr beunruhigt seine Atmosphäre zu sehr; nur in der Ruhe kann er dich hören.
Verfolge ihn in das Schweigen der Einsamkeit, in die Stille der Nacht! Rufe ihn, wie du Samuel riefest! Bemächtige dich seiner Sinne sanft, und so, dass sein Vermögen deinem Nahen nicht widerstreben könne!
Wandle ihn in einen Menschen des Friedens, des Sehnens, damit du ihm nachmals das heilige Tor öffnen könnest.
178.
Was ihm sein Vater gegeben, ist größer, als Alles, und doch kam er nur, diese Geschenke mit uns zu teilen.
Dein Blut komme dir nicht über deinen Kopf. Ein treuer Freund wird dir die ganze Lebhaftigkeit der Kindheit verleihen, dich handeln lassen mit der ganzen unbefangenen Hingebung der Kindlichkeit; Denn er wird dir ihre ganze Reinheit erhalten.
Lege einen Gürtel um die Seiten deines Herzens, schlinge die Knoten fest, der Feind wird sich nicht in deine Region erheben. Was ist größer, als den Tod zähmen und Leben säen! Hat sich nicht dadurch der Vater in ihm verherrlichet?
Mit einer Hand stürzte er die Feinde in den Pfuhl, mit der andern ließ er sein Licht erglänzen. Wer kann hier unsere Urbestimmung verkennen? Lassen wir dem Tod nicht heraus aus dem Pfuhl!
Lassen wir keinen Gedanken in die Welt, der nicht reif und rein ist, wenn wir nicht wollen, dass er Verwüstung stifte und sich des Thrones der Weisheit und des Friedens bemächtige!
Legt Niemanden leichtsinnig die Hände aus, sagte Paulus, damit ihr euch nicht fremder Sünden teilhaftig machet!
Genügt es wohl, schlaffer und träger Arbeiter, dass du dir selbst Gewalt antust, und das Böse aus dir herauswirfst?
Der Feind, den du vertreibst, flüchtet zu einem Mitmenschen, und mehrt vielleicht seine Unruhe und Mühsal.
Verfolge den Feind, bis du ihn in seine trüben Wohnungen gestürzt, und hast du das Glück, soweit zu gelangen, dann hilf auch deinen Brüdern sich ihrer Widersacher zu entledigen!
Fürchte nicht zu spät angekommen zu sein; denn wir alle haben dasselbe Tagwerk zu vollbringen, und dein Eifer kann in einer Stunde verrichten, was bei gewöhnlichen Arbeitern eines Tages bedarf.
179.
Wie lange soll mein Wort noch trocken und dürr bleiben? Wie lange soll die Macht der Lüge über die Wahrheit siegen? Unglücklicher Mensch, mit Wucher zahlst du die Folgen des Verbrechens. Du hast dich unter das Gesetz der Lüge begeben, und die Lüge lastet schwer mit ihrem Joch auf dir.
Des Menschen Wort sollte sich erheben, wie die Zedern auf Libanon. Aber kaum ist es, wie die schwachen Augen des niederen Gesträuchs, wenn sie zu knospen beginnen.
Soll das Licht unter dem Scheffel verborgen werden? Das Erbarmen und die Erquickung des Geistes wandeln in der Klarheit der Pfeile des Herrn, und im Glanz seiner Lanze.
Fallen werden sie alle auf ihrer Flucht, über einander hinstürzen beim Anblick des Menschen und des Wortes, das sie verfolgt.
Nicht ertragen werden sie die Gegenwart des wiedergeborenen Menschen, weil das Leben selbst in ihm wohnet und die Elemente nicht mehr seine Denkkraft drücken. Herr, hier ist gut sein; Lasse uns drei Zelte schlagen!
180.
Erhabene Malerei, haben die schönen Genien, die dein pflegten, deinen Zweck erkannt? Was ist wahre Malerei anders, als das sinnliche Werk der Wahrheit?
All‘ unsere Gedanken stellen sich uns unter einem Gemälde dar; Und beobachteten wir sie sorgfältig, so würde uns jedes Gemälde lebendig und immer übereinstimmend scheinen mit dem Gedanken, den es darstellt.
Was ist nun dein Zweck, menschliche Malerei! Du brauchst nur Ideen der Erinnerung. Du bist auch mit den Farben noch weit, weit zurück.
Weh euch, wenn ihr mir übernatürliche Gegenstände malen wollt! Wie fern müsst ihr eurem Zweck sein! Raphael, Fürst der Maler, du wolltest uns die Verklärung darstellen!
Hattest du denn aber nicht gelesen: Sein Gesicht begann zu leuchten, wie die Sonne, sein Gewand ward weiß, wie Schnee, und weiß, wie kein Färber auf Erden es machen könnte.
Hättest du noch dies Ereignis gesehen! Hättest du, wie ein neuer Moses, den Plan dieser neuen Stiftshütte gesehen, und Befehl erhalten, sie unseren Augen vorzustellen!
Du hättest dann Mittel gefunden, die dir fehlten und dein Gemälde wäre treuer geworden. Denn soll die Malerei nicht Geschichte vertreten?
Malt so selten als ihr könnt, religiöse und heilige Geschichten! Bei der schwachen Wirkung der Malerei möchte der menschliche Geist sie zu leicht mit der Mythologie verwechseln.
Dichtkunst, Malerei und Musik sind drei Schwestern, die unzertrennlich sein sollten. Es sind die drei höchsten Gaben, welche uns das Altertum nicht besser, als mit dem Namen der drei Huldgöttinnen bezeichnen konnte.
Dichtkunst sollte uns die Wahrheiten verkünden, Musik ihnen den Eingang öffnen, Malerei sie verwirklichen. Dichtkunst ist Zahl, Musik Maß, Malerei Gewicht.
Ader alle drei müssen vom Urgrund regiert werden, um wirkliche, lebendige Produkte zu liefern, die wahrhaft Macht haben über unsere Fähigkeiten.
Erinnern wir uns, wie man uns die Weisheit beschreibt! Sie ist der Dampf der Macht Gottes. Alles sei nach einem Bilde geformt, und alles fließe aus einem Urgrunde! Dann werden alle Künste ihren Zweck erfüllen, und uns nicht mehr mit Täuschungen abspeisen.
181.
Alles ist voll in den Werken des Herrn; Alles sei voll in unseren Werken, wenn wir auf seinen Wegen gehen wollen.
Heilige Patriarchen, wann vereintet ihr euch mit eurem Volke? Als das Maß eurer Werke voll war.
Haben wir denn einen Augenblick, der uns gehört? Können wir nur eine willkürliche Bewegung machen? Jakobs Leiter, du bist in den Menschen übergegangen, du hast all‘ seine Glieder behänd und schmeidig gemacht, damit er immer kampfrüstig sei.
In sich hat er gefühlt, wie der Tempel des Herrn sich erhob und der Altar mitten im Tempel. Der Herr hat seine Glorie auf diesen Altar gestellt, die Kraft gegen Abend; Zu seinen Gehilfen hat er Vernunft und Liebe genommen, und auf seiner Stirne steht: Heiligkeit.
Wo ist das Leere?
Sie alle sind immer bereit, uns im Werke des Herrn zu helfen. Abraham, Isaak und Jakob, ihr werdet mir der Keim unseres Gottes im Weltall sein.
Moses, du wirst des Herrn Feinde in den Staub legen.
Aaron, du wirst den Opfern vorstehen.
Josua, du wirst mein Führer in das gelobte Land sein, und mich vor der List meiner Feinde schützen.
Samuel, du wirst mir die Wege zu den unsichtbaren Gegenden, und den Wohnungen des Friedens öffnen.
David, du wirst mich lehren, das Lob und die Wunder des Herrn singen.
Johannes, du wirst mir den wahren Teich öffnen.
Heilige Auserwählte meines Gottes, der ewige Priester wird all‘ eure Mächte krönen, eure Werke, und alle Werke meiner Hände beleben, und dann wird alles voll sein.
182.
Du fragst, warum der Geschmack sinket? Weil der Mensch ihn aus eigenen Mitteln schöpfen will, ihn nicht vom Urgrund erwartet. Wenn das Salz dumm wird, womit wird man würzen?
Geschmack ist nicht Tugend; Ist er aber gut, so kann er dazu führen. Geschmack ist nicht Licht, aber wie seine Form und Bekleidung; Und wenn der kalte Verstand ihn nicht kennt, wenn die lebendige Einsicht zuweilen sich begnügt, ihn zu gewähren, so schafft ihn der Genius, gebiert ihn in jedem Zuge, und bringt ihn überall mit sich, weil der Genius zugleich die Gabe zu rühren und zu überzeugen hat.
Diese köstlichen Gaben erfindet man nicht.
Wenn ihr auf eurer Leser Geist einen lebhaften Eindruck gemacht habt, so wähnt ihr alles getan zu haben. Gibt es nicht mehrere Mittel, selbst in einem Kranken Lachen zu erregen?
Würdet ihr aber wohl meinen, ihn damit geheilt zu haben?
Wer will es leugnen? Wenn die Schriftsteller nicht Glück machen, so liegt die Schuld an den Gegenständen, nicht an den Mitteln.
Warum hat die Philosophie alle Materialien ausgestoßen? Warum den Menschen und seinen Urgrund vernichtet?
Und ihr, Anhänger der strengeren Wissenschaften, warum wollt ihr eine Quadratur ohne den Mittelpunkt, oder die Zahl? Kann denn diese Quadratur sich als Figur vorfinden? Zwei verhält sich zu drei, wie fünf zu sechs, wie neun zu sieben.
Nehmt die Gedanken hin, und suchet sie nicht; Denn das ist, als ob ihr den neuen Menschen auf den alten impfen wolltet. Die Zweige dieses alten Menschen erheben sich und beschatten den neuen Menschen so, dass er sein Ziel nicht erreicht.
183.
Die größte Himmelsgabe wäre, einen Wächter neben uns zu haben, der unaufhörlich uns erinnerte, dass es ein Land der Lebendigen gibt.
Das Menschenherz erforsche nur seine wirklichen Bedürfnisse und es wird nicht fürder zweifeln, dass es die Perle des Evangeliums sei.
Zuweilen wähnen wir all‘ unser Gut verkauft zu haben, um diese Perle des Evangeliums zu kaufen; Aber wir Verpfänden es nur und sind immer bereit, bei der ersten Gelegenheit es wieder einzulösen.
Erlauben wir unseren Sinnen nur, was wir unserem Geist sehen lassen möchten! Erlauben wir unserem Geiste nur, was wir unserm Herzen sehen lassen möchten, dem Herzen nur, was wir Gott sehen lassen möchten.
So wird unser ganzes Wesen immer im Maß bleiben, in dem Frieden, den Paulus höher achtet, als alle Vernunft. Höher ist er, als alle Vernunft, aber er schließt sie nicht aus. Ich will mit Liebe zu Gott beten, aber auch mit Vernunft.
Weise, Ihr möchtet den Menschen all‘ eure Geheimnisse lehren; Aber ihr möchtet es, ohne sie auszusprechen, ihr möchtet sanft auf die Seele eurer Mitbrüder rückwirken, und wünschet, dass jene heilsamen Pflanzen so von selbst die Früchte hervorbrächten, deren ihre Natur fähig ist. Ihr fürchtet so sehr, durch euch selbst zu wandeln.
Eitle Menschen, ihr fragt, warum man euch nicht die Wahrheit geben sollte, die ja doch für die ganze Welt da ist?
Gibt man denn dem, der arbeiten kann, Almosen? Man leistete ja seiner Trägheit nur Vorschub, und der Mensch ist verdammt, im Schweiß seines Angesichts sein Brot zu essen.
184.
Ihr, Swedenborger, wollt in allen Schriftstellen dreierlei Sinn sehen. Bemerkt doch aber, dass euer Meister niemals mehr als zweierlei aufzeigte, den wahren und den guten, obwohl er ihn auf die drei Klassen anwendete, die natürliche, geistige und himmlische.
Auf alles wendet er immer einen von beiden an, ohne doch jemals dem Geiste davon Rechenschaft zu geben. Gibt es nicht Typen, die nur für eine Klasse gegeben sind? Sie weiter treiben heißt ihre Verhältnisse überschreiten.
Hat Gott nicht drei Zwecke in Rücksicht auf den Menschen? Er heilt, erleuchtet, oder heiligt ihn. Tut er das alles auf einmal an einem Menschen? Tut er es nicht allmählich?
Eine Pflanze kann Heilmittel für den Kranken, unterrichtend für den Scheidekünstler, Zier für unsere Gärten sein. Wenn sie zu einem von diesen Zwecken verwendet wird, kann sie auch zugleich für die beiden anderen verwendet werden?
Macht aber desungeachtet nicht derselbe Natuturgrund diese Pflanze aus in allen diesen Fällen, wie immer die Liebe und der göttliche Urgrund in den drei Stufen wirken, wo der Mensch Gegenstand göttlicher Wirksamkeit ist?
Der Gedanke dieses außerordentlichen Schweden macht seinem Herzen Ehre, aber er verletzt die zarten Geister.
Tausend Beweise in seinen Werken, dass er oft und höchlich begünstigt wurde! Tausend Beweise, dass er oft und höchlich getäuscht wurde! Tausend Beweise, dass er nur die Mitte des Werks gesehen, Anfang und Ende aber nicht gekannt!
Für den Pöbel, der diese Beweise nicht vermutet, sind sie mehr als nichtig. Er ist immer bereit alles zu glauben, wenn er etwas Wahres findet, immer bereit, alles zu leugnen, wenn er etwas Falsches findet.
Dazu, welches sind denn nun Swedenborgs Zeugnisse? Nur seine Geschichte und die Heilige Schrift führt er an. Welchen Glauben finden diese beiden Zeugen bei dem Menschen, der noch nicht von der gesunden Vernunft vorbereitet ist?
Beweiset Tatsachen durch Bestätigungen! Beweiset den Urgrund durch Logik und Vernünfteln! Sagen wir nie zum Menschen: Glaube mir! Sondern glaube dir, glaube der Größe deines Seins, die dir ein Recht gibt, alles zu erwarten und wahr zu machen, wenn du nur immer alles von dem bittest, der alles gibt.
Desungeachtet können deine Schriften, du gefeierter, achtungswerter Mann, viel Gutes wirken; Sie können den Menschen heilsam in seiner Schlafsucht erschüttern.
Geben sie ihm nicht den genauen Aufriss des geistigen Gebietes, so bringen sie ihn wenigstens auf den Gedanken, dass es ein solches gibt. Und das ist ein Dienst in diesem Pfuhl, worein ihn die Systeme gestürzt haben.
185.
Warum sollen wir des Betens müde werden? Hört wohl das Böse auf zu wirken und seine Macht zu verbreiten? Hören die Wasser eines Flusses auf, einen Nachen zu bedrohen, wenn er sich nicht beständig im Gleichgewicht hält?
Das Gebet des Gerechten ist jene doppelt gehärtete Feile, bestimmt den Rost wegzunehmen, womit der Frevel Menschen und Welt überzog; Den Rost, der tätig und lebendig werden kann, wie die Würmer, die sich in unserem Fleisch erzeugen und es aufzehren.
Ausgestrichen werden alle Augenblicke, die der Mensch außerhalb der heiligen Wohnung zugebracht; Nur die können ihm angerechnet werden, die er auf das Werk des Herrn verwendete.
Alle Gerechte, alle Auserwählte werden die Bürgen der Welt sein, und ihr Tagewerk vollenden müssen, weil sie es nicht selbst vollendet.
Wie weiland bei den Leichengebräuchen werden sie mit ihren Tränen die der Menschheit überreichte Tränenurne, worein sie das Lösegeld für die Sünde niederlegen sollte, bis an den Rand füllen müssen.
Ist diese Urne voll, so wird sie der Hohepriester in seine Hände nehmen, sie dem Vater als Brandopfer darbringen, dann sie über das Menschenreich ausgießen, und das Leben wird uns wiedergegeben werden.
Der Vater wird dies Brandopfer nicht verwerfen, weil die Tränen des Mittlers auch in der geheiligten Urne sein werden. Es sind die Tränen seiner Liebe, welche die Prophetentränen belebt haben, und alle Tränen beleben werden, die bis an das Ende in seinem Namen vergossen werden.
Ach über das Reich des Frevels werden keine Tränen vergossen werden! Sie würden da zurückgestoßen werden, würden vertrocknen, ehe sie dahin gelangten; so fern ist es vom Reiche der Liebe.
186.
Steht der Mensch nicht in der Welt, wie mitten unter den heilsamsten Balsamen? Alles arbeitet an seiner Heilung mit Weisheit und in einer, den verschiedenen Zuständen, welche er durchgehen muss, angemessenen Fortschreitung.
Der auf seine Wunde gelegte Balsam ist aus den Blättern des Lebensbaumes zusammengesetzt. Wollte man den Wurzelsaft brauchen, er würde seine Kraft nicht ertragen.
Vorher muss der Mensch die Früchte dieses Lebensbaumes essen. Dadurch wird er ein reifer Mann, seine Augen werden wacker, zugleich den Sieg Jerusalems und die Niederlage seiner Feinde zu schauen.
Wurden die ersten Zeiten des Weltdaseins nicht gebraucht, die Wunden der Sünde schmerzlich zu verbinden?
Durch seine erste Erscheinung hat der Mittler dem Menschengeschlecht zur Genesung verholfen.
Mit seiner künftigen wird er ihm zur vollkommenen Gesundheit verhelfen, und dann wird der Mensch die Wege der Liebe erkennen.
Er wird erkennen, wie alle Dinge im Anfang gebildet worden; Denn sie werden sich vor seinen Augen aufrollen und zersetzen.
Warum hätte er das früher wissen sollen? War er nicht zum Handeln und Kämpfen geboren? Ist die Anschauung nicht für die Zeit der Ruhe aufgespart?
Was ist der Mensch, Herr, dass du ihn zur Kenntnis der Gesetze deiner Weisheit zulassest?
187.
Wie wäre es noch zweifelhaft, dass, um mancher Wahrheiten sich zu erfreuen, man durchaus aus dieser Welt gehen müsse? Ihr Gelehrten beweiset uns dies ja täglich.
Worauf gründet eure strengste Wissenschaft ihre Beweise? Auf Linien und Flächen. Sind dies aber wohl Dinge, welche die Natur hervorbringt, und bringt sie nicht immer Körper hervor?
Man glaubt, ihr ziehet aus diesen Körpern alle Urbestandteile, die sie ausmachen, und bloß nach diesen Bemerkungen kann der Geometer verfahren, wenn er uns belehren will.
Schwände nicht dereinst die allgemeine Leiblichkeit, wie könnte je die ewige Wahrheit erkannt werden?
Seitdem wir Maß, Zahl und Gewicht des Geistes verloren haben, beherrschen und dienen uns als Regel das physische Maß, Zahl und Gewicht von niederem Range. Auch das Brot verkauft man uns heutzutage, wie all‘ unsere Nahrungsmittel; Ehedem verschwendete man sie an uns im Überfluss.
Wie sollen wir dann Zahl, Maß und Gewicht, diese weiland wahren Elemente unseres Geistes, wiederfinden, wenn wir uns nicht von Zahl, Maß und Gewicht der falschen Elemente befreien, die uns unterjochen?
Die Aufgabe ist groß. Hat nicht der Feind Macht, selbst Krankheiten zu erzeugen, um den Ruhm und Triumph zu haben, sie mittelst der Kenntnisse zu heilen, die wir ihm von unserer Natur gestatten?
Hat er nicht Macht, Ereignisse vorzubereiten und voraus zu sagen, worüber er bestimmt, um den Ruhm zu haben, sie hinaus zu führen, und das Recht, uns durch ihre Erfüllung zu verführen?
Aber die Gerechten und Klugen werden seinen Trug entdecken, ihm seine Anbeter entreißen und sie an die Stufen des Altars der Wahrheit führen.
188.
Gott hat die Welt geschaffen als ein Bildnis seiner Macht und Größe. Seine zeitlichen Werke haben nicht sittliche Vollendung, weil dann unnütz gewesen wäre, sie hervorzubringen.
Aber sie leiten zur Idee sittlicher Vollendung ihres Urgrunds, und ihr Zweck ist zu lehren, dass alles Schöne von diesem ersten Sein abstammt.
Auch wandelt Gott stets unter seinen Werken umher, ihr Dasein und ihre Schönheit wieder zu beleben. Er wandelt darunter einher, wie gute Könige in ihren Reichen, überall Zeichen seiner Wohltätigkeit und Liebe zurücklassend.
Denn er sucht unaufhörlich uns die sittliche Schönheit zu entdecken, deren Quell Er allein ist, und die er so gern in unsere Herzen übergehen ließ.
In Gott sind die Worte Schönheit, Weisheit, Gerechtigkeit, Vernunft allzumal vereint und gleichsam verschlungen in der Einheit seiner Liebe; Sie fühlen und unterscheiden sich nicht.
Für den Gott umgebenden Wesen sind die Worte Nachdenken, Scharfsinn, Vergleichung, Tätigkeit alle vereint und wie Verschmolzen im Glück; Man genießt all diese Gaben, ohne ihr Eigentümliches zu unterscheiden.
Göttliche Eigenschaften, ihr nehmt Namen an je nach den Werken, welche Gott sich vornimmt, und den Wesen, auf welche er wirken muss; Und, ohne mich zu stören, können die heiligen Schriftsteller, die mir nur die Abstufungen eurer Wirkungen vorführen, in Gott mir sogar unsere Organe und Affektionen zeigen.
So müssen wir, je nachdem wir uns von unserer Einigung mit Gott entfernen, neue Namen suchen, die verschiedenen Lagen zu bezeichnen, worein wir uns versetzen, und die Vollkommenheiten darzustellen, die wir nicht mehr vor Augen haben.
Darum werden all‘ unsere Sprachen, selbst die der Geister, vergehen, und nur die göttliche wird bestehen, die nur aus zwei Worten besteht, Liebe und Glück, und für ununterbrochene Unterhaltung in alle Ewigkeit genügt.
189.
Ist der Grund eines Gebäudes wohl, wie das Gebäude selbst, den sich durchkreuzenden Wirkungen der Atmosphäre, und allen Zerstörungen der Winde und Unwetter Preis gegeben?
Kann der innere Mensch den Sinnen verständlich sein?
Zum Unglück können in unserem dermaligen Zustande die Sinne leicht dem inneren Menschen verständlich sein.
Sie haben eine seiner Sinnlichkeit verwandte Wirksamkeit verbinden sich mit dieser Sinnlichkeit und ziehen so wohl auch sein Denken an.
Tut euch auf, ihr Gebiete des Lebens, damit die Seele sich an den heiligen Tisch setze! Der Stolz auf ihre Geburt rufe sie in den Aufenthalt des Lichts zurück.
Fremde Völker haben den Tempel des Herrn verwüstet, die kostbaren Opfergefäße weggeführt, Feuer in den Tempel selbst geworfen und die Mauern umgestürzt; Aber noch ist sein Grund in der Erde, und der Aufriss dieses heiligen Baues ist erhalten.
190.
Wer, wenn er die Menge von Büchern und Schriftstellern überschaut, könnte noch am Abwesen des Worts zweifeln?
Man möchte glauben, sogar die hebräische Sprache sei nicht geeignet gewesen, um geschrieben zu werden. Mehrere ihrer Worte sind einander so ähnlich, dass sie nur durch die Aussprache unterschieden werden konnten.
Sollte es also wahr sein, dass man durch Schreiben die Sprachen verloren hat, und dass sie alle tätig sein sollten? Gibt nicht die verschiedene Aussprache allein einen ins Unendliche verschiedenen Sinn, da in der Schrift dieser Sinn immer nur derselbe bleibt?
Sollen wir noch weitergehen? Die Geister schrieben und malten die Buchstaben nur erst nach mancherlei Freveln. Vorher handelten und sprachen sie nur.
Gott gab Moses seinen Namen und seine Gebote mündlich und wörtlich auf dem Berge. Die geschriebenen Tafeln waren nur für das Volk, welches das Wort nicht verstehen konnte.
Außerdem verfolgt nur, was um euch herum vorgeht! Ihr sprecht mit den Kindern, bevor ihr sie schreiben lehrt, und für ihre Augen schreibt.
Die wahre Sprache musste eher gesprochen, als geschrieben werden; wenn man nicht mehr schreiben wird, wird sie wieder gesprochen werden, weil aller Verstand im Worte verschlossen liegt.
Masorethen, ihr habt den Verstand der heiligen Sprache auf eine Zahl von Punkten zurückgeführt, deren ihr euch erinnertet, oder auch die ihr erfandet. Kann sie nicht ewig eine unendliche Zahl von neuen Bedeutungen für den Verstand geben?
Mit den zusammengesetzten und willkürlichen Sprachen musste man wohl so frei verfahren. Aber in der Sprache des Geistes musste man dem Geiste überlassen, das Verständnis nach Gefallen zu enthüllen.
Hat Paulus unaussprechliche Dinge wohl aus Büchern gelernt? Haben die Apostel wohl durch Fleiß und Betriebsamkeit alle Sprachen der Welt sprechen gelernt?
191.
Selbst die Tiere, o Mensch, haben keinen Zweifel über ihr Dasein und Gesetz. Jedes verteidigt sein Dasein und seinen eigentümlichen Charakter bis zur gänzlichen Vernichtung, weil es voll ist von der ihm eigenen Wirksamkeit.
Und du hast, wie sie, eine lebendige Wirksamkeit, wodurch du, wie sie, die Wirklichkeit deines Seins verteidigen und behaupten könntest; dazu hast du noch drei Zeugen in deiner Gewalt, um das Gefühl deines Daseins zu stützen, wenn deine streitende Wirksamkeit in Ruhe ist.
Die Zahlen, welche der geistige Zeuge sind,
Die Musik, den sinnlichen Zeugen,
Die Geometrie, den leiblichen Zeugen.
Die Geometrie kann dir dienen, alles zu schlichten, die Zahlen, alles zu berichtigen, die Musik, alles zu beleben.
All diese Mittel sind dem Tiere versagt, dessen Beweise sich bloß auf die physisch leibliche Wirksamkeit beschränken; Und doch ist es Unerschütterlicher und gerechter in seinem Gesetz, als du.
Das macht, es hat nicht, wie du, seine Macht umgestellt, die irdischen Mächte fesseln es nicht, wie dich, mit falschem Schein; der Feind hat dies Mittel weniger, seine Macht über sie zu üben.
Aber du hast auch vor ihm das Mittel voraus, dieser Macht des Feindes dich zu widersetzen und seine Macht zu vernichten.
192.
Welche Mittel haben denn alle durch Dichtkunst darstellbare Gegenstände der Natur, uns anzusprechen? Ihre höchst ähnliche treffende und charakteristische Beschreibung, und vor allen ihre sittlichen Beziehungen.
Wäre sie ohne dies die Göttersprache?
Auch bieten die heiligen Schriftsteller alle Werke der Weisheit auf, diesen erhabenen Beruf zu erfüllen. Flüsse, Berge, Tiere, Bäume, alle Erscheinungen der Natur lassen sie des Herrn Ruhm preisen.
Darum macht die göttliche und lyrische Dichtung einen so starken Eindruck auf uns.
Was sind nun die bloß beschreibenden Gedichte? Sie führen uns nur mittelbar zum Ziele; Die anderen führen uns geradezu mitten in unsere erhabenen und mitewigen Verhältnisse zu Licht und Wahrheit.
Malt mir, wie Hiob, die Donnerstimme, die Kraft Behemots, welcher der Anfang der Wege Gottes ist!
Malt mir, wie Habakuk die Steine, die aus den Mauern herausrufen, und die Balken, die ihnen antworten: „Wehe dem, der Städte auf Blut erbaut, und sie auf Ungerechtigkeit gründet!“
Malt mir, wie Moses, Flüsse, durch seine Stimme in ihrem Laufe gehemmt, Tag und Nacht seinem Worte gehorchend, den Himmel selbst in seine Entwürfe eingreifend, und nach Gefallen Tod und Leben, Frieden oder Schrecken, Licht oder Finsternis hervorbringend!
Malt mir den Gottmenschen, der seiner Herrlichkeit sich begibt, uns aus unserer Niedrigkeit zu erheben! Malt mir ihn, wie er aus dem Kreis treuer Schafe dem nacheilt, das sich verirrte, es auf seine Schultern nimmt und zur Herde zurückträgt!
Durch solche Gemälde werdet ihr mich fördern; denn sie haben zum Zweck und Gegenstand die Menschenseele; denn meine Seele ist in dem Gebiet geboren, dem diese Sprache gehört, und sie zu verstehen geeignet.
193.
Mein Geist bat eine tröstliche Einsicht erlangt, er hat die Verhältnisse des Worts zur Harmonie und zum Tone begriffen. Sind sie nicht sich ähnlich in der Zahl? Sind sie anders unterschieden, als durch ihr Gesetz?
Der Ton wirkt nur in Winkeln; Die Harmonie ist das Band des Zentrums mit den Winkeln; Das Wort wirkt im Centrum selbst.
Darum ist das Wort Frucht und Werkzeug des Lebens; Darum der Mensch Lebensträger, darum war der, so von oben herab kam, der Weg, die Wahrheit und das Leben.
Und die göttliche Vierzahl ist die allgemein wirkende Ursache aller dieser Wunder; Sie modifiziert sich, nimmt alle Gestalten an, um alle Leere zu füllen, aber immerdar behält sie ihr unsterbliches Gepräge.
Menschenwort, du durftest das Schweigen nicht kennen. Auch hat die höchste Liebe ihr Wort bis zu deiner Zahl vermindert, damit du nicht verloren gingest, und die Harmonie nicht unterbrochen würde.
Lasst uns das Leben, das Wort, die Herrlichkeit des Menschenwortes singen! Es war würdig, dass das göttliche Wort es ersetzte.
Wer wird je die heilige Zahl dieses göttlichen Wortes erkennen? Es ist über allem, was geboren ward.
Es breitete sich aus zur Bildung des Weltalls, zur Wiedererweckung des Menschenworts. Wenn es zu seiner Einheit wieder aufsteigt, wird es alles zu sich erheben.
Und sie könnten noch zweifeln, dass dieses Wort Gott selbst ist? Haben sie nicht zur Basis den Menschen, die Zahlen und die Natur?
Den Menschen, wegen der Verwandtschaftsnähe?
Die Zahlen, wegen der Versetzung?
Die Natur, weil er aus einander gestreut ist?
194.
Warst du auch beharrlich genug in deinem Gebet, um zu fühlen, was Gottes Wille ist? Bald wirst du erfahren, wie unvergleichlich mehr geliebt der Mensch wird, als gehasst.
Du wirst in deinem Leibe eine sanfte Wärme fühlen, die ihm zuletzt Beweglichkeit und Gesundheit verschaffen wird.
Du wirst fühlen, wie deine Vernunft sich entwickelt, und in so wunderbare Fernen blickt, dass dich Bewunderung des Urhebers so vieler Wunder ergreifen wird.
Du wirst fühlen, wie dein Herz in so entzückenden Freuden dir aufgeht, dass es brechen müsste, wenn sie länger anhielten. Die seligen Früchte dieser göttlichen Rührungen werden, wenn sie dich so belebt haben, dich auch geschickt machen, deine Mitmenschen hinwiederum zu beleben.
Kann aber dies so wirksame Gebet je von uns herkommen? Muss es uns nicht eingegeben werden? Trachten wir nur, es aufmerksam zu vernehmen, und genau zu wiederholen!
O wer wird uns verleihen, gegen die Stimme, die es uns eingibt, wie ein Kind zu sein?
In seinem zartesten Alter lässt man es beten, raunt ihm Worte zu, die es nur nachsagt. Man lehrt ihm die Bestandteile jener freiwilligen, freien und mächtigen Gebete, die es einst von selbst verrichten wird, wenn es von Unwissenheit und kindischem Lallen erlöset sein wird.
O wahres, süßes Bild alles dessen, was wir gegen den Führer zu beobachten haben, der uns nicht verlässt!
Dies ist sein Geschäft, das er unablässig bei uns verrichtet, dass er uns das erhabene Gebet lehrt, welches wir einst verrichten werden, wenn wir von unserer verweslichen Hülle getrennt sein werden.
Wie glücklich wären wir, wenn unsere Zerstreuungen uns nicht so oft hinderten, ihn zu hören!
195.
Wir sind in einen tiefen Graben gefallen. Ein hilfreicher Mensch ist hinabgestiegen, um uns herauszuziehen. Aber was tun nun die Menschen täglich für ihn, der sich so hingab, sie von ihren Übeln und Gefahren zu befreien?
Statt ihn fest zu ergreifen, damit er sie mit sich emporhebe, bringen sie ihre köstlichsten Augenblicke zu mit Fragen, woher er komme, wer er sei, ob er auch ein Recht habe, ihnen Dienste anzubieten?
Wie kann man dich leugnen, Erbsünde, wenn man sieht, wie du dich unablässig und auf alle Weise fortsetzest? Überall rief der Herr in der Schrift: Ruft mich an und ich will euch erhören!
Und doch, wie mild auch die Bedingung sei, rufen wir nicht nur ihn, der uns helfen kann, nicht an, sondern verschmähen ihn, wenn er selbst und angerufen kommt.
Wenn etwas deine Denkkraft aufschwelgen kann, unglücklicher Sterblicher, so ist es die Langmut deines Gottes. Sie ist tausendmal unbegreiflicher, als seine Macht.
Das macht, sie ist wesentlich verbunden mit seiner Liebe und, könnten wir diese unermessliche Liebe erkennen, so wäre uns in Gott nichts verborgen.
196.
Vor Tage stand ich auf, dem Ewigen mein Gebet darzubringen. Jenen ruhigen Augenblick ergriff ich, wo die Menschen, dem Schlafe hingegeben, wie ins Grab versunken scheinen, um dort ihre Denkkraft wieder zu wecken.
Dieser Augenblick ist der günstigste für Gebet und Vereinigung mit der Wahrheit. Noch ist die Atmosphäre unbewegt von den eitlen Worten der Menschen, noch ungestört von ihren schnöden oder sündlichen Beschäftigungen.
Sterbliche, kann denn nur Friede in der Natur sein, wenn euer Denken verstummt?
Höchster Gott, warum lassest du den, der dich liebt, dich sucht, dessen Seele dein Leben schmeckte, länger auf dieser schlammigen Erde?
Ich hebe meine Hände auf zu dir, mir ist, als reichtest du mir die deinen, als entbrenne mein Herz von deinem Feuer, als wäre alles, was in mir ist, nur Eins mit dir geworden.
In deinem Geiste durchlaufe ich all‘ jene heiligen Bezirke, wo die Werke deiner Weisheit und Macht in blendendem Glanze strahlen und die Seele mit Seligkeit füllen.
Ach die Sonne überrascht mich, eine feurige Lohe, die den Horizont entflammt, kündet der Welt jenes Lichtgezelt an. Sie belebt wieder die erstarrte Natur, sie erleuchtet die Augen meines Leibes, und erschließt mir das Schauspiel aller mich umgebenden Gegenstände.
Halt ein! du gewährst mir kein wirkliches Gut, wenn du nicht auch meines Geistes Augen mir erschließest. Halt ein, du hast sie mir vielmehr verschlossen!
Du führst mir nur sterbliche Bilder jener unsterblichen Schönheiten vor, die mein Denken nur eben noch schaute. Du wirst mir die ewige Sonne verbergen, wovon du nur ein blasser, fast erloschener Wiederschein bist.
Halt ein! Denn mit dir werden Menschengedanken wieder wach, des Gottlosen frevelstolze Kühnheit, und die Ruchlosen.
Mit dir stehen die Mächte der Welt auf, die Völker unter ihr eisernes Joch zu beugen, statt sie zum sanften Gesetz der Wahrheit zurückzurufen. Mit dir hauchen alle Gifte wieder und verpesten die Atmosphäre.
197.
Ihm lasst uns folgen auf alle Wege, die er uns nur vorschreiben mag! Seinen Auserwählten bezeichnet er Pfade und Vorbilder zur Förderung der gesamten Familie.
Von uns sind sie geschieden durch ihre Erwählung, und sind es durch ihre Handlungen. Wie könnten wir sie beurteilen? Einfältige und unwissende Menschen werden dereinst die Tiefe und Höhe dieser Grundpfeiler sehen.
Ihr aber, unselige Richter dessen, was ihr nicht würdig wart zu schauen, ihr werdet wünschen, euer Urteil in Vergessenheit zu bringen, es mit euren Tränen auszulöschen und eure Tränen werden es doch nicht auslöschen.
Eure Schriften pflanzen das Übel fort, und ihr könnt nun nicht mehr Ordnung darin hervorbringen. Weinen müsst ihr über das Übel, das ihr getan, und das ihr noch bis ans Ende der Zeiten tun müsst.
Wer wird mächtig genug sein, eine neue ägyptische Plage zu senden, und zu bewirken, dass alle Schriften des nicht wiedergeborenen Menschen, Augenblicks von Würmern zernagt, von Flammen verzehrt, oder in Staub verwandelt werden?
Ich nehme auch die Meinigen nicht aus, obwohl sie nicht gegen den Geist sind; aber ich hätte dann Hoffnung, dass der Geist ihre Stelle einnähme, wenn er selbst diese Plage sendete; und mein Wunsch ist, dass der Geist die Stelle aller Dinge einnehme.
198.
Der Herr senkte seine Blicke auf die Menschheit und sah, die ihn suchen.
Wer ist jener vom Schmerz zerschlagene Mann, der über sein Unbill seufzet? Wer ist jener Demütige, der Weisheit Bedürftige, der alle mächtige Wesen bittet, seine Armut zu unterstützen?
Von meinem Thron herab habe ich ihn gesehen in seiner Trauer und Niedergeschlagenheit, mein Herz ist gerührt. Ich habe meine Herrlichkeit verhüllt und bin zu ihm herabgestiegen.
Auf Haupt und Herz habe ich ihm meine Hände gelegt. Er ist aus seinem Zustande des Todes hervorgegangen, die Lebenswärme kreiset wieder in seinen Gliedern.
Er ist aufgestanden: Sei mir gesegnet immerdar, wohltätige Weisheit, die mir das Leben wiedergegeben! Lasse mich dich ergreifen, meine Lippen auf deine Hände drücken, und sie nie wieder davon scheiden! Wo soll ich hingehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.
Der Herr sprach: Ich selbst will sorgen für den, der mich sucht, der mich liebt, der sich sehnet, mich zu lieben. In seinem Herzen will ich ein Feuer entzünden, wie Sonnenglut, und sein ganzes Wesen soll leuchtend wiederstrahlen.
Mann Gottes, das ist deine heilige Bestimmung. So lange der Mensch sein Herz nicht brausen fühlt, wie einen glühenden Ofen, ist er in Gefahr, ist er tot.
Ich will den Herrn anrufen; sein Wort kann das Menschenherz in eine lebendige Sonne wandeln. Er spricht und jedes Wort von ihm ist eine Sonne, bereit, des Menschen Herz zu beleben.
199.
Gott will, dass man ihm im Geist diene, aber auch in Wahrheit. Wo aber sind, die ihm dienen, wie er es wünscht?
Dient ihr Gott wohl mit Grübeleien, mit Forschungen eurer Vernunft, mit Entdeckungen? Dadurch könnt ihr euch über die Menschen erheben und von ihnen bewundert werden: Aber habt ihr denn damit auch euer wahres Maß erreicht?
Das Menschenherz muss geheiligt und im Triumph vor aller Völker Augen aufgeführt werden. Das Herz des Menschen ist aus Liebe und Wahrheit entsprungen; und nur wenn es sich zur Liebe und Wahrheit erweitert, kann es seinen Rang wiedererhalten.
Wird es dann weniger Einsicht haben? Wie wäre das glaublich, da es am Duell aller Einsicht, aus dem Schöpfer des Geistes schöpft?
Erschließt euch, Menschenseelen! Alle himmlischen Mächte wollen euch nur füllen, sich mit euch erfüllen und so euch lehren, Gott dienen, wie sie, in Geist und Wahrheit. Fasset Mut!
Nur vierzig Tage brauchte der Mittler, den Schein zu besiegen, und alle Hüllen abzustreifen, womit die Leiblichkeit den Menschen umgibt; Denn so viel brauchte auch die Leiblichkeit, uns zu Gefangenen zu machen.
200.
Ich will nachdenken über die Endzwecke meines Schöpfers, und über die Mittel, die er dazu braucht. Die Mittel sind einfach, der Endzweck ist immer groß und wunderbar.
Seht diesen Keim, dies scheinbar verächtliche Korn, und nun seht den Baum und die Früchte, die daraus hervorgehen! Sterbliche, wollt ihr eure Werke noch mit denen des Schöpfers vergleichen? Betrachtet doch nur eure vielfach zusammengesetzten Mittel, und das Nichts, oder das Schreckliche eurer Ergebnisse!
Ihr verfahrt, wie euer Feind. Seiner Mittel sind Viel, er ist unaufhörlich tätig gegen Gott, und seine Ergebnisse sind immer nichtig und werden es immer mehr.
Was wird nun der Endzweck der gesamten Werke Gottes sein? Wisst, seine unermesslichen Mittel sind die Einfalt selbst! Dieser ungeheure Himmelstraum, die ganze Natur, das gesamte Welt- und Geisterall ist in den Augen des Urhebers der Wesen nur ein einfaches Mittel;
Und der Endzweck aller dieser Mittel muss noch weit größer sein als ihre Unermesslichkeit; denn in einem Wesen, das die Weisheit selbst ist, ist der Zweck immer größer, als die Mittel.
Mensch, du siehst in deinem Elend ein Ziel deiner Finsternis; von fern siehst du unermessliche Genüsse, die alle deine Bedürfnisse und Begriffe übersteigen.
Singe denn voraus die Herrlichkeit und Macht! Singe die Größe seiner Wunder, und sieh, welch ein großes Ziel dich erwartet, wenn du die Größe des Mittels betrachtest, das dich dahin führen soll!
201.
Ich will ohne Murren das Schmachten meiner Wiedergeburt tragen! Schmerzlich will ich meine Gedanken und die Wünsche meines Herzens auf den mühsamen Pfaden der Zeit herumirren lassen.
Mögen meine Schritte dem Lande des Schmerzens sich einprägen und weite Spuren zurücklassen! Diese blutigen Zeichen werden dem Sünder Furcht einflößen; Sie können ihn vielleicht in seinen Verbrechen hemmen.
Nur dass sie ihn nicht in seiner Hoffnung hemmen!
Behüte mich Gott, zu glauben, dass, so oft meine Seele den Herrn anruft, er nicht bereit sei, mich zu vernehmen und zu erhören!
Gebet des Herrn, du durchdringst meine Gebeine, ergreifst all meine Glieder, umgibst mich mit deinen milden und belebenden Einflüssen, wie man einen Kranken einhüllt, ihn vor rauer Luft zu bewahren.
Dank dir! Lasse nicht nach in deiner Sorgfalt, bis ich meiner Kraft wieder genesen!
Meine Augen werden scharf werden, wie Adleraugen. Mein Gedanke wird wie der Pfeil sein, den der Krieger lange und ohne Hast anlegt, damit er desto sicherer treffe.
In jedem Augenblicke seines Lebens hat der Mensch nötig sich zu retten; auch hat er ja in seine Abgründe einen allgemeinen Befreier herabkommen sehen, der nie rastet.
Einen Befreier, der nur Gott selbst sein kann; Denn sonst hätte er mir das Leben nicht wiedergeben können. Denn, wäre er nicht selbst die Wurzel meines Seins, so hätte er mich, als er mich mit sich vereinte, nicht auch mit meiner Wurzel vereint.
Menschenseele, vereinige dich mit dem, der auf die Erde die Macht brachte, alle Wesen zu reinigen, mit ihm, der, ein Gott, nur den Einfältigen und Kleinen sich kundgibt, den Gelehrten aber verbirgt.
Was brauchst du den besonderen Beistand aller Wirksamkeiten der Wahrheit zu erflehen? Sind sie nicht alle in ihr enthalten? Nicht alle von ihrem allwaltenden Einfluss beseelt?
Heilige Wahrheit, sprich zur Menschenseele! Er wird alle Sprachen verstehen und nicht mit der Schreckensschwere der Zeit hinabstürzen.
202.
Bin ich ein Gedanke von dir, so gib mir, zu deines Namens Ruhme, Kraft, meinen Ursprung zu rechtfertigen!
Habe ich die Schätze meines göttlichen Wesens verkommen lassen, haben sich durch meine Schwäche einige Äste von dem großen Baume getrennt, befiehl ihnen, wieder zu schossen, und sie werden sich noch herrlicher erheben, als da du sie zuerst entstehen hießest.
Du verhinderst, dass die Seelen einander nicht morden, und du heilst sie, wenn sie verwundet sind, erweckst sie wieder, wenn sie sich mordeten.
Du lassest den Gottlosen in seinen Banden, solange er nicht zu dir kehret und beharrlich dein Feind ist.
O wie viel Menschen sind auf dem Wege, ohne es zu wissen! Wie viele glauben sich auf dem Wege zu befinden, und sind doch so fern davon!
Harret in Frieden und Schweigen! Zieht euch zurück in Elias Höhle, bis die Herrlichkeit des Herrn vorüber ist! Wer von euch wäre würdig, sie zu schauen?
Nicht dem schwachen Menschen ist die Herrlichkeit des Herrn verheißen; die Denkkraft des Menschen muss erst ihre Hoheit wiedergewonnen haben, ehe er jene genießen kann. Denn im Denken des Menschen wohnt die Herrlichkeit des Herrn.
Auch die Himmel verkünden sie, und David hat es uns in seinen Gesängen gesagt; aber sie verkünden sie nur, statt dass des Menschen Denken sie rechtfertigen, beweisen und aufzeigen sollte.
Einst werden Himmel, Erde und Welt zu sein aufhören, und nicht mehr Gottes Herrlichkeit verkünden können.
Wenn dieser Tag kommen wird, dann wird des Menschen Denkkraft sie rechtfertigen, beweisen, aufzeigen, und das durch alle Ewigkeiten.
Bedenkt, wenn ihr nie einen reinen und wahren Gedanken verließet, bis er zu einem lebendigen und heilsamen Ziel gekommen, so würdet ihr unvermerkt euch wieder unter euer Gesetz zurückfinden und schon hienieden eures Gottes Stellvertreter werden.
203.
Warum überlassest du dich den gemischten und niedereren Eindrücken? Warum steigst du die Stufen des Abgrunds hinab?
Und sie sind ruhig in dieser Finsternis! Und können noch dabei dem Entzücken einer unsinnigen Freude sich überlassen!
Diese Orte der Finsternis sind schlimmer, als das empörte Meer. Wenn das Schiff wie in Abgrunde versunken ist, erhebt es sich nicht wieder auf die höchsten Wellen.
Aber hier ist kein Wechsel; immer offen sind die Abgründe und in diese immer offenen Abgründe fühlt der Mensch sich nur immer tiefer hinabgezogen.
Unglücklicher! Und diese Wohnungen wären die Freistatt deines Denkens? Bist du nicht für das höhere Element geboren?
Blicke über diese Abgründe hinauf! Betrachte die erhabenen Gegenden, welche über deinem Haupte schweben, ergreif‘ all jene Anhaltspunkte, die in der Unermesslichkeit der Vernunft und der wahrhaften Wünsche des Menschen ausgestreut sind!
Es sind lauter Zweige, welche die Weisheit dir in deinem Schiffbruch bietet; erfasse sie, lasse nicht ab, bis du aus dem Abgrund heraus bist und wieder reine Lüfte atmest!
Was seid ihr, zusammengesetzte Elemente? Ihr seid nur der Schwamm der Sünde. Wenn dein Körper mit aller deiner Besudelung getränkt ist, verlässt er dich. Er geht wieder zur Erde zurück, dem großen Teiche, und deine gereinigte Seele erhebt sich zu ihrem ursprünglichen Bezirk mit aller Behändigkeit ihrer Natur.
Welch schönes Schauspiel dereinst, wenn nun alle Seelen, die der Prüfung nicht unterlagen, sich so in die Bezirke des Lichts erheben! Seht ihr, wie das Weltall in Nichts einsinkt, und zumal alle Form und Schein verliert?
Sehr ihr, wie all‘ diese gereinigten Geister sich in die Lüfte erheben, gleich einer großen Feuersbrunst und nun in blendender Klarheit strahlen, statt all jenes Gerätes, das sie verzehrten, und das nicht mehr ist?
204.
Wenn du in dich selbst versinkest und da dich von einem guten Führer leiten lassest, wird dich weniger das Bewusstsein deiner Schuld, als dies betrüben, dass du so unsinnig sein konntest, einen Augenblick etwas Anderes zu lieben, als die Wahrheit.
Du wirst zu dir sagen: als der Mensch Sünder geworden war, öffnete die göttliche Huld ihren Liebeshort, kam herab in unsern finsteren Aufenthalt, mit Golde beladen, die Gefangenen zu erlösen.
Statt demütig mein Lösegeld hinzunehmen, und mein Vaterland wieder zu verteidigen, hab‘ ich das Gold verschwendet, das mich aus der Knechtschaft retten sollte; Habe meinen Gott betrogen, habe gestohlen, was er mir so willig gab, habe seine Liebe wie vernichtet.
In einem so gerührten Menschen verzehren die Tränen der Wehmut die Tränen der Gewissensangst und Reue. In Weisen einer geringeren Klasse verzehren umgekehrt die Tränen der Gewissensangst und Reue die Tränen der Wehmut.
In Verworfenen lassen die Tränen der Wut keine anderen aufkommen.
Ihr richtet die Menschen nur nach dem, was sie sind, Gott richtet sie nach dem, was sie sein könnten. Er sieht in ihnen den Wurzelkeim, der sie beseelt, und sie naturgemäß zur Wahrheit hintreiben würde, wenn eure Beispiele und blinde Herrschsucht sie nicht davon entfernten.
Ihr erlasst es dem Menschen, euch mit seiner Wehmut zu bezahlen, ihr würdet nichts desto weniger mit eurer Strenge bezahlen.
Höchster Gott, habe ich gesündigt, und betrübe ich mich vor dir, so geschieht das nicht, weil du ein Wesen bist, das da straft, sondern ein Wesen, das verzeiht.
Wenn ich mich dem Bösen ergeben habe und mich prüfe, dann scheint mir der, der auf dem Richtstuhl sitzt und mich verdammt, meinem wahren Ich so verwandt, dass ich fast keinen Unterschied sehen kann.
Will ich dagegen mich dem Guten ergeben, so kann Gottes Güte mich darin so fördern, dass ein anderer, als ich, meine vorigen Fehler begangen zu haben scheint.
Und das gewinnt der Mensch, wenn er dem nahet, der verzeiht.
205.
Woran erkennen wir den in alle Wege gerechten Menschen? Der ist‘s, für den die Wurzel der Weisheit tief in die Erde trieb.
Der ist‘s, der seine Stirn dem Ungewitter bieten, und, nachdem er saftvolle Zweige getrieben, noch in der nächsten Jahreszeit sich damit decken kann.
Mögen die Elemente sich trennen, mag die ganze Erde sich auflösen: Bleibt er nicht sich selbst? Bleibt ihm nicht das Zeugnis seiner Größe?
Woher anders kommt dem Krieger die Sicherheit und Kaltblütigkeit, als von dem geheimen Gefühl, dass er ein anderes Sein in sich hat, außer dem, welches die feindlichen Waffen ihm entreißen können?
Der Krieger hat dies Urgefühl seiner selbst nur umgestellt, er bezieht es nur auf die Blicke seiner Mitmenschen, aber den Keim und Urgrund davon kann er doch nicht vernichten.
Noch größere Weisheit lernte ich von dem Gerechten: es ist gut, Gott an die Spitze aller deiner Werke zu stellen, denn so wirst du auf den Übeln dieser Welt schwimmen, wie deine bloße Vernunft schon dich auf ihren Täuschungen schwimmen lehrt.
Du wirst für Menschen leiden können, aber nicht mehr durch Menschen leiden.
Die Seele des Gerechten ist ihrer irdischen Bande schon ledig; darum wird sie wie nackt und schmerzlichst geschlagen: die sinnlichen Menschen haben keinen Begriff von ihren Qualen.
206.
Unsere Kleider scheinen eine Form zu haben, wenn wir sie tragen; aber unsere Glieder geben sie ihnen; der Urgrund, der der Materie Leben gibt, ziehe sich zurück und sie wird in Nichts und Tod zurücksinken.
Hier, o Menschengeist, lerne dich kennen! Du kannst in deinem Wesen nicht sterben; denn dies ist gleich ewig mit dem Quell aller Wesen. Wohl aber in deinen Fähigkeiten kannst du sterben, wenn du die göttliche Wirksamkeit, welche sie beseelen und beleben soll, von ihnen sich scheiden lassest.
In Gott selbst ist es die Liebe, welche dem Wissen Gestalt gibt. Die Liebe hat das Wissen hervorgebracht, nicht das Wissen die Liebe.
Darum können unsere bloßen Gedanken nicht sein ohne Bild, dagegen unser Herz, oder unsere Liebe dessen nicht bedürfen, noch es sich schaffen; denn sie haben die Einheit selbst zur Nahrung und die göttliche Einheit ist bildlos. Auch hat Niemand Gott je gesehen.
Erschließ die Einsicht deines Herzens! Wenn Gott seine Liebe zurücknimmt, ist kein Wissen mehr für den Menschen; Denn seine Liebe bringt das Wissen hervor, nicht umgekehrt!
Lasse deine Blicke in alle reine Bezirke schweifen und sei gewiss, wo du nur wahres Wissen findest, da ist auch Liebe; denn Liebe hat das Wissen hervorgebracht, nicht umgekehrt!
So sind denn Finsternis und Abgrund ohne Wissen, weil ohne Liebe; Denn Liebe hat das Wissen hervorgebracht, nicht umgekehrt.
Kraft verbindet sich mit Kraft. Sprich nicht von innerer Lehre, wenn du nicht in ihr Heiligtum eindrangst! Es ist unmöglich, auswendig gut davon zu sprechen; Denn Liebe hat das Wissen hervorgebracht, nicht Wissen die Liebe.
207.
Sobald das geistige Leben für den Menschen begonnen hat, wird sein ganzes Dasein eine Reihe lebendiger Handlungen, die sich ununterbrochen berühren und folgen.
Lebendige Wirksamkeiten, wenn ihr in ihn eingeht, durchdringt ihr ihn mit Einsicht, Weisheit und Licht; denn ihr könnt nur begleitet von den Überlegungen des großen Rats, und den Entwürfen des allgemeinen Bewegers in ihn kommen.
Noch handelt er in der Zeit; Umfassen nicht die Entwürfe des großen Rats die Zeit, wie alle Gebiete? Aber er lebt durch den Unendlichen und will leben im Unendlichen.
Wie kann er zu diesem unendlichen Ziele gelangen, als durch die drei Bündnisse? Müssen sich nicht alle Grundkräfte dem Bündnis des lebendigen Feuers ergeben?
Ja das war der Geist der Opfer des allen Gesetzes und jener vom Feuer auf den Altären verzehrten Opfer.
Heilige Weisheit, was tätest du nicht in den Menschen, wenn sie das dreifache Bündnis nützten? Du machtest sie dem Baum des Lebens ähnlich.
Noch hätten sie genug von jenem natürlichen Verstande, um sich wiederzugebären, wenn sie ihn nur gebrauchten. Aber sie verderben ihn nur, indem sie ihn von seinem Mittelpunkt trennen und all‘ ihre Weisheit in die niedere Reihe vergraben.
In Rücksicht auf Staatskunst scheinen die Menschen fast minder fern vom Urgrund als im Sittlichen. Dort scheint es mindestens, als suchten sie zu bauen, hier aber, nur den Bau zu hindern.
Kommt herab, ihr Zedern von Libanon, werdet Stützen für die schwachen Rohre und jungen Weinstöcke! Mögen ihre Reben sich euren Ranken vermählen, auf dass ihr ihre Früchte traget über dem stockenden Sumpf der Erde!
Zeigt ihnen den Namen, der ihrer wartet! Lasst sie ihren eigenen Namen erkennen! Nehmt Richtscheit und Winkelmaß und zeichnet wieder in ihr Herz den Urgrundriß von Jerusalem!
208.
Meine Seele fand ein Zeugnis ihrer Unsterblichkeit in der Kriminalgesetzgebung der Menschen. Diese gleicht nur in der geselligen Welt aus, deren Ordnung der Verbrecher verletzte.
Hat er aber auch die höhere Ordnung und die unsichtbare Gerechtigkeit verletzt: Kann es sie wohl befriedigen, ihn leiden und dem Leibe nach sterben zu sehen? Verlangt sie nicht, dass die Strafe auf Substanzen ihrer Reihe und Klasse falle?
Hat ein Großer ein Staatsverbrechen begangen: Genügt es da wohl, dass ihn der Fürst seiner prächtigen Kleider und der Zeichen seiner Würden beraubt?
Ja, menschliche und körperliche Strafen bereiten die Seele nur vor und entkleiden sie, um sie der ihrem Wesen angemessenen Strafe zu überliefern.
So entkleidet man den Verbrecher, der auf seinen Leib die Brandmale und schmerzlichen Züchtigungen empfangen soll.
Lasst uns also nicht wähnen, alles sei abgetan, wenn ein Verbrecher hienieden seine Strafe gelitten, oder wenn unser Leib der Natur ihren Zoll entrichtet!
Nur mit dem leiblichen Tode des Menschen beginnen die zwei und vierzig Lagerungen der Israeliten. Sein irdisches Leben vergeht fast ganz im Ägypterlande.
Oft zwingt die Notwendigkeit ihrer künftigen Werke die höchste Weisheit, das Ende unseres zeitlichen Lebens zu beschleunigen; Denn sie ist begierig, uns wieder auf den rechten Weg einlenken zu sehen.
So verfuhr sie mit den Gomorrhern, und allen frevelhaften Völkern. Welcher Unbesonnene wird ihre umfassende Ansicht auf diese enge, finstere Welt beschränken?
Er wäre dem Kinde ähnlich, das seine ganze Welt in seiner Puppe findet. Lachen wir über den Fehlgriff dieses Kindes, so geschieht es doch nur, weil wir sicher sind, dass vor unseren Augen Gegenstände vorhanden sind, die über seiner Klapper sind.
Sind wir aber auch gewiss, dass niemand über uns ist, der eben dies von der Unseren sagen könnte?
209.
Wo wird die Materie, wo der Tod sein, wenn alles voll ist vom Menschen, und der Mensch voll von Leben und Wort?
Seht ihr jenen weisen Greis, der sein Leben im Anschauen der Werke Gottes und der Wahrheit zubrachte? Seine Augen blitzen vom Feuer des Geistes, seine Gespräche atmen Weisheit, sein Verstand ist durchdringend, wie ein Schwert, und sein Wort wirkt lebendige Werke.
Darum, weil in ihm das göttliche Leben sich mit seinem Sein vereinte und ihm seine Materie beseitigen hilft; Darum, weil diese Materie in ihm rein und gleichsam geheiligt ist; Weil er gleichsam darauf thronet, und von diesem Thron herab schon die Stämme Israels richten kann.
Umsonst verschließt der Geist des unwissenden Menschen seine Augen vor diesem Zweck- und Grundgesetz unsers Seins; Er windet sich, wie die Schlange, um zu Erklärungen zu gelangen, die es vernichten, oder entwürdigen.
Lasse die Wahrheit auf sich beruhen, wenn sie dir nicht gefällt und dir lästig ist; Aber suche nicht, dich an ihre Stelle zu setzen!
Sie gab dir dein Denken, sie hat Macht, dir dieses Denken nach Gefallen wieder zu entziehen, oder wiederzugeben; Und in solcher Abhängigkeit von ihr willst du sie richten, unterwerfen, vernichten!
Ihr selbst benehmt einem Menschen den Geist der Todesfurcht, und gebt ihm den Geist eines Kriegers.
Ihr benehmt einem Menschen den kriegerischen Geist, den er von der Natur erhalten hatte, und gebt ihm den Geist des Friedens eines Dieners der Kirche.
Ihr nehmt einem sitzenden Menschen den Geist eines beschaulichen Weltweisen und gebt ihm den Geist und die Kenntnis der Welt und die Tätigkeit eines Hofmanns.
Kann nicht auch der Herr, wie ihr, die Geister, durch welche er uns regieren will, versetzen?
210.
Oft fragt sich der Menschengeist, wozu konnten die Tiere in dem Plan der Schöpfung dienen?
Sehen wir nicht in ihnen einige zerstreute Zeichen von Tugenden, die uns empfohlen werden, Klugheit, Mut, Treue, Anhänglichkeit, Gewandtheit und Betriebsamkeit, um die Übel zu bekämpfen, die sie bekümmern?
Aber ihr habt gesehen, dass die Erde verflucht ward! Erhebt also eure Gedanken zu jenem ursprünglichen Plane, der für die ganze Natur entworfen war, und ihr werdet sehen, dass damals die Tiere weit größere Muster von Vollkommenheit vorstellen konnten, als jetzt. Mehr forschet nicht!
Wisst ihr nicht, dass seit der Unordnung und dem Verfall die Weisheit dem Menschen nützlichere und mächtigere Muster, als die Tiere, vorgestellt hat?
Diese göttlichen und lebendigen Muster haltet fest, unterrichtet euch durch ihr Beispiel, nährt euch mit ihren Kräften, und ihr werdet nichts an den Plänen vermissen, die halb verloschen sind!
Kann Gottes Werk unerfüllt bleiben? Muss seine Macht, seine Weisheit nicht für und für über alle Unordnungen siegen?
Eure Absicht, geistreiche, gefühlvolle Schriftsteller, ist lobenswert, wenn ihr uns die Gesetze und die Harmonie der Natur so zauberisch darstellt: Aber die Natur selbst sagt sich größtenteils von euren Gemälden los.
Sie möchte wohl alle Vollkommenheiten, womit euer Gedankenreichtum sie schmückt und verschönert, in sich vereinen;
Aber sie kennt auch gar wohl die Flecken, welche ihre Schönheit durch das Verbrechen bekam.
Und trotz der Zaubermacht eures verführerischen Pinsels verlässt sie sich auf eine mächtigere Hand, die einst ihr Unglück vergüten wird.
211.
Ihn fragt, wie Geist auf Geist wirken könne? Nehmt nur das Umgekehrte der Materie, sie verbindet sich, aber durchdringt sich nicht.
Die Geister durchdringen sich, sie bilden ein Leben, das Eins ist, sie bilden eine innige Vereinigung. Mein Vater, lasse sie eins sein mit mir, wie ich es mit dir bin, und vollendet in der Einheit!
Wendet also euren Blick von der Materie, die euch täuscht! Wie sie durch und in Trennungen ist, gewöhnt sie auch euren Blick an Trennung; dann richtet ihr diesen geteilten und doppelten Blick auf die Einheit: Wie mögt ihr sie dann erfassen?
Käme die Wahrheit auf die Erde, der Dichter brächte sie in Verse, der Tonkünstler sänge sie, und der Maler würde sie abmalen.
Glücklich wäre sie noch, wenn die Menschen sie nur zum Dienst ihrer Täuschungen brauchten! Haben sie nicht in den Wissenschaften der Zahlen die unvereinbarsten Gesetze vermischt?
Das Gesetz der Addition allein regiert diese Welt; Das Multiplikationsgesetz gehört einer lebendigeren an.
Ader in ihren Rechnungen haben sie nicht gefürchtet, eins dem andern anzueignen, sie haben das Tote dem Lebendigen und das Lebendige dem Toten gleichmachen wollen.
Hienieden sind sie unter der Wurzel des Baums, sie können sich nicht bis zu den Ästen
erheben, und sie wollen uns ihre Verhältnisse angeben!
212.
Wenn ihr euch vernachlässigt, euch in Figuren und Schatten vertieft habt, kennt ihr die Dinge auch nur als Schatten und Figuren. Hinweg von diesen blinden Spiegeln, und die lebendigen regelmäßigen Gegenstände werden euch wieder näherkommen!
Sagt nicht mehr, unverständige Lehrer, alles sei falsch, wenn es einen Wiederschein gibt, und der Mensch sei nicht wert, ihn hienieden zu erhalten.
Ihr sprecht von eurer Stelle aus, ihr sprecht von dem im Schatten vergrabenen Menschen, dem man nur noch den Schatten wiedergeben kann, die er in sich anhäufen lässt.
Ihr habt nicht den ersten Begriff vom Wahren, wenn ihr glaubt, es könne keine verwahrten Menschen geben.
Selten werdet ihr zwar sie finden unter denen, die, schon betagt, ihr Leben in Schatten verlebt haben. Aber ihr werdet sie leicht finden, unter den Kindern und denen, die sein heiliges Gepräge bewahrt haben.
Suchen wir das lebendige Gebiet; unsere lebendigen Urkräfte werden nur noch mehr belebt werden, die Widerscheine, die wir da erhalten, werden reiner sein, oder, wenn ja das Unreine sich einmischt, wird es so leicht zu unterscheiden sein, dass es darin sich nur verwirren wird.
Ist nicht eine Grenzfeste in der Schöpfung? Kann das Unreine je neun und vierzig überschreiten?
213.
Die Wahrheit war erschienen, und die Blinden sahen, die Tauben hörten, die Lahmen wandelten, die Kranken waren geheilt.
Du zeigtest dich, Menschengelehrsamkeit, und die Sehenden sind blind geworden, die Hörenden taub, die Wandelnden lahm, die Gesunden krank.
Traurige Opfer, wisst ihr, wie jene Wahrheit mit euch verfahren wird? Sie hat die, so bei ihrem Erscheinen schwach waren, wiedergeboren, weil sie es aus Unwissenheit waren, und das Licht ihnen noch nicht erschienen war.
Ihr aber, die dies Licht gesehen, die tausendmal seines Daseins gemahnt wurden, ihr ließt es verdampfen!
Weil ihr nichts habt, so wird auch das, was ihr habt, von euch genommen werden.
Ihr lehrt, es gebe einen leeren Raum in der Natur: Wozu dann diese unzähligen Zwischenstufen, welche alle Wesen so schön verbinden, dass kein Punkt vorhanden ist, in welchem die Wirksamkeit sich entziehen könnte? Ist nun alles voll Wirksamkeit, wo wäre denn eine Leerheit von Ergebnissen?
Noch mehr habt ihr die sittliche Natur verkannt, indem ihr sie mit der vergänglichen verwechseltet. O Menschengelehrsamkeit, lasse ab von meinem Volke, damit es mir seine Opfer darbringen kann!
Die Menschenseele muss jenseits der Jahrhunderte sein, da das Leben ihr vom Urgrunde des Lebens gegeben ward, und der Fürst der Wesen das Leben nicht vernichten könnte, ohne seinen eigenen Charakter auszugeben, den: Lebendiger Gott zu sein.
Menschengelehrsamkeit, lasse ab von meinem Volke, damit es mir seine Opfer darbringen kann!
214.
Übergänge und Verbindungen, meint ihr, setzen die Schriftsteller am meisten in Verlegenheit. Wisst ihr denn nicht, dass die Verbindungen in den Sachen liegen? Männer Von Einsicht und Wahrheit legen sie wenig in Worte.
Wollt ihr die hohen Stellen der heiligen Schrift nur nach Worten und Namen beurteilen, so werdet ihr nur Dunkelheit, Unordnung und Verwirrung darin sehen.
Wollt ihr sie aber sorgfältiger prüfen, und ihr Verständnis erringen, euch erhebend, indem ihr bittet, dass man euch erhebe, so werdet ihr große und ergreifende Beziehungen darin finden.
Seht doch, was die Übergänge der heiligen Schriftsteller sind! Sie bestehen fast alle aus einer Bindungspartikel, weil sie immer nur im Namen des Herrn sprechen, und der Name des Herrn alles bindet, wie er alles hervorbrachte.
Zuweilen fangen sie gar damit ihre Schriften und Gespräche an; denn die Sachen, welche sie uns mitteilen, sind in Verbindung mit denen, welche sie uns verschweigen;
Und diese erlesenen Menschen entfernten sich nie von der Wahrheit, blieben immer Eins mit dem, der weder Anfang, noch Ende hat.
Einen ähnlichen Irrtum habt ihr begangen, wenn ihr Moses für einen Prediger der Leiblichkeit hieltet, weil er selten eine geistige Sprache zu seinem Volke führt.
Dieser Beweis würde euch sehr schwach vorkommen, wenn ihr die Schrift mit der Einsicht läset, die sie bei jedem Schritt aufkeimen lässt, und ihr würdet bald sagen:
Es war nicht nötiger, den Hebräern von Geist zu sprechen, als es nötig wäre, zwei einander gegenüberstehenden Heeren von Rüstung und Kriegern zu sprechen.
215.
Wer wird leugnen, dass die Natur eine große Bestimmung habe, und diese Bestimmung sei, Vorbild und Bild des Geistes zu sein?
Entlehnt nicht das alte und neue Testament daher all seine Embleme? Spricht es nicht beständig von den Gestirnen, Jahreszeiten, Ernten, Vögeln, Hunden, Fischen, Ameisen?
Wozu träten all diese Dinge in der Welt auf, als um den Menschen die Augen für höhere Wahrheiten zu öffnen?
Wähnt also nicht, als tätet ihr etwas Gleichgültiges, wenn ihr durch eure Prinzipien die Natur in unseren Augen entstellt! Der Mensch fasst kein Vertrauen mehr zu ihr, er verliert das, welches er fassen konnte, und eure Missgriffe führen ihn zur Gottlosigkeit.
Wenn du von einer Geliebten fern wärest, und sie sendete dir, deinen Schmerz über ihre Entfernung zu mildern, ihr Bild, würde dich das nicht einigermaßen trösten für den entbehrten Anblick des Urbildes?
So verfuhr auch die Wahrheit mit uns; Nachdem wir uns von ihr getrennt, hat sie den physischen Mächten überlassen, an ihrer Darstellung zu arbeiten, und sie uns vor Augen zu stellen, damit unser Verlust minder bitter wäre.
Und ihr, unverständige Lehrer, bemüht euch nur, diese Darstellung zu verfälschen, dass wir doch ja nicht einige Züge von dem wiedererkennen möchten, was wir nicht mehr sehen.
Haltet ein! Habt ihr nicht Einsicht in den Zweck der Wesen, wie könnt ihr Einsicht haben in ihre Gesetze?
Forschet zuvörderst, warum die Natur ist, ehe ihr uns sagt, wie? Nur die Einsicht in den Zweck der Wesen gibt Einsicht in ihre Gesetze.
216.
Wenn du die göttlichen Tugenden nicht verwirklichest, warum gäbe sie dir Gott? Du fragst dich, wie kann der Mensch das geltend machen, was er erhalten hat? Sind die Mächte nicht an die Liebe gebunden? Können sie sich mit dir vereinen, ohne sie anzuziehen?
Ist es nicht dieselbe Einheit, die in dir alles Gute schafft und dir zugleich die Genüsse und das Verwahrungsmittel gewährt? Dieselbe Sonne, die dich erleuchtet, treibt, indem sie die Bäume blühen lässt, auch die Blätter hervor, womit sie dich vor ihrer Glut schützen.
Belebe deine Kräfte, Mensch der Sehnsucht, belebe dein Vertrauen, löse deine Sünde in deinen Werken auf! Du wirst deine lebendigen Vermögen bis zu den Lichtausteilern verbreitet fühlen.
Hast du die Werke des Herrn getan, dann kehre wieder in deine Demut zurück und danke dem Herrn! Dadurch erhielten sich die Propheten und Auserwählten Gottes in Sicherheit, und überkamen neue Gaben.
Der Unbesonnene begnügt sich, sich in der Einsicht zu gefallen, die er durch den Unterricht seiner Mitmenschen, oder durch natürliche Eingebung erhält; Er ist, wie ein Boden, der den gestreuten Samen immer auf der Oberfläche trüge, aber nie in seinen Schoß aufnähme.
Mensch, gleiche nicht dem Sündenbock, der, wie die übrigen Tiere, die Wohltaten der Natur empfängt, und doch nur Ansteckung verbreitet! Du warst gebildet, wie eine allgemeine Augensalbe zu sein, zur Heilung aller Blinden.
217.
Wie lange werdet ihr in Zwiespalt mit euch selbst sein? Euer Herz möchte genießen, sich den
süßen eindrücken hingeben, die das Gefühl seines Wesens ihm vergönnt.
Aber eure schon missbrauchte Vernunft fürchtet noch mehr Missbräuche; Sie behält die Brandopfer für sich. Hört: Ihr wähnt die Menschheit im Stande der Beraubung, ihr haltet Gott für zu gerecht, als dass er Ursache unserer Leiden wäre.
Ihr wisst, wie nahe der Mensch Gott war, kraft seines Ursprungs, weil nichts zwischen diesen beiden Wesen war. Ihr fühlt, dass, Gott ausgenommen, nichts ihm nahe war, das ihm Trost bringen konnte.
Wie kann euch nun diese einfache Schlussfolge, deren Form und Klarheit euren Geist gewältiget, erschrecken?
Aber der Götze ist auf die Höhen aufgerichtet, und hat alles Volk angezogen. Von diesem Berggipfel herab beherrscht er das ganze israelitische Lager, und das Volk hat nicht Ohren mehr für die harmonischen Hirtengesänge auf der Ebene.
Es hat keine Augen mehr für die Milch- und Honigströme, welche im gelobten Lande fließen, keinen Geschmack mehr für ihre Süßigkeit.
Stürzt den Götzen um, der euch in Knechtschaft hält, und nur in Mangel schmachten lässt, um euch zu Grabe zu führen! Kommt mitten in das Lager mit dem Volke, und führt es wieder in die Zelte!
218.
Sehe ich nicht drei Stufen für den Menschen? Er ist über seinem Maß, oder im Gleichgewicht, oder darunter.
Ist er im Gleichgewicht, und beharret im Ebenmaß, so lebt er ruhige, friedliche Tage. Ist er darüber: So ist für ihn nur Triumph und Genuss. Aber diese Stufe ist nicht auf Erden zu suchen.
Wer leidet am meisten? Die, welche von oben ein großes Maß empfingen und es anderswo zu füllen erwarten müssen. Diese werden getröstet werden; Denn sie können doch reichlich weinen.
Herr, sind nicht zumeist die, so du zu deinem Werk erwähltest, Opfer der tiefen Idee, die du ihnen von dir gabst?
Auf der Erde finden sie nur Widerspruch dieser tiefen Idee; Sie sehen alltäglich das Lebendige dem Schlaffen und sich selbst Zersetzenden opfern.
Täglich sehen sie die natürlichen Namen zu übereinkömmlichen, niemals aber die übereinkömmlichen wieder zu natürlichen werden.
Menschliche Krieger, eure Kämpfe sind selten, eure Niederlage und euer Tod ungewiss, und das Gefühl der Billigung der Menschen gewohnheitsmäßig.
Die Krieger der Wahrheit sind immer auf dem Schlachtfelde. Sie sind gleichsam sicher, schlimmere Übel, als den Tod zu bestehen, und nie die Beistimmung der Meinung für sich zu haben.
Heilige Wahrheit, zum Glück für diese Auserwählten ist dein Reich nicht von dieser Welt! Deine Gerechtigkeit eben so wenig, wie dein Reich. Dies genügt, sie zu ermutigen; sie sind ihrer Belohnung gewiss.
219.
Werden wir nicht alle mit einer Gabe geboren? Und wenn es unserer Wachsamkeit gelingt, dass sie sich entwickelt, was können wir weiter verlangen?
Wir sollten alle gekrönt werden, weil der Treue uns mit seiner Wirksamkeit umgibt; Er bildet um uns gleichsam einen Umkreis, und über uns einen Lichtkreis.
Männer der Wahrheit, hat man euch deshalb nicht oft als Könige angesehen? Heiligkeit, du machst alle Gaben zu verwandten; Du lehrst uns, dass sie alle demselben Geiste angehören.
Ton und Licht sind nur für den Gottlosen oder Unwissenden einander fremd; Reich und Heiligung sind durch wesentliche Beziehungen verbunden.
Der große Meister hatte alle Mächte, weil er heilig war, und er war heilig, weil er sich ganz für seine Brüder vergaß. Seele aus der Liebe geschöpft, die Arbeit der Liebe führt zur Heiligung; denn nur sie rechtfertigt uns.
Schwacher und im Geistesbedürfnis befangener Mensch, du würdest nicht in Trägheit beharren, wenn Stolz dich nicht zurückhielt und du nicht alles zu haben wähntest. Bist du nicht in Gefangenschaft, wie die Hebräer? Warum solltest du nicht, wie sie, deines Vaterlandes gedenken?
Wo ist der Mensch, der überall den Schmerz und das Gefühl seines Elends mit sich trägt? Er wird wachen, um das Gelüste des Geistes zu erhalten.
Er wird ängstlich unruhig werden, wie ein Wanderer, den in unbekannten Lande die Nacht überrascht, bis der Herr vom Eifer für das Land gerührt ist, und seinem Volke verziehen hat;
Bis der Herr ihm gesagt: Ich will euch Getreide, Wein und Öl senden, und ihr werdet satt werden, und ich werde euch nicht mehr dem Hohn der Völker preisgeben.
220.
Wo sind hienieden die Verhältnisse, um den künftigen Zustand zu ermessen? Wollen wir das Beispiel hernehmen vom Kinde in Mutterleibe, verglichen mit dem Stande des ausgebildeten Menschen?
Unser denkendes Wesen darf unermessliche Entwicklungen erwarten, wenn es seinem Körpergefängnis entronnen ist, wo es seine anfängliche Form annimmt, wie das Kind die Form seines Leibes annimmt in Mutterleibe.
Aber gibt uns dies Verhältnis eine reine und lehrreiche Idee von dem glorreichen Stande, der uns erwartet? Suchen wir diese reine Idee nicht hienieden! Hätten wir sie, wir würden nicht mehr in Beraubung leben.
Aber ich gewahre ein herrliches Gesetz. Je mehr sich die Verhältnisse ihrem zentralen und zeugenden Ziele nahen, desto größer und mächtiger sind sie.
Dies Wunder, welches du uns zu fühlen und zu entdecken vergönnst, göttliche Wahrheit, genügt dem Menschen, der dich liebt und sucht.
In Frieden sieht er seine Tage verlaufen, er sieht es mit Freude und Entzücken.
Denn er weiß, jeder Umschwung des Zeitrads bringt ihm jene erhabene Gleichung näher, welche Gott zum ersten Ausdruck hat, und er weiß schon voraus, dass der Mensch der zweite sein wird.
Stehen wir wieder mit dem auf, der schon wieder auferstanden ist! Erheben wir uns zu jenem Gebiet, um da unsere Ursprache schnell zu lernen! Dort wird Wirksamkeit stets das Wort begleiten, und alle unsere Schritte werden mit Blumen bestreut sein.
Es gibt eine Zeit, Gunst zu gewinnen, eine Zeit, Einsicht darein zu bekommen; Es muss eine Zeit geben, über Verteilung derselben zu walten.
221.
Behauptet ihr nicht, man müsse die Künste üben, um ihre Feinheiten alle zu fühlen, und Geschmack darin zu bekommen? So übt doch auch die Grundsätze der Wahrheit, wenn ihr ihren Zauber und ihre Süßigkeit kennen lernen wollt.
Der Zauber der Einsicht wird euch zum Zauber der Liebe führen. Ist Liebe nicht das Seelenauge? Sieht sie nicht Gott durch die Liebe, weil sie ihn ohne Bild sieht?
Aber du brauchst dies Gefühl bei Gegenständen, die es dir nicht erwidern können, die dich täglich von Täuschung zu Täuschung führen.
Willst du diejenigen nicht von dir weisen, die den Gewinn haben, dass sie dich so in den Gegenständen deiner Liebe täuschen?
Sie wissen wohl, dass, wenn du klug genug wärest, dich an bessere zu wenden, du deiner würdigen Gegenstände finden würdest, die dich wieder liebten, und tausendmal mehr, als du sie je lieben kannst.
Übt die Grundsätze der Wahrheit, wenn ihr ihren Zauber und ihre Süßigkeit kennenlernen wollt!
Behauptet ihr nicht, man müsse die Künste üben, um all‘ ihre Feinheiten zu fühlen, und Geschmack darin zu bekommen.
222.
Der Keim des Herrn, der Keim des Worts ist aufs Neue in die Menschenseele ausgestreut.
O ihr, wohltätige Mächte, deckt ihn mit euren reinen Händen! Mögen die Vögel des Himmels keinen Zugang finden, ihn aufzuzehren!
Du bist die waltende Kraft, du blühest in allen Wesen; du hast sie hervorgebracht und erhältst sie durch die allmähliche Entwicklung deiner Mächte.
Auch in mir wirst du blühen; mir, wie ihnen hast du das Sein gegeben, mir wie ihnen wirst du das Dasein fristen durch deine belebende Wirksamkeit.
Lasst uns den Menschen preisen! Er kann keinen Augenblick sein ohne seines Gottes belebende Wirksamkeit, ohne dass der Geist in ihm wie in steter Schwingung wäre.
Natur, auch du hast denselben Gewinn; Denn du enthältst keine Substanz, woraus der fleißige Künstler nicht die Elemente des Lichts ziehen könnte.
Aber der Mensch hat vor dir die Macht voraus, seine erhabenen Vorrechte zu fühlen, und ihren göttlichen Urheber zu preisen.
Der Engel des Herrn hat das Schwert ergriffen, er schwebt durch alle Straßen der Ägypterstadt.
Ausroden will er alle, die, wie Achab, sich verkauften, um Böses zu tun vor den Augen des Herrn.
Ausroden will er im Menschen alles, was nicht mit dem Blut des Stammes bezeichnet ist.
Kein vergiftetes Gewächs wird er bestehen lassen, aber ohne Schwertstreich an allem vorüberziehen, was das Gepräge der Erlösung trägt und aus der Saat des Wortes hervorging.
Dann wird der Saft frei von der Wurzel bis zu den fernsten Zweigen kreisen. Die Bergströme werden ungehindert sich in das große Meer verlaufen, und die Heiligkeit wird mit der Menschenseele, wie durch einen unzerstörbaren Ritt, verbunden sein.
223.
Lasst uns Spezereien sammeln und auf dem Altar des Herrn anzünden! Bei den Völkern der Erde lasst uns umhergehen und den Zehnten für den Herrn von ihnen verlangen!
Es gibt Völker, welche die Tempel und Götzen Ägyptens mit Weihrauch versehen. Ist es nicht gerechter, dass aller Weihrauch dem Herrn dargebracht wird?
Junge Leviten und ihr, unschuldige Jungfrauen, sammelt sorglich die Blumen auf den Auen! Durchstreicht die Gebirge von Galaad und Arabien, wo Balsam und Weihrauch ihren Duft verbreiten!
Wer wird sich weigern, an eurem Werke teil zu nehmen? Wer wird so undankbar sein, dem Herrn nicht den Zehnten darzubringen?
Wie die unermüdliche Biene bemüht euch täglich, den Saft aus Blumen und harzigen Bäumen zu sammeln; Bringt eure Ernten zu heiliger Stätte!
Bereitet da mit Muße Wachs und Honig zu Nutz und Frommen der gesamten Menschenfamilie! Bereitet da den geheiligten Weihrauch, der nur dem Herrn dargebracht werden darf auf goldenem Altar!
Bereitet auch den Weihrauch der Salbung, der dienen soll, den Hohepriester und seine Söhne zu weihen, und alle zum Dienste der Stiftshütte bestimmten Gefäße!
Hat nicht der Herr Männer des Friedens erwählt, die kein Geschäft haben, als die Wunden der Tochter seines Volks zu verbinden?
Er hat einige erwählt, die ihr Leben mit Gebet für die Krieger zubringen; Andere, die ihr Leben mit Gebet für diejenigen zubringen, welche noch nicht aus der Unwissenheit auftauchten.
Andere, zu beten für die zur Finsternis hinabgestiegenen, andere, zu beten für diejenigen, die ihre Banner gegen die Wahrheit erheben.
Denn er will, dass Arabiens Spezereien ihren Duft über die ganze Erde verbreiten.
Er will, dass das Gebet, wie das Himmelsgestirn, die Welt umspanne wie mit einem ununterbrochenen Kreis, und nicht einen Augenblick unterlasse, die Menschenwohnung zu beleben.
224.
Ich heilige mich für sie, damit sie auch in der Wahrheit geheiligt werden. Welchen Stoff gibt hier Johannes zum Nachdenken!
Der Vater hat den Sohn geheiligt, der Sohn den Geist, der Geist den Menschen. Der Mensch soll sein ganzes Wesen heiligen; Sein Wesen sollte alle Wirksamkeiten des Weltalls heiligen.
Die Wirksamkeiten des Weltalls sollten die ganze Natur heiligen, und von da an sollte die Heiligung bis auf die Ungerechtigkeit sich erstrecken.
Das also ist die göttliche Saat, welche immer in der oberen Region blüht, hienieden aber sich in verschiedene Keime teilt, und verschiedene Epochen erwartet, um das glorreiche Leben, das sie in sich schließt, zu offenbaren.
Sie war im Mittler verborgen in der Zeit seiner Arbeit und Erniedrigung. Damals sagte er auch, der Vater sei größer, als er.
Er sagte zugleich zu seinen Aposteln, sie sollten sich freuen, dass er zum Vater ginge. An dem Tage werdet, ihr mich nichts mehr fragen. Was ihr von meinem Vater in meinem Namen bitten werdet, das wird er euch geben.
Denn der Geist, der alle göttliche Befruchtung mit sich führt, wird den Kreis Gottes erfüllen, ohne einer anderen Zahl zu bedürfen.
Wer kann dich demnach mit dem Gedanken fassen, herrlicher, vom heiligen Geiste geheiligter Mensch, in welchem der Sohn die Heiligung des Vaters verherrlicht?
Du wirst ein Brennpunkt von Liebe und Macht, dem alles weicht und in dem alle Schätze der Wahrheit sich einen.
Wer hat in seiner ganzen Tiefe den Sinn und Ausdruck des vierfachen Zeichens durchdrungen, welches zumal auf alle Verhältnisse der Wesen wirkt?
225.
Was ist aus den Wonnegefühlen, was aus den sanften Tugenden geworden, die dein Dasein verschönten? Diese heilsamen Pflanzen sind in ihrem Wachstum gehemmt. Viel Dornen haben sie überwuchert und ihnen den Anblick der Sonne geraubt.
Ist der Mensch gestorben? Ist keine Hoffnung mehr für ihn und muss er in das Grab hinab? Warten die Würmer, ihn auszuzehren? Haltet ein, Diener des Todes! Die Rache ist aufgehoben.
Erhebe dich, Mensch, der seinem Gott wert ist! Er liebt dich so sehr. Soll ich sagen, er ehrt dich so sehr, dass er seine eigene Herrlichkeit der Größe opfert, die er dir gab. Er will lieber sich demütigen als dich umkommen sehen.
Erhebe dich! Erschrick nicht, wenn, nach deinen Verbrechen, alles für dich mit Schatten beginnt! Auch die Lichtgegenden werden an die Reihe kommen. Sie sind an dein Leben gebunden; In ihnen wurdest du geboren.
Alle Festungen des Herrn werden dir aufgetan, und du als der treue Herr angesehen werden.
Da wirst du die Brüder sehen, die in Dürftigkeit, oder in Strafe schmachten; Wirst die sehen, die ihre Weisheit, sich der ihnen gesendeten Hülle zu bedienen, in glücklichere Gegenden versetzte.
Da wirst du alle tätige und geheime Hilfsmittel sehen, welche die Hand des Höchsten braucht, Gerechtigkeit zu üben und Wohltaten zu verbreiten.
Verweile nicht zu lange beim Anschauen dieser fast unendlichen Größe, die er dir, kraft deiner Natur, gegeben! Dadurch sind seine Kinder Kinder des Stolzes geworden und von ihm geschieden.
Dadurch ist der Mensch ein zerbrechliches Rohr geworden, worauf Gottes Hand sich nicht mehr stützen kann.
Vor allem trachte die Hoheit dieses höchsten Urgrundes zu fühlen, seine deinen Gedanken unermessliche Liebe, und dein durchgängiges Nichts vor ihm, wenn es ihm gefiele, dich in Finsternis zu lassen.
226.
Jeremias also bat dich, o Herr, ihn in deiner Gerechtigkeit zu züchtigen, nicht in deinem Grimm, auf dass du ihn nicht vernichtetest! Das also sind die beiden Wege, wie du den Menschen strafest! Du musst streng gegen ihn sein, wenn es ihm nicht genügt, dass du gerecht bist.
Aber du hast auch zwei Wege, ihm deine Gunst zu erzeigen; Der eine ist dein Erbarmen, und der andere ist deine Liebe. Ist Gott so schrecklich in seiner Gerechtigkeit, was muss er nicht in seiner Strenge, oder seinem Grimm sein?
Sein Grimm ist für die Gottlosen, seine Gerechtigkeit für die Ungehorsamen, sein Erbarmen für die Schwachen, deren Fehler er so gern vergisst. Seine Liebe ist für die, in welchen er diese Fehler sogar hemmt und ihnen zuvorkommt.
Ist Gott so mild in seinem Erbarmen, was wird er in seiner Liebe sein? Menschen, ihr fordert immer mehr, als das Maß, Gott fordert immer weniger, wenn er sieht, dass man ihn sucht und liebt. Aber nur die Kleinen und Einfältigen verstehen diese Wahrheiten.
Ist nicht Glaube unser natürlicher Zustand? Wer ist mehr zum Glauben geneigt, als das Kind? Eben weil es dem Naturstande am nächsten ist.
Der Gelehrte und der Staatsmann glauben sich zu vervollkommnen. Und doch haben sie alles Glaubens sich abgetan. Wie können sie nur sich überzeugen, so dem Wunsch der Natur nachgekommen zu sein?
Sind dies die Seelen, die dich ehren werden, Herr? Sind sie nicht den Toten unter der Erde ähnlich, von welchen du weder Ruhm noch Ehre, die der Gerechtigkeit des Herrn gebührt, erwartest?
Welche Seele ehrt dich? Die Seele, die betrübt ist über das ungeheure Übel, die ganz gebeugt und niedergeschlagen einhergeht, deren Augen matt und im Abnehmen sind.
Die Seele, die arm und vom Hunger gequält ist, wird dir Ruhm und Lob der Gerechtigkeit geben.
227.
Genügt es denn, gegen das Böse erbittert zu sein, und sich dem Feind gestellt zu haben? Nein, besiegt, in Ketten muss man ihm geschlagen haben.
Brecht kühn die Wälle der gottlosen Stadt! Des Herrn Stimme beseele euch, das Vertrauen auf seinen Namen ist euer Schwert.
Zertrümmert die Winkel ihrer Mauern und seht selbst den Frevel, der dort begangen wird! Seht die Schlange auf dem Altar, seht, wie listig sie die Einwohner verführt hat!
In ihre Beratungen hat sie sich eingeschlichen. Für einen Friedensengel hielten sie sie, setzten sie in das Allerheiligste, machten sie zu ihrem Propheten und Orakel.
Schlagt kühn zu! Sie können den Übeln nicht entgehen, die ihre Verbrechen ihnen zugezogen. In Zukunft werden sie lernen mehr auf ihrer Hut sein gegen ihren Feind und nicht ihren Weihrauch mit Wohlgerüchen des Frevels mengen.
Pocht mit noch mehr Sehnsucht an die Tore der heiligen Stadt! Rastet nicht, bis die Leviten euch den Vorhang des Tempels eures Gottes aufheben lassen!
Halte dich wacker, Menschenseele; Du möchtest den Glanz seines Ruhms nicht ertragen!
Die Hand vor die Augen! Den Kopf gesenkt! Des Herrn Herrlichkeit erscheint! Ach, lasse deinen Tränen freien Lauf; Denn einst solltest du nahe bei dieser Herrlichkeit wohnen!
228.
Deine Werke also werden dir nachfolgen, o Mensch, der nicht sein kann, ohne zu wirken, und dessen Wirken nicht sein kann, ohne hervorzubringen! An der Form deiner Werke kannst du deine Treue gegen die Gerechtigkeit ermessen.
Warum zieht ihr Verbrechern ihre bezeichnende Kleidung aus? Warum zieht ihr ihnen schmähliche Kleider an? Warum zeigt die Natur so viel verkommene, entstellte und missgestaltige Klassen von Wesen auf? Warum kleidet sich der Feind in alles, was widersprechend und missgebildet ist?
Warum sind die Höheren unter den Völkern auch die best Gekleideten, die best Geschmückten? Warum suchen sie mit seltenen Tieren und den kostbarsten Naturerzeugnissen sich zu umgeben?
O wie schön werden der neue Himmel und die neue Erde sein, da die Bildungen dort regelmäßig sein und ihre Missgestalt mit der Vollkommenheit selbst vertauschen werden!
Mensch, lasse deine Überlegung wieder walten, damit du dich nicht täuschest auf deiner Bahn: weil die Wirksamkeiten verschieden sind, müssen sie dir denn darum entgegengesetzt scheinen? Der Mensch selbst wird von der Verschiedenheit dessen, was wahr ist, bekämpft, weil die Wahrheit sich zerteilt hat, ihn auf den verschiedenen Stufen zu begleiten, die er in seinem Fall durchlief.
Brichst du nicht die Früchte auf einer von diesen Stufen, so werden die zunächst zu beschreitenden dich beunruhigen und entkräften.
Die Einheit ist auf jeder; Bei ihrem Fackellichte kannst du sie alle dir nutzbar machen. Sei der ersten Klarheit treu! Kopf und Herz können fruchtbar werden, ohne darum aufzuhören, stets jungfräulich zu sein.
229.
Empfange den Zoll meines Lobes! Er ist schwach und unvollkommen. Alles ist ja mangelhaft an dem elenden, ungerechten Menschen.
Du aber, o Herr, der die Weisheit und Wahrheit ist, du wirst in meinen Gaben nicht auf das Mangelnde sehen. Mit deinem Namen wirst du sie decken, damit sie geheiligt werden, und du ihnen Eingang in deine ewigen Hütten gestatten könnest.
Du, Herr, gewährest dem Menschen all‘ diese Güter und Gunst. Du behandelst ihn so, auf dass er fühle, wie unendlich reich der Herr ist an Schätzen und Liebe.
Wird mein Zoll angenommen, wird er auf die Felder des gelobten Landes gesät, so wird diese Pflanze zahllose Zweige hervortreiben und auf diesen Zweigen werden die Namen meiner Freunde, meiner Brüder, die Namen der Männer der Sehnsucht stehen.
Da werden sie um die heilige Lade wachen, den Frevler davon abzuwehren. Der Herr wird sein Auge fest auf diese erwählten Namen heften, sie werden von seinem Feuer belebt werdet, und das Wort nehmen.
In diesen geläuterten Seelen wird der Ewige seinen Sitz aufschlagen wie auf einem göttlichen Thron. Er wird sie betrachten als den Grund und die Säulen seines Tempels, und sie werden Genossen sein seiner Ewigkeit.
230.
Alle Regionen bereiten den Menschen vor, der treue Freund unterstützt und tröstet ihn, wohltätige Hände nehmen ihn auf und wärmen ihn; Dann ist der Tempel fertig, und der Geist kann herabkommen.
Hat der Geist des Lebens nicht alles in sich? Hat er nicht alles durch sein Wort geschaffen? Diese Schöpferkraft wird er in den Menschen übertragen und in ihm alle Wesenheiten erneuen. Ist es so verwundersam, dass Lahme gehen, Blinde sehen, Taube hören, ja selbst Tote wieder auferstehen?
Er ist das Licht, der Urgrund des Licht. Er erleuchtet die Vernunft des Menschen und öffnet ihr die Augen über die Geheimnisse der Weisheit.
Hat er nicht einen sicheren Blick für alles, was in der Zeit vorgeht? Diesen Blick wird en dem Menschen geben, vor ihm wird er das Buch der Jahrhunderte aufrollen. Kann er den Menschen fördern, ohne ihn von dem Bedürfnis des Forschens und des Gedächtnisses freizusprechen?
Ist er nicht auch der Urgrund der Liebe? Und kann er den Menschen fördern, ohne in ihm alle Tugenden hervorzubringen? Stets wird er den Menschen nach dem Bildnis der Ewigkeit beleben, die immer neu ist in der Lebhaftigkeit jener unaussprechlichen Genüsse.
231.
Lasst uns unsere Geister gewöhnen, sich ehrfürchtig vor der Größe seines Namens niederzuwerfen; Unsere Herzen, nur von seinem Schrecken und seiner Liebe durchdrungen zu werden; All‘ unsere Kräfte, seinen Ruhm gegen die zu verteidigen, die ihn Tag und Nacht angreifen!
Dies ist die einzige Beschäftigung, die uns über der Verwirrung schwebend erhält, worin Zeit und Lüge den Menschen, wie einem hoffärtigen Gefangenen, halten. Der Feind selbst wird den Menschen nicht anzugreifen wagen, der sich stetem Lobgesange des Herren weihet.
Das ist mehr, als mit ihm handgemein werden, das heißt, ihn in sein Nichts schleudern und den Sieg feiern, ohne auch nur einen Streich gegen ihn geführt zu haben.
Singen wir das Lob des Herrn! Es ist viel, wenn wir jeden Tag unserem Denken einige Augenblicke schenken. Ist es nicht immer eine Hemmung für unseren Genuss, da all‘ unser Genuss in Gebet und Lobgesang des Herrn besteht?
Die Vernunft erleuchtet unser Leben, aber das Lob des Herren erwärmt es.
Die Vernunft beseelt des Menschen Stimme, und lässt ihn auch den Lobgesang des Herrn noch höher anstimmen. Sie ist wie der Blitz, der Feuer aus den Wolken schüttet und den verhallenden Donnerlaut wieder weckt.
Aber du, hehres Dröhnen des Donners, offenbarst, gleich majestätischem Gesange, den Ruhm des Herren.
232.
Hüte dich, in der Sünde zu wohnen, und das Leben wird dir nicht für immer entzogen werden. Wie könnte es? Bist du nicht mit den mächtigen Verteidigern Israels bewehrt?
Und du, sanfte friedliche Macht, du umhüllst alles mit deinem heiligen Gewand, und bähest alles mit deiner lebendigen Wärme. Wer kann dir deine Krone rauben? Es wird scheinen, als ob sie dir sie raubten; Aber keinen wirst du sie tragen sehen.
Ich trete im Geist in die Versammlung der Propheten und Heiligen; Ich finde sie immer beschäftigt mit dem Werk des Herrn.
Warum sind ihre Reden so belebt, so gehalten? warum so anziehend für sie? Weil im Werke des Herrn alles lebendig ist, weil auf der höheren Bahn, und in der Versammlung der Propheten alles voll ist.
Wir sind hienieden so mit unseren nichtigen Angelegenheiten beschäftigt; Unsere Versammlungen zeigen so viel Eifer für kindische, oder sündliche Dinge: warum sollten die heiligen Propheten nicht Eifer für ihre Angelegenheiten fühlen, diese reinen und belebenden?
233.
Sprecht zu euch selbst: Ich bin der Sohn des Herrn. Sprecht es, bis dies Wort aus der Tiefe eures Wesens hervorgeht. Und ihr werdet die Finsternis um euch schwinden sehen.
Fragt nicht fürder, was waren das für unermessliche Kräfte, als deren Inhaber alle Überlieferungen den Menschen angeben; Er war geboren, den Namen des Herrn zu verkünden, weil er der Sohn des Herrn war.
Warum hat er diesen hohen Posten eingebüßt? Weil er nicht in seinem Herzen gesprochen hat: Ich bin der Sohn des Herren; Weil er diesen Quell der Bewegung aus den Augen verloren hat.
Trockne deine Tränen, unglücklicher Sterblicher, verbanne deine Besorgnisse! Von oben herab ist ein Mensch gekommen, gekommen, dir zu sagen: Ich bin der Sohn des Herren.
Bei diesen Worten wurden seine Feinde geschlagen, der Abgrund erbebte, der irdische Orient nahm seine Stelle als Leiter und Führer für die Menschheit wieder ein.
Wiederhole dies Wort mit ihm, nach ihm, aber unaufhörlich; Denn unaufhörlich können sich dir neue Übel zu heilen, neue Gefahren abzuwenden bieten.
Hattest du nicht drei ursprüngliche Gaben: Die Erhaltung des Körperlichen, die Verteilung des Unkörperlichen und den Ausruf? Der für dich sagte: Ich bin der Sohn des Herren, hat sie dir alle drei gebracht, um dich zur vierten zu leiten, welche die Obermacht ist.
Wann wird es mir vergönnt sein, still zu stehen? Muss nicht meine kleinste Nachlässigkeit mir als ein Mord angerechnet werden? Nicht umsonst ist es mir vergönnt, heute noch besser, als bei meinem Ursprunge zu sagen: Ich bin der Sohn des Herren.
Und ich bin nicht im gehörigen Maß, wenn nicht jeder Augenblick meines Daseins mich mit Nachdenken und Aussprechen dieses erhabenen Wortes beschäftigt findet.
234.
Was würde man von dem Wilden denken, der, wenn auch nur kraft irdischer Tugend, stolz und klaglos die, nach den Kriegsgesetzen bei ihnen üblichen schrecklichen Qualen ertrüge?
Wenn er durch Mut und Widerstand den niedereren unordentlichen Wirksamkeiten gewehrt hätte; Wären dies nicht gerade so viel Siege, und gerade so viel Flecken weniger, die er während seines Laufes abzuwaschen hätte?
Auge der Vernunft, halte diesen Blitz fest! Freue dich aller unter dem Menschengeschlecht ausgestreuten Tugenden! Wo immer sich eine Tugend finde, muss sie auch, ihrer Klasse gemäß, eine Wirkung haben.
Die Wahrheit ist ein großer Strom, der in seinem Laufe die ganze Erde umfasst. Alle Wasser in der Natur, wie fern sie ihm seien, streben durch ihr natürliches Gefälle sich mit diesem Strome zu vereinigen.
Göttliche Liebeshuld, so lassest du deine Geheimnisse durchblicken und dir entschlüpfen! Die ganze Menschenfamilie ist deinem Denken immer gegenwärtig, und dein Geschäft ist, das ganze Menschengeschlecht irgendwie deiner Gunst teilhaftig zu machen.
Brechet, brechet die Schranken der sumpfenden verdorbenen Wässer; Sie werden von selbst dem Flusse des Lebens zufließen, und ihre Verderbtheit wird bald dort verzehrt werden.
Verdammt selbst die nicht, welche in Arglosigkeit und Unwissenheit nur den scheinbaren Farben der Wahrheit zu folgen versucht sind!
Sobald sie ihr Denken üben, und ihr Wort, sobald sie sich bewegen, wären sie auch nur schwache Nachbildner der Wahrheit, werden sie doch endlich einige Tropfen jenes wohltätigen Taues auf sich herablocken.
Der Herr sucht nur die Menschenfamilie zu retten, weil die Geister von ihm ausgingen und Er die Seelen schuf.
235.
Umsonst verfolgt mich der Feind mit seinen Täuschungen. Hienieden darf die Leiblichkeit kein Andenken von mir haben.
Genießt denn der Mensch die Freuden der Materie? Wenn seine Sinne Schmerz oder Vergnügen fühlen, sieht er denn nicht leicht ein, dass nicht er diesen Schmerz, oder dies Vergnügen empfindet?
Ach, wenn auch sein Geist an allem Zauber der Einsicht und Kenntnisse sich labte, müsste er doch sich sagen: Mein Werk ist nicht erfüllt, mein Tagewerk nicht getan!
Bin ich in den Abgrund gestiegen? Habe ich dem gefräßigen Löwen die Beute entrissen? Habe ich den vom Tode gerettet, der hineinstürzen wollte? Habe ich Milderung für die Übel dessen erhalten, den er in seiner finsteren Behausung hielt?
Wenn er aber, kraft gewonnenes Bruderheils, ein Recht hat auf die Bürgerkrone, wenn er selbst den geretteten Bürger vorführen kann, dann setze er sich unter die Eroberer, und harre zuversichtlich auf den Preis seiner Tapferkeit. Seine Werke werden ihn loben in der Versammlung der Richter.
Dies allein sind die Freuden, die er eigentlich selbst genießt, und deren er sich erinnert; alle die, so die Leiblichkeit ihm hätte geben können, würden nie sein Andenken bewahrt haben; Sie gehen nicht in sein Wesen ein, und sind seinem Werk fremd.
Wer kennt die Vorrechte heiliger, auf dreifachen Grund gestützter Freundschaften? Sie allein haben Bestand, und ohne das heilige Band, welches sie einigt, würden sie nur zur Verwirrung führen.
Wollt ihr bei euren menschlichen Bündnissen diese Verwirrung meiden: So schöpft aus Gott die Liebe eurer Geister, aus euren Geistern die Vereinigung eurer Seelen, aus euren Seelen die Vereinigung eurer Leiber. Dies wird das Mittel sein, dass die Leiblichkeit nie ein Andenken von euch erhalte, der Feind aber in seinen Entwürfen betrogen werde.
236.
Ich will mich auf den Flügeln des Geistes aufschwingen und alle Pfade der Wahrheit durchfliegen, will da sehen, mit welcher Weisheit Gott die Welten entworfen, mit welchen Einsichten er die Fortschritte der Wesen leitet.
Er labt unsere Augen mit den Früchten seiner Werke und der Herrlichkeit seiner Erzeugnisse.
Er setzt Engel zu Wächtern der Völker, und, wenn die Zeiten dieser Engel erfüllt sind, geraten die Völker, über welche sie wachten, in Verfall.
Er lässt zuweilen die Völker mit dem Engel der Finsternis zusammengeraten; dieser macht ihre Beratungen zu Schanden, um sie in Furcht und Gerechtigkeit zu erhalten.
Die Völker siegen, die Völker rühmen sich, sie unterliegen, und er bewegt sie nach seinem Gefallen; Denn das Weltall ist in seiner Hand, wie eine Kugel, die er dreht, wie es ihm in seinem Sinne gefällt.
Ich werde die Kirche der Heiligen sehen gebildet aus den Söhnen der Weisheit. Ich werde sie in all‘ ihren unseligen Umwälzungen fest und unwankelbar sehen.
Sie geht einher unter den Völkern, sie folgt dem Zug ihrer Atmosphäre, aber sie kennt nicht ihren Wechsel, noch ihren Fall. Sie wandert mit ihnen, ihnen den Unterschied der Zeit des Geistes von der Zeit der gemischten Region zu lehren.
Sie wandert mit ihnen, aber ohne ihrer Freiheit Eintrag zu tun, diesem heiligen Geschenk, welches Gott dem Menschen als mögliche, nicht als bestimmte Macht gab, weil nur die Macht Gottes dies sein darf.
Diesem heiligen Geschenk, aus dem der Mensch alle Übel schöpfte, da es ihm doch alle Früchte des Lebens und Lichtes gewähren konnte;
237.
Schwach und fast nichtig ist die Macht, die jetzt in dem Menschen wohnt; doch ist sie noch groß genug, dich zu vernichten, Widersacher aller Wahrheit!
Was wäre es, wenn der Mensch ganz umgestaltet würde? Das Weltall könnte ihn nicht fassen, die Gestirne müssten fliehen, ihm Platz zu machen.
Arbeite, Mensch des Schmerzens! Du bist nur der Söldling deines Gottes; Ihm verdankst du deine Zeit und deine Tage. Wohl dir, dass er dich noch zu brauchen würdigt, und dich nicht auf dem öffentlichen Markte in Trägheit und Mangel vergehen lässt!
Trage die Hitze des Tages, du darfst hier nur das Brot der Ermattung essen. O wähne nicht, das Brot der Lässigkeit essen und deinen Herrn betrügen zu können!
Er wird dich sehen, wenn du auf dem Felde mit verschränkten Armen auf den Pflug dich lehnest. Er wird dir die in Trägheit zugebrachten Stunden abrechnen, und, so du nicht treuer und genauer wirst, dich aus seiner Dienerzahl ausstreichen.
Mit deinem Schweiß und Blut sollen die Wunden geheilt werden. Dadurch wird das Wort kommen und dich belohnen. Warst du nicht, kraft deines Ursprungs, dem Herrn pflichtig? Wurdest du es nicht wiederum durch die Rechte des Doppelbundes?
Trotz dem verdingst du, statt deines Herrn Arbeit zu tun, dich an andere, die dir deinen Gehalt vorenthalten. Sie beschäftigen dich mit mühsameren Arbeiten, die gar nicht unter gesetzmäßige Werke gerechnet werden können.
Kehre zurück zu deinem ersten Herrn! Er ist milder, gerechter, und fordert weniger. Suche den Herrn, so lange er noch zu finden ist, sagt ein Mann Gottes, rufe ihn an, weil er nahe ist!
238.
Der Zustand der Wesen wird Bestimmungsgrund für die Gesetze der göttlichen Haushaltung; Denn ihr Zustand bestimmt, was für ihr Bestes zu tun sei!
Erschreckt nicht fürder vor den Worten: Opfer, Leiden, Sühnung! Er weidet sich nicht an Schmerz. Aber die zu unserer Heilung so nötigen Schmerzen hätte keiner von uns tragen können.
Welches ist das Gemälde der Dinge? Einerseits Eins, Vier, Sieben, Acht und Zehn. Andererseits Zwei, Drei, Fünf, Sechs und Neun. Alles ist da für das Gegenwärtige, trotz den Rechnungsfehlern eines berühmten Volks, welches nur der arithmetischen Leiter folgte.
Darum kam der Heilige, für uns den zu überwinden, den wir nicht selbst besiegen konnten.
Seine unbesiegbare Kraft hat den Tod für ihn zu Schanden gemacht, und wird ihn auch für uns zu Schanden machen, wenn wir ihm in den Kampf folgen und seine Rüstung anlegen.
Nicht für dich, grausamer Feind, sondern gegen dich hat seine Macht sich entwickelt; Du darfst nichts mehr von ihm erwarten; was du hattest, hast du verloren, und er hat alles gegeben, was er hatte.
Der Kreis ist ausgemessen. Rinde und unnützes Gezweig ist in den Graben geworfen worden, in Harz verwandelt, und nur noch zur Feuerung brauchbar. Wer wird nicht schaudern, wenn er ihre Farbe betrachtet? Erde, du willst zwar des Menschen Unbill und die Früchte seiner Sünde verschlingen, aber du wirst das Harz aus deinem Schoß werfen; Es kann nicht mehr in die Hervorbringung eingehen, es ist verdammt, auf den Fluten des Meers umzutreiben.
239.
Nehmen wir an, wir ständen vor einem großen Haufen von Trümmern, zerschlagenen Säulen, und allerlei durcheinander geworfenen Baustücken. Setzen wir, ein Mensch käme und nähme eine dieser unförmlichen Trümmer vor uns auf.
Setzen wir, er wollte durch den bloßen Anblick uns zu verstehen geben, welche Stelle dies unförmliche Stück in dem Gebäude einnahm, ja noch mehr, wie das Gebäude war, und er wollte uns aus diesem unkenntlichen Überbleibsel den ganzen Riss desselben entwerfen.
So haben wir eine richtige Vorstellung von den Anmaßungen der Philosophen, die uns die Natur erklären wollen. Die Welt ist mit heftigen Erschütterungen heimgesucht worden, ist fast ganz in ihrem Grunde geborsten, ist umgekehrt und gewendet worden, wie man einen Mantel wendet.
Desungeachtet nehmen die Philosophen irgendeine Substanz, quälen sie mit ihren Versuchen. Das so erhaltene Resultat wird ihr Kompass, und sie lehren uns, dass alles so erbaut worden sei, wie das, was sie uns zeigen.
Zeigen sich nicht alle zersetzte Elementarstoffe im Wasser? Wie muss man sich demnach nicht, nur bei geringer Aufmerksamkeit, über die Natur der hervorgebrachten und der hervorbringenden Dinge täuschen?
Dennoch hat man diese trügliche Lehre auf die Menschenseele, ja auf den Urgrund der Dinge übergetragen. Wer wird diesen Betrügern Einhalt tun, sie in den Pfuhl des Todes schleudern, in welchen sie uns stürzen möchten?
Keinen Versuch, die Philosophen zu bekehren! Er möchte wahrscheinlich fruchtlos sein. Kann man sie aber wenigstens nicht hindern, das Denken zu morden, indem man alle Täuschungen und Lügen, womit sie es einwiegen, aufdeckt?
So streben die Staaten nicht, durch Gesetze und Polizei die Übeltäter zu guten Untertanen zu machen; nur schützen wollen sie die Gesellschaft dadurch, dass sie krieggewohnte Männer gegen sie aussenden, welche sie verjagen, oder in Ketten schlagen.
240.
Wer wagt es, den Geschmack und die Ideen der Weisheit, womit die Kindesseele erfüllt ist, mit dem Zustande des Nichts und des Verderbens zu vergleichen, worauf die Menschen die Dinge zurückgeführt haben?
Wer wird es wagen, besonders, wenn wir selbst der Gegenstand der Vergleichung sind?
Man könnte darüber blutige und gallige Tränen vergießen.
Dein Gebet sei zuversichtlich und kühn bis zur Verwegenheit! Mit Gewalt will er erfasst sein. In der finsteren Gegend, worin wir wandeln, ist alles Gewalt.
Zwingen sollst du ihn gleichsam, aus seiner Selbstanschauung herauszugeben, damit er einen Blick auf deinen Jammer werfe und dir zu Hilfe eile.
Hier bleibt des Menschen Werk stehen; Denn hier beginnt Gottes Werk. Gott will, dass man ihn mit Gewalt erfasse, aber er will sich aus Liebe geben.
Hier bleibt des Menschen Werk stehen, aber hier beginnt der milde Westwind zu säuseln, der auf dem Berge Horeb um Elias wehte.
Der Herr wird in dein Denken eindringen, in deinem Herzen eine lebendige Wärme verbreiten, wie die, welche du als Kind fühltest.
Die Rechte deines Mannesalters werden deiner Hände Werk, die Einsicht deines Geistes, die Worte deines Mundes, die rührende Liebeshuld deines Herzens hervorgehen lassen.
Alles wird in der Stille deines Wesens, ohne Unruhe, ohne Bewegung vor sich gehen, kaum bemerken wirst du es. Du wirst dich immer in deinem natürlichen Zustande zu befinden glauben; denn stets mit Gott vereint zu sein, war eben dein natürlicher Zustand.
Herr, nur um Eins wollen wir dich bitten, dass die Seele dem Menschen nicht umsonst gegeben sei.
241.
Wer wird mir verleihen, das Rauchfass zu ergreifen, und, wie Aaron, in das Lager zu gehen, um den Schlangen zu wehren, dass sie die Kinder Israels verschlingen?
Was stellen uns denn alle diejenigen dar, welche das Leben nicht empfingen? Nur Schatten; eitel eingebildete Widerscheine jenes Lichtes, das sie nicht sehen?
Wagten sie wohl, sich im Lager zu zeigen, um den Feind zu verjagen? Kämen sie dahin im Namen des Herrn, sie würden zurückgewiesen werden; Der Feind würde, wie zu den jüdischen Beschwörern, sagen: Ich kenne euch nicht.
Hinweg von diesen Schatten! Sie sind Genossen des Frostes. Symbole selbst, wie nützlich sie sind, sind doch nur denen nötig, welche den Urgrund nicht kennen.
Bevor ihr darstellt, sorgt doch für Muster! Ergreift den Pinsel nicht, bis euch das Leben durchglühet!
Denn das Leben schaudert zurück vor dem Irrtum, der aus Unbescheidenheit und Unvorsichtigkeit entsteht; Nur weisen Verwesern überlässt es sich.
Hast du die Stufen des Menschen berechnet? Hier ist seine Leiter: Der ungerechte, der entartete, der sinnliche, der fühlende, der sinnige, der sittliche, der geistige, der weise, der göttliche Mensch.
Vergleiche die beiden Äußersten, vergleiche nur die zwei Regionen, und sieh, ob die niedere wahrnehmen könne, was in der höheren vorgeht!
Auch können wir ja nicht sagen, woher unsere Werke kommen; Aber dies zu sagen, ist auch nicht das Wesentliche; es zu fühlen, genügt.
242.
Ich neigte mein Haupt über die Höhlung des Abgrunds? Wer kann diesen Pestgeruch einen Augenblick ertragen, ohne zu ersticken? Dies düster brennende Feuer ermüdet und verletzt das Auge.
Aber welche dumpfen Töne erheben sich aus diesen trüben Grüften? Das ist das Geschrei der Wahrheitsfeinde. Wenn der Tag der Rache kommt, wird dies Geschrei noch weit schrecklicher sein.
Die Elenden! Noch seufzen und jammern sie nun, scheinen nur Tränen zu vergießen; dann aber werden sie vor Wut heulen und vor Grimm Zähneknirschen.
Einst fanden sie mehr Erde, als Wasser, jetzt treffen sie mehr Wasser, als Feuer, und künftig werden sie mehr Feuer, als Wort finden, und ihre Qual wird sein, dass sie nicht einmal die Leiden, und Strafen der Sühnung nützen können.
Noch können sie Pfeile auf den Menschen schleudern und, leider, ihn erreichen. Dies mäßigt ihre Verzweiflung und fristet ihr schauderhaftes Elend.
Wenn aber ihre Finsternis vollkommen sein, wenn der Mensch ihnen nicht mehr seines Herzens Licht leihen wird, dann werden sie keinen Schritt tun können, ohne von tausend Pfeilen durchbohrt zu werden, nicht einen Augenblick sein, ohne selbst zornentbrannt Pfeile zu schleudern, und werden doch nimmer sterben können.
Dann wird der Pfuhl von Wutgeschrei wiederhallen, so furchtbarem Wutgeschrei, dass sie selbst davor erschrecken; Nur der Tod wird es hören; So fern werden sie von dem Lande der Lebendigen sein!
Selbst die Tränen des Gebets werden nicht zu ihnen gelangen. Könnte eine einzige solche Träne in ihren Pfuhl dringen, sie wären auf der Stelle gereinigt.
Aber das Unbill ist eine Macht an dem Tore des Pfuhls, und lässt nur hinein, was das Reich des Verderbnisses mehren kann.
Den Namen des Friedens weiset sie zurück, als den furchtbarsten Feind, und, ausgesprochen, würde er den Pfuhl vor Schreck starr machen.
243.
Hat das Böse Macht, lebendig zu werden, warum wäre denn dem Gebet dieselbe Macht versagt? Das Gebet, das in dem ewigen Brennpunkt des Lebens entstand, das mit der Weisheit und Wahrheit verkehrt, sollte minder mächtig sein, als die Lüge?
Geben wir ihm nur die Lebhaftigkeit wieder, die weder an Länge, noch an Wortmenge gebunden ist, sondern alles, was unsere Seele erzeugt, zu einem all‘ unsern Schmutz verzehrenden Feuer macht.
Geben wir ihm nur die Lebhaftigkeit wieder, mittelst welcher keine geistige Regung uns umsonst gegeben ist, sondern jede sogleich ihren Zweck erreicht.
Geben wir ihm nur die Lebhaftigkeit wieder welche, wie eine Sichel, alles Unkraut wegschneiden, und zugleich die heilsamen Kräuter in uns entdecken kann. Die Geisterwelt ward durch dasselbe Wort in Tätigkeit gesetzt, welches Licht von Finsternis schied.
Geben wir ihm nur die Lebhaftigkeit wieder, die jene vorbereitenden Werke in uns wirkt, und uns in den Stand setzt, sie in unseren Mitmenschen zu bewirken.
Geben wir ihm nur die Lebhaftigkeit wieder, wodurch wir es erlangen, dass unsere Verbrechen vergessen werden, dass der Herr sich unserer bemeistert, und unser Weibrauch sich zu seinem Thron erbebt!
Dann können wir mit Samuels Mutter sagen: Mein Herz hüpft vor Freude in dem Herrn, und mein Gott hat mich mit Ruhm überschüttet.
244.
Halt ein mit deinem Urteil, anmaßender Mensch! Harre, bis das Reich Gottes kommt, um zu sagen, ob es der Gerechtigkeit gemäß sei, ob nicht!
Du klagst über die Unordnungen auf Erden, über das Unglück des Gerechten, das Glück des Sünders! Entging es denn deiner Vernunft, dass die göttliche Gerechtigkeit diese Welt ihren eigenen verderbten Gesetzen anheimfallen ließ?
Sprich nicht ab über die Bewegungen und den Gang des Menschen in dieser Welt! Noch ist der Embryo in Mutterleibe, seine schwächlichen und gefesselten Elemente sind angestoßen, und können doch zum Gleichgewichte kommen, nur dass sie es noch nicht erreicht haben.
Wie möchtest du demnach doch über die Körperkräfte, über den Bau in seinem männlichen Alter sprechen?
Willst du dein Denken über diese großen Gegenstände beruhigen? Willst du es in den Rat einweihen? Stürze dich in den Abgrund der Wiedergeburt! Sie hat zwei Grundlagen; Die erste ist ein gärendes, die zweite ein zernagendes und Fäulnis erregendes Element.
Mittelst dieser zwei Elemente wirst du dein Leben aus dem Tode, der es hüllt und in seine Finsternis bannt, ziehen.
Dann wird Gewicht, Zahl und Maß der Gerechtigkeit vor deinen Augen in Tätigkeit sein; dann wirst du nicht mehr klagen dürfen über das Unglück des Gerechten, das Glück des Sünders.
Denn du wirst sehen, dass beide, wenn der ihnen natürlichen Gegend wiedergegeben, den lebendigen und tätigen Gesetzen einer Gerechtigkeit unterworfen sind, die nirgends schwacht, und die der Schein niemals verhüllt.
Welche ungeheure Scheidung! In dem Denken des Menschen muss sie vorgehen; Alles was er sieht, muss er aus seiner Erinnerung ausstreichen.
Wie Nichts muss er alles betrachten, was vor seinen Augen vorgeht, und nur was er nicht sieht, als wahr ansehen.
245.
Dein Herz erweitere sich! Du suchest Gott; Er sucht dich noch mehr, und immer hat er dich zuerst gesucht.
Du betest zu ihm! Sei zuversichtlich auf den Erfolg deines Gebets. Und wärest du schwach genug, schlecht zu beten, würde nicht die Liebe für dich beten?
Alle die Wohltaten seiner Liebe werden dir bekannt werden. Der undankbare Mensch vergisst sie, der verführte verwirft sie, er geht vorbei und lässt sie hinter sich.
Du hast einen Strahl jenes Feuers erhalten; Er wird sich verbreiten, dir neue Züge jener Liebe und eine neue vier und zehnmal tätigere Wärme einflößen.
Mensch, erhebe dich wieder! Er ruft dich, er gibt dir einen Rang unter seinen Priestern, rechnet dich zu ihrem Stamm! Lege das Epheodan und die Tiara! Erscheine vor der Versammlung, wie voll von der Majestät des Herrn!
Alle werden erfahren, dass du der Diener seiner Heiligkeit bist, und dass der Wille des Herrn ist, dass seine Heiligkeit ihre volle Herrschaft wiedererlange.
Rühre alle Instrumente, sie werden ertönen. Alles in der Natur, dem du nahest, wird unter deiner Hand sich beseelen und des Herren Ruhm kundtun.
Deine Tränen werden ihnen das Wort wiedergeben. Du hast ihrer Macht dich angemaßt, sie in dir verhehlt, wie gestohlenes Gut. Es muss aus dir heraus auf dem Wege des Schmerzens, weil es auf dem Wege der Ungerechtigkeit in dich kam.
Das Weltall fordert von dir seine Schuld wieder; Säume nicht länger, es zu befriedigen.
Ertränke alle Ruchlose in deiner Tränenflut; Nur auf diesem Meer kann jetzt die heilige Arche wogen.
Nur dadurch kann die Familie des Gerechten erhalten werden und das Gesetz der Wahrheit die ganze Erde neu beseelen.
246.
Du wunderst dich, dass der Erlöser uns noch nötig scheint, nachdem er uns aus dem Abgrund gezogen, und dass wir nicht allein gehen können.
Du wunderst dich, dass das Werk scheinbar so langsam und säumig geht, und wunderst dich nicht über die unzähligen Mühseligkeiten, womit dieses Werk unaufhörlich von Menschenhand überladen wird.
Überschaue doch den Kreis deiner Verhältnisse! Ursprünglich hattest du Verhältnisse zu dem Urgrund, weil du in seinem Schoße warst. Nachher standest du mit ihm in Verhältnissen deiner Bestimmung. Nach dem Fall aber in dem Verhältnis seiner Zärtlichkeit für dich.
Aus diesen Verhältnissen trittst du in die Verhältnisse mannigfaltiger steter Tätigkeit, und wenn du sie treu wahrest, kannst du dich in deine ewigen Verhältnisse wiedereinsetzen.
O der schönen Zahl, welche dem Ursprung, Fortgang und Ziele zugleich zum Grunde liegt!
Weißt du nicht, dass sie alles durch die Machtvollkommenheit ihres Wortes aufrecht hält, und unaufhörlich den Kompass für alle Welten mit sich führt?
Wann könntest du seiner entbehren, und wie wolltest du wohl vorrücken, wenn du nicht mit ihm wandelst? Wohl dem Herzen, das kein Bedürfnis kennt, als das, sich mit dem zu vereinen, der alles durch die Macht seines Wortes aufrecht hält!
Aber wohl der Vernunft, die bei der Erhebung in diese erhabene Region, die Blumen der vorigen Regionen nicht zu pflücken verabsäumte.
Sie kann die Substanzen trennen, die sich bis zur Unkenntlichkeit einmischten; denn das reinigende Feuer wird immer brennen.
Und wenn sie in das Allerheiligste eingelassen wird, wird sie sich nicht mehr nach dem umsehen, was in der Halle vorgeht, weil sie es kennt.
247.
Wo ist der Ort, wo der Gegenstand, der den Menschen befriedigen könnte, wenn er nicht selbst den Keim und Urgrund mit hinzubringt?
Bringt er ihn aber mit hinzu, wo ist der Ort, wo der Gegenstand, der ihn nicht befriedigte?
Wie kann der Priester vom Altar des Lebens leben, wenn er nicht einen Strahl mitbringt, welcher den Geist des Lebens anzieht? Und, trägt er ihn in sich, wird er nicht auch noch den Alten des Todes wiederbeleben können?
Erkenne dann, getäuschter Mensch, welchen Charakter du in dem Weltall haben solltest. Als Verpfleger und Inhaber des Lebens trugst du die Weihe auf die Wesen über.
Sie waren nichts für dich, wenn du sie nicht mit dem heiligen Feuer beseeltest, das du vom Altar des Lebens zu nehmen berechtigt warst.
Verbreitest du heute Leben um dich? Trägst du es in die Gegenstände über; die dir nahen? Scheinst du nicht von ihnen die Befriedigung und das Leben zu erwarten, das du ihnen geben solltest?
Und doch suchst du in ihnen den Feuerstrahl zu löschen, der ihnen von deiner Natur gegönnt wird. Du stellst alle Substanzen um, du findest nichts an seinem Platze.
Du entstellst alles und verstümmelst sogar deine Gattung, suchst immer Freuden und Genüsse, die du nicht aus dir zu erzeugen brauchst. Und was gewinnst du mit diesen so übel geleiteten Anstrengungen? Nur Trug.
Fühlst du nicht, auf welche Bedingung du ehedem das Glück genießen solltest? Dein Geist sollte keinen Augenblick ohne einen wahren Gedanken, dein Herz nie ohne ein neues, reines Gefühl, deine Wirksamkeit nie ohne ein lebendiges, heilsames Werk sein.
So überzeuge dich wenigstens auch in deinem Irrtum von deiner Größe und erhabenen Bestimmung! Du suchst ein falsches Leben über deine Umgebungen zu verbreiten.
Aber, auch falsch, ist es noch immer das Bild des wirklichen Lebens, das du ausspenden solltest.
Du handelst übel, falsch, aber du handelst, und dein Handeln schon beweiset, dass es dir nur zum Guten und für die Wahrheit verliehen ward; weil es dir vom Urheber des Guten und der Wahrheit verliehen ward.
248.
Nachdem der Mensch sich schuldig gemacht hatte, wurde er sogleich drei Prüfungen, oder drei Versuchungen unterworfen, und diese umfassen die ganze unermessliche Zeit.
Nicht eine dieser Prüfungen hättest du bestanden, o Mensch, ohne übermannt und besiegt zu werden.
Aber im Augenblick deines Falls griff eine Hand zwischen den Feind und dich, sie tat es gleich in der zweiten Prüfung; Dadurch hielt sie den Streich auf, den der Fürst der Finsternis gegen dich führen wollte.
Auch am Ende der Zeiten, oder in der letzten Prüfung, wird sie zwischen den Feind und dich greifen, weil sie dich liebt, und dich nicht untergehen lassen will.
Zum Heil des Menschen sind diese Epochen vorgerückt. Der Feind merkte es, als er den Mittler fragte, warum er ihn vor der Zeit quälte.
Dieselbe Frage wird er am Ende der dritten Zeit tun und Antwort wird sein Sturz in seinen Abgrund sein.
Dies dreifache Werk zu verrichten hat die göttliche Acht sich einst von der Zehn getrennt, und ist noch nicht wieder darin hergestellt. Deshalb lässt sie auch die Mittel- und Übergangszahl bestehen.
Deshalb ist das Feuer noch unten, statt dass es, seiner aufsteigenden Kraft nach, oben sein sollte, und dies macht, dass alle Natur, wie alle ihr unterworfene Wesen, noch in Leiden sind.
Erhebe deinen Blick zum Lande des Friedens, wo die reinen Wesen in steter Gegenwirkung von Licht und Wahrheit sein werden.
Dies wird das Schicksal der Sieger und aller sein, die vor der Zeit ihr Werk taten, und standhaft an der allgemeinen Vereinigung arbeiteten.
Sein Werk vor der Zeit tun, heißt das nicht wenigstens, viel von Seiten des Scheins gewinnen, da seine Täuschung uns immer nachteilig ist?
249.
Wie vergäße der Ewige seines Bundes mit den Menschen? Ihre Verirrungen selbst vergegenwärtigen ihm denselben nur mehr. Ihre Unordnungen halten den Kreisgang des Lebens in ihnen an, drängen die göttlichen Strahlen in ihren Quell zurück, und so erkennt Gott unsere Übel und unsere Bedürfnisse.
Lasst uns gerecht und im Maß sein, so werden die göttlichen Strahlen sich still und ungehindert bis in den äußersten Schaft des Baums verbreiten!
Lasst uns lenksam sein für die Stimme des Herrn, und wenn auf seinen Befehl das Fest bei uns bereitet werden soll, versagen wir ihm nicht unser Haus dazu!
Wäre zwischen Gott und Menschen keine Liebe, würde er wohl uns so zu nahen suchen?
Irdischer, verfinsterter Mensch, lassest du dich nicht von deinen sinnlichen Verhältnissen zu materieller Verführung hinreißen?
Warum, wenn du deinen Verhältnissen zu den Gegenständen über dir treu bleibest, sollte es dir nicht gelingen, dich mit ihnen im Bestand des Geistes und der Wahrheit zu verbinden?
Vergäße der Mensch nie, dass er der Weg des Herren ist, bald würde der Herr der Weg des Menschen werden.
250.
Lassen wir die Propheten Gottes Gottes Sache führen! An ihnen entwickelt der Geist der Wahrheit seine Macht, durch sie führt er den Willen und die Entwürfe des Herren aus.
Sie sind eine Art von Quecksilber und geistiger Flüssigkeit, bestimmt, die Temperaturen der göttlichen Atmosphäre anzuzeigen.
Was seid ihr, im Besondern Wirkende, gegen diese großen Pfeiler des Gebäudes? Eure vielfachen Bemühungen, euer Fasten, eure Gebräuche unterwerfen euch einige Gebiete, oder einige Individuen derselben.
Aber ist euch dies Reich von Gott gesendet? Ist es nicht hinfällig? Braucht es nicht immer Stützen, damit es euch nicht entgehe? Und dann, welchen schrecklichen Mischungen seid ihr nicht ausgesetzt!
Hat die Gewaltsamkeit eures Wirkens einige Ergebnisse gewältigt, so sprecht ihr: Ich habe dies getan, und eure Eigenliebe erntet alle Früchte ein.
Daniel begreift in den Büchern Jeremias die Zahl der Jahre der Verwüstung Jerusalems. Dieser Einsicht hatte er nicht durch Anstrengung seines Willens nachgetrachtet.
Auch wirft er sich nieder, statt sich zu rühmen; Er kennt nur Fasten, Beten, Sack und Asche, und im Geständnis seiner und der Fehler seines Volks erfährt er, dass sein Gebet vom Anfang an erhört worden: Denn er war ein Mann der Sehnsucht, er war demütig, er wandelte einher als Erwählter des Herrn.
Auch Daniel zweites Gebet ward erhöret von Anfang an; Und doch fruchtete es erst ein und zwanzig Tage darauf:
Denn ein und zwanzig Tage hatte der Fürst der Perser dem Geiste widerstanden, und der Fürst der Griechen hatte diesen Widerstand nur vermehrt; doch half der Engel der Juden dem Geiste in diesem Kampfe.
Was verlangt aber der Geist von Männern der Sehnsucht? Dass sie mit ihm zu seinem Werk beitragen, dass sie durch ihr Gebet die Fürsten der Völker, die nicht erwählet sind, unterwerfen helfen.
251.
Durch Gebet will ich mich mit Gott vereinigen, wie die Baumwurzel mit dem Erdreich. Meine Adern sollen mit den Adermündungen dieses lebendigen Erdreichs zusammenstoßen, und von demselben Leben, wie sie, fortan leben.
Schwimme unaufhörlich im Gebet, wie in einem weiten Ozean, dessen Grund und Ufer du nicht findest, und wo die unermessliche Wasserfläche dir jeden Augenblicks freien und ruhigen Gang gestattet.
Bald wird der Herr sich der Menschenseele bemächtigen, wird einziehen, wie ein mächtiger Herr in seine Besitzungen einzieht.
Bald wird sie aus diesem Lande der Knechtschaft, aus diesem Hause der Dienstbarkeit gehen, wo sie nicht eine Stunde weilt, ohne die Gesetze des Herrn zu übertreten;
Aus diesem Lande der Knechtschaft, wo sie nur fremde Sprachen reden hört und ihre Muttersprache vergisst;
Aus dem Lande, wo das Gift sogar ihr nötig wird, sie ihren Schmerzen zu entreißen;
Aus dem Lande, wo sie so in Unordnung lebt, dass sie nur darin ihre Beziehung und ihr Gleiches finden kann.
252.
Wann wird die Wirksamkeit vollständig sein? Wann werden die Felsmassen in Staub verwandelt werden? Hat nicht die Ruhe der Wirksamkeit alles versteinert? Soll nicht die Wiedergeburt der Wirksamkeit Leben und Beweglichkeit wieder wecken?
Die Ruhe der Wirksamkeit gibt die Farbe der Finsternis, die Wiedergeburt der Wirksamkeit bringt die Farbe des Lichts wieder!
Wie lebhaft ist diese Farbe des Lichts! Lilienweiße, du bist nichts gegen sie! Du noch weit weniger, Weiße des Schnees, die nicht lebhaft genug ist, die wahre Farbe des Lichts zurückzustrahlen.
Auch strahlet ihr ja nur sein Bild zurück. Ihr seid die Farbe des von seinen Sünden rein gewaschenen Menschen. Aber ihr stellt nicht den in der Tätigkeit des Lebens wiedergeborenen Menschen dar.
Das im Schmelzofen siedende Erz ist sein Bild. Ein solcher Mensch wird vom Strome des Lebens hingerissen, von ihm bewegt, erfüllt; Das göttliche Feuer ist nur Eins mit ihm.
Er erinnert sich nicht mehr seiner Befleckung, er weiß nicht einmal mehr, ob es Böses gibt. Das Böse ist für ihn ein schauerliches Geheimnis, dem er nur mit Schrecken zu nahen wagte.
Dies kann ein Mensch werden, der seine Seele der Weisheit so erschloss, dass er nichts Anderes fühlen kann, als ihre milde Nähe und Liebe.
Wascht euch in dem Teich, erneuert euch im Geist! Kann nicht auch euer Leib von einer Wunde so geheilt werden, dass er nicht den mindesten Schmerz mehr empfindet?
Es gab eine Zeit, wo nur ein Mensch auf einmal in diesen Teich durfte; Aber jetzt können sich alle zugleich hineinstürzen: Und der Engel hat Befehl, sein Wasser stets zu bewegen für alle diejenigen aus der Menschenfamilie, die sich nur dort zeigen wollen.
253.
Sobald einmal das Gezweitgesetz entstanden war, wie konnte wohl die Weisheit anders, als durch ein ihm verwandtes Gesetz, helfen? Der Mensch ward einem zweiten Gesetz unterworfen, er trat aus der Einheit heraus, um dem Gezweitgesetz Einhalt zu tun.
Er war in einem zweiten Gesetz in Beziehung auf seinen Ausfluss;
In Beziehung auf sein geistiges und leibliches Dasein;
In Beziehung auf sein, zwischen Eva und ihm geteiltes Doppeldasein;
In Beziehung auf seinen Gegensatz gegen das Böse;
In Beziehung auf das Gesetz der Wirkung und Rückwirkung, welches das Weltall beherrscht.
Aber welch ein Unterschied zwischen dem Gezweitgesetz und dem zweiten Gesetz! Das eine ist ein Gesetz des Todes, ein Gesetz der Trennung und Verheerung; Das andere ein Gesetz der Wiedervereinigung, Wiedereinartung und Hervorbringung, da alle Werke der Weisheit auf Leben ausgehen.
Das Weib sollte drei bilden, durch die Macht des Mannes, der das Böse schlichtete. Es hat aber ein neues Gezweites gebildet, indem es sich mit dem Bösen einigte, und nach ihm hat der Mann das dritte Gezweite gebildet.
Denn, indem man dem Bösen nahet, wiederholt man sein Gesetz und seine Zahl, ohne dass man doch eine wirkliche Vereinigung mit ihm zu Stande bringen könnte; Denn sein Wesen ist sich zu trennen.
Ein anderes zweites Gesetz kam alsbald auch herab, das Verbrechen; Aber es musste auch ein drittes positives Gesetz kommen, und das Weib musste all‘ diese zweiten Gesetze vorbereiten, wie es Gegenstand, Organ und Mittel für die drei Gezweitgesetze gewesen war.
Das Weib hat der Nachkommenschaft des ersten Menschen das Dasein gegeben.
Es hat mit seiner Ferse der Schlange den Kopf zertreten.
Es hat die menschliche Hülle des Mittlers gebildet.
Es hat jenes Gedrittgesetz wiederhergestellt, welches es ursprünglich bilden sollte;
Aber nur in Beziehung auf den Menschen, und der erste Plan ist noch auszuführen.
Sterbliche, ihr sinnt mehr auf eure Worte, als eure Ideen. Wie man euch auch immer zuhöre, belehrt wird man von euch über nichts. In der Laufbahn der Wahrheit sinnt man mehr auf Ideen, als auf Worte; Man kann dort sich belehren, ohne auch nur zu sprechen.
Darf die menschliche Beredsamkeit in dieses Heiligtum dringen? Der leichtsinnige Mensch wird von dem Reiz, seine Worte vernehmen zu lassen, hingerissen; Der verständige Mensch vom Reiz der Schweigsamkeit.
254.
Die Berge hüpften, als das jüdische Volk aus Ägypten zog und die Erde ward erschüttert beim Anblick des Herrn; Aber die Himmel selbst bewegten sich beim Anblick des großen Sieges, welcher den ganzen Menschen aus dem Lande des Verbrechens rettete.
Weit höher als Moses Siege hat dieser große Sieg keine Nation gestürzt; Denn er erlöste die ganze Menschenfamilie aus dem Lande der Knechtschaft.
Den Fürsten des Unbills stürzte er in seinen Abgrund, öffnete das Tor des Ruhms und der Macht allen, die dem Befreier in Geist und Wahrheit nahen wollen.
Wer fühlt sich nicht mit Mut und Kraft erfüllt bloß durch die Nähe eines tapferen, mächtigen und berühmten Kriegers? Sagte nicht David: Mit dem Auserwählten wird man zum Auserwählten?
Warum aber sprechen wir von diesem großen Sieg und dem Ruhme des großen Befreiers mit denen, die doch nicht die Ägypter unterworfen und die Mühseligkeiten der Wüste erduldet haben.
Ihr schwierigen, in der Dürre menschlichen Verstandes aufgenährten Menschen, ihr wollt nur Lineal und Kompass brauchen:
Braucht man nicht aber auch die Kelle zum Bauen? Braucht ihr sie nicht immer und ohne die Hitze des Tags zu scheuen, so werdet ihr eure Gebäude nie aufführen.
Ihr werdet nie dem Eroberer nahen, und nichts Von dem großen Siege verstehen.
Ihr wollt begreifen, ohne zu wirken; Der aber, von welchem ihr geschieden seid, hat ein Recht zu fordern, dass ihr wirket, ehe ihr begreift. Witzigen euch denn eure Übel nicht genug?
255.
Gibt es denn nur auserwählte Propheten? Kann es nicht auch solche geben, die Kinder ihrer Mühsal, und ihrer Kämpfe sind?
Unwillkürlich sind große Geister oft auf erhabene Ideen gekommen, oft aber haben sie dieselben auch wohl gewonnen, durch Entkleidung von ihrer Wolkendecke.
Zuweilen sind den Gelehrten in menschlicher Wissenschaft große Lichtblicke aufgegangen, gerade, wo sie es am wenigsten erwarteten. Aber zuweilen gelang es ihnen auch, sie durch aufmerksame Beobachtung zu entdecken:
Und ihr, die ihr die Tugend liebt, habt ja wohl oft gefühlt, wie sie gleichsam unvermutet und unerwartet euer Herz erwärmte.
Oft aber habt ihr auch den Feind zurückgeworfen, der sie euch entziehen wollte, und nach rühmlicher Anstrengung habt ihr euch mit ihr in süßen Bunde vereinen können.
Lebe wieder auf, Menschenmacht, befiel den Bergen, die dich im Laufe hemmen, dass sie sich von dir wegheben, und sie werden in das Meer stürzen! Dann wirst du, wie ein furchtbarer König, die Heilige Stadt zu erobern ausziehen.
O Erde, bitterer, als der Tod, wie drückt deine Last den Menschen nieder, der sein Haupt doch zum Himmel erheben möchte! Und nur durch diese drückende Last kannst du ihn zu seiner Ureinfalt zurückführen.
Dadurch nimmst du allen Schmutz weg, womit er sich befleckte, und noch täglich befleckt. Du nimmst die unedlen Metalle weg, damit nur das reine Gold erglänze, das reine Gold, womit allein die Zunge der Propheten Honig aus dem Steine zieht und das Lösegeld für die Gefangenen zahlt.
256.
Weil dich die Menschen betrogen, und sich selbst noch öfter, wirst du versucht, dein Misstrauen gar bis auf Gott zu erstrecken!
Wann werden sie sich doch der Hand überlassen, die sie aufrecht hält und leitet? Wann ihre Weisheit vergessen, und sie auf dem Grunde fußen, auf welchem die ewige Säule der Wahrheit sich erhebt?
Tanzt Freudentänze um diese lebendige Säule! Sie selbst wird harmonische Töne von sich geben, die eure Schritte regeln und nach dem Takte bewegen werden.
Von ihr wird ein sanft strahlendes Licht ausgehen, welches den ganzen Umkreis erleuchtet.
Blumengehänge und Gewinde werden sich von ihrer Spitze bis an das Ende dieses Umkreises ziehen, und anmutige Lauben bilden, die euch nicht bloß vor übler Witterung schützen.
Eure Augen werden sie durch das anziehendste Schauspiel erfreuen; Wohlgerüche streuen, die euer ganzes Wesen durchduften, und so entzückend werden euch diese Wohnungen dünken, dass ihr sie nie wieder werdet verlassen wollen.
257.
Ward nicht der Mensch zur Prüfung auf die Erde gesendet, um einen Teil seines Geistes da nachzulassen? Wozu diente wohl seine Wirksamkeit, als dass seine lebendigen und mächtigen Tugenden durch ihn sich ausprägen und nach ihm ihre Spuren hinterlassen?
Weh euch Sterblichen, die umsonst über die Erde hinschritten und keine Tugend aussäten! Weh euch, die ihr Denken umschweifen ließen, und nicht fanden, dass die Sorge für ihr Sein dringend genug war, daran zu denken!
Von euch wird es nicht heißen; er fühlte die Würde seines Daseins, er versah seine Stelle rühmlich.
Seelen des Friedens werden nicht sagen:
Mir half er im Unglück, mich hat er vor Verkehrtheit beschützt, durch sein Beispiel aufrechterhalten, in mir hat er die Lust an Weisheit geweckt; Ihm danke ich es, sie ausgesucht und den Weltfreuden vorgezogen zu haben.
Nichts werdet ihr für eure Mitmenschen sein, wie ihr es für euch waret. Vergessen wird man euch, wie die leichten Winde, die sich in der Luftmasse verlieren.
Wehe euch, wenn ihr sündliche und lügnerische Zeichen hinterließet, wenn künftige Nationen euch ihre Verirrungen vorwerfen! Wehe euch, wenn sie sagen können:
Er ist die Ursache unserer Täuschungen und der Lüge, worein wir gerieten: er die Ursache der Unruhe, die uns verfolgt, und nur mit Verwünschungen können wir seinen Namen aussprechen.
Die Schreckensworte werden euch in das Grab nachfolgen und euch noch mehr quälen als der Grabesduft.
258.
Stolz mit Kenntnis! wie vertrüge sich das? Höre:
Du brauchst ein ganzes Leben, nur die Namen einer kleinen Zahl von Triebfedern zu erforschen, die einen Leib ausmachen, und diese Namen sind noch durch Übereinkunft angenommene herkömmliche, die dich nicht belehren:
Und nur ein Handeln des Wortes brauchte es, um die Unermesslichkeit von Wesen zu bilden, mit all‘ ihren Urkräften, all‘ ihren bestimmten Namen, und der Allgemeinheit ihrer Gesetze!
Wie macht aber Demut deine Kraft aus? Weil du dann den Urgrund herrschen lassest, von dem alle Kraft kommt. Wenn du dich überhebst, wirst du schwach, weil du dich vom Urgrund scheidest, indem du dich an seine Stelle setzen willst.
Wenn die lebendige Weisheit, deine Tränen und deinen Schweiß zu trocknen, dich, wie Silber, klingbar machen will, in deinem ganzen Wesen, darfst du dir diese Wohltat zurechnen?
Bist du nicht an und für dich mit den undurchsichtigsten und taubsten Substanzen verschmolzen?
259.
Nicht öffnen genügt mir; unterscheiden und entwirren muss mir auch sein Licht helfen, was ich antreffe.
Mit Mühe muss ich mein Grab heben, um die freie Luft wieder frei atmen zu können. Mein Grab besteht aus den Trümmern des ganzen Weltalls, und noch drückt der Feind darauf, damit die Last ja nicht zu gering sei.
Es ist nicht genug, dass der Mensch die Weit hebt, und, wie ein zweiter Herkules, auf seinen Schultern trägt; Auf die Weltkugel muss er sich stellen, und auf diesem Thron von den Winden in den unermesslichen Raum sich tragen lassen.
Seine Zunge ist geschärft, ist schneidend geworden, wie das Schwert des Herrn; Sie hat alle Globen umschrieben, die Früchte und alle Substanzen, die sie ausmachen, offen dargelegt.
Sie hat jene entzündeten Rauchwolken, die aus jenen inneren Kammern aufsteigen, verjagt. Sie hat alles auf regelrechte Absichten zurückgeführt, und das Unstete, die Ungewissheit sind verschwunden.
Ermüde nicht, o Mensch! Langsamkeit ist bloß Frucht deiner Nachlässigkeit. Erhebe dich, suche die Höhe zu gewinnen, von welcher du nie wieder herabkommen kannst!
Der Herr wird dir helfen in deinem Werk, er hat dich nicht verlassen in deinem Fall und deiner Schwachheit.
Werden nicht die Flüsse noch immer mit ihrem eigenen Quellwasser genährt, auch wenn sie sich in den Meerabgrund stürzen?
Mir seiner Liebesgeduld harrte er, bis die Tage des Trostes kamen;
Und die Tage des Trostes sind die, wo du auf immer seinem Dienst, dem Nachdenken über seine Gesetze, dem steten und standhaften Wunsche, ein Mann nach seinem Herzen zu werden, geweiht sein wirst.
260.
Er wird sich mit mir vereinen, und wir werden ein unauflösliches Bündnis schließen, und beide ein Fleisch sein.
All, unsere Güter werden gemeinschaftlich sein, und wir werden einmütig arbeiten, unablässig unseren Wohlstand zu vergrößern.
Der Vorteil des einen wird auch der des anderen sein. Liebe lebt immer für zwei; Sie ist noch gieriger, als Habsucht, die nur für sich lebt.
Wir werden Ordnung und Sicherheit in unseren Besitzungen aufrecht halten, uns mit den Mitteln beschäftigen, unseren Reichtum dauernd zu machen.
Morgens, beim Erwachen, werden wir überlegen, wie die Tagesarbeit uns beträchtlichen Gewinn bringen könne.
Abends werden wir am Herd überschlagen, was wir den Tag über getan.
Bald werden wir Gold im Überfluss um uns sehen. Bald wird unser Verkehr sich bis an das Ende der Erde erstrecken.
Unsere Reichtümer werden unseren Kredit gründen, nur zeigen werden wir uns dürfen; Nur uns nennen, und die mächtigsten Häuser werden uns all‘ ihre Schätze auftun.
Nichts wird unseren Wünschen versagt werden, alle Genüsse werden uns zuströmen, wir werden die Achtung und Wertschätzung unserer Mitbürger gewinnen; denn unser Gewinn wird rechtlich und der Preis unserer Arbeit sein.
Wer weiß, ob, wenn wir so unsere Wohnung begründet und sie mit den köstlichsten Erzeugnissen ausgeschmückt haben, die Großen der Erde uns nicht die Gnade erzeigten, uns zu besuchen?
261.
Warum kümmern sich die Menschen so wenig um die Förderung des Werks? Warum widerstreben sie ihm so? Es würde doch so sanft und auf dem Wege des Jubels und Friedens vollzogen werden.
Sie dürften nur ihre Hände über den Abgrund und die Ausgänge breiten, aus welchen Feuer und Rauch in die Lüfte wallen.
Ohne andere Mühseligkeit, ohne Kampf würde das Unbill in seinen tief düsteren Kammern bleiben. Die Erde würde es nicht einmal kennen; Der Gerechte würde ruhig auf der Erde wandeln, überall würde ihm Ruhe folgen.
Menschenhände, streckt euch aus im Namen der Gerechtigkeit, bildet ein unermessliches Gewölbe, das unseren Augen auf immer selbst die Spuren und die Erinnerung der Unordnung entzieht!
Kommt herbei, Menschen und arbeitet an diesem großen Bau! Errichtet dies Denkmal eures Ruhms! Es wird der Zeitmacht trotzen und künftige Geschlechter werden es in seiner ganzen Schönheit sehen, wie die, so es gründeten.
Jeder Mensch, der geboren wird, wird ein lebendiger Stein zu diesem Gebäude sein, und jeder, der zu seinen Vätern versammelt wird, wird dann eine noch mächtigere Stütze dafür werden, als in seinem irdischen Leben.
Sie haben es nicht gewollt. Sie haben ihre Hände nicht über den Abgrund ausgestreckt. Sie haben vielmehr die Öffnungen geweitet.
Feuer und Rauch hat sie fast erstickt. So werden sie sich nun schützen können, um diesen Preis wird das Licht sich von Finsternis scheiden.
Aus allen Kräften werden sie kämpfen müssen, nicht mehr, um des Unbills Sturz in den Abgrund zu bewirken, sondern nur ihr Mithinabstürtzen zu verhüten.
Während sie sich auf der einen Seite verteidigen, wird es sie auf der anderen angreifen. Weder Tag noch Nacht werden sie Ruhe haben. An alle Posten zugleich werden sie eilen müssen, weil sie sie so übel bewacht haben.
Nur ein furchtbarer Aufruhr aller Mächte des Menschen, und des Abgrunds möchte entscheidend wirken können, und wer kann wissen, ob er unter die Sieger gehören wird?
262.
Womit soll ich die Seele und die Denkkraft des Menschen vergleichen? Mit einer großen Stadt, unter vielen Flüssen gelegen, die ihr alle Erzeugnisse der Erde zuführen.
Diese Flüsse strömen allerwärts in der heiligen Schrift und durchlaufen in jedem Sinne diese fruchtbaren Gegenden.
So sind sie stets mit überschwänglichem Reichtum beladen, und führen dem Menschengeiste allerlei Nahrung zu.
Wehe dem, dem die Heilige Schrift nicht tägliche Nahrung ist! Sein Blut und seine Nerven werden vertrocknen, wie einer, der lange Hunger und Durst gelitten, und nichts zu sich genommen hat.
Warum ist es denn so vorteilhaft, im belehrenden Gespräch die Heilige Schrift anführen zu können? Weil, wenn man so glücklich ist, eine Stelle gehöriges Orts anzuführen, man nichts weiter zu tun braucht.
Denn dann hat der Geist selbst sie eingegeben, er nimmt unsere Stelle ein und enthüllt die Wahrheiten denen, die uns zuhörten.
Seht ihr nicht, wie in solchem Falle jeder Zuhörer schweigt und einen Augenblick still nachdenklich wird?
Wir kommen auf diese Erde durchaus aller Kenntnisse baar. Dies ergibt sich schon aus dem Benehmen und den Handlungen der Kindheit, die sämtlich ohne Ordnung und ohne Grund sind.
Aber wir tragen in uns den Keim und die Anlage zu allen jenen Kenntnissen. Dies ergibt sich aus der Anstelligkeit und dem richtigen Sinn, eben auch der Kindheit, welche hierin oft die Erwachsenen beschämt.
Lasst uns beständig die Gesetze jener zarten Pflanzen befolgen, bis wir die Höhe der Zedern von Libanon erreicht! Und wir werden sie erreichen, wenn wir täglich unsere Wurzeln mit den Flüssen der heiligen Schrift tränken.
263.
Ihr habt diese Welt dem Streit der Menschen überlassen. Ein Glück für sie, dass sie nur zu streiten haben!
Hättet ihr ihnen die verborgenen Triebfedern, die sie in Bewegung setzen, gezeigt und vor allen die Katastrophen, die sie erlitten, vielleicht vermöchten sie nicht, dies Schauspiel zu ertragen.
Noch weniger ertrügen sie wohl das Schauspiel der Jahrbücher des Menschen, weil sie noch bedauernswerter sind; Aber sie sind ihnen auch noch verborgener.
Daher entstehen ihre Missgriffe. Sie haben nur über die Natur sich gestritten; Den Menschen aber haben sie geleugnet.
Mensch, du bist ein so großes Wesen, dass deine Wirksamkeit allein dir deine Größe erweisen kann.
Du kannst keine Stelle finden zwischen Zweifel und Wundern. Wenn du nicht selbst Weiten wirkst, so hörst du auf zu glauben, dass du vom Urheber der Welten geboren.
Wer kann die Wunder des Menschen zählen? Welches Weltall sie fassen?
Beschäftige dich mit Tugenden, ehe du dich mit Kraftäusserungen beschäftigest! Hüte dich ja, handeln zu wollen, ehe sie ihr Siegel auf dich gedrückt! Sie aber werden ihr Siegel nicht auf dich drücken, bevor du ihnen den Zutritt erleichtert, und Tugenden müssen ihn ihnen verschaffen.
Wie nachsichtig und wohltätig ist die Weisheit!
Von allen Tugenden, die sie in den Menschen säte, als Mittel zu ihm zu gelangen, erlangt sie nur eine.
Nur einen Gang will sie offen wissen, und dann auf immer in Seele und Geist eindringen.
Strebe also nicht nach der Machtvollkommenheit, bis du wenigstens in einer Tugend dich eingebürgert hast; Aber hoffe auch alles, wenn du dich mit einer Tugend vereinen kannst! Denn alle sind mit Banden der Blutsfreundschaft an einander geknüpft.
Ach wenn der Mensch nur einen jener glücklichen Augenblicke nützte, die ihm im Leben vergönnt werden!
Ja, ein solcher benutzter Augenblick würde genügen, ihm seinen Weg zu sichern, und ein glückliches Ziel seiner Reise zu gewähren.
Ein Ackermann ziehe nur eine Furche gerade: Wird er nicht alle übrigen auch gerade ziehen?
264.
Nichts ist so süß wie die ewige Zeugung. Alle Wesen folgen da auf einander in Frieden und auf unmerkliche Weise. Seht, wie eure glücklichen Gedanken entstehen! Ihre Bildung ist leicht, natürlich, und kostet euch keine Anstrengung.
Die Zeugung des Geistes für die zeitliche Reise ist mühsamer; Denn ihr Zweck ist, gegen die Gewalttat zu kämpfen. Ihr habt da immer eine schmerzliche Empfindung, auch wenn ihr nur die Zeugung der Liebeshuld entwickeltet.
Der Herr sprach: Heute hab‘ ich dich gezeugt, und wiederum: ich habe dich vor allen Jahrhunderten gezeugt. Wer fühlt nicht den Unterschied dieser zwei Zeugungen?
Aber das Urgesetz kann mit dem Menschen in die Zeitlichkeit hinab gelangen; es folgte ihm bis in die Abgründe, könnte es anders in der Wohnung des Todes noch eine Zeugung geben.
Es folgte ihm in seine leibliche Zeugung, verlöre er nur seinen Ursprung nicht aus dem Gesichte, und den heiligen Eifer für die Vermehrung des Heers der Gerechten.
Wohl der Nachkommenschaft, die aus solch‘ einer Zeugung entspringt! Sie wird von den göttlichen und ewigen Gesetzen geleitet werden, die bei ihrem Ursprung walteten.
Sie wird durch die Körperwelt hingehen, ohne ihre Missetat und Besudelung zu kennen; Durch die verschütteten Bezirke des Denkens, ohne ihre Stöße und Schmerzen zu fühlen.
Denn sie wird standhaft und immerdar in den milden Gesetzen der göttlichen Zeugung leben; Darum wird der Feind vor ihr beben und die Gefangenen werden ihr die Erlösung danken.
265.
Du mühest dich in das Menschenherz einzugehen, als ob du seiner bedürftest. Muss ich nicht Tag und Nacht danach ringen, auf dass die Liebe in mir Keime der Buße treibe?
Du wirst aus mir einen Krieger machen, der deinen Feinden furchtbar ist,
Einen Arzt für alle Krankheiten,
Einen Herrn der Elemente,
Einen Freund aller Auserwählten,
Einen Schützling für meine Wohltäter, die mich nicht verlassen,
Einen geliebten Sohn für meinen Vater,
Einen gelehrigen Zögling für meine heiligen Lehrer,
Einen wahrhaften Anbeter meines Gottes, der da will, dass man ihn in Geist und Wahrheit anbete.
Möge ein voller steter Saft sich weit und reichlich in alle Gänge meines Wesens ergießen, wie in die Fasern der ewigen Zedern!
Mögen die Sprösslinge dieser unsterblichen Bäume in die Mitte der Menschenseele gepflanzt werden! Möge das Feuer auch die jungfräuliche Erde selbst durchdringen!
Dann wird der Saft des Herrn diese heilsamen Pflanzen beleben, sein Wort wird alles schmelzen, er ist die Bewegung. Werden wir staunen, dass er die Berge geschmolzen, und alles beweglich gemacht hat?
Welche Wonne ist der Wonne des Herrn vergleichbar? Bei allen Gegenständen hüpft das Menschenkind vor Freude, weil alle ihm seine Reinheit, sein Leben und seine Unschuld abstrahlen.
Wie sollten die Freuden Gottes und der Heiligen nicht allgemein und durchaus ununterbrochen sein? Sie sind ja die fortgesetzte Abstrahlung der ewigen Vollkommenheiten Gottes.
266.
Die Stimmen werden belebt, die Bewegung tritt wieder ein, alles erwacht. Das Geräusch dieser allgemeinen Auferstehung dringt zu des Menschen Ohr.
Langsam entweicht der Tod und murrt, dass man seine Ruhe störe. Er stößt Geheul aus, fletscht die Zähne vor Wut.
Aber der Friede ist ausgerufen im israelitischen Lager. Die Wachen brauchen einander nun nicht mehr bei allen Nachtumgängen anzurufen, um sich auf der Hut zu halten. Kein Kriegsgeschrei, nur Freudengeschrei wird für sie sein.
Alle Substanzen, welche die Natur ausmachen, werden durchdringende, Bewunderung erweckende Töne von sich geben. Das ist der neue Himmel und die neue Erde.
Die Stimmen der Substanzen der Natur, die Menschenstimmen, und die Stimme des Hohepriesters und seiner Leviten werden sich vereinen zu dem Zusammenklang der Ewigkeit im neuen Jerusalem.
Mann des Friedens, bereite Herz und Ohr! Die Wonne, die dich erwartet, kennt keine Unterbrechung.
267.
Werde Diener der Weisheit; Lerne lange unter ihren Befehlen demütig und tätig sein! Folge ihr bescheiden, halte dich immer in gehöriger Entfernung, um ihr deine Ehrerbietung zu erweisen und zugleich auf den kleinsten Wink ihrer Befehle gewärtig zu sein!
Trittst du in das Haus, so denke nur darauf, ihre Wünsche zu erraten und zufrieden zu stellen! Komm ihr zuvor in allem, was ihr gefallen kann, lasse sie kein Bedürfnis, kein Ungemach fühlen!
Ist der Tag zu Ende, so denke, wie du ihr am folgenden dieselben Dienste erweisen willst. Sei rasch auf den Füßen vor Sonnenaufgang, schaffe, dass, wenn sie sich am Morgen ihren Dienern zeigt, sie alles im Hause vorgerichtet finde!
Nur bei so fortgesetzter und vielfältiger Aufmerksamkeit wird sie dich unter ihren Dienern auszeichnen, und dir Belohnungen sichern auf deine alten Tage.
Vergiss nicht, dass der Mensch Söldner der Weisheit und dies der schönste Name ist, den er führen kann!
268.
Ihr Männer dieses Jahrhunderts, ihr so Betriebsamen, warum säet ihr denn, wenn nicht in Hoffnung einer reichlichen Ernte?
Warum erschöpft ihr euch in Schweiß und Mühsal, als um Früchte zu gewinnen, die euch hundertfältig entschädigen?
Warum rechnet ihr denn nicht auch so mit euren Fähigkeiten?
Warum vergeudet ihr so umsonst und so beständig eure Worte, und seid doch so unbekümmert um die Früchte, die ihr daraus nehmt? War euch dies Wort nicht auch, wie der übrige Same, gegeben, um daraus zu ernten?
Wohl dem, der alle Tage seine Worternte sorgsam berechnet und am Ende des Tages sagen kann: Ich habe nicht umsonst gesät, nicht umsonst gebaut, die Erde hat mir mehr wiedergegeben, als ich ihr gab.
Sollt ihr aber das Wort in Bücher säen? Sind Bücher nicht ein erstorbenes Erdreich, wo das Wort fast nichts annehmen, nichts wiedergeben kann? Die Menschenseele ist der eigentliche Boden des Wortes.
In unsere, in unserer Mitmenschen Seele müssen wir das Wort säen, dass es uns allerlei Ernten bringe;
Und dem Urheber des Worts müssen wir alle Huldigung des Wortes und seiner Früchte darbringen; denn der Urheber des Worts ist das jungfräuliche Erdreich, das von selbst, und ohne besäet zu werden, erzeugt und tragt.
269.
Wann wird mein Gebet Kraft gewinnen? Wann wie das Feuer im Schmelzofen sein, das Metalle schmelzt?
Grausames Geschäft! Harte Notwendigkeit! Lieber sei mein Gebet wie der wohltätige Balsam, den man in Wunden träufelt! O dass jeder Tropfen Gesundheit und Leben traufe!
Gewiss, um Gesundheit und Leben wiederzugeben, ward der Mensch von dir, höchster Gott, gebildet. Er kann es ermessen an der Wonne, die seine Seele fühlt, wenn er diese göttliche Bestimmung erfüllt.
Aber auch an seinem Schmerz kann er es ermessen, wenn er die Wunden des Volkes sieht und allen Balsam von Gilead sich wünschte, sie zu heilen.
Brauche deine Tränen, so du den Balsam von Gilead nicht hast. Sind sie nur anhaltend, so werden sie auch die Macht haben, ihn hervorzubringen, und mit sich traufen zu lassen.
Wenn es je erlaubt ist, sich eifersüchtigem Neide zu ergeben, so ist es um eine Seele, die die Schmerzen der Liebeshuld fühlt.
Ach füllt euch mit Tränen, meine Augen! So lange die Jahrhunderte dauern, werde ich weinen müssen, ehe ich diesen Lebensbalsam wiederfinde.
Warum so lange? Weil ich Jahrhunderte zwischen ihn und mich gestellt habe.
Aber, wenn ich den Mut habe, so lange die Jahrhunderte dauern, zu weinen, werde ich ihn nicht auch wiederfinden und besitzen auf die Dauer ohne Jahrhunderte und ohne Zeit?
270.
Wenn ihr in das Land kommt, das der Herr euer Gott euch verheißen hat, hütet euch, den Gräueln der Völker nachzuahmen!
Niemand unter euch lasse seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen, um sie zu reinigen,
Noch frage er die Wahrsager, beobachte die Träume, den Vogelflug, noch ergebe er sich der Übeltat und der Zauberei, oder frage die Zauberer, Wahrsager und Beschwörer um Rat, oder suche Wahrheit bei den Toten!
Der Herr hat seinen Tempel im Menschenherzen gegründet, dort seinen ganzen Riss entworfen: der Mensch soll die Mauern aufführen und das ganze Gebäude vollenden.
Lasst uns Menschen schaffen, nach unserem Bilde, und uns ähnlich!
Hier soll mein Allerheiligstes stehen; diese innerste Stätte habe ich für den Heiligsten aller Heiligen aufbewahrt.
Da sieh nun, o Mensch, wo das Orakel seine Wohnung gewählt hat: umpflanze sie mit dichten und ehrwürdigen Bäumen, lass ihre Wipfel sich verschlingen und zu Lauben schmiegen, um ungeweihten Augen ihren Anblick zu entziehen.
Nur für dich lasse einen Eingang! Bekümmerter Mensch, Mann der Sehnsucht, geh allein hinein, wie der Hohepriester, lasse draußen alle falschen Wünsche, alle lügnerische Begier, all’ jene schmutzigen Gewänder!
Geh allein hinein, das heißt, mit einem Gedanken, den Gedanken an deinen Gott! So geschieden vom gesamten übrigen Weltall, sei nur Gott und du Zeuge deines Gebets und Flehens!
Ehrfürchtig nahe dich dem Orakel, harre schweigend und wie all‘ deiner innersten Fähigkeiten dich begebend!
Bald wirst du seine Antwort vernehmen, könntest du auch keine Worte hervorbringen.
Und Herrlichkeit strahlend wirst du hervorgehen aus der heiligen Wohnung. Dein Gesicht wirst du verhüllen müssen, wenn du dem Volke dich zeigest, um es nicht zu blenden.
Du wirst ihm die Beschlüsse deines Gottes mitteilen und vor dem Hinterhalt und den falschen Beschlüssen der Lügenfürsten geschützt sein.
Immer richte deine Gedanken wieder auf dies Orakel hin; dies allein sollst du hören; will der Herr, alle übrige aber fliehen.
Er hat seinen Tempel und sein Orakel in dein Herz verlegt, auf dass zu aller Zeit und an allen Orten, wandelnd oder in Ruhe, du eintreten und es befragen könntest.
271.
Darf man im Schoße der Trägheit und Lässigkeit Gottes Auge und Hand suchen?
Vergiss nie, dass Gott ein eifersüchtiger Gott ist, der da will, dass man ihn bitte; denn er weiß, dass Gebet die Gänge seines göttlichen Lebens erschließt.
Bete, o Menschenseele, bete, o meine Seele! du kannst nicht beten, ohne dass Gott selbst mit dir bete. Was kann dir wohl versagt werden, wenn der, welcher gewahrt, auch bittet?
Du hast dich so tief in das leibliche versteckt, dass du jeden Gedanken an himmlische Dinge verloren, du hast gar gefragt: Gibt es denn eine geistige Welt?
Du wirst dich vergeistigen, so dass du zuweilen versucht werden möchtest, zu fragen: Gibt es denn eine Körperwelt?
Die träge Ruhe und das Nichts sind der Triumph der Körperwelt aber die Hölle des Geistes.
Weißt du denn nicht, dass es nur eines Schrittes im Argen bedarf, um Leidenschaften zu haben, und nur eines Schrittes in den Leidenschaften, um ihrer überdrüssig zu werden?
Tust du zwei, so wird die Rückkehr schwer sein; denn dann wird dich nicht mehr die Täuschung der Natur verführen, sondern der Stachel des Todes wird durch seine Zahl und sein giftiges Zepter dich unterwerfen.
Warum wolltest du denn nicht diese Fortschreitung in umgekehrter Reihe verfolgen? Würde sie dich nicht auch unter ein Joch bringen? Nun freilich unter das Joch der Erlösung, der Freiheit und des Glücks.
272.
Zu den Lebensquellen geleite mich, mein Freund! Lasse uns zuvörderst Nahrung und Kräfte schöpfen! Vierzig Tage müssen wir nach dem Berg Horeb wandern.
Zu den Lebensquellen geleite mich, mein Freund! Wenn wir den Ewigen angerufen, wollen wir uns dem Erdgebieter zu erkennen geben, uns demütigen und im Stillen bereiten; muss nicht der Name des Herrn sich verhüllen, damit er nicht alles auflöse?
Im Norden wollen wir Kraft und Vertrauen schöpfen, und bald wird der Mittag gewonnen sein. Dann, mein Freund, kehren wir zu den Lebensquellen zurück, ihnen unsere Huldigung darzubringen.
Warum ist denn zu Gesetz und Vorschrift gemacht worden, was doch nur wohlwollender Rat sein sollte? Die Weisheit des Höchsten ist so mild! Sie ladet uns nur ein, befiehlt uns nicht.
Zum Fürwahr halten können wir einen Menschen bringen, denn dies hängt nur mit unseren Meinungen zusammen; zum Glauben nicht, denn Glaube ist ein Gefühl, und eine Vereinbarung.
Durch täglichen Unterricht können wir ihm zu einer Lehre und Einsicht verhelfen, aber nicht zur Weisheit und zum Leben des Geistes; denn der Geist gibt sich selbst,
Und er allein gibt die Wissenschaft, schicklich zu unterweisen und zu sprechen nicht nach den Regungen des Menschenwillens.
273.
Warum stellt ihr nur die epischen Gedichte so ausgezeichnet hoch? Nicht wahr, weil sie sich uns als die Frucht des Geistes darstellen, und unseren Augen die geheime Triebfeder der großen Ereignisse, die sie erzählen, darlegen?
Ohne daran zu zweifeln, o Mensch, gibst du dich an die Kenntnis aller dieser geheimen und geistigen Mittel hin, weil sie mit deinem Wesen und deinem natürlichen Element zusammenhangen.
Diese Heldengedichte, obwohl lügnerisch und künstlich, haben doch immer mehr Macht über die Welt, als Werke, die nur gelehrt sind.
Auch in ihren Täuschungen haben sie noch immer manche Übergänge und Abstufungen, welche Abstrahlungen der Wahrheit sind, und diese Abstrahlungen ergötzen uns durch ihre Verwandtschaft mit jenem ewigen Götzen unserer Bedürfnisse und unserer Wünsche.
Prophetische Dichtkunst, wohl kannst du der epischen, entbehren die nur prahlerische Erzählung einer anziehenden Tat ist.
Aber die epische kann der prophetischen nicht entbehren, diese allein wahrhaft mächtige, und für alle gesetzliche Geistesbedürfnisse zulängliche.
In Europa glänzte die epische Dichtkunst. Die prophetische gehört nur Asien allein.
Ist nicht Asien die Wiege des Menschen und aller großen, seine geistige Geschichte betreffenden Ereignisse? Sind nicht da alle gefeierte Religionen entstanden, die einen großen Einfluss auf die Welt hatten?
Da sehen wir im Stil die kühnsten Bilder, die malerischsten Allegorien; Denn da fand sich auch die größte Wirklichkeit vor.
Du, Europa, hast nur die Früchte jener fruchtbaren Bäume aufgelesen, und weil dir der Vorzug der Begeisterung abging, hast du bloß nachgesprochen.
Du bist nur der Widerschein der Strahlen, die in Asien leuchteten. Die alten asiatischen Dichter handelten, die europäischen begnügten sich, zu malen.
Nachdem ihnen die prophetische Dichtkunst verloren gegangen war, flüchteten sie zur erdichtenden und fabelhaften Poesie, mochten lieber das Wunderbare aus einer eingebildeten Reihe der Dinge schöpfen, als es entschlossen entbehren;
Denn der hohe und heilige vom Urheber der Dinge dem Menschen aufgeprägte Charakter ist unauslöschlich.
Undankbarer Mensch, erforsche doch deine Werke, wenn du die Werke des Schöpfers zu erforschen nicht Kraft hast, und immer wirst du da Beweise gegen dich finden.
274.
In jedem Augenblicke unseres Daseins sollen wir von den Toten auferstehen. Unser Denken,
Handeln, Wollen, unsere wahren und reinen Neigungen, alles ist erstorben.
Wachen sind von den Vornehmsten der Synagoge rings um das Grab gestellt, aus Furcht vor den Jüngern und Freunden der Wahrheit. Wir müssen den Grabstein abwälzen, die Wachsamkeit der Wachen hintergehen, oder sie durch unsere Macht übermannen.
Wir müssen die Sehweißtücher abwerfen, die uns einhüllten, und die Binden zerreißen, die all‘ unsere Glieder einschnürten.
Wir müssen unsere vorige Behändigkeit, Reinheit, Tätigkeit wiedergewinnen und uns in die Lüfte schwingen, wie der seiner Wesenheit zurückgegebene Geist.
Ehe wir zu dieser allgemeinen und vollständigen Auferstehung gelangen, müssen wir besondere bestanden haben, und diese machen die Elemente unseres zeitlichen Lebens aus.
Wie mögen wir aber zu diesen besonderen Auferstehungen durch uns selbst gelangen, wenn der, welcher sie alle durch seinen Kampf und Sieg bestanden, uns nicht seine Kraft und seinen Mut erteilt?
Darum sprach er: Ich wünschte sehnlichst, das Osterlamm mit euch zu essen, bevor ich leide — Nehmet hin und esset! Mein Leben wird in euch übergehen; Denn meine Worte sind Geist und Leben.
275.
Wie gesund und lebendig ist die Seele, wenn sie getauft und wie gebadet ist im Gebet! Lasst den malerischen Worten ihren Nachdruck, die Weisheit braucht sie, um in harte und rohe Ohren Eingang zu finden.
Dadurch lässt sie sich auch zu dem Rohen herab, der ohnedies ihre Sprache nicht verstehen würde.
Die Weisheit will zu allen Menschen sprechen; darum ist sie bald erhaben, bald herablassend und niedrig, bald einfach, lose und leicht geschwungen, wie ein Umriss, bald rau und schwer, wie der Landmann.
Hat er nicht bei sich selbst geschworen, er wolle, dass die ganze Erde voll würde vom Ruhme des Herrn?
Hast du Zeit? Wohl, so verwende sie doch schnell zum Gebet und nicht zum Nachdenken!
O ihr Grübler, die ihr euch auf die Lehrstühle stellet, seid ja auf der Hut gegen eure Worte! Je künstlicher sie ausgedacht sind, desto gefährlicher. Das Denken des Menschen schon kann ihm Früchte erzeugen.
Oft wartet er nicht einmal, bis die Frucht gekommen, und wähnt sie schon reif, ehe sie zu keimen begann;
Und diese Früchte werden für ihn heilige Waffen, womit er seine Schüler ermordet, wenn sie ihn um Brot bitten.
Wer hätte nicht in sich gleichsam eine Form entstehen lassen, in welcher alles dasselbe Gepräge annimmt? Was nicht dies Gepräge annimmt, ist außer seinem Bereich, er kann es nur tadeln.
Achte die Oberhäupter! Sendet Gott sie, und sie sind unwissend, so ist das eine Prüfung für die Kirche. Kommen sie von sich selbst, so muss man für sie bitten, dass die Hand des Höchsten sie von ihrer Torheit heile.
Was uns betrifft, entkleiden wir uns zuvörderst, wenn wir prächtig gekleidet und ruhig sein wollen über die Früchte unsrer Gedanken!
276.
Die Körperlichkeit ward dem Menschen als Rastort in seiner großen Mühsal gegeben. Sie war wie der Schatten eines großen Baumes, unter welchem der Schnitter einige Stunden der Tagesschwüle verschlafen konnte.
Aber er wähnte, in dieser Körperlichkeit selbst läge sein ganzes Werk, und pflegte ihrer mit aller Sorgfalt, all‘ der Beharrung und dem Eifer, die in dem Lande der Ewigkeit nur zum Dienste des Urhebers der Wesen verwendet werden.
Die Unglücklichen! Wollten sie denn den Himmel in den Abgrund versetzen? Genug, dass sie ihr Denken dahin verlegt; Genug, ihnen zu zeigen, was ihre erste Bestimmung war, und wie groß ihre Verdammnis sein wird.
O Mensch, wenn du erkenntest, welche Feuerpfühle in dir und durch dich ausgegraben sind!
Unterirdisches Feuer lodert durch die Welttrümmer und beleuchtet nur ihre Hinfälligkeit. Dies Feuer flammt, kraft dem Gesetz seiner Natur, in die Lüste.
Wie lange aber muss es den Raum durchirren, ehe es sich mit reinen Elementen verbinden und zur lebendigen, heilsamen und erzeugenden Substanz werden kann?
Die zeitlichen Dinge leben nur dem Äußern nach; Alle zeigen auch ein lebendiges Äußere und einen erstorbenen Mittelpunkt. Was für ein Gebäude willst du denn mit solchen Materialien aufführen?
Dagegen müssen die wahren und beständigen, in unserm finsteren Gebiet vergrabenen Dinge ein totes Äußere und einen lebendigen Mittelpunkt darbieten.
Freudig der Weisen, deshalb bist du dem Pöbel unbekannt und kannst nur von Gott aus dem Menschen wirklich empfindbar werden.
277.
Wenn der Schlussstein des Gewölbes eingesetzt ist, sind alle Gerüste unnütz. Von ihm erhalten alle übrigen Steine ihre Kraft. Er hat den Menschen gerettet, indem er den Tod erlegt, aber ihn nicht verhindert, sich zu verderben.
Hätten wir nicht Macht gehabt, den Tod zu schaffen, hätte dann wohl die göttliche Macht ihn zu vernichten gebraucht?
Eben weil Er dem Menschen in allem ähnlich war, durfte er dem Tode nahen; Weil er ohne Sünde war, konnte er ihn vernichten.
Wer kann die Freude der Himmel malen, als sie den Tod vernichtet sahen?
Mensch, du gibst deinen Kindern das leibliche Leben. Du feierst den Tag ihrer Geburt wie einen Festtag mit den glänzendsten Lichtern, zum Andenken an die himmlische Klarheit, welche die ursprüngliche Geburt des Menschen begleitete.
Wenn der zeitliche Mensch seinen irdischen Lebenslauf vollendet hat und nun das Geisterland betritt, freuen sich alle Bewohner dieses Landes wie ihr, die Familie des Geistes vermehrt zu sehen.
Wie glücklich musste also das göttliche Land sein, als es den Menschen wieder für Gott geboren werden sah! Wer, außer Gott, konnte uns dies göttliche Leben wiedergeben und die Familie Gottes wieder erzeugen?
Alle diese Reihen von Zeugung haben ihre Freuden. Die Menschenseele ist empfänglich für alle, denn sie hängt mit allen Reihen zusammen.
Die Unverständigen! Und sie haben gesagt, der Mensch sei nichts! Die Unverständigen! O, wie werden sie einst über diese Lästerung erröten!
278.
Die Wurzel vermag nichts ohne ihre Potenz. Darum tut Gott alles durch seine Propheten. Du selbst, göttlicher Mittler, nahmst deinen Weg durch die Seele deiner Apostel; nur durch sie konntest du wirken.
Darum geht dein Werk auch so langsam und verborgen von statten, weil es durch den Menschen seinen Weg nehmen muss, und der Mensch nicht mehr in seiner Reinheit und seinem ursprünglichen Gesetz ist.
Du verdankst dem Menschen nichts; denn er hat alles von dir empfangen, und doch suchst du ihn auf in seinem Dunkel, in seinen Verbrechen. Du kannst ihn nicht vergessen, weil in der Wurzel ein lebendiges, heiliges und überaus süßes Streben zur Potenz ist.
Kann nicht Ein göttlicher Strahl alle Wunder erzeugen? Und wäre es denn so wunderbar, dass die ganze Welt dem Menschen unterworfen würde, wenn der Mensch seine Seele von Gott regieren und beleben ließe?
Welch ein Friede müsste auf Erde herrschen, wenn man in die frischen, unbefangenen, lauteren Kinderseelen nur wahre Worte und Gedanken säte?
Alle ursprüngliche Beziehungen Gottes zu dem Menschen müssten sich in jedem Zeitabschnitt in ihrem natürlichen Zustande zeigen und die Kette der Jahrhunderte wäre für den Menschen nur eine lange Entwicklung von Einsichten, Tugenden und Wonne, die dem Altar seines Wesens angehören.
Welchen Schmerz muss nun der Mann der Sehnsucht empfinden, wenn er liest: Der Herr hat vom Himmel auf die Erde gesehen, ob nicht ein Mensch Gutes täte, und siehe, da war nicht Einer?
279.
Wollt ihr einen Beweis der Größe des Menschen? Er ist das einzige Wesen in der Natur, das andere durch die Rechte seines Willens zum Handeln bringen kann.
Ihn ausgenommen, sind alle bloß auf die Rechte ihrer physischen Kräfte eingeschränkt. Sie können nichts von den anderen Wesen fordern.
Der Mensch hat Macht, ihnen sogar das Wort zu geben, und man wundert sich, dass er ihnen Anfangs Namen gegeben! Tut er es nicht noch täglich und auf der ganzen Erde?
Warum verkennst du deine glorreichen Vorrechte? Du kannst nicht untergehen, du weißt es, weil du eine wesentliche Kraft der Gottheit bist. Wolltest du aber, du könntest nicht einmal unglücklich werden, weil du keinen Augenblick ohne Gott sein könntest.
Wie die Sonne, bist du nur freigelassen, um alle unsichtbare Keime deiner Atmosphäre zu befruchten.
Du hast aufgehört, das Werkzeug der Gnade zu sein, aber damit bist du ihr Gegenstand geworden, und dienst ihr immer zum Zeugnis. Sind nicht die wohltätigen Gesetze und Beschlüsse der Weisheit unauslöschbar?
280.
Wohin führen die ersten Schritte der Weisheit? Zum Abscheu vor den Lastern und Gräueln, welche die Erde überschwemmen? Welche ungeheure Last müssen demnach die Grundpfeiler des Werks tragen?
Das sind die wahren Herkulesse, welche die Welt stützen; Nicht einen Augenblick könnten sie sich entziehen, oder dies sittliche Weltall müsste zerfallen und zertrümmern.
Schwache, verderbte Menschen, sie vertreten eure Verirrungen bei der Weisheit; nachlässige Fürsten, sie wachen für euch und eure Reiche, die ihr weder zu regieren, noch zu verteidigen versteht!
Bis zum Tode kämpfen sie gegen euch, Unbilligkeiten einer anderen Reihe. Immer auf dem Wall gegen einen Feind, der stets die Festung belagert;
Tränen, Gebet, Liebe, fortwährende Anstrengung aller Fähigkeiten ihres Wesens – dazu hat das Verbrechen und die Lüge des Menschen sie gebracht.
Doch sind sie sicher mitten unter allen diesen Qualen, weil diese Qualen den Menschen in einer höheren Gegend halten.
Die Propheten und wahren Weisen haben viel gelitten. Sie haben oft sich den Tod gewünscht, keiner hat ihn sich gegeben; waren sie Ahitophel und Judas?
Simson selbst opferte sich nicht aus Gewissensangst, sondern mit dem Wunsche, sein Volk zu retten.
Nur die falsche und aus dem Verbrechen entstandene Pein verderbt uns so weit, dass wir unter das Joch kriechen und treibt uns an, uns davon zu befreien.
Sie verbirgt uns auch, dass wir durch dies gewaltsame Mittel, statt uns zu heilen, uns nur kränker machen, weil wir ein Gesetz mehr verfälschen.
281.
Seht, wie die Sprache des Menschen Feuerpfeile auf alle Substanzen abdrückt, dem Weltall ihre leuchtenden Züge aufprägt. Überall hat sie die dichten und geronnenen Materien aufgelöst, überall die Metalle geschmolzen.
Sie berührt nichts, ohne Funken daraus zu ziehen; denn sie ist vom Lichte ausgeflossen und soll das Reich des Lichtes fortpflanzen.
Du zitterst, wie siedendes Erz, wenn sie dich trifft, Feind der Wahrheit! Du suchst ihre Klarheit durch dein unreines Feuer zu verdunkeln und wendest alle Mühe an, ihrer Wirkung zu widerstehen.
Aber nie wirst du sie bewältigen. Hat nicht die göttliche Sprache über den Menschen geschrieben? Hat sie nicht ihm die ewigen Züge der Heiligkeit ausgeprägt? Wer kann seinen Ursprung angeben?
Wer kann es uns darstellen, als nun die Heiligkeit ihren göttlichen Namen in ihn grub? Die Himmel neigten sich voll Bewunderung und Ehrfurcht vor der Majestät und Macht des Herrn. Der Feind bebte, und das Herz der Engel ward in das Leben verschlungen.
Mensch, auch jetzt noch kann deine Sprache sich zur Feuerfeder, zur tönenden leuchtenden Feder umgestalten.
Denn wozu bekamst du das Dasein, als um das allgemeine Wort herauszuziehen, welches in die unermesslichen Wüsten verstreut ist?
282.
Warum wolltest du dich verlassen wähnen, wenn deine Seele leidet? Hast du vergessen, dass es hienieden auf deine Reinigung, nicht auf deinen Untergang abgesehen ist?
Wenn sich die göttliche Weisheit in deinen Verirrungen deiner annimmt, meinst du, das Mitleid des Höchsten werde in deinen Schmerzen sich deiner nicht annehmen?
Der kennt Gott nicht, der da glaubt, das
Maß seines Armes werde kürzer, wenn das Maß seines Herzens unbeschränkt ist. Hier siehe die Quelle jener unseligen Irrtümer!
Wir sollten hienieden uns leichter machen und entkleiden, und wir belasten uns nur noch mehr mit den angehäuften Umhüllungen von Schmutz und Täuschung.
Wir sollten hienieden eine heilsame Prüfung bestehen, und wir verschieben sie auf ein anderes Gebiet. Dann werden wir zwei zu bestehen haben, ohne zu wissen, ob wir sie auch bestehen können.
Wie werden wir geboren? Nackt und entblößt von allem. Die Güter und Genüsse, die uns werden, sind ein freiwilliges Geschenk, das nachher als dargebotene Gabe von uns wieder angenommen werden soll.
Warum betrachten wir nicht selbst unsere Kinder gewissermaßen als eine Art uns von Gott anvertrauter Zöglinge?
Und wir murren, wenn der Augenblick des Opferns kommt, wir, die doch durchaus nichts zu opfern eigen hatten.
Kinder Israels, lasst uns nicht mehr über Widerwärtigkeiten, nicht einmal über Ungerechtigkeiten klagen; das sind nur die Sprossen, auf welchen wir den Holzstoß und Opferaltar besteigen sollen, bis das reine Feuer auf uns herabkommt, wie in der Zeit der Brandopfer, und uns mit sich in das Land des Lebens entführt.
Kinder Israels, lasst uns den Herrn loben! Wir brauchen nichts, als uns, um ihm ein Opfer darzubringen. Hören wir einen Augenblick auf, ihm unsere Opfer und Lobgesänge darzubringen, so sind wir schuldiger als Räuber. Wir behalten, was ihm gehört, und was er zum heiligen Opfergebrauch, zum Brandopfer der Sühnung bestimmt hatte.
Kinder Israels, wenn auch nichts anderes Opferbare für uns vorhanden wäre, so wären wir selbst noch das ihm wohlgefälligste. Nur dass wir ihm nicht blinde und lahme, sondern gesunde und gesetzliche bringen!
283.
Wie oft haben die Schriftsteller die ursprünglichen Übertretungen wiederholt, indem sie sich zum Urgrund aller Dinge machten!
Ihre Bücher unterwerfen uns fremdem menschlichen Denken, da wir doch nur dem Denken des Geistes untertan sein sollten.
Auch hat man wohl oft, wenn man sie gelesen, den Schriftsteller gelobt und ihm Weihrauch gestreut. Ist aber dadurch die Sache Gottes weiter gediehen? Und wird ihr Werk am Tage der Rechenschaft mitgerechnet werden?
Was soll man nun von denen halten, die die Wahrheit bestritten und ihre gültigsten Beweise verwarfen?
Sind sie nicht schon in dieser Welt gerichtet, und braucht es noch einer künftigen? Was ist ihr Verfahren?
Mit der Lüge greifen sie die Wahrheit an, mit dem Nichts wollen sie das Wirkliche vernichten. Wenn sich selbst Satan nicht gegen Satan rüstet, wie wird sich Wahrheit gegen Wahrheit rüsten?
Der Mensch ist das Buch der Natur; Gott ist das Buch des Menschen. Hätten wir nicht aufgehört, sorgfältig in unserem Muster zu lesen, so würde die Natur nicht in uns zu lesen aufgehört haben.
Und der höchste Gott hätte nicht aufgehört seine Glorie und sein Licht bis in die letzten Zweige seiner Erzeugnisse auszustrahlen.
Denn die Menschenseele ist der Rastort des Herrn, und die Natur sollte der Rastort der Menschenseele sein. Aber die Unordnung ist überall eingerissen. Der Herr findet keine Rast mehr in der Menschenseele, und diese keine Rast in der Natur.
284.
Wie kann unser Werk gedeihen, wenn unser Körper nicht Eine Wunde, unsere ganze Seele nicht Leiden und Schmerz wird?
Wenn aber unser Feind durch die Sünde seine Früchte in uns gesät hat, so treiben wir durch Buße und Gebet den Feind in den Abgrund zurück, und mit ihm sein Werk. Nur dann blüht der Friede wieder.
Bis dahin verfolgt und quält uns dieser unbillige Gläubiger, und fordert seine Schuld ein.
Treuer Verteidiger, es genügt nicht, dass du Mitleid mit uns hast, unser Unbill vernichtest, und unsere Sünden in den Meergrund wirfst.
Es genügt nicht, dass du unsere Verfolger und ihre Werke in den Abgrund stürzest.
Du musst auch diesen Abgrund stark verwahren, sonst brechen sie bald ihres Kerkers Türe und wüsten aufs Neue.
285.
Er betete bis zum Todeskampf; Die Leiden seines Körpers hatten seine Frömmigkeit nicht geschwächt: Und wir elende Sterblichen! Unsere Frömmigkeit schwindet gänzlich von den Freuden unserer Leiblichkeit. Wie werden wir sie wohl noch im Leiden hegen?
Dazu litt er denn wohl für sich? Trug er die Sündenlast um seinetwillen? Diese Standhaftigkeit, diese heldische Frömmigkeit erwarb ihm auch die Stärkung eines Trösters.
Göttliche Propheten, ihr habt, Jahrhunderte vor seiner Ankunft, seine Siege geahndet, erkannt.
Sind denn die Sieger so häufig, deren Siege man vor ihrer Geburt schon feiern kann? Wie sollte man denn seine bereits davon getragenen Siege nicht feiern?
Könige von Griechenland und Assyrien, zwar eure Eroberungen hat man auch vor eurer Geburt verkündigt; aber eure Eroberungen waren nur weltlich, und kosteten euren Mitmenschen das Leben.
Die Eroberungen des Siegers sollten allen Menschen das Leben geben, selbst den Toten; Denn er ist der einzige Urheber des Lebens.
Darum wurden seine Gebeine nicht zerschlagen; Denn man zerschlug nicht die Gebeine des Osterlammes.
286.
Woraus entstehet denn die Harmonie der Reiche, als daraus, dass jeder darin, wie ihm obliegt, auf das genaueste tut? Welche Harmonie müssten wir dann nicht um uns sehen, wenn wir unserer ursprünglichen Obliegenheit treu blieben?
Kraft und Klugheit sind dasselbe, und Harmonie ist Tochter der Kraft und Klugheit. Das Wesen, welches vom Geiste lebt, kennt sie alle drei, und findet in ihnen das Mittel gegen all‘ seine Übel.
Macht nicht der Geist alles schlicht? und wenn er verzehrt, wie er sich nährt, geschieht es nicht um die Reinheit seines Feuers willen? Aber die Unordnung in unserm Gebiet zwingt uns beständig zu unvollständigen Handlungen, die uns mit Tod und Nichts nähren.
Wir gleichen hienieden dem vorzugsweise bösen Wesen, welches immer leer ist, obwohl es immer frisst.
Und welche Harmonie herrscht unter uns? Sagen wir wie Hiob: Dies Land, wo keine Ordnung, sondern ein ewiges Schrecken herrscht.
Mensch, unglücklicher Mensch, fasse doch Mut, und setze die Grundkräfte der Ordnung in Tätigkeit, die in deinem Wesen begraben liegen!
Lasst uns unaufhörlich das geistige Feuer anfachen, bis wir unsere Fackel daran anzünden können! Flammt sie einmal, dann verlöscht sie nie wieder.
Sie wird uns auf Erden den unsterblichen Altar zeigen, wo wir unaufhörlich unser Opfer darbringen sollten, und im sichtbaren Weltall kundtun, was in dem unsichtbaren vorgeht.
Sind nicht alle Fähigkeiten des Menschen wie jene unsterblichen Lichter, die auf dem goldenen Leuchter ruhen sollten?
287.
Ein scharfer Pfeil hat meine Seele durchbohrt, alle Bande zerrissen, die mich, wie in die Windeln meiner Kindheit einhüllten.
Unser Gott teilt seine Geheimnisse nur denen mit, die sich seinem Dienst weihen. Sie sind es, die er seines Geistes, seiner Wissenschaft und Liebe teilhaftig macht.
Der Mensch ist eine ganze Welt, wo alle Wirksamkeiten aller Welten an der Erfüllung ihres Gesetzes arbeiten. Setzt alle ihre Grundkräfte in Bewegung, bemächtigt euch aller ihrer Organe!
Seht, hört, wirkt, sprecht, seid für ihn; Denn sein Dasein ist wie nichts, wenn er auf sich selbst beschränkt ist.
Vor allem, heilige Freunde des Menschen, steht ihm bei im Gebet; denn sein Gebet ist wie tot, solange er nicht wiedergeboren ist.
Es gleicht jenen schwachen Lüftchen, die kaum Baumblätter rühren können, und ihn doch mit erstickender Schwüle niederdrücken.
Juda, warum hast du nicht mehr geschrieben? Deine Gedanken sind wie gewaltige Stürme, welche die ganze Atmosphäre erregen, und nach der verzehrenden Schwüle unserer drückenden Lust uns mit frischer Kühlung des Geistes erquicken.
288.
Der Geist muss herabkommen und eingehen in den Menschen, wie ein Strom, er muss ihm Gewalt antun, um ihn von allem zu reinigen, was ihn dämmt. Er hat den Krieg gebracht, nicht den Frieden, und so verlangt er auch, dass der Krieg entbrenne.
In Frieden sollen wir sein mit unseren Mitmenschen, in Krieg mit uns selbst. Nur der ist in Krieg mit sich selbst, der mit seinen Nächsten in Frieden ist.
Wer ist es, der dort einhergeht mitten unter den Völkern? Er scheint zu strahlen im Lichte der Gerechten. Sein hehres Ansehen verkündet seine Weisheit, seine Gaben und seine Macht. Er schreitet einher wie das Gestirn auf den weiten Ebenen des Firmaments.
Hervor aus eurer schlafsüchtigen Ruhe, aus euren Gräbern, Menschenseelen, und betrachtet den Menschen, der da strahlt mitten unter den Völkern!
Er zeigt sich den vier Winden des Himmels, und gebeut ihnen, ihren Unwettern Einhalt zu tun. Er zeigt sich den Schlünden der Erde, und befiehlt dem Unbill, sich in seine Abgründe zu stürzen.
Blüht wieder auf für den Menschen, Tage des Friedens! Die Erde fürchtet dann nicht mehr die Kraft der Gifte; Sie sind in heilenden Balsam verwandelt.
Auf immer wird der grausame Feind des Menschen von ihm geschieden werden. Dieser Feind hatte den heilenden Balsam bekommen und in Gift verwandelt: Er kann nicht mehr die Wunden heilen, nur sich verwunden und vergiften.
289.
Allen Gegenden will ich ein Teil meiner Sünde senden, damit sie dieselbe stürzen und zerstäuben. Soll ich fürchten, dass die Welt meine Sünde erfahre, da ich nicht fürchtete, dass der Herr sie erführe?
Ich habe dir meine Schwäche bekannt, du hast mich deine Kraft und Macht fühlen lassen.
Vereinigen wir uns zu einem heiligen Bunde! Die Sünde sei mir etwas Unbekanntes, Unbegehbares, Unglaubliches!
Stürmt unablässig an, jeder kämpfe an gegen die Mauern dieses Turms der Verwirrung, der in Jerusalem sich erhob!
Alle Tage reißt ein Stück davon nieder, und mögen diese stürzenden Trümmern die Schlünde decken, welche das Feuer der Ungerechtigkeit auf Erden ausbrannte!
Die Mauern bersten, sind sturmbar, der Sieger zieht siegprangend in die Festungen und wird sie bis auf den Grund verheeren.
Ohne dies würde das Feuer der Ungerechtigkeit noch Ausgänge haben; Sie ganz auszufüllen, bedarf es alter Trümmern des babylonischen Turmes.
Alle Einwohner mussten über die Klinge springen. Nicht Greise, noch Weiber, noch Kinder wurden verschont.
Das Blut rieselt durch die ganze Stadt, es fließt in den Schlund, und mit ihm alles, was ihnen noch von Lebenskraft übrig war, damit dies verkehrte Gezücht vernichtet und sein Name unter dem Himmel vertilgt werde.
Einen neuen Grund wird der Sieger auf diesem gereinigten Boden legen.
Eine Stadt des Friedens und Lichtes wird er da erbauen. Ein heiliges Volk wird sie bewohnen. Ihre Tore werden sich der aufgehenden Sonne öffnen, und in alle Ewigkeiten nicht wieder verschlossen werden.
Mit Sang und Klang werden die Völker einziehen den Herrn lobend und anbetend, der ihnen all‘ diese Wohltaten erteilte.
290.
Ich habe die Augen meines Denkens aufgetan, habe Menschen gesehen, die in ihrer Seele betrübt waren.
Treuer Freund, scheide von mir, um ihnen zu helfen. Mein Gebet wird anstrengender sein, denn ich werde wie allein sein.
Ich will wachen in meiner Einsamkeit und meinem Wittum; Mein Denken soll deinem Freunde in seinem Liebeswerk folgen.
Soll nicht unser Werk gemeinschaftlich unter uns und unserem Freunde getan werden? Und wenn unser Freund anderswo aus Liebe beschäftigt ist, müssen wir nicht unsere Anstrengung verdoppeln, damit nur das Werk nicht verzögert werde?
Das tut unser Freund selbst so oft in unserem Kummer, unseren Gefahren, und Krankheiten, dass ja wohl gerecht ist, es ihm gelegentlich wieder zu leisten.
O meine Brüder, sendet euch gegenseitig eure Freunde zu und es wird kein Betrübter mehr unter euch sein!
Sendet euch gegenseitig eure Freunde zu; Dadurch werdet ihr euren wahren Vorteil befördern, und es wird keine Armen mehr unter euch geben!
Sie wollen die Erniedrigung des Menschen und seinen Fall aus einem Urstande leugnen, und doch gibt es unter ihnen Betrübte und Sehnsüchtige!
Sie wollen das nochmalige und jener ersten Übertretung folgende Verderbnis leugnen, und doch gibt es unter ihnen Arme und Dürftige!
Leugnet wenigstens eure Übel nicht, wenn ihr sie nicht zu heilen versteht!
Wie mag der Arzt kommen, wenn er nicht gerufen wird? Wie mag ihn aber euer Freund rufen, wenn ihr es ihm nicht gestattet, und ihm nicht euer ganzes Übel vertraut?
291.
Der Name des Herrn ist immer neu. Darum ist er immer bereit, den Menschen wieder zu erzeugen.
Der Herr gibt dem Feuer Kraft und Tätigkeit. Der Herr wollte, dass wir dies Feuer nur mit deinem Auge erfassten.
Der Herr hat Elemente gebildet, welche höher sind als die Luft; Der Herr hat die Luft über gröberen Elementen gebildet, und macht sie unseren Blicken unerfassbar.
Der Herr erfüllt die Gestirne mit einer tätigen, wirksamen und ihrer Richtung mächtigen Luft; darum gelangt jegliches zu seinem Ziel.
An diesem tätigen Schauspiel der Natur beseele dich wieder, schwacher Sterblicher! Lasse keinen Tag vorbei, ohne dich dem Werk ergeben zu haben, bis du die Wirkung des Geistes fühlst!
Das ist das Brot, das dir täglich Leben geben kann, weil der Name des Herrn immer neu ist.
Wird sich ein mächtiger Auserwählter Gottes auf Rede und Worte einlassen? Er ist wie ein Mensch, der in die Stadt eines großen Königs tritt.
Wer ihm immer begegne, wo er auch anklopfe, überall sagt man ihm: Ja ich bin Bewohner dieser Stadt, ich bin Untertan und Diener des großen Königs.
Klopft an alle Türen des Weltalls, wendet euch an die Erde, an die Flüsse, die Feuerberge, an die Fische im Meer, an die Tiere auf den Feldern, an die Vögel des Himmels! Sie werden euch alle antworten: Ja wir sind Untertanen und Diener des Herrn.
Steigt hinauf in die Versammlung der Heiligen, wendet euch an die Millionen von Engeln, die in der Himmelskugel wohnen. Alle werden euch antworten: Ja wir sind Untertanen und Diener des Herrn.
Gesegnet sei der Mensch, der dem Weltall ein so schönes, als rechtmäßiges Geständnis abfragt!
Er ruhe nicht, bis er alle Wesen vermocht, die Ehre des Herrn zu bekennen, und die Macht seines Namens zu preisen.
Bis alles, was ist, sich Untertan und Diener des Herrn nennt.
Ich habe den Gang des in die Weisheit neu Eingeweihten gesehen. Seine ersten Schritte waren der Ruhm, zu wissen und zu begreifen. Merke wohl auf die Gefahren dieser ersten Schritte!
Sie zeigen dir wohl, wie die Menschen sich täuschen, und dass sie unwissend sind; Aber beweisen sie dir, dass du weise bist? Kannst du es sein, wenn du nicht wirkst? Wäre eine Weisheit ohne Wirksamkeit auch nur eine scheinbare Weisheit?
Neuling! Deine Weisheit ist also nur noch der Widerschein deines Stolzes; Ein Spiegel, den du nur brauchst, darin die Fehler anderer Menschen sich abspiegeln zu lassen.
Du erhebst dich und trittst nun in Wirksamkeit! Der Stolz mag dir noch eine Weile folgen; Aber die Begeisterung des Wirkens wird ihn minder gebieterisch machen.
Welch Vergnügen für den Menschen, dessen Rechte sich entwickeln, und der gültige Beweise für seine ursprünglichen Rechte hat!
Sei auf deiner Hut, du wirst dich an dies Wirken gewöhnen und der Stolz, der nur seinen Gang minder beschleunigte, wird dich gar bald wieder einholen.
Hier lerne, welchen Schritt du noch tun musst. Dein Wirken in Gottes Hand zu legen, in allem still zu halten, der göttlichen Wirksamkeit so dich unterzuordnen, wie die Orgelpfeifen der Luft, welche in sie eingeht.
Wohl dem, der so das Instrument der Stimme des Herrn werden kann! Er ist vor Stolz gesichert.
Woher sollte er ihn nehmen? Er hat Wissen und Wirksamkeit. Aber er weiß, dass er selbst ohne Wissen und Wirksamkeit ist; Weil, wenn er sich selbst überlassen ist, und der Hauch in ihn einzuwirken aufhört, er weder Wissen, noch Wirksamkeit hat.
Alles ist voll von der Wirksamkeit des Herrn. Wie möchtest du je dein Wirken an die Stelle des seinigen setzen können, o Mensch?
293.
Er überhäufte mich mit Gütern, und ich erkannte ihn nicht und ließ mich in der Schwachheit gehen, mein Leben zu lieben, da ich doch, wenn ich es nicht hasste, seiner nicht würdig sein konnte.
Buße ist süßer, als Sünde.
Menschenweisheit, du erschöpfst dich in Wissenschaften und Anstrengungen, du. Verschwendest deine Vernunft an nichtswürdige und falsche Werke! Wie willst du Frieden und Weisheit finden?
Erforsche dein Erdreich! Aus ihm muss dir der Pflanzenwuchs und Hülfe aller Art kommen.
Wer schafft die Sicherheit der Lager und Heere? Wer stellt die Wachen und Vorposten aus, wer schützt euch vor allen Fallstricken und Listen des Feindes?
Wenn er den sündigen Menschen erhört, der zu ihm ruft, was wird er nicht für den reinen tun, der sich vor Befleckung hütete?
Der reine Mensch, der sich vor Befleckung hütete, strahlt, wie das Sicht. Er ist eine schneidende Wehr, wie Diamant; Er zerstreut und verzehrt alles vor sich her, wie Feuer.
Halte dich nicht beim Schein, nicht bei Ähnlichkeiten auf, gönne dir keine Ruhe, bis du zur Wirklichkeit in aller Art gelangt bist.
Streben darnach nicht alle Menschen, ohne es zu wissen? Suchen sie nicht alle einen Rastort?
Und kann er wohl anderswo sein, als in der Einung mit dem Wirken unseres Urgrunds und unseres Gottes?
In dieser Einung, worein sie von einer immer lebendigen und immer, wie das Unendliche, wachsenden Kraft gezogen werden?
294.
Zweifelt nicht fürder an der Macht des Wortes! In keiner Wissenschaft, keiner Sprache bildet ihr euch anders, als durch den häufigen Gebrauch des Wortes.
Wie viele haben ihr Leben mit Lesen, mit Forschen für sich hingebracht, und sind immer unter dem Gegenstande ihres Forschens geblieben, weil sie sich nicht davon unterhielten!
Was müssten wir also nicht gewinnen, wenn wir uns in dem Wort der heiligen und geweihten Liebe übten, welche die Erfüllung und der Verein aller Vollkommenheit und Freude ist!
Außer dieser Liebe bedürfen wir nichts mehr auf Erden; Denn sie enthält alles, ist alles, lehrt alles. Deshalb stehen wir immer in Berührung mit Gott, weil er die allgemeine Liebe ist.
Erheben wir uns, so finden wir jene höchste Liebe, welche das Element des Unendlichen ist. Haben wir nicht Kraft, uns in diesem Bezirk zu erhalten und sinken wir herab, so finden wir auch da wieder Liebe, weil sie mit uns herabsinkt.
In unseren Verirrungen, unseren daraus entstehenden Übeln sogar finden wir noch diese Liebe, weil sie alles erfüllt, und uns nicht lassen kann.
Wir stehen also immer in Beziehung zu Gott, je nach unseren Graden und Maßen.
Leider sind wir nie in Maß und Verhältnis zu den Menschen, weil sie sich nur durch den Geist, nicht durch die Liebe mitteilen.
Auch sind sie unter einander wie jene Weiber, von denen Paulus mit Timotheus sprach und sagte: Sie lernen immer, ohne doch je zur Erkenntnis der Wahrheit zu gelangen.
Sie halten einen Lichtpunkt für die Sonne und jeder will ihn dem anderen für ein ausschließliches und allgemeines Licht ausgeben.
Wir Armen! Lasst uns nie vergessen, dass wir hienieden in einer zusammengesetzten Region leben, nicht in der Region der Einheit. Dann werden wir einander verstehen lernen.
295.
Der Pinsel des Bösen ist weit und breit über die Erde verbreitet. Wohl uns, wenn wir hienieden nur in Schatten und Finsternis sind! Tun wir einen Schritt mehr, so geschieht es fast immer, um im Unrecht zu wandeln.
Kann unser Geist in Rücksicht auf die Materie nicht fünf Stufen einnehmen? Auf der ersten und höchsten bemerkt er nicht, dass sie vorhanden ist.
Auf der zweiten bemerkt er es, aber er seufzet, wenn er sieht, wie missgestaltet sie ist, und wie nachteilig die Sinnenherrschaft der Geistesherrschaft ist.
Auf der dritten steht er im Gleichgewicht mit ihr, er hängt an ihr, findet darin seine Freude. Aber es ist eine trügerische Freude; Denn seine Natur beruft ihn zu Freuden einer anderen Art.
Auf der vierten wird er Knecht der Materie und seiner Sinne, und findet mehr Ketten, als Freuden; Denn sie ist ein gebieterischer Herr, der nichts von seinem Recht nachlässt.
Auf der fünften findet er nur innere Vorwürfe, Leiden, Angst und Verzweiflung; Denn das ist die fernste Frucht und das letzte Ziel, wohin die Materie den führt, der sich ihr verähnlichte.
Da sind nicht mehr Freuden, nicht mehr Knechtschaft, da ist ein Schreckensverein der Beraubung und wildesten Schmerzen.
Geh den umgekehrten Gang und du wirst sehen, dass die ewige Ordnung immer mehr ihre Wahrheit und Richtigkeit offenbart, je weiter sie fortschreitet.
Die Weisheit hat alle Verwandtschaften durch zusammenhängig fortlaufende Gleichnisse verbunden, damit unser Weg auf sanfte und fast unmerkliche Weise führte.
Darum würde der Tod so tröstlich sein, wenn wir diese Welt im Voraus als ein aus höhere und lehrreichere vorbereitendes Gleichnis betrachteten.
Denn die Gleichnisse müssen immer wichtiger und anziehender werden, weil jedes Muster ist für die vorhergehende, obwohl nur Bild für die folgende.
Ist nicht alles Symbol in der physischen Gegend, welche wir bewohnen? Ist nicht der natürliche Charakter der Körper die hieroglyphische Anzeige ihrer Eigenschaften und Grundkräfte?
296.
Wie werden wir den Pestqualm ertragen, der am Ende der Dinge uns anwehen wird?
Jahrhunderte lang werden wir den Tod gegessen haben. Unser Denken wird sich nur mit den Täuschungen dieses Landes der Knechtschaft und Lüge genährt haben.
Von allen diesen verdorbenen Nahrungsmitteln wird es sich erst reinigen und entledigen müssen, ehe es in das Land der Wahrheit eingeht.
Es ist dies nur das Geschrei aller Menschenseelen, ist nur ihre Bemühung, diese furchtbare Reinigung in sich zu bewirken.
All‘ ihre Wohnungen werden überfließen von Schlamm und Unflat. Alle Gegenden werden voll Gestanks und Pestdunstes sein.
Es ist Verwesungsduft, den sie aushauchen. Weil sie auch während ihres Lebens den Tod aßen, weil sie selbst Wesen des Todes waren und mit nichts Anderem sich nähren konnten.
Menschenseelen, wo werdet ihr hinfliehen? Wie werdet ihr der Ansteckung entgehen, die ihr verbreiten und mit euch tragen werdet?
Wohl ihnen noch, wenn sie diese Ansteckung nicht währendes Lebens verbreiteten, nicht giftige Pflanzen hervorbrachten, die im Lande des Todes wurzelten!
Denn man könnte dann nicht mehr zu ihnen sagen: Kommt auf Ezechiels Feld! Alle Gebeine, die sich nur noch so erhalten haben, dass Fleisch und Sehnen sich einigen, werden wieder aufleben.
Der Prophet wird den vier Winden des Himmels gebieten, und die Gebeine werden sich erheben, und der Mensch, der dem Tode und der Ansteckung unterworfen war, soll wieder in seinem Glanze erscheinen.
Man könnte nicht mehr zu ihnen sprechen: Nehmt euch euren Teil von den Geschenken dessen, der die Zeit, die wir verkauften, wieder kaufte!
Man könnte nicht mehr zu ihnen sagen: Helft uns die Zeit unserer Brüder wieder kaufen, welche so schwach waren, sie umsonst zu vergeuden!
297.
Der allgemeine und besondere Mensch sind verhältnismäßig fortgeschritten; Wie das Haupt der Sterblichen stieg, ist auch seine Nachkommenschaft gestiegen und zu größerer Kenntnis gelangt.
Dies Haupt der Sterblichen, auf den Schwingen des Geistes gehoben, ist allmählich zu immer höheren Stufen emporgedrungen.
Auf jeder Stufe hat ihm der Geist neue Türen erschlossen, aus welchen neue Gnade auf den besonderen Menschen herabfloss.
Diese Gnade war sinnlich und irdisch unter dem Gesetz der Natur, geistig unter dem geschriebenen, göttlich unter dem Gesetz des Mittlers.
Denn im großen Namen des Gottes der Juden hat er den Brief des Heils beigefügt, der unsere Reichtümer verdreifacht und uns in Überfluss versetzt hat.
Was tut dies wachsame Haupt und der tapferste der Krieger? Unaufhörlich umgeht er sein Heer, es aus den Händen des Feindes zu retten, der es verfolgt.
Nicht insbesondere den Heiden ward er gesendet in den ersten Äußerungen seiner Sendung. Nur den verlorenen Schafen der geliebten Herde Israels ward er gesendet. Seinen Aposteln hatte er empfohlen, ihnen vorzüglich nachzugehen.
Denn Israel sollte die Fackel der Völker sein, und dadurch das Haupt der Sterblichen vorstellen.
Denn der Name Jude, womit wir so viel Verächtliches verbinden, würde unsere höchste Verehrung verdienen, wenn wir ihn verstünden und zu führen verdienten.
Als aber die Juden selbst den nicht erkennen wollten, der gesandt war, als sie ihn ihrer Unwissenheit und Verblendung opferten, da öffnete sich das Tor den Völkern.
Da kam der Geist auf die Apostel, ihnen die Gabe der Sprachen einzuflößen, da erhielten sie Befehl, in alle Welt zu gehen und zu predigen.
Da ward Paulus zum Heidenapostel erwählt, da trat der von den Propheten beschriebene Fluss aus seinen Ufern und alle Völker der Erde wurden getränkt.
So lässt die Weisheit selbst die Fehler der Menschen zur Vollführung ihrer Absichten ausschlagen und aus der Finsternis Einiger brach allgemein das Licht hervor.
298.
Ich will mein Wort aus dem Abgrund zurückziehen, nicht leiden, dass es länger in Knechtschaft und im Nichts sei.
Es kann das Schauspiel des Himmels nicht anschauen, nicht seine Blicke zum erhabenen Throne seines Gottes aufheben.
Sollen wir den Ruchlosen unter unseren Brüdern auch von der Versammlung ausschließen? Schließt ihn die Sünde nicht schon genug aus? Hält sie ihn nicht wie im Kerker?
Verdopple deinen Mut, Unglücklicher, in die Knechtschaft Geratener! Wähle jene Zeit, die keine Zeit ist, weil sie der Zwischenraum der Zeiten ist und sich immer in eine wahre Zahl auflöset.
Auf das große Jubelfest richte deinen Sinn und siehe, wie kurz und schnell vorübereilend der Zwischenraum ist zwischen der Vollendung der sieben Mächte des Geistes und der Verheerung der Zahl der Ungerechtigkeit.
Das Feuer der Hoffnung brach aus diesem Wunderwerke, entzündete den Menschen mit Mut, ergriff die Seele selbst in Ketten. Das Gefängnis, worin sie verhaftet war, erbebte von einem heftigen Stoß, die Wächter erschraken.
Ihre Ketten fielen von selbst ab, die Türen ihres Gefängnisses taten sich auf, sie war in Freiheit und suchte Brüder wieder auf.
Solch Los erwartet das Wort, wenn es mit aller Mühe aus dem Abgrund emporstrebt; Die es aber hinabstürzten und dort zurückhalten wollten, werden zum Tode gehen müssen.
299.
Wo ist das Prinzip menschliches Wissens? Ist es nicht in und ganz nahe bei ihm? Sein Unglück ist, dass er es außer sich sucht und in Gegenständen, die auf seinen wahren Keim nicht zurückwirken können.
Und welche Missgriffe tut er nicht in den Klassen? Statt emsig sie kennen zu lernen, trachtet er nur danach, die Stufen zu versetzen und umzustellen.
Er könnte seine ersten Schritte weihen, wenn er die natürlichen Dinge genau anwendete, mit dem Auge des Geistes, mit steter Aufmerksamkeit, auf die Zeit und die Eigenschaft der Wesen.
Was aber seid ihr, wunderbare Naturwirkungen? Ihr seid nur die Folge der im Anbeginn gegebenen Gesetze. Ihr dürft dem Menschen euch nur enthüllen, um ihn zu einer höheren Ordnung zu erheben, deren Bild ihr seid.
Auch hat eure Kraft, haben eure umwankelbaren Gesetze eine bewundernswerte Macht, uns diesem hohen Ziele zu nähern.
Denn wenn Ungeheuer erzeugten, würde nicht der ewige Vertrag umgestoßen werden?
Heiliger Vertrag, wohl dem, der dir mit reiner Absicht, und in Einfalt des Verstandes nahet, damit das Erforschen deiner Gesetze ihn nicht zur Verwirrung führe!
Natur, Natur, du hast kein anderes Werk zu vollziehen, als die Wesen zu der erhabenen Ordnung zurückzuführen, von welcher sie herabfielen.
Durch Scheidung von der höchsten Glorie entstanden die zeitlichen Dinge. Wenn die zeitlichen Dinge ihren Lauf werden vollendet haben, dann wird nichts weiter nötig sein, dass die höchste Glorie wieder erscheine.
300.
Im Augenblick des Verbrechens sind alle Welten undurchsichtig und der Schwere unterworfen worden; Das Verbrechen hat die Worte des Lebens gleichsam gerinnen, die ganze Natur stumm gemacht.
Menschennachkunft, du hast des Wortes Schweigen missbraucht, um noch verderbter zu werden, indem du glaubtest, es sei gar kein Wort mehr über und bei dir!
Aber ist das Wort des Herrn nicht ein Doppelschwert? Nicht ein lebendiges Schwert? Das Schweigen und ein stummes Sein, wie die Natur, sind für dasselbe Gewalt und eine vorübergehende Lage.
Der Herr hat gesprochen, seine Stimme siegt und überwältigt die Macht des Verbrechens. Das Schweigen ist vernichtet. Alle Punkte des Weltalls sind in lebendige Sprachen umgewandelt.
O Nacht, du stürzest schweigend hinab; Kann Finsternis bei dem Worte des Ewigen sein? Die Natur strahlt aufs Neue, wie die Sonne; Denn, wie sie, ist sie das Gezelt des Wortes geworden.
Wenn aber das Wort wieder erwachen wird, wird es alle Welten in zwei Klassen teilen, wie weiland die Hebräer nach Hebal und Garizim geteilt wurden, und Hebals Stimmen werden unablässig den Fluch gegen die Feinde des Gesetzes des Herrn aussprechen.
Gottloser, sorgloser Mensch, versetze dich in diesen schrecklichen Augenblick, es gibt nicht Raum und Zeit fürder für dich.
Dir bleibt nicht mehr, wie hienieden, die Zuflucht zur Finsternis und zum Schweigen, dich vor dem Schrecken zu bewahren, den das Licht und Wort des Herrn dir verursachen wird. Licht und Wort werden dich verfolgen.
Wie der Verbrecher hienieden grausamen Übeln oder dem Schwerte der Gerechtigkeit überantwortet wird, wirst du dein Blut und all‘ deine Bestandteile das Wort nehmen hören, dich zu verwünschen und alle Taten der Ungerechtigkeit.
Mann des Sehnens, suche den Berg des Segens zu erklimmen, lasse das wahre Wort wieder in dir aufgehen!
All jene lästigen Stimmen werden dir fernbleiben, und beständig wirst du nur die heilige Stimme deiner Werke und die Stimme der Werke aller Gerechten vernehmen.
Alle im Wort und Licht wiedergeborene Gebiete werden, wie du, ihre Stimme zum Himmel erheben; Es wird nur ein Klang ertönen immerdar und dieser Klang ist:
Der Ewige, der Ewige, der Ewige, der Ewige, der Ewige, der Ewige, der Ewige!
301.
Leichtsinnige Beobachter, meine Gemälde werden euch des Beschauens unwürdig dünken. Ich habe das mächtige Wesen, wodurch alles ist, nicht von meinem Nachdenken geschieden.
Dadurch, dass ihr es ausschlosset, habt ihr behauptet uns die Wahrheit kennen zu lehren. Aber es ist ja diese Wahrheit selbst. Was sage ich? Es ist sie allein. Was hättet ihr ohne dasselbe finden können?
Mögen die Seelen, denen ihr eine fremde Sprache zu lehren bemüht seid, hier ohne Mühe die ihrige wiederlernen und die eure auf immer vergessen!
Zwar gewährt ihr ihrem Geiste einige Freude, indem ihr sie auf manche Schimmer hinweiset, wie die wohltätige und fruchtbare Weisheit sie bis in die letzten Zweige der Natur ausstrahlt.
Aber sie sind wie der bleiche Schimmer einer verlöschenden Leuchte, wie die gelblichen Flämmchen, die sich von Zeit zu Zeit losreißen und in der Luft verschwinden, weil sie von ihrem Brennpunkt geschieden sind.
Ich wollte lieber die Augen meiner Brüder auf dem Brennpunkt selbst festhalten, und auf dem Freudenöle, welches den Auserwählten meines Gottes zur Salbung diente.
Dies allein ist das Mittel, das in meiner Gewalt steht, ihnen ersprießliche Hülfe zu bringen; Andere werden durch ihre Werke und Macht das Reich meines Gottes mehr fördern, als ich.
Mir ist nur der Wunsch zu Teil geworden, seinen Ruhm zu singen, die ungerechte Lüge seiner Widersacher zu enthüllen, und meine Mitmenschen zu veranlassen, dass sie ihre Schritte nach jener Freistatt unaussprechlicher wahrer Wonne lenken.
Habe ich auch nur das Scherflein der Witwe für die Lebensreise ihnen anzubieten, will ich sie doch mindestens beschwören, es nicht zu verschmähen, ohne seinen Wert erprobt zu haben.
Mit süßem Trost werde ich sie die schwachen Früchte der Wünsche eines einfachen Menschen ernten sehen, der sie liebte.
Möge die Tugend ihres Herzens, möge die Frömmigkeit der Jahrhunderte der Leichengesang sein, der für immer auf meinem Grabe gesungen wird!
Ich werde ihn hören im Schlummer des Friedens und meinem Gott dafür dankend huldigen.