Louis-Claude de Saint-Martin – Der Dienst des Geist-Menschen 3

Louis Claude de Saint Martin
Der Dienst des Geist-Menschen – Das Wort

Louis-Claude de Saint-Martin

Dritter Teil

Gäbe es nicht eine harmonische sich ewig selbst erzeugende Kraft, niemals würden wir sehen, dass die Ordnung sich wieder herstellte und auf die Umwälzung alles dessen folgte, woraus der Kreis der Dinge besteht, wie dies sich in jedem Augenblicke vor unsern Augen zuträgt. Auch gibt es, bekennen wir es laut, ein ewiges Wort, welches als Aufbewahrer des ewigen Maßes, des ewigen Lichtes, des ewigen Lebens immer, und hauptsächlich für den Menschen hienieden, der Unordnung, der Angst, der Verderbnis, worin er sich gestürzt hat, das Gleichgewicht hält. Hält er sich nicht fortwährend an jene Höhe, wo diese allgemeine Stütze ihren Sitz hat, so fällt er in den Abgrund des Bösen und der Leiden, der am entgegen gesetzten Pole seinen Sitz hat. Für ihn gibt es keinen Mittelweg; wenn er nicht die Kraft des Herkules gebraucht, bleibt er unter der Last des Atlas zerschmettert. Ja er bedarf des ganzen göttlichen Lichtes, um die unermessliche Finsternis, von der er umgeben ist, zu zerstreuen. Er bedarf der ganzen göttlichen Kraft, um der Region des Lasters, an die er gefesselt ist, das Gleichgewicht zu halten; kurz, wenn er nicht die Heiligkeit selbst erreicht, so bleibt er in der Verwerfung. Vergebens behauptet der Mensch alle seine Siege durch lindernde Mittel und durch das ohnmächtige Nachdenken seines Geistes und seiner Vernunft zu erlangen. Alle die/e angeblichen Auswege betrügen ihn und sind nur Täuschung. Noch viel mehr betrügen ihn die eitlen und künstlichen Zerstreuungen, worin er täglich sein Dasein einwiegt. Das einzig nützliche Mittel ist das lebendige Mittel. Dieses lebendige Mittel kann nur die höchste Hand selbst sein, weil sie allein Alles aufrecht erhalten, Alles regieren, weil sie allein Alles ersetzen kann, was uns mangelt. Denn wenn man vom höchsten Agenten sagt, dass er durch die Macht seines Wortes Alles erhalte, so sagt man damit nichts Mystisches, was unfern Gedanken im Ungewissen hielte; man sagt damit etwas Positives und Physisch Wahres, und zwar in allen Klassen, welche unser Nachdenken erreichen kann. Es ist gewiss, dass, wenn das Wort nicht die Welt in ihrem Dasein aufrecht erhielte und sie in allen ihren Bewegungen lenkte, sie sogleich in ihrem Laufe einhalten und in die Unsichtbarkeit zurückkehren würde. Es ist gewiss, dass, wenn nicht das Wort die Tiere und die Pflanzen erhielte, diese alsbald in ihren eigenen Keim und ihre Keime in den zeitlichen Geist des Weltalls zurückkehren würden. Es ist gewiss, dass, wenn nicht das Wort die Tätigkeit und das Spiel aller Erscheinungen des Weltalls aufrechterhielte, keine sich unfern Augen mehr offenbaren würde.

Es ist eben so gewiss für das Geistige, dass, wenn nicht das Wort den Gedanken und die Seele des Menschen aufrecht erhielte, wie es alle Wesen des Weltalls aufrecht erhält, unser Gedanke alsbald in die Finsternis, und unsere Seele in den Abgrund zurücksinken würde, über welchen wir täglich trotz unserer Sünden nur durch die mit nichts zu vergleichende barmherzige Macht des Wortes empor gehalten werden, sowie auch, dass, wenn wir uns wenigstens nicht freiwillig dem Wahnsinne ergeben und wissentlich unser nächster Feind sind, wir nicht einen Augenblick aufhören dürfen, uns zum Urheber der Dinge zu erheben, und uns ohne Unterlass auf das Wort zu stützen, weil wir sonst unser Dasein verleugnen und darauf verzichten würden, den verschiedenen auf die Wohltat des Dienstes des Geist-Menschen harrenden Regionen nützlich zu sein. Wehe euch kalten Metaphysikern, die ihr aus dem göttlichen Wesen und aus allen Folgerungen, die daraus hervorgehen, nichts weiter als einen Gegenstand für eure Abhandlungen und Vernunftschlüsse machet. Mehr noch wehe euch Staatsklüglern, die ihr der Sache der Religion keine andere Grundlage als die Politik gebet, während doch ihre wesentliche Grundlage das ewige Wort ist, ohne welches nichts bestehen kann! Ohne Zweifel vielleicht sehet ihr in dieser Sache der Religion nichts als die dunkeln und durch den Missbrauch, der sie entstellt, noch mehr verdunkelten Formen; ihr betrachtet sie dann, sage ich, nur als ein Mittel, den Einfältigen durch diese geheimnisvollen Ketten zu binden, die euch keinen andern Grund und kein anderes Ziel zeigen. Und in dieser Hinsicht entschuldige ich euch, denn groß ist die Finsternis, welche die Erde bedeckt. Aber ich entschuldige euch nicht mehr, wenn ihr das Wort Huldigung euren politischen Manipulationen unterwerfen wollt. Gott, das Wort und die ihm schuldige Huldigung sind nicht das Resultat des Nachdenkens und der Berechnung; es ist so gar wenig, wenn ihr den Glauben an diesen höchsten Gott und an sein ewiges Wort, welcher so viele Ansprüche an die Ehrfurcht seines Geschöpfes hat, nur als eine Pflicht betrachtet. Dieser Glaube ist mehr als eine philosophische Folgerung; er ist sogar mehr als Recht und Pflicht; es ist ein radikales und konstitutives Bedürfnis eures Seins, und ihr habet in eurer Lage den positiven und deutlichen Beweis davon, weil die allgemeine Blöße, worin ihr euch befindet, geeignet ist, euch dieses Bedürfnis in allen Augenblicken eures Lebens fühlen zu lassen und weil ihr, sobald ihr aufhört, euch mit der Sorge zu beschäftigen, diesem Bedürfnis zu genügen, in den Abgrund zurücksinket. Betrachten wir hier eine allgemeine Fackel, mit der man die Strafen, die Vergehen und das Prinzip durchgängig beleuchten kann, gegen welches diese Vergehen stattgefunden. In der erachten Justiz wie in der erachten Wahrheit muss eine vollständige Analogie zwischen den Strafen und zwischen den Vergehen stattfinden. Auch wird man, wenn man sorgfältig den unglücklichen Zustand des Menschen hienieden untersucht, nicht umhin können, deutlich den Keim seiner Verirrungen und seiner Verbrechen zu finden; denn die Strafe und die Verbrechen müssen einander gewissenhaft entsprechen. Bei dieser erachten Justiz kann es nicht an antipathischen Beziehungen fehlen, die zwischen dem Vergehen und dem Prinzip, wogegen dasselbe begangen ward, stattfinden, da dieses Vergehen in allen Punkten nur das Gegenteil und die Kehrseite dieses Prinzips sein kann; und man wird sich sogar noch verständlicher machen, wenn man sagt, dass es nur die entgegengesetzte Richtung desselben Prinzips sein kann. Wenn man folglich den Faden dieses Vergehens zurückgehend verfolgt, so muss man notwendig bei dem verletzten Prinzip anlangen, so wie auch, wenn man die Art der Strafe und des Leidens betrachtet, man nicht umhin kann, die Art der Verbrechen zu erkennen, deren Folgen sie sind. Die Untersuchung der Strafe muss das erste Geschäft sein, weil sie es ist, die uns das Vergehen erkennen lässt. Das zweite Geschäft muss sein, den Faden dieses Vergehens rückwärts zu verfolgen, um zum Prinzip zu gelangen. Auch ist es unsere erste Pflicht, unser Murren einzustellen und mit Ergebung alle Stufen unserer Strafen zu durchlaufen, wenn wir zur wahren Erkenntnis unserer Gebrechlichkeit gelangen wollen. Unsere zweite Pflicht ist, die lebendige und eifrige Tätigkeit, ohne uns rechts noch links umzusehen, weil sie allein die Finsternis in uns zerstreuen und uns zum Leben und in das Leben, von dem uns die Sünde oder die Verderbnis getrennt hat, zurückführen kann. Wenn wir die Strafe betrachten, so ist die Haupteigenschaft, die wir an ihr wahrnehmen, die, dass sie uns in einer Welt eingeschlossen und gebunden zurückhält, die das Wort nicht hat, obgleich sie fortwährend von dem Worte getragen wird, und diese Betrachtung bewirkt für uns eine doppelte Strafe: eine, die uns das beschämende Missverhältnis zeigt, das zwischen uns und allen uns umgebenden stummen Wesen stattfindet; die andere, dass wir fühlen, wie sehr das Dasein dieses stummen Weltalls das Wort selbst betrüben muss, weil dieses Wort sich überall offenbaren möchte und auch müsste, und mit allem ungehindert verkehren, was Dasein hat.

Nun aber zeigt sich die erste dieser Strafen nicht nur durch den wirklichen Zustand der Dinge, sondern auch noch in dem Lebensgange des. Menschen und in seinem Betragen gegen seine Mitmenschen. Obgleich die Gespräche der Menschen sehr weit vom wirklichen Worte entfernt sind, so würden sie, wo sie sich zusammenfinden, in ihrem Geiste dennoch nur die Kälte und den Unmut des Todes empfinden, wenn sie ihre Atmosphäre nicht durch ihre Gespräche, durch diese schwachen Schatten des Wortes erfüllten; kurz, wenn sie dadurch nicht einigermaßen das Grab belebten, worin sie existieren. Die zweite dieser Strafen zeigt, dass es auch eine belebende Quelle geben müsse, die fortwährend den Kreis der Dinge durch das allgemeine Wort zu beleben sucht, sowie der Mensch seine schweigenden Wohnungen durch das besondere Wort zu beleben sucht; denn ohne dies würde der Mensch nicht einmal im Genuss dieses besonderen Wortes sein, von dem er täglich einen so törichten Gebrauch macht, und von dem er sich so geringen Nutzen versprechen kann, so lange dasselbe nicht wiedergeboren ist. Also kann man sagen, dass wir über die uns auferlegte Strafe so unterrichtet sind, als wir es sein können. Aber in Betracht der notwendigen Analogie, die wir zwischen dem Vergehen und der Strafe anerkennen, müssen wir schließen, dass, wenn wir durch die Verarmung am wahren Worte bestraft wurden, wir auch gewiss gegen das Wort gesündigt haben. Aus dem zweiten Gesetze, oder als eine Folge der Analogie, die zwischen dem Vergehen und dem Prinzip stattfinden muss, geht hervor, dass, wenn wir in unserm Worte wandelten, im umgekehrten Sinne, als in welchem wir in demselben durch die erste Verderbnis gewandelt und worin wir noch täglich darin wandeln, wir aufs Neue bis zu jenem ewigen, unbeweglichen und leuchtenden Worte gelangen würden, mit welchem wir zu wohnen ein Bedürfnis fühlen und mit welchem wir statt der Leiden, die uns quälen, in Freuden wohnen würden.

Aber wie sollten die Menschen zum wirklichen Genuss dieses allgemeinen Werkzeugs gelangen, da dieses Wort, so ehrwürdig und wichtig es auch sein mag, dennoch das einzige Talent, oder, wenn man will, die einzige Kunst ist, die sie ausüben, ohne sich durch eine lange Lehre, wie dies bei andern Talenten der Fall ist, dazu vorzubereiten? Denn, ich wiederhole es, man muss sich wohl hüten, das, was die Menschen überall und den ganzen Tag durchsagen, für das wahre Wort zu nehmen. obgleich sie unwissend und eitel genug sind, es als solches anzusehen, während es doch durchaus nur die Kehrseite desselben ist. Und in der Tat, man lernt erst das Wort kennen in dem Schweigen alles dessen, was in der Welt ist. Hierin nur offenbart es sich; und wenn wir, sei es mit uns selbst, sei es mit andern, nur von dem reden, was von der Welt ist, so ist es klar, dass wir gegen das Wort und nicht für das Wort wirken, weil wir uns hierdurch nur erniedrigen und uns mit dieser Welt gemein machen, die, wie wir oben gesehen, das Wort nicht hat und deswegen das Werkzeug und die Art und Weise unserer Strafe ist. Vergessen wir indessen nicht eines andern eben so wahren und unvergleichlich tröstlichen Verhältnisses, nämlich zu fühlen, dass, wenn unsere Missetaten uns alles geraubt und uns in eine gänzliche Entblößung versetzt haben, es zu unserer Heilung notwendig ist, dass uns umgekehrt alles durch die mit nichts zu vergleichende universale Liebe gegeben werde, weil unsere Heilung sonst niemals gründlich sein könnte. Nun aber ist dieses allgemeine Geschenk, was die Liebe aufs Neue der Welt machte, ganz und gar in den Wundern des Wortes enthalten, weil nur der Verlust dieses Schatzes uns in Armut zurückließ. Gegenwärtig aber können wir dieses Wort des Geistes nur langsam lernen und auf solche Art, wie wir Kinder das menschliche Wort lernen sehen. Wir müssten es auch auf eine natürliche und unmerkliche Weise lernen, weil dies der Lauf ist, den sie befolgen. Daher auch die Worte des Evangeliums: “Ihr werdet das Himmelreich nicht besitzen, wenn ihr es nicht wie die Kindlein aufnehmet.” Betrachtet also in diesem Geiste, aber mit Bewunderung, Alles, wovon dieses Wort uns Kunde gegeben hat. Hier ist ein Auszug dessen, was wir daraus lernen werden. Durch das Wort schloss Gott den göttlichen Vertrag und den allgemeinen Bund mit der Unermesslichkeit alles dessen, was Dasein hat. Durch das Wort schloss Gott auf seinen Wegen der Wiederherstellung den allgemeinen geistigen, zeitlichen Bund in den verschiedenen Epochen der Gnadenwirkungen, die er durch den Ursprung und die Schöpfung der Natur offenbarte, durch die dem Adam nach seinem Falle gegebenen Verheißungen, durch die verschiedenen Haupterwählten, die sein Gesetz und seine Vorschriften auf Erden verbreitet haben, entweder in der Mitte oder nach der Mitte der Zeit und durch diejenigen, welche er bis zum Ende der Zeiten und während derselben offenbaren wird. Durch das Wort schloss Gott auch einen besonderen geistigen Bund‘ mit jedem Menschen insbesondere, indem er verschiedene Keime von Gaben und Kräften in ihn säte, die sich durch ihre wechselseitige Anziehung einander nähern und sammeln, bis sie durch ihre harmonische Kraft und Tätigkeit eine Verwandtschaft mit der Einheit erlangt haben, die groß genug ist, damit diese Einheit komme, mit ihnen sich zu vereinigen, und sie mit ihrer Heiligung zu weihen. Durch das Wort regiert Gott den Lauf seines universalen, geistigen, zeitlichen Bundes; nur wenn dieser Bund durch die Anziehung jener mächtigen göttlichen Elemente die Summe der nötigen Kraft erlangt haben wird, lässt das Wort ihm seinen Durchbruch bewirken und führt sich selbst in den Strom dieses Durchbruchs ein, damit die heilsamen Substanzen besser in die Region eindringen, die ihrer wartet; und dieses ist eins der Wunder der aktiven Zahlen, die ein für allemal durch sich selbst nichts sind, wie wir dieses oben gesehen haben, die aber treulich den verborgenen Weg des Wortes und seine nicht zu ermessen den Eigenschaften darstellen.

Durch das Wort schließt Gott auch einen besonderen und fortwährenden Bund in der Ordnung der Vegetation der irdischen Natur, wo einer jeden Erzeugung alle Grade der Tätigkeit, des Keimens, des Wachstums vorhergehen, die sich gegenseitig anziehen und mit einem Durchbruch endigen, entweder mit einer Blüte oder mit einer Geburt, wenn in jeder Sache das Auge oder das Zentrum des Lebens die Hindernisse hin weggeräumt hat, die es umgaben und es in seine Rechte ein treten kann. Ebenso wie alle jene Grundlagen der Action in der Natur zerstreut sind, so sind auch alle Keime der Wissenschaft in alle Menschen ausgestreut; wir bedürfen nur einer analogen Sprache oder des Wortes, um sie uns mitzuteilen. Hätten wir die Aufmerksamkeit, diese Keime sorgfältig zu pflegen, so würden sie uns selbst die Sprache hervorbringen, die uns dazu dienen würde, ihre Früchte mitzuteilen; aber unsere Ungeduld reißt uns fort und statt die Befruchtung dieser Sprache abzuwarten, bemühen wir uns, uns selbst verschiedene Arten derselben, je nach der Wissenschaft, die wir ausüben, zusammenzusetzen. Da aber diese Sprachen nicht fruchtbar sind, wie diejenige Sprache es sein würde, deren Stelle sie vertreten, so teilen sie uns auch nicht die Früchte mit, weil sie nicht bis zu den Keimen dringen, aus denen diese Früchte hervorgehen müssten. Auch bleiben alle wissenschaftlichen Resultate der Menschen meistens bei unsern zusammengesetzten und gemachten Sprachen stehen. Die menschlichen Wissenschaften verweilen gemeiniglich nur in den Worten und nicht in den Kräften des Wortes. Da die wissenschaftlichen Sprachen das Leben nicht in sich haben, so können sie sich deswegen einander nicht beleben. Da sie sich einander nicht beleben können, so können sie nur mit Streit und Kampf gegen einander beginnen und damit endigen, sich einander zu zerstören. Auf diese Weise lassen sie den Tod sich fortpflanzen, der seit dem Falle überall sein Reich aufgeschlagen hat, während es ihre Aufgabe war, dem Leben oder dem Worte beizustehen, welches seit der großen Verderbnis keinen Schritt tun kann, ohne einen Kampf bestehen zu müssen. In der Tat, indem eine jede Erzeugung, ein jedes Wachstum, jede wiederherstellende Aktion, jede Wirkung, jeder Gedanke nach der Region des Lichtes strebt, bilden diese eben so viele Auferstehungen und wirkliche Siege über den Tod. Derjenige, der so weit eindringen könnte, die fortwährende Auferstehung des großen Wortes zu begreifen und zu fühlen, würde dafür sehr dankbar sein müssen und ich würde sehr erstaunt sein, wäre er nicht vor Bewunderung gerührt und zugleich bestürzt. Und ihr denn, ihr himmlischen, geistigen und göttlichen Kräfte, welche Freude für euch, wenn ihr dazu gelangtet, in der Welt der Wahrheit und des Lichts einen Menschen zu erzeugen, der euch gliche und der euer geliebter Sohn wäre! Das wahre Wort ist durchgängig in der Angst; auch können wir nichts erhalte” noch wirken, als durch die Angst; auch wird alles, was ein sichtbares Dasein hat, nicht aufhören, physisch das Wort in der Angst zu zeigen. Auch sollten wir die innere Angst nicht fliehen; auch sind nur die Worte der Angst nützlich; sie nur säen und bringen hervor, weil nur sie der Ausdruck des Lebens und der Liebe sind. Mensch, scheue es nicht, in dem Weherufe deiner Mutter, wenn sie dir das Leben gibt, und in den Tränen, die du seit deiner Geburt vergießest, eine Anzeige dieses strengen Gesetzes zu finden! Lerne auch hier, wie viel es der Quelle der Erfrischung kosten musste, sich in der Gestalt deiner geistigen Verderbnis zu erzeugen und sich zu deinem Gleichen zu machen! Vergleiche aber dein zeitliches, tätiges und freies Leben mit dem, was du im Schoße deiner Mutter führtest, und siehe, ob es dir nicht sogar Freuden und ein Dasein verschafft, die dich deine ersten Thronen vergessen lassen, und hieraus entnimm, was du von den geringsten Eindrücken erwarten musst, welche die wahre Angst dich kann fühlen lassen. Bereite auch deine Augen und dein Erkenntnisvermögen vor, das zu sehen, zu bewundern und zu begreifen, was jeden Tag aus der besonderen Angst der Erfrischung oder des Wortes hervorgeht und was in Zukunft aus ihrer allgemeinen Angst hervorgehen wird; denn die Ergebnisse aller dieser Beängstigungen sind ebenso gewiss, als unermesslich. Deswegen, da jedes heilsame und lebendige Wort in uns nur durch die Angst erzeugt werden kann, ist es auch gewiss, dass die Menschen, die wir täglich anhören, nicht Worte reden, und dass sie uns betrügen, wenn sie behaupten, uns die Wahrheit zu verkünden, weil sie ohne den Beistand und ohne die Kraft der Angst zu uns reden. Außerdem sind die Worte der Angst immer neu, weil in ihr das Prinzip der Sprachen ruht. Nun aber sind die Worte derjenigen, die wir täglich hören, niemals neu und bieten uns nur Reminiszenzen und Wiederholungen, die schon hundertmal vor ihnen wiederholt sind. Willst du aber den erhabenen Gegenstand dieser Angst des Wortes kennen lernen ? Wenn der Mensch sich mit rechter Aufmerksamkeit anhört, so scheint es, als ob die Wahrheit zu ihm spräche: “Mensch, ich kann meine Tränen nur in deinen Busen ergießen! “ “Also ist das Herz des Menschen auserwählt, die Stätte der Angst Gottes zu sein, damit er dessen Lieblingsfreund und der Vertraute aller seiner Geheimnisse und seiner Wunder werde, weil in dieser Ordnung alles nur durch die Angst einen Ausgang und eine Ergießung finden kann. Auch fühlt der Mensch nach dieser so zarten und freundschaftlichen Mahnung die Verwirklichung davon, weil er seinerseits sagen kann: “Ströme des Schmerzes häufen sich in meinen Adern und mein ganzes Wesen fühlt sich angefüllt mit Bitterkeit.”

Dann sage Dank; denn dies ist der Augenblick, wo das Leben beginnt. Hier ist ein sicheres Mittel, damit du diese ersten Elemente des Lebens in dir nicht erlöschen lassest. Hüte dich, einen Augen blick das radikale und zentrale Feuer zu verlassen, worauf du ruhest und welches nicht aufhören darf, dich in deinen Schmerzen zu bearbeiten, damit dieser Schmerz sich in allen deinen Vermögen verbreite und sie ihre Früchte hervorbringen lasse. Dieses Feuer ist es, das dich unaufhörlich vorbereiten und dich in Furcht erhalten muss; und ohne diese anhaltende Vorbereitung, die es in deinem Wesen bewirkt, wird das lebendige Wort der Angst bei dir nicht einkehren; du wärest dem Worte ein Gegenstand des Abscheus, und wenn es dich umfangen wollte, so würde es genötigt sein, das Haupt abzuwenden, weil es sich von dem Atem deines Mundes verpestet fühlen würde. Denn wenn der Geist-Mensch so oft von dem Atem, der aus dem Munde des Menschen hervorgeht, verpestet wird, wie sollte dieses Gott ertragen können? Ruhe also beständig auf diesem radikalen und zentralen Feuer, wie ein Kind im Schoße seiner Mutter, bis es die notwendigen Kräfte erlangt, sich dem Tageslichte zu zeigen, oder wenn man ein weniger edles Gleichnis anwenden will, wie ein Gericht, das am Kochen bleibt, bis es bereitet ist. Hier folgen theoretische und praktische Wahrheiten. Die wichtigste ist, zu fühlen, was die größten Beängstigungen sind, die Gott empfindet. Es sind diejenigen, welche aus den fortwährenden Bestrebungen hervorgehen, die er macht, um aus der Erde des Menschenherzens sich hervorzuarbeiten und diejenigen, welche von den furchtbaren Hindernissen herrühren, welche dieses Menschen herz ihm entgegensetzt. Deswegen ist auch während unseres ganzen Lebens nicht zu viel Feuer des Abgrundes unter uns in Flammen gesetzt, die dichten Verhärtungen aufzulösen, die uns hemmen. Denn wenn das Feuer des Abgrundes nicht also die Wege vorbereitet, so wird das Wort der göttlichen Angst niemals in uns einkehren, und wenn das Wort der Angst nicht in uns einkehrt, so können wir nichts von der allgemeinen Beängstigung der Dinge begreifen und ihnen nicht als Tröster dienen. Ja, besitzen wir die Substanzen des Lebens nicht tätig in uns, wie können wir dann urteilen und fühlen, was um uns tot ist? Also ist es nicht allein dringend notwendig, uns um den Sabbat der Natur und um den Sabbat der menschlichen Seele. Nämlich in ebenbildlicher Weise, zu kümmern, sondern auch noch dem Worte selbst Schabbatruhe zu verschaffen, weil wir es nicht leugnen können, dass durch den nichtigen, falschen und verkehrten Gebrauch, den der Mensch vom göttlichen Worte macht, dieses auf seinem Schmerzenslager, um nicht zu sagen auf seinem Sterbelager, liegt; und der Mensch wird ihm gar keine Linderung verschaffen können, wenn er nicht die ununterbrochene Angst des Wortes in sich empfindet. Wir sahen, dass die Menschen den Namen des versöhnenden Kreuzes auf die Widerwärtigkeiten des zeitlichen Lebens, auf die Schmerzen, von welchen diese Welt erfüllt ist, auf die leiblichen Gebrechen u. d. m. anwenden, während der wahre Sinn dieses Kreuzes nur auf die geistigen Schmerzen jener Menschen passt, die sich dem Werke des Herrn gewidmet haben und dazu berufen sind, je nach ihren Gaben, dabei angestellt zu werden. Diese Klasse von Menschen ist gewöhnlich an Umstände gebunden, die ganz “dem göttlichen Werke entgegengesetzt sind, wonach sie verlangen, wofür sie geschaffen sind und wovon sie so wenig sprechen können, dass sie es oft vorziehen, sich mit Spott und Verachtung überhäufen zu lassen, als davon zu reden. Auf diese Klasse von Menschen bezieht sich die Stelle des Evangeliums: “Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folget mir nach, ist meiner nicht würdig.” Denn wenn sie sich nicht entschließen, das Kreuz, das ihnen geboten wird zu tragen und trotz der Angst, die es ihnen darbietet fortzuschreiten, so laufen sie Gefahr, ihr Werk zu verfehlen und als untreue Diener behandelt zu werden. Der Geist der Welt hat die schönsten Verständnisse der heiligen Schrift in gemeine und gewöhnliche Bedeutungen her abgesetzt. Ich scheue mich nicht zu sagen, dass sogar sehr große Heilige jenen schönen Stellen nicht die Erhabenheit des Sinnes beigelegt haben, der ihnen zukommt; und das berühmte Wort der heiligen Theresia: “Leiden oder sterben,” gibt uns nicht die Hälfte davon, selbst wenn man annimmt, dass es sich nicht auf leibliche Leiden erstrecke. Denn das Kreuz geht dem Übel weit vorher, und wenn es uns gegenwärtig erdrückt, indem es zur Lösung unserer gegenwärtigen geistigen Fesseln einwirkt, so geschieht dieses nur, weil es uns zu seiner freien Aktion führen und uns trotz unserer Fehler durch seine wunderbare Freigebigkeit lehren will, was das Kreuz ist, das dem Übel vorhergeht. Nein, nein, das Kreuz ist kein Leiden, es ist die ewige Wurzel des ewigen Lichtes! Eben so wahr ist es, dass, wenn die Auserwählten die schmerzhaften Anstrengungen, welche dieses Kreuz in ihnen macht, um zu seiner Region der Freiheit zu gelangen, standhaft erdulden müssen, wir aus um so triftigeren Gründen die irdischen, leiblichen und geistigen Trübsale, denen wir den Namen Kreuz geben, ertragen sollten, und dass diese Ergebung uns um so verdienstlicher sein kann, als in dem Zustande der Unordnung und der Disharmonie, worin alle unsere Fähigkeiten seit der Sünde gestürzt sind, wir nicht alle, wenigstens nicht in demselben Grade berufen sind, die Angst des höheren Kreuzes zu empfinden. Auch will ich die heilsamen Früchte nicht ausschließen, welche die Menschen aus ihrer obgleich untergeordneten Art und Weise, die Vorschriften des Evangeliums hinsichtlich des Kreuzes zu betrachten, gewinnen können. Ich will den Menschen der Sehnsucht nur sagen, dass sie noch viel größere Vorteile zu erwarten haben; denn in den göttlichen Widerwärtigkeiten, wovon ihre Sehnsucht niedergedrückt und zugleich genährt wird, werden sie es kennen lernen, was das Leiden des Wortes ist, und sich daher trösten und sogar erfreuen, statt sich zu beklagen, weil das Wort nur in seinen Leiden fortschreitet, insofern es zur großen Epoche seiner Erlösung fortschreitet. Indem es also fortschreitet, sieht es, wie seine Angst und seine Trübsale sich immer mehr ausbreiten; auch würden die Psalmen etwas ganz anderes sein, als sie sind, wollte man sie jetzt schreiben. Denn das Wort ist das göttliche Sehnen, menschlich personifiziert und in Tätigkeit. In dem Maße, als es durchdringt und sich der menschlichen Atmosphäre zeigt, in dem Maße ist es auch darauf beschränkt, nur Galle und Bitterkeit zu seiner Nahrung und Erhaltung zu finden. Aber welch‘ eine Schadloshaltung für dasselbe, wenn es nur irgendeiner Seele der Sehnsucht begegnet, die da wirklich suchet, in dem Gesetz des Geistes und der Wahrheit wiedergeboren zu werden. Mensch Gottes! rechne also zur Ordnung der vorteilhaften Leiden nur solche, die das allgemeine Wohl zum Gegenstande haben! Könnte der durch seine Nachlässigkeit oder durch seine Unmäßigkeit erkrankte Soldat wohl als dem Staate dienend betrachtet werden, selbst wenn er genau die Vorschriften befolgte und alle geeigneten Mittel gebrauchte, die der Arzt ihm vor, schreibt? Nein, er würde dann nur fähig sein, sich selbst zu dienen, weil es sich nur von seiner Genesung handelt. Dann erst, wenn er wird hergestellt sein und in den Kampf gehen, wird er wirklich dem Vaterlande dienen. So ist gemeiniglich unser Zustand hienieden; wir stehen alle unter heilender und ärztlicher Behandlung, entweder durch die Wirkung der großen Verderbnis, oder in Folge unserer eigenen Verirrungen. Wenn wir alles beobachten, was uns für unsere geistige Gesundheit vorgeschrieben ist, so sind wir deshalb nur uns selbst nützlich. Mit Unrecht nennt man dieses Gott dienen, weil man Gott hiermit nicht dient. Erst wenn wir wiedergeboren sind und wir die verschiedenen Ämter unseres Meisters verwalten können, erst dann sind wir geschickt, Gott wahrhaft zu dienen. Denn dann können wir, vermöge unserer eigenen Leiden, aus Erfahrung fühlen und wissen, was die Leiden des Wortes sind. Bis dahin fühlen wir nur unsere eigenen Leiden. Verschließen wir also die Pforten des Bösen und der Nacht in uns, damit die lebendigen Regionen kommen, uns zu durchdringen. Wenn die Hand Gottes auf dem Menschen ruht, und dies zu seiner Strafe geschieht, dann ist der Mensch in allen seinen Fähigkeiten gebunden. Er ist von Unruhe und vom Bedürfnis nach Tätigkeit und Bewegung und der unerträglichen Gehennom geplagt, die sein ganzes Wesen in gewaltsamer Zusammenziehung hält, er aber bleibt in Untätigkeit, und für ihn ist alles aufgehoben. Wenn es zum Fortschreiten des Werkes und zur Förderung des Wortes geschieht, so plagt ihn die Hand Gottes ebenfalls, aber mit der Ungeduld der Gerechtigkeit; und die Gehenna, die er empfindet, fördert seinen Fortschritt täglich zur lebendigen und leuchtenden Region der geistigen Tätigkeit. Vergebens umringen ihn die lockenden Täuschungen der Region des Scheines mit ihrem Blendwerke.

Er geht an ihnen vorüber und gewahrt sie nicht. Vergebens verfolgen ihn Finsternis; und irdische Leidenschaften; er durchschreitet sie und lässt sie hinter sich zurück. Lasset ihn alle Entbehrungen des Lebens erdulden, das Gewicht der Hand Gottes reißt ihn doch fort, und die Ungeduld der Gerechtigkeit ist noch stärker in ihm, als alle seine Entbehrungen, Martert ihn, er lässt es geschehen, er wird nur das Gewicht der Hand Gottes fühlen, die ihn mit der Ungeduld der Gerechtigkeit plagt. Wenn man ein Schiff von Stapel lässt, und der Schwung ihm dazu gegeben ist, sind dann die schwachen Bande, von denen es noch befestigt fein könnte, wohl ihm Stande, es in seinem Laufe aufzuhalten? Es zerbricht sie alle und begibt sich mit Ungestüm in die Flut. Sind es die leichten Hindernisse, die es noch vor sich finden kann? Es zermalmt sie oder setzt sie in Flammen und begibt sich mit Ungestüm in die Flut. So weit kann es der Mensch bringen, wenn er das Glück hat, das Gewicht der Hand Gottes zu fühlen, und von der Ungeduld der Gerechtigkeit gefoltert zu werden. Wie wirst du, Mensch der Sehnsucht, aber dazu gelangen, das Gewicht der Hand Gottes zu fühlen, und von der Ungeduld der Gerechtigkeit gefoltert zu werden? Dies kannst du, indem du einen Vertrag mit dir selbst schließest und dir sagst: “Niemals will ich eher zu beten aufhören, als bis ich gefühlt, dass Gott selbst mit mir betet.” “Bin ich getreu in Befolgung dieses Bundes, so bin ich nicht mehr in dem Fall, die Langsamkeit meines Gebetes ab zuwarten, damit Gott mit mir bete, er wird gleich im An fange meines Gebetes mit mir beten. Bald wird er sogar mit mir beten, wenn ich nicht bete. Meine Auserwählten werden nicht vergebens beten, sagt der Herr, (Jesajas 65, 23-24.) weil es das Geschlecht der Gesegneten des Herrn ist. Noch ehe sie mich anrufen, werde ich sie erhören; ich werde sie anhören, bevor sie aufhören, zu reden. Ja mein ganzes Leben wird nur noch ein ununterbrochenes Gebet sein; denn nicht ich werde es mehr sein, der Gott durch jene zerstückelten Anstrengungen einer schwachen, menschlichen Sehnsucht suchen wird, sondern Gott wird es sein, der mit der Fortdauer seiner unversiegbaren Action mich suchen wird. Mussten wir nicht einstens wie eben so viele Feuerströme werden, indem wir jeden Augenblick lebendige und glühende Blitze aus allen Punkten aller unserer Substanzen aus- sprühen werden? Weswegen hat man uns wohl gesagt, dass unser Gott ein verzehrendes Feuer sei und dass wir dazu bestimmt seien, sein Bild und Gleichnis zu werden? Dann wirst du sagen können: “Meine Seele begegnete dem Freunde ihres Lebens, sie haben sich umarmt und werden sich nicht mehr verlassen. Nicht in den Vorstädten und auf den Plätzen der Stadt suchte sie diesen Freund. Auch brauchte sie ihn nicht von den Wächtern Jerusalems zu erfragen. Dieser Freund kam in dem Entzücken seiner Liebe, sie selbst auf zusuchen; sie haben sich umarmt und werden sich nicht mehr verlassen. Hier sind die Schätze, die er mir gebracht und die er in dem Entzücken seiner Liebe in mein Herz ergoss. Denn ich war eine Seele, beladen unter der Last ihres eigenen Elends; die Verzweiflung war bereit, sich meiner zu bemächtigen. Aber als ich sah, dass der Tröster sich nahte, vernahm ich aus seinem Munde diese süßen Worte: “Warum verlierst du die Zu versicht? Hat Gott dir nicht gesagt, man solle seinem Bruder sieben und siebzigmal verzeihen? Wenn Gott dich fähig hielt, eine solche Nachsicht gegen deinen Bruder zu üben, glaubst du dann, er sei nicht fähig, eben so viel Nachsicht gegen dich zu haben? “ “Bitte ihn also, er möge dir auch vergeben, nicht nursieben und siebenzig mal, sondern mit der ewigen Zahl seiner Unendlichkeit. Ruhe nicht eher aus, als bis du es fühlst, dass er deine Verzeihung besiegelt, und bis er selbst das Gesetz, die Vorschrift und den Befehl befolgt, die er dir gibt.” Wenn er dich also gerechtfertigt hat, so sprich zu ihm: “Herr die Stadt wird nicht zerstört werden. Du verlangtest wenigstens zehn Gerechte, um die Zuchtrute zurücknehmen zu können, womit du Sodom und Gomorra bedrohtest, und die zehn Gerechte fanden sich nicht!” “Zur Zeit des Jeremias verlangtest du nur einen Gerechten, Jerusalem zu retten, und dieser Gerechte ward nicht gefunden.” “Jetzt aber wird die Stadt nicht zerstört werden, weil dieser Gerechte gefunden ward. Dieser Gerechte zog ein in die Stadt und dieser Gerechte bist du selbst, der du mit mir in einen Bund getreten bist.” “Dieser Gerechte wird die Stadt und alle Einwohner er retten, weil dieser Gerechte deine göttliche Einheit ist, und weil deine göttliche Einheit sich durch sich selbst über alle Einwohner Jerusalems ausbreiten wird.” “Auch sagtest du deinem Propheten Jeremias, dass, wenn auch Moses und Samuel vor dir erschienen, du deinem Volke nicht verzeihen würdest.” (l5, l.) “Sie waren aber keine Priester nach der Ordnung Melchisedek; und da sie nur Diener des vorbildlichen Glaubens waren, so konnten sie die geheiligte Pforte der ewigen Barmherzigkeit nicht öffnen.” “Gegenwärtig ist diese lebendige Pforte geöffnet und diese lebendige Pforte bist du selbst. Du kannst dich also nicht mehr erwehren, den Menschen, der dich sucht, zu retten, du selbst bist der Prophet, der vor dir steht, um Barmherzigkeit für dein Volk zu erflehen, und du tust dir selbst Gewalt an, um meine Seele zu retten, wenn sie dir ihre Not und ihr Elend auseinandersetzt.” Aber dennoch wird der Mensch der Sehnsucht nicht auf hören, zu seufzen: “Warum weinest du, meine Seele? Warum weinest du? Welches ist der neue Gegenstand deines Schmerzes? “ “Ich wehklage, weil der Mensch der Mörder des Wortes und der Wahrheit geworden ist; weil die lebendigen Regionen nur den Tod in ihm finden und genötigt sind, sich zurückzuziehen; weil sein eigenes Übel, seine eigenen Nachlässigkeiten, seine eigenen Schmerzen oder vielmehr seine eigenen Täuschungen ihn daran hindern, den Schmerz des Wortes zu fühlen.” “Ach wie sehr werde ich vom Weinen ermüden, da das Bild der Schmerzen des Wortes immer vor meinen Augen aus gebreitet liegt und Traurigkeit mein ganzes Wesen erfüllt! “ “ Ihr verpesteten Ströme, entfernet euch vom Menschen, entfernet euch von ihm, wie Ströme, in denen nur schlammiges Wasser fließt.

Von nun an muss es meine einzige Aufgabe sein, euch zu hindern, euch dem Worte zu nahen, fürchtend, ihr möchtet ihm eure Verpestung mitteilen.”-”Ich werde bei dieser Aufgabe ganz beschäftigt sein; ich werde mich mit einem Eifer daran begeben, der keine Unterbrechung kennt. Es ist die einzige Sache, die mir als notwendig empfohlen wurde. Alles, was nicht mit dieser heiligen unerlässlichen Beschäftigung zusammenhängt, will ich verrichten, als verrichtete ich es nicht.” “Und du Gebet, du sollst der Begleiter meiner Arbeit oder vielmehr du sollst dessen Herr, dessen Wirker, dessen Prinzip sein und mich lehren, ein Herr im Wirken und ein Prinzip meines Werkes zu sein, wie du es bist, weil du mich lehren wirst, ein Gebet zu werden wie du.” “Wie sollte ich nicht ein Gebet werden, da sich das Wort selbst auf mich herabgerufen, und als es sich auf mich herabgerufen, alle Feinde der Wahrheit aus mir vertrieben hat, damit alle Kinder Gottes zu mir einkehren und zusammen die Freude feiern, eine Wohnung des Friedens gefunden zu haben.” “Ach, wie werden sie sich freuen, eine Wohnung des Friedens gefunden zu haben! Sie werden dort Freudenfeste an stellen und mit Entzücken Jubellieder des Lebens singen und ihre Stimme laut genug erheben, damit ihre Gefährten sie hören und herbeieilen, um an ihrer Glückseligkeit Anteil zu nehmen.” Als ich vor einigen Jahren von der politischen Ordnung handelte, sagte ich, dass der Mensch nur ein Verwalter auf dem Posten sein könne, der ihm anvertraut ward, und dass er kein Gesetzgeber sein könne. Ich habe behauptet, dass, strenge genommen, ein Mensch, der Gesetze gebe, eine bloße Vernunft- Vorstellung sei; dass es beispiellos sei, dass ein Wesen in eine Region gesandt würde, wo es Gesetze einführen sollte, die es dort selbst befolgen müsse. Außerdem sagte ich, dass in Folge dieses unbestreitbaren und fundamentalen Prinzips bei allen Regierungen der Erde die verwaltende Gewalt die gesetzgebende Gewalt einschließe, was sich leicht durch das Studium der Tatsachen und vor allen durch das der Geschichte der Religion bewähren würde. Ich kann jetzt dieses Prinzip auf den Menschen in seinem göttlichen Amte betrachtet ausdehnen, wo, weit entfernt, ein Gesetz einzuführen, er keinen andern Dienst versehen darf, als fortwährend das Organ und der Diener seines Herrn zu sein. Selbst in Betracht dieser Eigenschaft eines Organs, das stets mit der Action oder mit dem Werke seines Meisters beschäftigt ist, dürfen diejenigen Menschen, die in dieser Stellung sich befinden, niemals Muße haben, ihre Rechte zu erörtern, so dringend ist das Werk und so sehr verlangt es eine eben so an haltende als allgemeine Tätigkeit und Wachsamkeit. Deswegen müssten unsere geistigen Erkenntnisse auch nur der tägliche Lohn unserer beständigen Tätigkeit sein; und selbst die herrlichen Aufklärungen, die uns durch auserwählte Männer, namentlich durch Jacob Böhm mitgeteilt wurden, scheinen nur einer Epoche anzugehören, die der Existenz dieser Welt nach folgt und tragen das Ansehen, als könnten sie nur der Lohn der allgemeinen Tätigkeit sein, der zu diesem Ende angeordnet ward, uns in unserer Eigenschaft als Verwalter zu berufen, um die Oberfläche der Erde zu erneuen und den neuen Himmel und die neue Erde zu uns herabzuführen , wo wir die Allgemeinheit der natürlichen, geistigen und göttlichen Wunder des Wortes betrachten können. Mensch der Sehnsucht, glaube also nicht, dass du jemals ein anderes Gesetz, als das deines Herrn zu verkündigen hast! Glaube ebenso wenig, dass, wenn dir bei deinen geistigen Übungen göttliche Freuden kommen, sie dir um deinetwillen gesandt wurden. Nein, sie können keinen andern Zweck als das Werk deines Herrn haben, welcher durch ihre Vermittlung deine Kräfte unterstützen und deinen Mut nähren will. Selbst dann, wenn das Wort in dich herabstiege, so vergiss nicht die wichtige Weisung, die du so eben gelesen, und sprich alsdann zu dem Worte: “Ist es um meinetwillen, dass du kamst, mich heimzusuchen, ich, der ich nichts habe, warum du dich mir nahen möchtest, der ich im Gegenteil alles getan habe, dass du dich entferntest? Ich werde mich daher nicht eher meiner Freude hingeben, als bis ich gefühlt, dass du um deinetwillen und nicht um meinetwillen zu mir kamst.” “Ich werde mich nicht eher meiner Freude hingeben, als bis ich die allgemeine Sehnsucht empfunden, die dich belebt und ewig neu erschafft.” “Ich werde mich nicht eher meiner Freude hingeben, als bis ich den besonderen Zweck gefühlt, um dessentwillen du zu mir kommst, und die Art der Aufgabe, die du mir bei der Verbesserung der Dinge vorschreiben willst.” “Sonst würde meine Freude nicht nur eitel sein, sondern mein Gang wäre unsicher, wie der der Neubekehrten und könnte mich sogar in jedem Augenblick in die Region der Finsternis jener Menschen zurücksinken lassen, die im Strome der Welt leben.” Mensch der Sehnsucht, wenn das göttliche Wort also in dich herabsteigt, so sei nur darauf bedacht, es in dein Sein eindringen zu lassen, damit es in allen Regionen, die dein Wesen ausmachen, die fruchtbaren Keime, die in ihnen nieder gelegt sind, Früchte hervorbringen lasse, indem es die Enthüllung seiner ewigen Erzeugung darauf überträgt. Bedenke, dass es so mächtig ist, dass du durch die bloße Erinnerung an die Begünstigungen, die du empfangen, fähig sein wirst, den Feind in die Flucht zu schlagen, wie der bloße Schatten der Apostel die Kranken heilte. Denn dies göttliche Wort kann sich nirgends zeigen, ohne unauslöschliche Spuren zurückzulassen; wir unterlassen es nur, sie sorgfältiger zu beobachten und ihnen mit größerem Vertrauen zu folgen. Bedenke, dass es von allen Menschen nur verlangt, dass sie alle ihre Kräfte anwenden, sich in dem Stande zu erhalten, für die allgemeine Verbesserung wirksam zu beten, nämlich im Stande zu sein, den Dienst des Geist-Menschen auszuüben. Hierauf zielt das Wort, wenn es dem Menschen empfiehlt, sich bereit zu halten. Er muss immer bereit sein, seinen Anmutungen zu entsprechen, wenn das Wort es für angemessen hält, ihn zum Wiederherstellungs- Werke zu berufen. Denn dieses Wort ist der vorzugsweise Maßstab; es strebt nur da nach, die Menschen wieder in ihr ursprüngliches Maß einzusetzen, damit sie in der Folge das göttliche Maß in allen Regionen, die dasselbe verloren, wiederbeleben können. Dieses ist die wahre Ausbreitung des Reiches Gottes; anfangs sucht er für ihn, in der Folge für uns sein Reich auszubreiten. So wenig man auch immer das Glück haben mag, aus Erfahrung die mächtige Kraft dieses Wortes zu kennen, die ausschließliche Allgemeinheit seines Reiches, die Lebendigkeit seiner Action und die Süßigkeit seines Saftes, so ist man doch tief betrübt, die Menschen in ihrem gewöhnlichen Gange nicht nur gleichsam seines unaussprechlichen Beistandes beraubt zu sehen, sondern auch, dass sie dessen unsterbliches und ewiges Dasein nicht ahnen und an dessen statt die tote Natur, nämlich das Nichts hinstellen.

Dieser Bewegung des Schmerzes folgt eine Bewegung des Erstaunens ; denn sobald man dieses Wort als einzige Unterlage aller Ordnung, alles Lebens und alles dessen, was ein harmonisches und ordnendes Werk ist, erkannt hat, so kann man sich nicht genug wundern, dass, da die Menschen täglich diese unumgängliche Stütze entbehren wollen, oder sich sogar als deren Widersacher erklären, sie nicht noch ärger sind, als dies schon der Fall ist, und dass ihnen, wenn auch nur in ihren Gedanken, noch einige bildliche Spuren, oder einige Ideen von Gerechtigkeit und Vollkommenheit zurückgeblieben sind. Wie werden sie in dem Geleise der Wirklichkeit und des Lebens mit jenem enormen Ballast von nichtigen, leeren, irdischen, materiellen, falschen und lüsternen Worten, die täglich den weiten Erdkreis erfüllen, fortschreiten? Seit der Verderbnis sind sie alle dem Gesetze des toten Wortes anheimgefallen, das sie tyrannisch beherrscht und ihnen keinen Augenblick gestattet, sich seiner Herrschaft zu entziehen. Betrachtet die Menschen in allen Klassen, sammelt alle Worte, die von dem Augenblicke ihres Erwachens bis zu dem Moment, wo sie sich zum Schlafe niederlegen, aus ihrem Munde hervorgehen. Werdet ihr ein einziges finden, dass Bezug auf ihre Förderung in der wahren Gerechtigkeit und auf ihre ursprüngliche Bestimmung hätte? Erwähnet hier nicht des mit Arbeit beladenen Menschen, der, während er schweigend die Erde im Schweiße seines Angesichts bebauet und hierdurch den über das menschliche Ge schlecht ausgesprochenen Fluch erfüllt, wenigstens durch seine Ergebung und durch diese Art stummen Wortes in der niedern Ordnung das erfüllt, was unsere kräftigen Worte in der Ordnung des Geistes bewirken sollten. Ohne euch bei den Worten aufzuhalten, welche die Sorge um das Leben, unser irdisches Elend und unsere zeitlichen Leiden uns entreißen, betrachtet den Strom von Worten, die entweder unfruchtbar oder vergiftet sind und die wir täglich dem Müßiggange, dem Nichts, unfern leichtfertigen Beschäftigungen, unsern Leidenschaften, der Verteidigung unserer falschen Grundsätze, unsern Ansprüchen,unsern Launen, unsern Ungerechtigkeiten, unsern Verbrechen und unsern Schandtaten opfern. Seitdem das lebendige Wort sich vom Menschen zurück gezogen hat, ist er nur von einer Atmosphäre des Todes um geben. Er ist nicht mehr tätig genug, sein Wort mit dem lebendigen Mittelpunkte zu vereinigen. Statt mutig diese schmerzhafte Beraubung zu ertragen und in Frieden den Aufgang der Morgenröte des Wortes in sich abzuwarten, begnügt er sich mit einem Übermaß wenig fruchtbringender Worte, wozu er durch den mannigfachen Wahn seines Gedankens hin gerissen wird. Er will sich lieber selbst und zugleich seine Nebenmenschen vergiften, als demütig und folgsam die Hand des wiederherstellenden Wortes auf sich wirken lassen, das ihn nur wieder zu beleben sucht, wie es fortwährend alle Wesen belebt, denen es Dasein gegeben hat. Er vergisst, dass jene Substanz der Worte von Menschen, indem sie sich in die Luft verbreitet, sich darin nicht zerstört und nicht verdunstet, dass sie sich darin sammelt und die geistige Atmosphäre verdirbt, wie unser verfaulter Atem die Atmosphäre unserer Wohnungen verdirbt; dass alle Worte, welche die Zunge des Menschen ausgesprochen, eines Tages vor seine Augen treten werden und dass die Luft, deren sich unser Mund bedient, um Worte zu bilden, sie so wiedergeben wird, wie sie solche empfangen und wie jedes Element das wiedergeben wird, was darin in seiner Art gesät worden; dass sogar unsere stummen und im innersten unseres Wesens schweigend ausgesprochenen Worte ebenso wiedererscheinen und widerhallen werden. Denn auch das Schweigen hat seinen Widerhall; und der Mensch kann keinen Gedanken hervorbringen, kein Wort, keine Handlung, ohne dass sich dieses in dem ewigen Spiegel einpräge, wo Alles eingegraben und nichts ausgelöscht wird. Aus dem tiefen Gefühle dieser Prinzipien ist ursprünglich die heilige Furcht entstanden, welche die Idee des Eides mit sich führt, weil, wenn wir bis in die Grundlage unseres Wesens eindringen, wir finden, dass wir uns durch unsere Worte mit der unfehlbaren Quelle der Wahrheit verbinden können, dass wir aber auch durch den verbrecherischen Gebrauch dieses Wortes uns mit dem furchtbaren Abgrunde der Lüge und der Finsternis verbinden können. Auch kennen mehrere wilden Völker, die unsere Wissenschaft nicht besitzen, aber weniger abgewichen sind, als wir, nichts wichtigeres, als ihre Schwüre, weil sie sich sogar dem Verluste alles dessen weihen, was unser Wesen ausmacht, wenn sie jemanden fälschlich beschuldigen oder wenn sie falsch schwören, während unter gebildeten Völkern der Gebrauch des Eides nur eine einfache Formel ist, deren moralische Folgen ohne Gefahr zu sein scheinen. Aber ohne sich bis zu den falschen Eiden und bis zu den Verwünschungen zu versteigen, würde es, um uns weise zu machen, nicht hinreichen, die täglichen Übel zu sehen, die aus der missbräuchlichen Verwaltung unseres Wortes hervorgehen?

Mensch, bist du für die eigene Gesundheit deines Geistes nicht genug besorgt, um es der Mühe wert zu achten, deine Worte in Bezug auf dich zu bewachen, so bewache sie wenigstens in Bezug auf den Geist deines Nebenmenschen. Begnüge dich nicht damit, sie nicht zu missbrauchen, wie du dies täglich durch unfruchtbare Worte tust, aus denen er gar keinen Nutzen ziehen kann, und die ihn in den Kreis aller Schwankungen und aller Täuschungen hineinziehen, sondern richte es so ein, dass deine Worte ihm als Fackel dienen können, die ihn leitet, und als Anker, der ihn befestiget und ihn gegen Stürme sicher stellt. Welches sind denn die wesentlichen Gesetze der Verwaltung des Wortes gegen unsern Nächsten? “Die menschliche Intelligenz hinlänglich hoch zu schätzen, um zu fühlen, dass sie sich nur mit der Intelligenz verträgt, und dass man ihr nichts anbieten darf, was ihrer nicht würdig ist und ihre Schätze nicht vermehren kann.” “Sich zu überzeugen, dass diese menschliche Intelligenz wie die Großen des Orients behandelt werden muss, denen man sich niemals nahet, ohne dass man ihnen Gaben darreicht” “Es so zu machen, dass du immer dem Lichte und den Tugenden derjenigen, die sich mit dir unterhalten, etwas hinzu -fügest, und dass dein Wort denen, die es anhören, immer Vorteil bringe.” “Sie nur von wichtigen Gegenständen und von tiefen Wahrheiten zu unterhalten, statt sie mit leichtfertigen Erzählungen und Geschichten zu speisen, weil jene leichtfertigen Erzählungen und Geschichten aus Zeit, worin es nur Vergangenheit und Zukunft gibt, zusammengesetzt sind, wogegen die großen Wahrheiten gleich den Ariomen immer gegenwärtig sind. Auch gehören sie nicht der Zeit, sondern der fortdauernden und ewigen Region an.” “Dein Wort mit Besonnenheit auszuteilen, weil nur eine schlechte Sache viele Worte verlangt.” “Nicht zu vergessen, dass das Wort das Licht des Unendlichen ist, das nur wachsen darf.”

“Immer erst zu prüfen und dann zu reden, wenn das, was du sagen willst, seine wichtige Aufgabe erfüllen soll. Hältst du dich nur auf gleicher Höhe mit deinem Mitunterredner, dann wird das Werk nicht wachsen; hältst du dich darüber, so wird das Werk vorwärts rücken. Indem du nun alle jene Gesetze hinsichtlich der Mitunterredner, mit denen du dich unterhältst, befolgst, so ist es hauptsächlich zum Wohle des Werkes, dass du dich also benehmen musst, weil jeder Hauch deines Lebens zum Fortschreiten des Werkes benutzt werden soll.” Ich weiß wohl, dass in den müßigen Kreisen alle diese Gesetze des Wortes nicht befolgt werden können, weil dies nicht Orte sind, wo das Wort angemessen seinen Dienst ausüben kann; auch rede ich nicht zu diesen. Übrigens ist es deine Sache, dich in der Art zu benehmen, dass das Wort dir ein Amt auszuüben gebe, an welchem Orte du dich auch immer befinden mögest; denn wenn du es durch dich selbst ersetzen willst, so fügst du nur eine Torheit zur Schmach. Jedes Wort kann nur die Frucht eines Gedankens sein, und jeder Gedanke kann nur die Frucht eines Bündnisses sein ; da aber die Bündnisse, die wir schließen können, sehr verschieden von einander sind, so darf man sich nicht wundern, dass unser Wort auch empfänglich sein kann, so viele verschiedene Färbungen anzunehmen. In der Tat, nur durch unsere Verbindung, oder wenn man will, durch unsere Berührung mit Gott, erhalten wir göttliche Gedanken. Wir haben nur durch unsere Berührung mit dem Geiste geistige Gedanken, siderisch oder astralische Gedanken nur durch unsere Berührung mit dem Astralgeiste, welchen man den Geist der großen Welt nennt, materielle und irdische durch unsere Berührung mit der Finsternis der Erde, verbrecherische Gedanken durch unsere Berührung mit dem Geiste der Lüge und der Bosheit. Wir haben die Macht und die Freiheit, von allen diesen Bündnissen dasjenige zu schließen, welches wir wollen; wir haben die Wahl. Was uns aber in einer tätigen und anhaltenden Wachsamkeit erhalten müsste, ist, dass vermöge der Natur unseres Seins, dessen Feuer nicht erlöschen kann, wir in jedem Augen blicke gedrängt werden, Eines oder das Andere dieser Bündnisse zu schließen. Was noch mehr ist, wir schließen immer ein solches, entweder der einen oder der andern Art. Kurz, wir sind niemals, ohne irgendeine Frucht hervorzudringen, weil wir fortwährend mit dem einen oder dem andern jener göttlichen, geistigen, siderischen, irdischen, höllischen Herde, die uns umgeben, in Berührung sind. Nun aber besteht die Aufgabe des Menschen, und hauptsächlich die jenes Menschen, der dar nach strebt, ein Arbeiter Gottes und ein Diener des Herrn zu werden, darin, die Worte, welche mit jenen Früchten, jenen Gedanken oder mit jenen Bündnissen korrespondieren, wohl zu prüfen, und folgendes würde in der Seele des Menschen vor gehen, wenn er kraft seiner Wiedergeburt wieder in sein göttliches Maß eingesetzt wäre. Kein Verlangen, das nicht ein Gehorsam wäre. Kein Gedanke, der nicht eine heilige Mitteilung wäre. Kein Wort, das nicht ein göttlicher Ausspruch wäre. Keine Handlung, die nicht eine Entwicklung und eine Ausbreitung der lebendig machenden Herrschaft des Wortes wäre. Stattdessen sind unsere Verlangen falsch, weil sie bloß von uns herrühren. Unsere Gedanken sind schwankend oder verdorben, weil wir fortwährend ehebrecherische Verbindungen schließen. Unser Wort ist ohne Kraft, weil wir es fortwährend durch scharfe und heterogene Substanzen abstumpfen lassen, auf welche wir es fortwährend anwenden und schärfen. Unsere Handlungen sind unbedeutend und unfruchtbar, weil diese nur das Erzeugnis unseres Wortes sein können. Bei dieser traurigen Aufzählung findet sich Nichts für das Werk, Nichts für den Ruhm und für den Trost des Wortes, weil darin Nichts für den wahren Dienst des Geist-Menschen zu finden ist. Das Vermögen, den Feind zu verscheuchen, obgleich es kraft unseres Wortes einer unserer ursprünglichen Rechte bildete, gilt nicht nur als aufgehoben, sondern sogar als bloß angenommen und eingebildet, weil wir es in Verfall geraten ließen; abgehen vom Müßiggange, der die Weltmenschen einander nahe bringt, könnte man hier den Grund durchschauen, warum sie so gerne wachen und die Nacht zum Tage machen. Denn sie sind weit entfernt, zu glauben, dass diese Neigung, welche sie hinreißt, aus einer tiefen Wurzel herrühre. Wäre der Mensch in seinem wahren Kampfgesetze, so würde er bei Nacht wohl noch wachsamer als bei Tage sein, den Feind zu vertreiben, wie dieses ursprünglich der Zweck der nächtlichen Gebete, der religiösen Verbindungen war, und wie dieses auf materielle Weise im Lager unserer Krieger geschieht. Denn in beiden Bindungen kann der Feind bei Nacht die größten Verheerungen anrichten, wie auch in der Tat der erste Mensch während seines Schlafes die Beute seines Gegners ward und den göttlichen Bund vergaß. Wenn der Mensch, ohne sich zu jenem geistigen Kampfgesetze zu erheben, in seinem reinen, natürlichen Gesetze wäre, so würde er die Nacht friedlich schlafen und in der Ruhe Erneuerung der Kräfte schöpfen, die er für seine Arbeit braucht. So ist es der Fall bei der arbeitenden Klasse und beim Landmann, die während ihres Schlafes durchgängig wenig den Anfällen des Feindes ausgesetzt sind. Der Weltmensch aber, der sich nur mit Nichtigkeiten und Verderbnissen anfüllt, und nicht arbeitet, hat keine so ruhige Nächte, als der mühsam Arbeitende; da er von jenen falschen Substanzen verfolgt wird, von denen er sich fortwährend anfüllen lässt und über welche der Feind Rechte hat, die er in nächtlichen Stunden noch mehr, als bei Tage in Anspruch nimmt. Deswegen suchen sich die Weltmenschen, die ohne das Wort sind, und die ihr eigenes Selbst fliehen, dennoch einander mit so großer Hast während ihrer Nachtwachen, weil sie hier durch, ohne es zu wissen, die Verfolgungen ihres Feindes mildern. Auch ist es eine bekannte Sache, dass oft sehr tapfere Männer, die dem Tode und den Gefahren fortwährend Trotz bieten, bei Nacht nicht allein in eine Kirche oder auf einen Gottesacker gehen würden. Gewiss widerfährt dieses nur den Tupfern, die nicht alle Prinzipien ihrer Vernunft in sich entwickelt haben. Indessen würde die bloße Entwicklung ihrer Vernunft nicht hinreichen, über diese Umstände zu siegen, wenn dieser Eindruck der Furchtsamkeit, welchen die Finsternis einflößt, eine wahre Basis hätte, und das, was die Gelehrten hinsichtlich dieses die Entwicklung ihrer Vernunft nennen, besteht nicht darin, dass sie das Hindernis besiegen, sondern darin, dass sie sich überreden, es sei keins vorhanden. – Wollte man eine wahre Sprache reden, so würde man sagen, dass diese Furcht auf gewissen Grundlagen beruhe und dass das, was uns in Wahrheit darüber erheben kann, darin besteht, dass wir uns zur leuchtenden Region des Wortes oder des entwickelten Geistes erheben, der von Erleuchtungen genährt wird, die ihm eigen sind. Hier werden wir lernen, dass die Natur dem Menschen gegeben ward, um ihm als Typus oder als Bild der höchsten Wahrheit zu dienen, die er nicht mehr sieht; dass, wenn er durch die Finsternis dieses Typus beraubt ist und sein Wort nicht wieder gewonnen hat, diese seine Trennung von der Wahrheit sich verdoppelt; dass der Mensch, wenn er weder das Urbild noch das Abbild bei sich hat, in der größten Beraubung ist, und dass das Nichts ihn mit dem ganzen Grausen, das es mit sich führt, verfolgt. Aber diese, obgleich richtige Auflösung ist dennoch nicht die tiefste. Es folgt hier eine, die tiefer und nichts desto weniger wahr ist. Die Natur hat die Aufgabe, dem Feinde mehr noch als den Menschen zum Gefängnisse zu dienen; denn sie ward dem Menschen gegeben, um ihm auch als Schutz zu dienen. Ist dieses Schutzmittel nicht mehr vor seinen Augen, dann erwacht und erscheinet die Idee dieses Feindes in ihm, und vielleicht nahet sich ihm der Feind in der Tat leichter, wenn das Hindernis weniger tätig ist und wenn das Auge des Menschen aus dem Schutzmittel nicht alle Hülfe schöpfen kann, die er durch das Sehen daraus ziehen kann. Auch beruhigt ihn in diesem Falle die Gegenwart der unbedeutendsten Person, weil ihre vereinigten Kräfte den Feind entfernen können ; es ist also jene heimliche Furcht vor dem Feinde, welche den Menschen in der Finsternis verfolgt; und diese Furcht kann nur durch das Gefühl der geistigen Kraft völlig zerstört werden, die er in seiner wahren Wiedergeburt, oder im Bunde mit dem Worte wiederfinden kann. Wenn man einsteht, dass die Abwesenheit der Natur so heftig auf uns einwirkt und dass der Anblick ihrer Gegenwart so großen Einfluss auf unsere Sicherheit ausübt, dann weiß ich nicht, wie man es nicht errät, dass sie dem Menschen so wohl als Schutzmittel für seine Sicherheit gegeben ward, als um ihn vom großen Lichte zu trennen. Auch hat man beobachtet, dass die Furcht bei gewissen Personen Würmer erzeugt. Diese von dem Arzte Andre in seiner Abhandlung “über die Erzeugung der Würmer im menschlichen Körper” aufgestellte Behauptung verträgt sich vollkommen mit den angegebenen Prinzipien. Diejenigen, welche Gelegenheit gehabt, die Grund formen der Natur zu beobachten und zu kennen, denen ist es nicht unbekannt, dass der Wurm nur die Wurzel davon vorstellt, indem er uns die Erniedrigung zeigt, welche diese Natur erfahren, und die Anstrengungen, welche sie jedoch vergeblich macht, um sich ihrer Angst zu entwinden, indem sie fortwährend kreiset.

Die wiederherstellende Hand, welche über diese untergeordnete Wurzel ein kühlend” Mittel ausbreitete, macht, dass während der Dauer unseres animalischen Lebens diese Wurzel uns verborgen bleibt. Sie ist durch das kühlende Mittel, so lange es seine harmonische und wohltuende Kraft bewahrt, gleichsam absorbiert. Wenn es aber gestört wird und es seine Herrschaft durch irgendeine Ursache verliert, dann muss der Wurm der Wurzel natürlich die seinige wiedernehmen und sich zeigen. Da nun aber unter allen unsern Leidenschaften und Schwachheiten die Furcht eine derjenigen ist, die uns am meisten des Wortes beraubt, so ist sie auch eine derjenigen, die am geeignetsten ist, das Kühlungsmittel zu stören und folglich unserem Radikal- Wurme und allen seinen Hervorbringungen ein Übergewicht zu geben, das er sonst nicht würde gehabt haben, wenn wir im Genuss unseres Wortes geblieben wären. Was das Heilungs-Vermögen anbetrifft, das wir indessen doch nur als unter der Zahl unserer sekundären Rechte gehörig betrachten könnten, selbst wenn wir wiedergeboren waren, gestehen wir es, dass es zu einer vom Feinde gelegten Schlinge wird, wenn wir zur Ausübung dieses Vermögens außergewöhnliche Mittel anwenden, und hauptsächlich, wenn wir sie nach unserm bloß menschlichen Willen anwenden. Wenn der Mensch sich diesem Geschäfte vermöge der göttlichen Anordnung und Kraft hingibt, dann ist er ganz in seinem Maße, sowohl für sich selbst, als für den Kranken, weil dann nur der höchste Wille den Einen oder den Andern regiert. Auch kann man sagen, dass er dann erst seines Erfolges sicher sein könne. Geht er auf magnetischen und somnambulen Wegen, dann kann er seinem Kranken schaden, selbst wenn er ihn heilet, weil er dann nicht weiß, ob diese Krankheit nicht einen moralischen Zweck hatte, die durch eine vorgreifende Heilung aufgehoben wird, und dann setzet sich der Arzt vielem aus, weil er sich unwissend in ein höheres Geheimnis einmischt; außerdem hat er immer Grund, über den Erfolg ungewiss zu sein. Geht er nur den gewöhnlichen Weg der Heilkunst, dann sündigt er nicht, so unwissend diese auch sein mag, weil er da bei nur untergeordnete Substanzen anwendet, und er auch nur auf die Materie des Menschen einwirkt; und wenn die Krankheit einen moralischen Zweck und eine moralische Ursache hat, so wird das Mittel durch das Moralische selbst aufgehoben wer den, welches über demselben steht. Auch ist der gewöhnliche Arzt, der seine Wissenschaft mit Vorsicht und Bescheidenheit anwendet und den Ausgang immer dem höchsten Arzte anheim stellt, mehr in feinem Maße und viel sicherer gestellt, als der Magnenseur, der jene höheren Mittel mit zu großer Zuversicht, mit Leichtsinn und mit Stolz anwendet. Bei diesen verschiedenen Beobachtungen lernen wir es ein sehen, wie weit der Mensch vom Ziele entfernt ist, wenn er, wie er es täglich tut, Missbrauch mit einem Rechte treibt, das über das Vermögen, die leiblichen Krankheiten zu heilen, weit erhaben ist; ich will sagen, mit jenem allgemeinen Balsam, der, um unsere geistigen Übel zu heilen, fortwährend aus dem Munde der Gelehrten oder aus der Feder der Schriftsteller fließen sollte, und welcher durch sie ausgeteilt, keine bessern Früchte bringt, als das Wort in den nichtigen Unterhaltungen der Menschen. Auch will ich mich an euch Dichter und Literaten wenden.

Man betrachtet euch als die Leuchttürme des menschlichen Geistes. Ihr werdet für fähig erachtet, durch eure Gaben das zu ersetzen, was den andern gewöhnlichen Sterblichen abgeht. Mit welcher Vorsicht müsstet ihr euch also hinsichtlich ihrer benehmen, wäret ihr überzeugt, dass der Mensch hier auf Erden den erhabenen Dienst der Wahrheit zu erfüllen habe. Der einzige Gegenstand der Schriftsteller, der einzige Reiz, der sie hinreißt, ist der Stil. Können sie es erreichen, dass von ihren Werken gesagt wird, sie seien gut geschrieben, dann wähnen sie das höchste Ziel erreicht zu haben. Dieser Grundsatz hat so sehr bei ihnen die Überhand gewonnen, dass einer ihrer Koryphäen nicht fürchtete, zu sagen, dass alles auf den Stil ankomme. Allerdings für diejenigen, die nur ihren äußern Sinn ausgebildet haben und die sich befriedigt fühlen, sobald dieser äußere Sinn befriedigt ist. Auch rührt diese Idee vom System der Nerven her, welches das unseres Jahrhunderts ist. Nun aber können die Nerven wohl auf den Charakter des Stils Einfluss haben, aber nicht immer auf den Charakter des Gedankens selbst, der nicht den Nerven angehört, obgleich er durch unsere Sinne geht, um zu uns zu gelangen. Auch kann man aus dem Stile eines Schriftstellers wohl seine Nerven erraten; aber an seinem Stile wird man nicht immer seinen Gedanken erraten, hauptsächlich, wenn er, wie die Weisen und wie die Dichter, die es sein sollten, durchgängig seinen Geist über die Region der Nerven hinausführt, und der Leser da gegen nur in der Region der Nerven wohnt. Daher ist es, was die rauschenden Bewunderer des Stils anbetrifft, ganz wahr, dass durchgängig nur ihre äußern Sinne sich getroffen fühlen und auch nur dafür empfänglich sind, gemäß der Richtung, die sie ihren Fähigkeiten gegeben. Ihr innerer Mensch kommt bei ihrem Vergnügen wenig, oft gar nicht in Betracht. Ihre Einbildungskraft gilt alles und noch nicht immer in ihrer rationalen und in ihrer urteilenden Eigenschaft, sondern vielmehr in ihrer sensiblen, die sich bei ihnen viel mehr dem Sensitiven und dem Konventionellen als der der lebendigen Wirklichkeit nahet. Schöne Verse, ein schöner Periodenbau sind hinreichend, um sie zu entzücken, gleichviel, ob die Lüge oder die Wahrheit ihr Zweck ist. Ich für meinen Teil, der ich der wahren Literatur auf richtig huldige, der ich sie in ihrem wahren Dienste verwendet sehen möchte, der ich denke, sie sei ausgedehnt wie das Unendliche und wie das Unendliche dazu bestimmt, unermessliche Vorrechte zu genießen, mich schmerzt es, wenn ich sehe, wie ihre Anhänger sie zu so untergeordneten Siegen herabwürdigen und sie darauf beschränken, Worte abzuwägen, da sie sich doch nur damit befassen müssten, die großen Gedanken zu verbinden, die zerstreuet und wie verirrt in unserer großen Wüste seit unserer jammervollen Zerstreuung sich finden; wenn ich sehe, wie die Literaten und vorzüglich die Dichter sich in den Grenzen aller konventionellen Gesetze des Versmaßes und der Kunst zu schreiben beschränken, und sich dann jener glücklichen und vorüber gehenden Züge rühmen, die sie von Zeit zu Zeit unsern Blicken darbieten, so scheint es mir, als sähe ich einen starken kräftigen Menschen, der seine Glieder in tausend Ketten fesselt und glauben wollte, er müsste sich aller dieser Bande rühmen, wenn es ihm trotz ihres Gewichtes dennoch gelänge, von Zeit zu Zeit seine Fingerspitzen zu rühren.

„Die Vorrechte der wahren Literatur bestehen darin, dass sie vom Gesetze des Geistes und von dem fruchtbaren Rechte des Wortes regiert werden. Diese Art Literatur ist über jede Art Fessel erhaben und sie hat das Vermögen, bis ins Heiligtum der Wahrheit einzudringen, um das zu studieren, was sie sagen und wie sie sich ausdrücken will. Was begegnet aber den eifrigen Anhängern der Form und des Stils? Wenn ihnen irgend ein Werk aufstößt, was hin sichtlich der Form und der Diktion von ihrer gewohnten Art abweicht, dann erklären sie dies nur durch örtliche und klimatische Gründe oder sie verurteilen es gar durch Aussprüche, die ohne Einwand gelten sollen. Wie wir hier auf der Erde herumirren, wandern wir zu weilen, ohne es zu gewahren, über kostbare Steine, die in geringer Tiefe in ihrem Schoße verborgen liegen. Ebenso ist es bei den Literaten und bei den Welt-Menschen. Wenn sie die Schriften der Freunde der Wahrheit lesen, so finden sie darin nur Staub und Asche und ahnen die fruchtbaren Keime nicht, die in der Hülle verborgen liegen. Ach, wie tief ist das Werk Gottes verborgen, von der Verhüllung der Natur angerechnet bis zu den letzten Verzweigungen der sozialen Dinge und bis zu den unzähligen Torheiten und Finsternissen der Menschen! Deswegen scheinen die kühnen Ausdrücke, die imposanten und ungewöhnlichen Bilder, von denen die heiligen Bücher und die der Freunde der Wahrheit angefüllt sind, dem gemeinen Blick nur dadurch erklärlich, dass man sie dem orientalischen Stile zuschreibt. Warum aber sind diese Ausdrücke jenen Menschen, die dem Strome der Welt folgen, so fremd? Deswegen, weil sie die Übung großartiger Neigungen verloren, welche solche bei ihnen erzeugt haben würden, weil sie sich in niedere Regionen vergraben haben, wo die Gegensätze geringer, die Abstufungen beinahe gleich und die Eindrücke, die daraus hervor gehen, fast nichtig sind.”

Ihr Schriftsteller, die ihr uns zum Dienste der Wahrheit zurückführen solltet, haltet euer Urteil zurück! Betrachtet die große Arbeit des Geistes und des Wortes! Sehet, wie die Welten fortwährend gegen einander erregt sind und wie sie mit einem furchtbaren Lärm gegen einander schellen! Sehet, wie die Bäche von Milch und Honig vom ewigen Jerusalem herabströmen, um die treuen Diener der Wahrheit zu trösten und zu erquicken! Sehet, wie der Feind der Wahrheit fortwährend diese heilsamen Bäche in ätzende Säuren und in Gifte zu verwandeln sucht, damit die Diener nicht mehr getröstet werden und auf hören treu zu sein. Sehet, wie die menschliche Seele sogar jene ihr gesandten Gaben selbst zurückstößt und wie sie sich von den Freudenfesten wegwendet, um sich an Schlangen zu weiden. Sehet, wie die furchtbare Gerechtigkeit mit Gewalt überall die Werkzeuge der Unordnung erstickt, die sich zeigen, als entstiegen sie der Erde. Sehet, sage ich, wie die Welt der Wahrheit fortwährend die Wunder ihrer Macht entfaltet, um der Welt ihr Dasein zu bezeugen und ihr das Geständnis abzunötigen, dass ein Gott sei. Sehet, wie anderseits die Welt der Lüge auch ihren Trug und ihre Täuschungen entfaltet, um zu beweisen, dass kein Gott sei. Wenn du bei einem solchen Schauspiele kalt und unempfindlich bleibst; wenn deine Sprache und dein Gedanke nicht tausend Lähmungen erfahren, von denen die eine noch herz zerreißender als die andere ist, und dieselben nicht einen Stil annehmen, der dem entspräche, dann hast du Grund, den Stil der heiligen Schrift als einen vom Klima abhängigen Stil zu betrachten ! Wenn du dich aber hinlänglich erhebest, um dazu zu gelangen, durch den Geist in die Einsicht aller dieser lebendigen Taten, aus denen er alle seine Gemälde entwirft, zugelassen zu werden; wenn du, wie die Propheten, im Geiste jenen schreckvollen Szenen, bei denen sich das Haar auf ihrem Haupte sträubte, beiwohntest, oder jenen entzückenden Szenen, die vor ihren Augen alle göttlichen Wunder ausbreiteten, dann würdest du dich nicht mehr wundern, dass die Gottes-Menschen alle diese Gemälde mit so lebendigen und scharfen Farben wiedergeben, weil es Farben sind, die anzuwenden du selbst nicht umhin könntest und dich glücklich schätzen müsstest, diese Farben noch zur Hand zu haben; denn so sehr würdest du von der Größe der Gegenstände, die du zu schildern hättest, durchdrungen sein ! Ist die Kunst zu schreiben nicht eine höhere Gabe, dann ist sie eine Schlinge und vielleicht die gefährlichste, die der Feind uns stellen kann. Er sucht uns hierdurch mit Hochmut zu erfüllen, indem er uns der Gefahr aussetzt, uns selbst in unsern Werken zu bewundern oder uns gar auf unserm Wege aufzuhalten, indem er uns auf das, was wir zu schreiben wünschen, und auf die Art, wie wir es schreiben müssen, lange warten lässt. Denn sobald wir nur durch niedere Kräfte geleitet, schreiben, so ist er diesen zu nahe, um sich nicht dieses Einflusses bewusst zu sein. Es sind unsere eigenen Neigungen, die dem Geiste, der uns regiert, welcher dieser auch sein möge, als Grundlage dienen. Wenn der lautere Geist uns unterrichten will, so nimmt er selbst die Farbe dieser Neigungen an, um uns seinen Gedanken mitzuteilen. Den heiligen Petrus hungerte, als der Geist ihm bildlich mitteilte, dass er sich nicht weigern müsse, mit den Heiden zu verkehren. Auch nahm der Engel ein Tuch, das mit allerlei Arten Tiere, vierfüßigen und kriechenden Tieren und mit Vögeln des Himmels angefüllt war, zum Sinnbilde. Mit welcher Sorgfalt müssen also die Schriftsteller nicht über ihre Neigungen wachen? Denn der Geist der Lüge kann sich ihrer eben so wohl bedienen, als wie der Geist der Wahr heit, und er versäumt nichts, um uns zu den Füßen seiner Altäre zu führen. Sind wir aber wachsam, die Ordnung und die Reinheit in unsern Neigungen aufrecht zu erhalten, so könnten sie alle nach der Erreichung ihrer Vollendung streben, ohne dass die Eine der Andern schaden könnte, im Gegenteil, sie würden sich gegenseitig stützen und sich bewachen. Den Erlöser hungerte auch in der Wüste. Der Fürst der Finsternis benutzte diese Neigung, ihn zu versuchen; aber dieses Naturgesetz, dem der Erlöser Untertan war, verdunkelte nicht in ihm das Licht des Geistes, und das Gesetz seines Geistes siegte über die Schlingen, welche der Feind ihm in einem bloßen Naturgesetze legte. Ihr Dichter und Schriftsteller erkennet also, was der Feind in eure meist glänzenden Erzeugnisse alles einzuführen vermag. Alle diese Bilder, alle diese Figuren, die ihr gebraucht, sind fast immer aus Gewohnheiten, Örtlichkeiten, Sitten und aus Neigungen des Volkes, unter welchem ihr wohnet, erzeugt und zusammengesetzt. Auch erzeugen sie sich oft und mehr noch aus euren eigenen Gewohnheiten, aus euren eigenen Örtlichkeiten, aus euren eigenen Sitten und aus euren eigenen Neigungen; denn jeder Mensch ist ein Volk, eine Nation, eine Welt. Deswegen wird es euch auch so viel leichter, die Lüge als die Wahrheit zu schildern. Wenn wir vom Stile auf den Grund der Dinge übergehen, so werden wir sehen, dass die Schriftsteller, die Kritiker, sogar die Moralisten sich nur damit zu beschäftigen scheinen, uns die Laster und die Fehler der Menschheit zu schildern. Man sollte sagen, ihre einzige Aufgabe bestände darin, uns gegen unser Geschlecht mit Hass zu erfüllen oder uns wenigstens nur Verachtung und Abscheu davor einzuflößen, weil sie uns nur die tadelnswerten und anstößigen Seiten zeigen. Sie bedenken es nicht, wie sehr sie sich hierdurch selbst und auch uns schaden. Erstens ist ihr Stolz das Einzige, was bei ihnen durch diese Arbeit gewinnt, weil man unmöglich die Fehler Andrer so gut kennen kann, ohne sich nicht heimlich zu rühmen und auf irgend eine Art durch ähnliche Bemerkungen darzutun, dass man von diesen Fehlern eine Ausnahme mache. Zweitens wissen sie nicht, wie sie ihren Ruhm und unser Glück vermehren würden, wenn sie uns das menschliche Ge schlecht lieber mit den schönen Farben malten, die sich immer mitten in dem Kot, worin es sich vergräbt, noch erkennen lassen. Unsere Fähigkeit zu lieben und unsere Duldsamkeit würden dabei gewinnen und dieser Strahl der Liebe, den sie bei uns angezündet, würde vielleicht hinreichen, eine große Menge giftiger und schädlicher Kräuter zu vernichten, welche sie sich so sehr bemühen, uns in dem Bereiche des Menschen bemerkbar zu machen. Ihr glänzenden Schriftsteller und ihr berühmten Literaten, ihr sehet es nicht ein, wie weit sich die Rechte erstrecken würden, die ihr über uns ausüben würdet, wenn ihr euch mehr darauf verlegtet, sie auf unfern wahren Nutzen hinzulenken. Wir würden selbst kommen, uns eurem Joche zu stellen; wir würden nichts Besseres verlangen, als eure sanfte Herrschaft ausgeübt und ausgebreitet zu sehen. Die Entdeckung eines einzigen in der menschlichen Seele verschlossenen Schatzes, der aber durch eure reichen Farben verschönert wäre, würde euch sichere Ansprüche auf unsern Beifall und unabweisliche Bürgschaft eurer Siege verleihen. Ihr sagt, dass ihr nur suchet gehört zu werden; nun wohl, könntet ihr sicherer dazu gelangen, als wenn ihr euch bestrebtet, unsern Geist in die Regionen der allgemeinen Intelligenz ein zuführen? Dann würdet ihr von ihr, durch sie und für sie reden ; und da sie die natürliche und ewige Sprache alles dessen ist, was atmet und denkt, so würdet ihr hierdurch den wahren Dienst des Wortes ausüben und die Erwartung und das Bedürfnis aller Menschen erfüllen. Nun aber ist dieses Bedürfnis ein so ursprüngliches und so dringendes, dass, wenn ihr dazu gelangtet, es zu befriedigen, indem ihr euch in diesem Sinne vernehmen ließet, indem ihr nämlich nur die Sprache der all gemeinen Intelligenz zu uns redetet, es kein Wesen geben würde, das euch nicht segnete. Aber die Professoren der Literatur, überhaupt diejenigen, die uns nur mit den Arbeiten ihrer Einbildungskraft nähren, halten sich immer nur an den Grenzen der Wahrheit auf.

Sie umkreisen immer ihr Bereich; es scheint aber, als hüteten sie sich, hineinzugehen und ihre Zuhörer hineingehen zu lassen, aus Furcht, dass der Ruhm der Wahrheit dann allein glänzen möchte. Kurz, um unsere betrübenden Beobachtungen zu unter stützen, sei es gesagt: es gibt fast nicht ein einziges berühmtes, durch die Einbildungskraft der Menschen hervorgebrachtes Werk, das nicht auf eine unsichere und vergängliche Basis gegründet wäre, ohne die in Anschlag zu bringen, die auf Lästerungen beruhen, oder wenigstens auf einer durch hofartige Heuchelei erzeugten Ruchlosigkeit. Denn die Schriftsteller, welche von einer Vorsehung, von einer Moral, sogar von einer Religion reden, sind von diesem Vorwurfe nicht ausgeschlossen, wenn sie nicht im Stande sind, von diesen großen Gegenständen ihres Nachdenkens Rechenschaft abzulegen ; wenn sie dieselben nur als Ausschmückung ihrer Werke und als Nahrung ihres Hochmuts dienen lassen und wenn ihre Moral nicht ausdrücklich auf der gänzlichen und vollständigen Erneuung unseres Wesens beruhet, der einzigen Quelle, welche wir haben, um die wirkliche Aufgabe unseres Daseins zu erfüllen. ^ Wie aber sollte ein Autor diese Lehre verkünden können, wenn er sie selbst nicht versteht? Leider verlangt der leichtfertige oder verirrte Geist von ihm (und welcher Geist wäre dies wohl nicht!) dass er ihn die Freuden der Tugend kosten lasse, indem er ihm die fortwährende und mühsame Erneuung, zu der wir uns so schwer entschließen können, erlässt; dass er ihm alles Unglück des Lasters darstelle, als sei es heimlich an die Gewalt des Schicksals gefesselt; dass er ihm vergönne, in seinen Fehlern Ruhe zu finden und ihm Veranlassung gebe, sein erstes ursprüngliches Gesetz zu entbehren, das ihm würde gelehrt haben, sogar sein Schicksal zu überwinden. Der Reiz, den vorzüglich die meisten Romanschreiber für uns haben, rührt bloß daher: sie ersparen uns die Mühe, daran zu arbeiten, tugendhaft zu werden, indem sie uns durch einige Bilder der Tugend erwärmen; sie erlassen uns die Vereinigung mit unserm Urheber und sie erlauben uns sogar, ihn bei Seite zu setzen, weil sie uns nötigen, uns mit solchem zu vereinigen, was nicht Er ist. Indem sie auf diese Weise unserer Fahrlässigkeit schmeicheln und die Pfade der materiellen und finstern Ordnung ebnen, versichern sie sich ihres Erfolges und unseres Beifalls. Daher kommt es, dass die Jahrhunderte großer Schriftsteller nicht immer am geeignetsten sind, die Weisheit zu fördern. Ein Schriftsteller verlegt sich darauf, einem Gedanken durch eine neue Wendung einen Reiz zu geben. Der Leser nimmt diesen mit großem Behagen auf; beide aber, hiermit befriedigt, der eine, weil er einen schönen Grundsatz ans Licht brachte, der andere, weil er ihn gefühlt, entbinden sich gemeiniglich der Ausübung desselben. Wann wird sich endlich die Entwicklung des menschlichen Geistes nach einem weiseren und heilsameren Ziele hinlenken! Ist es notwendig, dass die Kunst zu schreiben, statt ein Fußsteig der Wahrheit und der Tugend zu sein, fast immer nur in der Kunst besteht, unter den reizenden und pikantesten Zügen die Lüge, das Laster und den Irrtum zu verbergen? Sollte wohl die Wahrheit auf solch einer Laufbahn Wohnungen nehmen? Der I.XX. Psalm gibt uns die Auflösung, wenn er sagt (V. 15.): Dein mächtiger Hilfe, Macht und Wohltaten. Ich wiederhole es den gewandten Schriftstellern und den berühmten Literaten, werdet ihr nicht aufhören, eure Gaben, eure Reichtümer zu solch einem gefährlichen und nichtigen Ge brauch zu verwenden? Ist das Gold nur dazu bestimmt, die Prunkgewänder der Bühne zu schmücken? Müssten sich die Donnerkeile, die euch zu Gebote stehen, die Gegner unseres Glücks zu zerschmettern, darauf beschränken, die müßige Menge durch Feuerwerke zu belustigen? Ihr wisst, dass man in wohl geordneten Staaten zu diesen Belustigungen nur den Überschuss dieser Kräfte und die Ersparnisse des Staatsschatzes hergibt. Ihr wisst, dass alle Sorge der Regierungen und alle nützlichen Substanzen, womit die Natur ihr Gebiet beschenkt hat, nur dazu verwendet werden, den Bürgern Überfluss und Sicherheit, und der öffentlichen Sache eine abschreckende Verteidigung gegen den Feind zu gewähren. Ihr suchet, saget ihr, in unsern Seelen und in unsern Herzen lebhafte Bewegungen zu erregen, die sie entzücken. Könntet ihr wohl lebendigere finden, als in dem großen Drama des Menschen, in dem Drama, das seit dem Anfange der Zeiten nicht aufhört, in Tätigkeit zu sein; kurz, in dem Schauspiele seiner wirklichen Leiden und seiner unermesslichen Gefahren, die unaufhörlich das seit seinem Falle sorglose Menschengeschlecht belagern? Ihr werdet hier ganz fertige und dennoch immer ganz neue Szenen finden, die folglich mehr Gewalt auf uns ausüben, als diejenigen, welche ihr auf Kosten eures Schweißes erfindet, und die euch wie uns nur mit dem nachgeahmten Bilde der wahrhaften Gefühle ergötzen, welche in uns zu erzeugen ihr das Recht hättet. Hier würde das Wort, indem es vor uns seine wunder baren Kräfte entwickelte, euch in der Tat zu derselben Zeit zu Herrn unserer Gefühle machen, wo es euch zu unsern Wohltätern machte. Wie aber werdet ihr es anfangen, um alle diese Wunder in unsere Seelen eindringen zu lassen, wenn ihr nicht damit beginnt, euch selbst damit vertraut zu machen? Zwar überlässt Gott uns zuweilen unsern eigenen Gedanken, er überlässt uns nämlich uns selbst, so wie ein Meister seinen Dienern einige Augenblicke der Erholung und der Freiheit gibt, wenn sie seine Arbeit getan haben. Man könnte sogar glauben, dass dieses bei der großen Mehrzahl der Denker dieser Welt der Fall sei, die in der Tat das Ansehen haben, wie Schüler in den Ferien. Aber diese Schüler oder diese Diener sind in den Ferien und erholen sich, ohne zuvor ihre Schuldigkeit in der Klasse, noch das Werk des Meisters erfüllt zu haben; sie verbrauchen ihre freie Zeit, sich auf Kampfplätzen zu zanken und zu schlagen, oft sogar, um ihren Vorsteher anzuschwärzen oder nur räuberische Pläne gegen ihren Meister zu entwerfen. Wie würde die Sache sich zeigen, wenn ich hier von den wissenschaftlichen Schriftstellern spräche, die unfern Gedanken nur auf Resultaten und auf der Oberfläche herumführen möchten, statt ihn auf das Prinzip und auf das Zentrum hinzu richten? Ich habe mich aber hinsichtlich ihrer an verschiedenen Stellen dieses Buches schon genug ausgesprochen. Da der Mensch das Bild Gottes seines Urhebers sein musste, so musste in seinem Dasein und in den Wegen, welche ihn zu seinem Ziele führen sollen, alles göttlich sein; nämlich in seiner sozialen, politischen, spekulativen, wissenschaftlichen, literarischen Entwicklung und Bewegung musste alles theokratisch sein. Wem wäre es wohl unbekannt, wie sehr die düstern Spekulationen des Menschen Finsternis auf Erden verbreiten, wenn er seinem eigenen Geiste überlassen ist? Was ist auch aus dem Worte in Mitten dieser aus dem Geleise gewichenen Wissenschaft und Literatur geworden? Was ist sogar aus der Sprache des Menschen geworden? Die Worte sind in den Sprachen der Menschen das geworden, was der Gedanke im Geiste des Menschen geworden ist. Die Worte sind wie ebenso viele Tode geworden, die die Tobten begraben und die sogar oft Lebendige oder solche begraben, die das Verlangen haben würden, es zu werden. Auch begräbt der Mensch sich täglich durch seine eigenen verdorbenen Worte, die ihren Sinn ganz verloren haben, wie er auch täglich und fortwährend das Wort begräbt. Bis jetzt habe ich so zu sagen nur die Literatur desGeschmacks, deren Hauptzweck unser Vergnügen ist, in Betracht gezogen und das, was wir die religiöse Literatur nennen können, nur obenhin berührt. Wir wollen uns jetzt mit dieser noch insbesondere beschäftigen, weil sie dem Berufe des Geist- Menschen und dem Worte näher steht. Schriftsteller voller Talente haben es versucht, uns die glorreichen Siege des Christentums zu schildern. Aber obgleich ich ihre Werke mit wiederholter Bewunderung lese, so lese ich sie doch nur mit Vorsicht, weil ich dasjenige nicht darin finde, wozu nach meinem Gedanken ihr Gegenstand sie verpflichtet, es uns zu geben, und weil sie zuweilen Prinzipien durch Beredsamkeit, oder wenn man will, durch Poesie ersetzen. Wenn ich dennoch einige Bemerkungen über ihre Schriften mache, so wage ich gewiss nicht als Atheist und Ungläubiger sie mir zu erlauben. Seit längerer Zeit bekämpfe ich dieselben Feinde, die von diesen Schriftstellern mutig angegriffen werden, und diese meine Grundsätze haben mit meinen Jahren nur an Festigkeit gewonnen. Auch nicht als Literat, noch als Gelehrter werde ich ihnen hier meine Beobachtungen vorlegen. Was diese beiden Punkte betrifft, so überlasse ich ihnen alle Vorzüge, die sie besitzen; aber als Freund der göttlichen Philosophie werde ich mich in die Schranken stellen und unter diesem Titel dürfen sie den Beobachtungen eines Mitgenossen nicht misstrauen, der, wie sie, was wahr ist, über alles liebt. Wir wollen sehen, was die Kunst, indem sie sich den großen Wahrheiten nahte, hervorgebracht hat. Umsonst gerät ein berühmter Schriftsteller über das Erwachen des Adam in Entzücken und sagt, dass Milton niemals diese Höhe erreicht haben würde, wenn er nicht die wahre Religion gekannt hätte! Ich antworte, dass, wenn Milton das Christentum der Ewigkeit, welches das Wort ist, besser gekannt hätte, er uns Adam mit andern Farben dargestellt haben würde. Die Naturbeobachtung lehrt uns, dass das Kind ein Wesen sei, das zum Leben erwacht, dessen Augen geöffnet und das nicht weiß, woher es kommt. Nach diesem Muster hat Milton das Bild des Adam entworfen. Er macht aus ihm nur ein großes Kind, nur, dass er ihm ein hohes Gefühl seiner Natur gibt und ein unermessliches Vermögen, den Dingen Namen zu geben, was dem Kinde versagt ist. Man würde in Verlegenheit geraten, zu sagen, warum, da der Vater dieses Vermögen besessen, das Kind es nicht auch besäße, weil die Frucht mit seinem erzeugenden Baume Zusammenhang haben muss. Nun aber haben die Materialisten und die Ideologen ihre unhaltbaren Systeme über die Eindrücke, über den Ursprung der Sprache vornehmlich aus dem Menschen als Kind und aus dem wilden Menschen geschöpft, und indem sie hierbei stehen blieben, war das Ende, unser ganzes Sein zu einem tierischen herabzuwürdigen. Die Bibel aber (denn nur diese kann ich hier anführen), die dem Milton als Führer gedient haben soll, zeigt uns Adam aus einem andern Gesichtspunkte. Erstens darf man glauben, dass Adam, als er aus der Hand seines Schöpfers hervorging, dem Schlafe nicht unterworfen war, weil der Schöpfer ihm erst dann, als er jedem Dinge einen Namen gegeben, den Schlaf sandte, während welchem das Weib aus seinem Gebein oder aus seinen kräftigeren Essenzen genommen ward. Zweitens ist es wahrscheinlich, dass dieser Schlaf und jene Herkunft der Eva Folge irgend einer schon in Adam begonnenen Verderbnis war, weil nach der Erschaffung der Schöpfer (am Ende des ersten Kap. der Genesis) sagt, dass alle Werke, die er gemacht, gut feien und er dennoch im zweiten Kap. sagt, es sei nicht gut, dass der Mensch allein sei. Drittens, sei es nun, dass Adam jene treffende Übertragung der Namen auf die Dinge machte, als er aus der Hand seines Schöpfers hervorging, oder erst nach jenem begonnenen Verderbnis (das, was der Tert zur vorhergehenden Bemerkung hinzufügt, scheint die Wahl zu lassen, obgleich die Prinzipien die zweite Hypothese ausschließen), so ist es doch dem Buchstaben nach gewiss, dass jene Anwendung der Namen auf die Dinge dem Schlafe vorherging.

In diesem Falle musste Adam damals im Genuss eines großen Lichtes und einer ausgedehnten und wirksamen Wissenschaft sein, weil der Schöpfer ihn über alle Werke seiner Hände als Herrn eingesetzt, weil er ihn selbst in den Garten der Wonne eingeführt und weil er ihn beauftragt, diesen zu bebauen, indem er ihm alle Pflanzen, von denen er angefüllt war, übergab, sogar den Baum der Erkenntnis, von welchem er ihm zu essen verbot. Also brauchte Adam nicht zum Leben zu erwachen; im Gegenteil war er es, der das Leben in den Wesen auferweckte, was von dem, was in den Kindern vorgeht, sehr verschieden ist. Aber die Kunst verhüllte dem Milton diese Dinge, indem sie ihn seiner Einbildungskraft überließ. Auch schilderte er nach der Kunst die Liebe von Adam und Eva, indem er beide immer in ihrem ersten himmlischen Zustand voraussetzt, worin sie nicht mehr waren. Denn er legt ihnen ein Geschlecht bei und feiert die Erfüllung ihrer Ehe, die nur nach dem tierischen Gesetze stattfinden konnte und die eine so schlechte Frucht in der Person Kains hervorbrachte. Wie also möchten sie reine Liebe gekannt haben, wenn sie schon dem tierischen Gesetze unterworfen waren? Und wie würden sie tierische Liebe gekannt haben, wenn sie nicht schon an sich die Organe der Tiere wahrgenommen hätten, da wir sehen, dass im Menschen die Epoche der Liebe diejenige ist, wo seine Tiere in ihm laut wird? Wie aber würden sie diese Tiere kennen gelernt haben, wenn sie nicht mit Schuld behaftet gewesen, da sie nach den Worten der heiligen Schrift erst damals erkannten, dass sie nackend waren? Und wenn sie schuldvoll waren, was wurde dann aus ihrer himmlischen Liebe und aus all ihrer Reinheit und Unschuld, in deren glänzenden Schilderung sich der Dichter so sehr gefällt? Ohne Zweifel hatten sie damals nicht jene unschamhafte Scham, die nur eine sekundäre, durch Erziehung angewöhnte Scham ist, sondern sie fühlten eine tiefe Beschämung, hervor gegangen aus der Vergleichung des tierischen Zustandes, worin sie sich nun befanden, mit dem Zustande, den sie so eben verloren hatten. Denn nun wurden ihre Augen aufgetan über ihre tiefe Gesunkenheit und geschlossen für die göttlichen Wunder. Milton hat die Stufen des Abfalls unserer Ureltern nicht gekannt, zwischen welchen sie ein Moment oder wohl einige Momente der Ergötzung nach der begonnenen Verderbnis in dem Garten Edens zubringen konnten, wo sie jedoch mehr mit den Geboten des höchsten Herrn und mit dem Verbote, was ihnen gegeben, als mit ihren Reizen und mit ihrer Liebe beschäftigten, und als diese Stufe überstiegen, waren sie mit ihrer mühsamen und gefährlichen Lage wahrscheinlich zu sehr beschäftigt, um sich so ruhig und so zärtlich mit einander zu unter halten, was nur den blind und müßig Liebenden dieser Welt ansteht, die weiter nichts zu tun haben. Milton hat also jene Liebe nach der irdischen Liebe kopiert, obgleich er deren Farben außerordentlich verschönerte. Ja, die lange Beschreibung von Adams und Evas Liebe beweiset, dass unter diesen Umständen der Dichter seinen Pinsel höchstens bis zur Hälfte in die Wahrheit eintauchte. Die heilige Schrift fasst sich in diesen Einzelheiten gewöhnlich kürzer. Im vor liegenden Beispiele beschränkt sie sich zu sagen, dass Adam die Eva erkannt habe, dass sie den Kain empfing und gebar, in dem sie sagte: “Ich habe durch die Gnade Gottes einen Menschen.” Ich wiederhole es also, dass, da das Christentum oder das Wort sich nicht geehrt fühlen würde, zur Erzeugung aller dieser Fiktionen Miltons beigetragen zu haben, es weit davon entfernt ist, sie als Eigentum in Anspruch zu nehmen. Nicht als ob ich als Freund der Literatur das poetische Talent des Milton nicht bewunderte, und von den herrlichen Zügen, die aus seinem Pinsel hervorgingen, nicht entzückt wäre. Der Sache der Religion ergeben bin ich auch sehr erfreut, dass er uns einige Farben des himmlischen Glücks und der reinen Liebe schildert, die ihm als Basis dient; und zu Gunsten die der süßen Schilderung bin ich bereit, ihm seine Zeitverwechselung zu verzeihen: aber als Freund der Wahrheit bedaure ich, dass dieser Schriftsteller, so wie alle seine Genossen, uns nichts genaueres geben, da sie dafür gelten, die Sprache der Götter zu reden. Das Recht eines Dichters erstreckt sich wohl so weit, auf die Leinewand der Geschichte der Menschen nach Gefallen zu malen; aber es ist ihm verboten, es eben so mit der Ge-schichte des Menschen zu machen. Nur die Wahrheit darf es übernehmen, hierüber zu sprechen. Dieses kleine Beispiel mag genügen, den ungeheuren Abstand des Christentums von der Kunst religiöser Schriftsteller verständlich zu machen und die Grenzen des Einflusses festzustellen, die oben gedachter Schriftsteller dem Christentum über die Poesie einräumt. Es gibt keines der großen Werke, die er nach einander anführt, worauf unsere Bemerkung nicht Anwendung fände, ungerechnet, dass mehrere Autoren sich darunter befinden, die trotz der glänzenden religiösen Farben, die aus ihrem Pinsel hervorgingen, nicht einmal an das Christentum oder an das ewige Wort, also auch nicht an den Katholizismus glaubten, der dieses Wort auf Erden darstellen soll. Im Allgemeinen finde ich, dass, wenn die Literaten und die Dichter sich des Reichtums der heiligen Schrift bemächtigten, sie diese eher verdarben als verbesserten, entweder dadurch, dass sie dieselben mit falschen Farben vermischten, oder sie durch Weitschweifigkeit schwächten, weil sie in ihrem Unternehmen nicht durch den wahren Geist des Christentums geleitet wurden. Auch glänzten sie niemals mehr, als wenn sie sich damit begnügten, diese Reichtümer in ihrer Einfachheit und in ihrer buchstäblichen Lauterkeit zu zeigen. In der Tat, warum betrachtet man Athalie als ein Meisterstück der Vollendung? Bloß weil Racine in diesem Werke, so zu sagen, nur die Schrift kopierte. Denn vergebens schildern die gelehrten literarischen Kritiker die Kunst, mit welcher er sein Gedicht anordnete. Der gewöhnliche Mensch ist dergleichen Geheimnissen gleichsam fremd; aber nicht den einfachen und erhabenen Schönheiten, die in der h. Schrift verborgen sind, und je nackter man ihm diese dar stellt, desto gewisser ist man, ihn zu rühren. Betrachtet den großartigen Eindruck, den jener einfache Vers auf der Bühne hervorbringt, deren Buchstaben auf allen Seiten der Bibel geschrieben stehen? “Ich fürchte Gott und habe keine andere Furcht.” Will man aber zugleich von der geringen Frucht urteilen, welche jene Reichtümer in den Händen der Literaten dem Christentum einbringen, so braucht man nur zu beobachten, auf welche Erfolge die schönsten Gedanken und Grundsatze, die dem wahren Bedürfnisse unseres Seins am meisten angemessen sind, sich auf der Bühne beschränken. Der Zuschauer, der sie anhört, der aber, wie der Dichter in sich nur den äußern Menschen erschlossen hat, empfindet einen oberflächlichen Eindruck, eine Art sentimentaler Bewegung, die ihn für den Augenblick entzückt, welche aber, da sie keine tiefe Wurzel hat, und fast nur einem Muskeleindrucke gleicht, an den Spitzen seiner Nerven durch Händeklatschen aufhört und so in die Luft verfliegt. Wenn daher das Stück beendigt ist, so entfernen sich die Zuschauer, um sich wieder in ihr Nichts und in ihre gewohnten Beschäftigungen zu stürzen, ohne sich dessen, was sie gefühlt haben, nur einmal zu erinnern und noch viel weniger davon Gebrauch zu machen. Gemeiniglich haben die Literaten, sie mögen nun für die Bühne oder in sonst einer sentimentalen Dichtungsart arbeiten, das Ansehen, als bestände ihre Aufgabe nur in der Kunst, uns zu rühren, ohne daran zu denken, zu welchem Zwecke die Rührung in uns bewirkt werden sollte. Da sie zugleich suchen, uns zu gefallen und von uns gelobt zu werden, so führen sie uns behutsam nur bis zur Rührung, die ihr Zweck und zugleich ihr Mittel ist.

Zuschauer und Leser sind damit einverstanden; führten sie dieselben zu einer imposanten Rührung, welche sie mehr einnähme, so würde man ihnen nicht mehr zuhören wollen. Sie wollen sie wohl mit dem Bilde des Wahren unterhalten, aber sie fürchten, sie bis zum Wahren selbst zu führen, weil sie dann nichts mehr zu tun hätten und das Wahre alsdann alles selbst tun würde. Auch seufzet das Wahre fortwährend über den geringen Vorteil, den diese wunderbaren Talente, welche die großen Schriftsteller und Dichter täglich entfalten, ihm einbringen, und dass sie deshalb bloß manchmal seinen Grenzen nahen, um sich später in einer nichtigen Region, in einer Region des Scheines, welche nicht die des Wahren ist, abzusondern und zu vergraben. Und was ich hier im Allgemeinen von der Literatur bemerke, gilt leider nur zu sehr von der religiösen Literatur, weswegen auch ihre Wissenschaft unter ihren Händen zu einer bloßen Kunst herabsank. Mit dieser ihrer Kunst, mit den Formeln und Vorschriften, welche sie feststellen, endlich mit dem Vorrat!) der Formeln und Regeln, die ihr literarisches Gesetz buch ausmachen, könnte man mit Sicherheit in gewisser Weise, wenn auch nicht gediegene und wahrhaft anmutreiche, doch wenigstens korrekte Werke zu Stande bringen, wie man mit Würfeln eine Art musikalische Komposition anfertigt. Aber das wahre Genie und vor allen das religiöse lässt sich nicht in Formeln bannen. Kurz, sie haben die Mittel erlernt, uns zu rühren und in Aufregung zu bringen, wie die Köche die Kunst verstehen, unsern Gaumen zu reizen. Aber die Einen wie die Andern fürchten Ingredienzien zu brauchen, welche geeignet sind, starke Empfindungen hervorzurufen, welche in uns eine Reinigung und Erneuung unserer Verdauungssäfte hervorbringen. Sie überlassen diese Sorge den Ärzten, und doch muss man gestehen, dass für unsere Seinsweise in dieser untern Welt die Ärzte weit notwendiger und nützlicher sind, als die Köche. Dass die Literatur und sogar die religiöse Poesie der Wahrheit gemeiniglich wenig Frucht bringt, rührt daher, dass diejenigen, die sie pflegen und ausüben, sich sogar nicht einmal vorstellen, dass diese Wahrheit ihnen wirklich als Führer dienen könne und dass sie nur deren Werkzeug und Diener sein müssten; da sie zugleich nichts Größeres kennen, als schöne Dichtungen, so glauben sie wirklich, der Mensch habe hienieden nichts rühmlicheres zu tun, als zu streben, auf dieser Laufbahn vor seinen Mitbewerbern die Palme zu erringen. In diesem Gedanken ermannen sie sich, sie verdoppeln ihre Anstrengungen, um Regeln und Gesetze festzustellen, während sie ganz einfach diejenigen befolgen sollten, welche die Wahrheit ewig vorschreibt. Sie mühen sich ab, um ihre eigene Tätigkeit, ihre eigene Industrie und ihren eigenen Geist ins Werk zu — setzen, wo doch das erste, was sie tun sollten, darin bestehen müsste, ihren finstern menschlichen Geist zu vergessen und die Gunst der Wahrheit demütig anzuflehen, damit dieselbe sie würdige, sie in ihren Dienst zu nehmen. Ich gestehe, es möchte dann wohl zweifelhaft sein, ob sie ihnen Gedichte aufgäbe, und wenn es sich ereignete, dass sie ihnen solche auftrüge, so würde dies erst geschehen, nachdem sie wirklich an ihrem Werke gearbeitet; denn sie würde sie beauftragen, von den Taten zu singen, die Bezug auf sie haben, von den Taten, zu deren Werkzeuge sie dieselben gemacht und die dann ihre eigenen Taten geworden wären, weil kein Sänger sie besser ausführen könnte, als derjenige, der sie selbst verrichtet. Deswegen sagt ein Freund der religiösen Poesie, dass Ein Dichter, der des höchsten Gottes treu Orakel, Nie bildet einen Vers, der nicht gewirkt Mirakel. Wenn ich sehe, dass ein beredter Schriftsteller die große Gewandtheit rühmt, mit welcher Milton sich der Mysterien der heiligen Schrift bemächtigt, wo der Höchste sich herablässt, dem Menschengeschlechte das Heil zu bewilligen; wenn ich höre, wie er von den großen Maschinerien des Christentums spricht und sagt, dass es dem Tasso an Muth gefehlt und er sich nur zitternd den heiligen Mysterien genaht; wenn ich höre, wie er uns aufmerksam macht, dass alle christlichen Dichter an dem Gemälde des Himmels scheiterten; dass einige aus Zaghaftigkeit sündigten wie Tasso und Milton, andere durch Ermüdung wie Dante, durch Philosophie wie Voltaire oder durch Überschwänglichkeit wie Klopstock, so kann ich nicht umhin, ihm meinerseits zu sagen: Bedarf die Wahrheit der Gewandtheit? Kann die Wahrheit scheitern? Kann die Wahrheit trügen? Und wenn es das Christentum wäre, das alle diese Dichter angetrieben hätte, dürften Sie ihnen dann dieselben Vorwürfe machen? Denn ich mache ihnen die -selben Vorwürfe, die Sie ihnen machen, aber ich folgere daraus, dass sie keine positive Erfahrung von allen diesen erhabenen Gegenständen hatten, die sie uns zu schildern versuchen; ich folgere daraus, dass ihr Gedanke ihnen über diese Gegenstände wenigstens eben so viele falsche als wahre Dinge geliefert habe; ich folgere daraus, dass es nicht das Christentum ist, das sie geleitet, oder dass sie wenigstens dessen Lehren nicht beachtet und sogar den Buchstaben schlecht kopiert, weil dieses keine Mischung kennt, weil es nichts verkündet, als nur nach wirklichen Tatsachen und nach einer gegen alle Lüge und gegen alle Trugbilder der menschlichen Einbildungskraft geschützten Erfahrungswissenschaft, endlich weil es die Maschinen, die es besitzet, nur denen anvertraut, die wirklich an ihr Dasein glauben und die im Stande sind, sie zu würdigen und sie in Bewegung zu setzen. Stellen Sie also Dinge, die einander so fern liegen, wie die poetischen Erzeugnisse und das Christentum nicht mehr so nahe zusammen; denn man würde es schmähen, wollte man es an der Erdichtung der Lüge mitwirken lassen. Gibt es nicht Stoff genug, woraus Sie ihr schönes System über die Wohltaten, welche die Religion der Welt verschafft, entwickeln könnten, sei es durch die moralischen Ideen, welche dasselbe in den verschiedenen Klassen der Gesellschaft und sogar in der politischen Ordnung eingeführt; sei es durch die ehrwürdigen und nützlichen Anstalten, welche es gestiftet, wie die Ritter- Orden, die Hospitäler und andere wohltätigen Anstalten jeder Art; sei es durch die glänzenden Vergleiche, die Sie selbst zwischen den christlichen Völkern und zwischen denen ziehen, die diesem Namen nicht angehören; sei es durch die rührenden Schilderungen unserer Missionen, alles Dinge, wo die Religion sich in Taten zeigt und nichts zu erfinden noch zu erdichten braucht, wohingegen die Dichter alles erfinden, alles erdichten, ohne dass sie nur eine einzige Tat zu wirken, noch eine Tugend darzubieten nötig haben, weil ihr ganzer Zweck sich darauf beschränkt, uns zu entzücken. Was aber das anbelangt, dass alle christlichen Dichter an der Darstellung des Himmels scheiterten und dass es uns viel leichter wird, die Gemälde des Unglücks darzustellen, so gestehe ich, dass Sie uns ziemlich genügende Gründe dafür geben; aber der heilige Paulus gibt uns ein viel besseres, indem er zu uns von den unaussprechlichen Dingen redet, die er im dritten Himmel gehört hat und darüber schweigt, weil die menschlichen Sprachen es nicht auszudrücken vermögen. Auch betrübt es mich, zu sehen, wie die Dichter uns das schildern wollen, was sie nicht kennen und von dem sie nicht einmal dann zu uns reden könnten, wenn sie damit bekannt wären. Ich weiß es, dass die Dichter von Zeit zu Zeit die Notwendigkeit erkannt haben, von der Wahrheit sich leiten zu lasten; denn sie ist es, die immer unter dem Namen ihrer Muse angerufen wird; aber ist es nicht bloß eingebildet und der Sitte wegen, dass sogar die religiösen Dichter sie anrufen? und glauben sie wohl unerschütterlich an ihr Dasein, selbst dann, wenn sie ihren Namen anrufen? Auch ist es wahrscheinlich jenes geheime Bedürfnis nach Wahrheit, welches dem Boileau im Anfange seine Art Poetique sagen lässt: Vergebens sei es, dass zum Parnass ein verwegener Schriftsteller hinanklimme, wenn er nicht des Himmels Einfluss empfinde und sein Gestirn bei seiner Geburt ihn nicht zum Dichter gebildet habe. Der oft erwähnte deutsche Autor aber wird denen, die ihn lesen, sagen, welchen Himmel man unter den Worten Boileaus verstehen muss; denn er zeigt uns die allgemeine Kraft der astralischen Herrschaft, welcher das Menschengeschlecht seit der Sünde anheimgefallen ist und welche wir übersteigen und uns unterwerfen müssen, wenn wir siegen wollen, was um so schwerer ist, als der Feind sich aller Posten bemächtigt hat und über alle Reiche dieser Welt herrscht, wie er dieses dem Erlöser im Evangelium selbst sagt. Nun aber zeigt uns Milton hinlänglich, wie sehr er oft selbst von den Einflüssen des astralischen Himmels abhängig war, weil er nur in gewissen Jahreszeiten an seinen Dichtungen arbeiten konnte. Wenn nun aber dieser Dichter, welcher neben diesem astralischen Einflüsse, vielleicht auch unmittelbar einige höhere Erleuchtungen empfing, wie dies einige Stellen seiner Schriften wahrscheinlich machen, wenn dieser Autor, sage ich, auch oft das Opfer dieses astralen und niederen Einflusses war, der immer blind, häufig falsch und verdorben ist, was muss man dann von denen seiner Gefährten denken, die, wie er, unter demselben astralischen Einflüsse standen und nicht dieselbe Ausgleichung wie er zu bieten hatten? Wenn ich nun sehe, dass unser beredte Schriftsteller sich unter den Schwarm literarischer Aristarche mischt, die sich zu Herren des Parnasses dieser Welt gemacht; wenn ich sehe, wie er mit ihnen in die Schranken tritt, dann tut es mir leid, zu sehen, wie er sich mit ihnen bei der sekundären Frage auf hält, ob das Heldengedicht im Drama oder das Drama im Heldengedicht enthalten sei, eine Frage, die dem Christentum fremd ist und die sich meiner Meinung nach von selbst entscheiden würde, weil der Gegenstand oder die Handlung existiert haben oder vorausgesetzt werden muss, nämlich in einem Drama oder in einem Akte, bevor man davon singen oder erzählen kann. Es tut mir leid, dass er dem Milton und dem Dante vorwirft, aus dem Wunderbaren den Gegenstand und nicht die Maschinerie ihres Gedichtes genommen zu haben, als ob es nichts Wunderbares gebe, außer in den magischen Maschinerien, oder besser gesagt, als ob nicht alles magisch wäre und folglich wunderbar, von der radikalen und ewigen Quelle der Dinge an bis zu ihrer Entwicklung in allen Regionen und bis zu ihrer Rückkehr in ihr Prinzip; und folglich, als ob das Wunderbare nicht wirklich das Prinzip, der Gegenstand und die Maschine aller wirklich epischen Werke wäre. Denn wenn der Dichter zu seinem Gegenstande eine reine historische Tatsache aus der irdischen Ordnung nähme, und daran etwas anderes Wunderbares außer der Fabel knüpfen wollte, nämlich etwas anderes Wunderbares als wie aus den Feenmärchen, so würde er Unsinn schaffen, wenn er wenigstens nicht damit ansinge, seine Helden bis zur Eigenschaft der Halbgötter zu erheben, wie dies alle epischen Dichter tun; und indem er hierdurch wieder in den Geist des wahren Christentums einginge, das aus dem Menschen nichts weniger macht, als einen Sohn Gottes und ein Bild Gottes, so könnte und müsste er sogar, um nicht Unsinniges zu schaffen, alle wunder baren Maschinerien in Bewegung setzen, welche das wunderbare Dasein der Wesen von Gott an bis auf den Wurm begründen, und die durch einen lebendigen und beständigen Akt die unaussprechliche Harmonie der Dinge unterhalten. Was könnten sie uns nun aber in dieser Art wohl Wunder bareres darbieten, als die tätigen Schätze des Wortes? Was die Überzeugung betrifft, die dieser beredte Schriftsteller hegt, dass das Christentum die beschreibende Dichtkunst begünstige und ursprünglich hervorgerufen, indem es bis auf die Naturgegenstände die Harmonie der Religion ausdehnte, so glaube ich, dass er in dieser Hinsicht die Dinge mehr dar nach beurteilte, was sie sein könnten, als nach dem, was sie wirklich sind.

Unsere in der beschreibenden Dichtkunst ausgezeichneten Schriftsteller schöpften noch mehr aus den natürlichen Wissenschaften und in dem damals herrschenden Geschmacke für die physikalischen Kenntnisse, als aus den religiösen Triebfedern. In dieser Beziehung hätte unsere beschreibende Dichtkunst vielleicht die Herrschaft der Wahrheit mehr aufgehalten, als das mythologische System des Altertums es getan haben würde. In der Tat, die Mythologie, indem sie eingebildete Genien in alle Teile der Natur hinstellt, bot wenigstens ein Bild der wirklichen Kräfte, durch welche diese Natur unter den Augen der ewigen Weisheit regiert wird, statt dass unsere Poeten, weil sie nur dem Strome folgen, uns wohl hin und wieder und gleichsam auszugsweise in ihren Gemälden einige religiöse Lehren geben, ohne dass wir immer davon gewiss sind, ob diese nicht für sie wahrhafte Probleme seien; aber sie geben uns Überfluss an rein physikalischen Beschreibungen und Einzelheiten, wie dies die Naturforscher tun und bringen uns hierdurch der Finsternis näher als dem Lichte. Denn wenn sie auch einige Ideen anderer Art mit diesen physikalischen Gegenständen, die sie in ihre Beschreibungen auf nehmen, zu verbinden scheinen, so geschieht dies meistens, um in uns Eindrücke einer sekundären und auf einen engeren Kreis beschränkten Sensibilität zu erwecken; selten erwecken sie wahrhaft moralische Empfindungen und noch viel seltener wahrhaft religiöse Empfindungen; folglich halten sie uns immer unter dem, was ich als ausschließliches Christentum und als solches betrachte, was nur der Enthüllung des Wortes angehört. Es gibt eine andere beschreibende Art, die mir auch ihre Missbräuche zu haben scheint, in welcher geschickte literarische Kritiker sich erschöpfen, die schönen Stellen großer Autoren zu zergliedern; und ich kann nicht umhin, ihnen zu sagen:

Wenn diese Stellen ihre Schönheiten in sich selbst tragen, so bedarf ich, um sie zu kosten, eures Beistandes nicht. Noch weniger bedarf ich eurer Zergliederungen. Mein Vergnügen würde geringer sein, wenn ich so ausführlich wüsste, warum ich es habe. Ihr betrügt mich, indem ihr meine Freuden abkühlet, so wie die Dichter mich betrügen, die mir die Natur beschreiben, indem sie mir täglich ihre persönlichen Erdichtungen für deren wahre Absichten ausgeben. Damit das Christentum das, was man die beschreibende Poesie nennen sollte, wirklich befördern könnte, wäre notwendig, dass die Dichter errieten, was Adam vor seinem Schlafe war, nämlich, dass sie es verständen, das Leben in allen Wesen zu erwecken, wie Adam dies verstanden, statt dass sie uns damit unterhalten, was gewissermaßen nur die Anatomie der Wesen oder sogar nur ihre äußere Gestalt ist. In Wahrheit das, was ich von jenen Harmonien der Natur lese, die von Menschenhänden zusammengesetzt sind, er zeugt in mir mehr Schmerz als Freude; denn ich sehe, dass alles, was sie uns in dieser Art liefern, auf einer falschen Basis beruhet, weil sie vergessen, dass die Natur herabgesetzt ist und dass, indem sie ihr fortwährend leihen, was sie nicht mehr hat, sie mir nur phantastische Bilder einer verirrten Einbildungskraft darbieten, nicht zu gedenken, dass sie mich noch mehr betrüben, wenn ich sehe, wie sie einige religiöse Farben hinein mischen, weil ich es mir nicht verbergen kann, dass die Meisten aus ihnen dieser Ordnung der Dinge wenig Glauben schenken und sie eben so wenig kennen. Man müsste also damit beginnen, den Menschen das ursprüngliche, wirkliche Christentum oder das Wort zu lehren, ehe man, wie dies der Autor tut, das Übergewicht, welches die Religion oder die katholische Kirche über die andern Religionen ausgeübt hat, mit Beredsamkeit schildert. Denn mich deucht, dass der Autor in den Antworten, die er den Gottes leugnen gibt, das Wesentlichste gerade nicht vorbringt. Die Hauptschwierigkeit würde meiner Meinung nach nicht darin bestehen, den Ungläubigen das Dasein Gottes und sogar das der Seele zu beweisen; hauptsächlich wenn man seine Beweise aus den Geist-Menschen schöpfte. Auch haben zahllose Philosophen, indem sie sich dieser Fackel als Führer bedienten, diese beiden Tatsachen durcheinst nicht einmal die Idee davon haben könnten. In der Tat, man kann eigentlich ein Wesen nur groß nennen, welches dieses so sehr ist, dass kein anderes es über treffen noch ihm gleichen kann. Nun aber ist in diesem Sinne nur Gott groß, weil, da er allein Alles ist, es unmöglich ist, dass irgendein anderes Wesen seine Größe übersteigen, ja sie sogar nicht einmal erreichen kann.

Deswegen kann es nach Gott nur relative Größen geben, und deswegen ist für uns alles nur Verhältnis; zugleich aber müssen wir deshalb mit einigen positiven Mitteln ausgerüstet sein, damit wir seinen erzeugenden Einfluss in Bezug auf alle Wesen und seinen wieder herstellenden Einfluss in Bezug auf uns beweisen können, damit wir durch die Tat und nicht durch Bücher die ausschließliche Oberherrschaft des Wesens aller Wesen und der wirklichen Beziehungen beweisen, welche das Wort unaufhörlich mit uns zu haben sucht. Ohne Zweifel ist es diese Idee, die mich früher darauf brachte, im “Menschen der Begierde” zu sagen, dass das Erhabene und Alles, was uns mit ihm in Beziehung setzt, Gott sei. Diese Erkenntnis kam mir, nachdem ich einen berühmten Gelehrten sagen hörte, dass das Erhabene unerklärbar sei. Seitdem habe ich in den Werken dieses selben Gelehrten gelesen: Das Schöne, das Große, das Starke lässt ein Mehr oder ein Weniger zu; beim Erhabenen ist dieses aber nicht der Fall. Hierdurch habe ich eingesehen, dass seine Idee über das Erhabene und die Meinige sich gleich sind, vorbehaltlich meiner Überzeugung, dass man das, was wir hinsichtlich des Erhabenen glauben, auf alle andern Eigenschaften und Kräfte, die er davon ausschließt, ausdehnen kann; denn nur in Gott sind alle diese Dinge positiv, und das Wort ist der allgemeine und ewige Verkünder aller dieser positiven Erhabenheiten. Ich kann hier eine wichtige Bemerkung anknüpfen, dass uns nämlich nichts wahrhaft erhaben erscheinen kann, als wenn es uns etwas von dem mitteilt, was sich in der höheren und göttlichen Region zuträgt, welche die Quelle aller Dinge und alles Erhabenen ist. Augustus entzückt uns, wenn er sagt: “Cinna, lass uns Freunde sein; ich bin es, der dich dazu einladet!” weil dieses die bestimmte und ununterbrochene Sprache der ewigen Wahrheit gegen den Menschen ist, und man kann dies aus allen andern Beispielen über das Erhabene, sei es nun in Worten, sei es in Taten, folgern. .Sie alle haben nur den Schleier und öffnen den unerschöpflichen Herd aller erhabenen Taten und Gedanken, auf welchem die Wurzel unseres Daseins beruhet. Bringt man uns aber dieser Region auch nur etwas nahe, und setzt uns in den Stand, deren Sprache reden zu hören, so dürfen wir uns nicht wundern, dass sie uns entzückt, da es die Sprache unserer Natur ist.

Nach diesem Prinzip, welches verdiente ad hoc behandelt zu werden, und das sich bis ins Unendliche ausdehnen ließe, wegen der unendlichen Gegenstände, die es umfasst, und wegen der Zeugnisse, die zu seinen Gunsten sprechen, begreift man, warum Malebranche gesagt, dass wir alles in Gott sehen ; man begreift aber auch, dass man seine Idee in einer weniger gigantischen, wenn auch nicht einfacheren Form wiedergeben könnte, die wenigstens unserem schwachen Geiste näher stände und geeigneter wäre, ihn mit einem milden Lichte zu erfüllen, statt dieser glänzenden Fackel, die da blendet. Es würde darin bestehen, zu sagen, dass wir wirklich Gott in allen Dingen sehen, und dass wir wahrlich nichts sehen würden, welch ein Gegen stand es auch wäre, wenn das Prinzip aller Eigenschaften, nämlich Gott nicht tätig darin wirkte, sei es durch sich, sei es durch seine Kräfte. So bleiben die tönenden Gegenstände stumm, wenn man sie der Mitteilung der Luft beraubt, die notwendig zu ihnen eindringen muss, damit sie tönen können. Aus demselben Grunde können wir sagen, dass der Ton selbst uns nicht zugänglich sein würde, oder sich offenbaren könnte, gäbe es nicht einen allgemeinen und erzeugenden Ton, der sich in den besonderen Tönen zeigte, was die wahre Ursache ist, warum die Musik immer so viel Gewalt über den Menschen ausübt.

Die verschiedenen Beispiele des Erhabenen oder die besonderen Reflexe des allgemeinen und erzeugenden Zentrums, die zu uns gelangt sind, führen uns also immer weiter und über das hin aus, was sie uns zeigen. Deswegen gibt es auch von allen Mitteln, die uns geboten werden, um das Erhabene zu genießen, keines, was erhabener wäre, als das Wort oder als das wahrhafte Christentum, weil es in unserer Vereinigung mit dem Geiste selbst und mit dem Herzen Gottes besteht; und hieraus könnte man den unmittelbaren Beweis ziehen, dass das Christentum göttlich sei, weil man an dem Baum die Frucht erkennt. Aber dieser Beweis kann sich nur durch die Erfahrung bestätigen: diese ist sein a +b. Er kann sich nicht auf eine vollständige Weise auf das a+ b der Vernunftschlüsse gründen. Die Bewunderung der Literaten und der Rhetoriker für das, was sie für erhaben halten, bestätigt mich jedes Mal in meiner Überzeugung, dass die schönen Geister und die Genies, die dies der menschlichen Meinung nach sind, ihren gewöhnlichen Aufenthalt in sehr niederen Regionen haben, und dass, wenn sie einigen Zügen, einigen Ideen, einigen Ausdrücken begegnen, die sie etwas über diese Region erheben, sie einen Eindruck empfinden, welche die Leere ausfüllt, der sie angehören, und der sie zur untersten Stufe des Erhabenen nur durch die beständige Entbehrung, worin sie sich in der dürren Region befinden, die sie bewohnen, scheinbar gelangen ließ. Wäre ihnen die wahrhaft erhabene Region bekannt, wozu der Mensch erschaffen ist, so würden sie alle diese Züge des Erhabenen, welche sie begeisterten, auf ihren wahren Wert zurückführen und sie nur als Kinderspiel betrachten; es würde genügen, sie dieserhalb auf die Propheten zu verweisen. Was den Glauben betrifft, den oben gedachte Schön-Geister und Genies an diese positiven Erfahrungs- Beweise haben können, von denen ich so eben sprach, so weiß man, was man davon zu denken hat. Sieht man nicht, wie sie solche auf eine und dieselbe Linie stellen, die sich für Atheisten halten und solche, die, obgleich verständig, aus Eitelkeit, aus Exaltation oder aus Neugierde Illuminaten, Propheten und Wundertäter werden? Hört man sie nicht sagen, dass jede heftige Leidenschaft dem Geiste einen Zug von Wahnsinn geben kann? Weiß man nicht außerdem, was sie vom Gespenste Athens und von dem Schatten des Athenodorus halten? Zwei Erzählungen, worüber sie lachen, dass Plinius sie auf die ernsthafteste Weise von der Welt erzählt, und die- sie als den Ursprung aller wiederholten und auf tausenderlei Arten veränderten Gespenstergeschichten ansehen zu können glauben, weil ein jeder nach Laune das erzählen kann, was sich niemals zu getragen hat. O, ihr Gelehrten und ihr Schön -Geister, die ihr auf den Lehrstuhl steigt, um den Meister zu spielen und die Welt zu belehren, ich bin weit davon entfernt, mit euch zu rechten und diese Fragen der Tatsachen gegen euch zu verteidigen, aber ich möchte, dass ihr in eurer Eigenschaft als Volkslehrer da mit begonnen hättet, euch gründlich von den Fragen des Rechts zu unterrichten. Dann würden eure Behauptungen über diese Tatsachen mehr Gewicht haben, sei es nun dafür oder dagegen : bis dahin steht es uns frei, sie nur als Jugendmeinungen an zusehen, die als solche eben so phantastisch wie die Gespenster sein können; folglich gestatten sie uns, daraus zu entnehmen, worauf sich die Fortschritte beschränken, die ihr auf dem Wege der göttlichen Philosophie und des wahren Christentums, oder was dasselbe ist, im Berufe des Wortes gemacht habet. Ich wiederhole also hier den Vorwurf, den ich bereits den Schriftstellern im Allgemeinen und den religiösen insbesondere gemacht habe, dass sie, wenn sie entweder durch ihre natürlichen Gaben oder durch ihre Anstrengungen zuweilen die Region der Wahrheit erreichen, sie die Schätze verschleudern, welche sie darin antreffen, indem sie solche auf Gegenstände verwenden,
welche unter der Höhe dieser erhabenen Region stehen, und dass sie das Gebiet des Wortes fast auf die Kunst beschränken, mit Anmut und mit Ordnung zu schildern und zu schreiben, indem sie auf solche Weise immer der Form einen Inhalt opfern, den sie nicht kennen. Dieses brachte mich darauf, zu sagen, dass die menschliche Literatur gemeiniglich ein Fallstrick des Teufels sei, und dass dieser sich derselben mit großer Gewandtheit bediene, die Menschen in ihrem Fortschritt aufzuhalten, indem er ihnen Anlass gibt, zu glauben, sie seien weit fortgeschritten, weil sie es in der Tat in ihrer Kunst mehr sind, als die gewöhnlichen Sterblichen. Der Gedanke des Menschen und sein Wort sind schneidende Waffen und fressende Säfte, die ihm gegeben sind, um alle verdorbene Substanzen, die ihn umgeben, aufzulösen und zu durchbrechen. Verwendet er die kräftigen Gaben nicht zu ihrer wirklichen Bestimmung, so greifen sie ihn an und zerstören ihn, weil sie nicht untätig sein können; deswegen ist dem Menschen die Tätigkeit so nützlich, deswegen ist es für ihn so vorteilhaft beim tätigen Werke des Wortes, welches das wahre Christentum ist, angestellt zu werden.

Jetzt wollen wir uns an diejenigen wenden, die durch ihren Stand ausdrücklich mit dem Dienste dieses Wortes beauftragt sind. Ihr also, ihr Diener des Wortes, glaubet ihr, dass es euch keinen Vorwurf zu machen habe? Ihr, die ihr es gleichsam unter Vormundschaft gesetzt und euren Mündel arm gemacht habet, ohne euch mit dessen Schätzen zu bereichern, könnte es nicht zu euch sagen, dass, wenn ihr nichts empfanget, dies daher kommt, weil ihr um nichts bittet, und dass, wenn ihr um nichts bittet, ihr Alles zu besitzen glaubet? Habt ihr dieses Wort niemals beeinträchtigt, indem ihr dessen Verwaltung auf bildliche Einrichtungen und auf äußerliche Reden und auf Pracht beschränktet, und uns nicht die wunder baren Früchte seines fruchtbaren Gebietes darbotet und, indem ihr lehrtet, dass die Zeit der Wunder dieses Wortes vorüber, als ob dieses Wort hinfällig sei und als ob das Bedürfnis, das wir nach seinen Früchten haben, seit eurer Herrschaft nicht eben so dringend wäre als zuvor und als es bis zur Erfüllung der Dinge sein wird? Habet ihr niemals in Beziehung auf dieses Wort getan, was der Erlöser den jüdischen Priestern vorwarf, dass sie sich nämlich des Schlusses der Wissenschaft bemächtigt, und dass sie nicht allein nicht hineingegangen, sondern es auch noch denen verweigert, die hineingehen wollten? Habet ihr niemals das göttliche Werk gelähmt, indem ihr die Menschen der Begierde in enge Grenzen einschließt, die durch eure Gaben und durch eure Erleuchtungen hätten Arbeiter des Herrn werden müssen? Ihr sehet, was die menschliche Industrie aus den einfachen Natursubstanzen durch ihre herrlichen Entdeckungen täglich hervorbringt, die unter euern Augen in den Wissenschaften gemacht werden. Habet ihr hiernach über alle die Wunder nach gedacht, die ihr von der menschlichen Seele hättet erwarten können, wenn ihr, statt sie in ihren Bewegungen zu hindern und sie in Fesseln zu halten, euch damit beschäftigt hättet, ihren göttlichen Schwung zu unterstützen und ihr die erhabenen Regionen der Freiheit zu zeigen, in welchen sie geboren ward? Habt ihr niemals das Heilmittel der menschlichen Seele dadurch aufgehoben, dass ihr euch damit begnügtet, so obenhin zu ihr davon zu reden, dass der alte Mensch zerstört werden müsse, aber ohne sie zu belehren, wie sie den neuen Menschen in sich gebären soll und ohne ihr behilflich zu sein, diese Wiedergeburt in sich zu bewirken, die in nichts anderem besteht, als in der Erneuung ihres göttlichen Bundes, eine Erneuung, welche ihr durch alle Mittel, die ihr besitzet, wirksam unter stützen müsstet? Habt ihr es niemals gemacht, wie die spiritualistischen, mystischen und pietistischen Gelehrten, die da verbieten, dass man durch die Vernunft geleitet wandle? Warum aber verbieten sie, dass man nach der Vernunft wandle?

Weil sie nicht darauf geachtet, dass, wenn es eine menschliche Vernunft gibt, welche der Wahrheit entgegen, es auch eine menschliche Vernunft gibt, welche dafür ist. Es ist weise und vorsichtig von ihnen, wenn sie uns die erste Art Vernunft verbieten ; denn in der Tat, sie ist eine Feindin jeder Wahrheit, wie man dieses leicht an den Schmähungen, welche die Gelehrten der äußern Wissenschaften dieser Wahrheit zufügen, erkennen kann, die der Zweck und das Erzeugnis der bloßen Vernunft dieser natürlichen Welt sind. Die Haupteigenschaft dieser Art Vernunft ist, den Irrtum zu fürchten und sich nur mit Misstrauen dem hinzugeben, was die Wahrheit ist. Immer damit beschäftigt, die Beweise zu untersuchen, lässt sie dem Geiste fast niemals Zeit, den Reiz der lebendigen Genüsse zu kosten. Sie hat einen argwöhnischen Charakter, welcher verhindert, dass der Geschmack des Wahren bis zu ihr dringt. Dieses ist, was die gelehrten Gesellschaften endlich zum Unglauben fortreißt, nachdem es sie lange Zeit im Zweifel zurückhielt. Aber es würde weder weise noch vorsichtig sein, wenn sie uns den Gebrauch der zweiten Art Vernunft verböten, weil im Gegenteil diese zweite Art Vernunft die Verteidigerin der Wahrheit ist. Sie ist das durchdringende Auge, das die Wahrheit fortwährend entdecket und nur danach strebt, deren Schätze offenbar zu machen ; weit entfernt, dass die Vernunft nach dieser Beziehung zu verdammen sei, wäre es im Gegenteile für uns ein Verbrechen, ihr nicht zu folgen, weil dieses Geschenk allen Menschen zum bloßen und einzigen Zwecke verliehen ward, sich desselben zu bedienen, nach der Überzeugung, die der höchste Wirker hegt, dass diese Fackel, wenn sie sich dem Herde des allgemeinen Lichtes demütig genaht, ausgereicht hätte, uns Alles zu lehren und uns zu Allem hinzuführen. In der Tat, wie hätte der höchste Wirker von uns verlangen können, dass wir an ihn und alle seine Wunder glaubten, besäßen wir nicht vermöge unserer Wesenheit alle nötigen Mittel, sie zu entdecken?

Ja die Wahrheit würde ungerecht sein, wenn sie für das Auge des menschlichen Gedankens nicht überall klar und offen eingeschrieben wäre. Wenn diese ewige Wahrheit und alles, was von ihr herrührt, geglaubt sein will, so ist es, weil uns das Vermögen gegeben ward, uns bei jedem Schritte von ihrem Dasein zu versichern, und zwar nicht auf das Zeugnis der bloßen Behauptung der Menschen, noch selbst auf das der Diener der Wahrheit, sondern durch unmittelbare, positive und unwiderstehliche Zeugnisse. Denn der Glaube, welchen ihr zuweilen in dem Gedanken eurer Proseliten erzeugt, so nützlich er auch immer sein mag, ist von der Gewissheit weit entfernt, die sich auf solche Zeugnisse stützen muss. Es ist nichts Seltenes, Menschen zu begegnen, über deren Glauben man einige Gewalt ausüben kann; es ist selbst nichts Seltenes in der Welt sagen zu hören, es gebe nichts Leichteres als zu glauben. Es gibt sogar Leute, welche behaupten, dass sie in der Tat alles glauben, was sie wollen. Ich gebe dieses für den blinden Glauben zu, weil er nur darin besteht, die Allgemeinheit zu entfernen und einen einzigen Punkt zu erfassen. Auf diesem Standpunkte ist man aller Vergleichung entbunden, und sogar wird man nach diesem Gesetze, je mehr man auf Einzelheiten eingeht, desto geneigter sein zu glauben, woraus sich der Fanatismus der Abergläubigen erklärt, der unmittelbar von ihrer Unwissenheit herrührt. Aber ich verwerfe dies in Beziehung zur Gewissheit, die das Gegenteil des blinden Glaubens ist, weil man zu dieser Gewissheit nur in dem Grade gelangt, als man sich zur Allgemeinheit oder zur Gesamtheit der Dinge erhebt, weil, wenn man in dieser Gesamtheit der Dinge Vergleiche anstellt und hierin die Einheit und die Allgemeinheit des Gesetzes erkennt, es unmöglich ist, keine Gewissheit zu haben. Und in der Tat, diese Gewissheit ist der Gegensatz des Glaubens, weil sie unmittelbar aus der Erhebung und der Erkenntnis hervorgeht. Ich gebe also zu, dass nichts leichter ist, als zu glauben, dass es aber nicht so leicht ist, gewiss zu sein.

Die Weltleute schleudern von Zeit zu Zeit solche scheinbare Meinungen hin, die sie für völlig entscheidend halten, weil Niemand ihnen widerspricht. Es sind eine Art chemischer Gegenmittel, die sie bei der Wahrheit einführen und durch welche sie suchen, diese bis in den Grund und Boden zu erforschen. Man sieht aber, dass es möglich ist, diesen Ausflüchten zu entgehen. Durchgängig vertiefen sich die Menschen entweder im blinden Glauben oder im Misstrauen, oder sogar im Skeptizismus, weil sie sich damit begnügen, die dunkeln oder die gebieterischen Meinungen der Menschen, ihre unzusammenhängenden Systeme und ihre Leidenschaften zu betrachten; mit einem Worte, weil sie nur in die Menschen sehen, in denen Alles verschieden und im Widerspruche ist. Sähen sie in den Menschen, so würden sie darin die Wurzel aller Kräfte, alles Lichtes und aller Harmonie entdecken; kurz, sie würden das göttliche System selbst darin sehen, und sie würden sich in einer Gleichförmigkeit von Prinzipien und Gewissheiten befinden, die sie bald alle in Übereinstimmung bringen würde. Lasst uns also von unserer zwiefachen menschlichen Vernunft diejenige nicht entfernen, die das Vermögen besitzt, die Wahrheit zu erreichen. Diejenigen, welche Wert auf die heilige Schrift legen, brauchen nur darauf zu merken, wie hoch sie die Intelligenz schätzt, wie sehr sie drohet, diejenigen dieses Führers zu berauben, die von der Bahn abweichen, und wie sehr sie verheißet, durch diese Fackel diejenigen zu belohnen, welche die Wahrheit geliebt haben. Sie brauchen nur zu beobachten, wie scharf alle Auserwählten des Herrn, die damit beauftragt waren, das Wort zu verkünden, den Völkern, Individuen und den Dienern der Religion es verwiesen, die es vernachlässigten, von dieser Intelligenz oder von dieser göttlichen Vernunft und von dieser durchdringenden Unterscheidungskraft Gebrauch zu machen, die uns nur gegeben ward, um fortwahrend das Licht von der Finsternis zu scheiden, wie das der Geist Gottes tut. Ihr also, ihr Diener der heiligen Sache, sehet, welches das Werk ist, das die Wahrheit ein Recht von uns zu verlangen hat. Betrachtet, wenn ihr wollt, den ehrwürdigen Gang der wahren Mystiker jeder Art! Vereinigt euch aber nicht mit jenen blöden Pietisten, indem ihr uns, wie sie es tun, den Gebrauch der Fackel untersagt, die der Mensch seiner Natur gemäß empfing. Es ist nichts Seltenes, zu sehen, wie diese Mystiker, sowohl Frauen als Männer, uns wunderbar den vollkommensten Zustand der Seelen schildern und uns sogar eine genaue Beschreibung der Regionen oder der Eindrücke entwerfen, durch welche die wahren Arbeiter des Herrn eingehen. Aber diese Mystiker scheinen nur deswegen berufen, sich diesen Regionen zu nahen, um deren Gemälde zu entwerfen, und sie haben nicht den tätigen Beruf, welcher den wahren Verwaltern des Herrn anzugehören scheint. Sie sehen das gelobte Land und bebauen es nicht; die andern bebauen es oft, ohne es zu sehen; sie fürchten sogar, sich zu zerstreuen, wenn sie sich zu viel bei der Betrachtung desselben aufhielten ; so groß ist ihr Eifer, es fruchtbar zu machen. Ihr Standpunkt ist nicht in den partiellen Regionen. Wir können sie beurteilen, indem wir die Natur der Begierde betrachten.

Die Begierde geht nur aus der Trennung oder Scheidung zweier analogen Substanzen hervor, sei es nun nach ihrer Essenz, sei es nach ihren Eigenschaften; und wenn Leute von Grundsätzen sagen, dass man sich nach dem nicht sehne, was man nicht kennt, so geben sie uns den Beweis, dass, wenn wir uns nach Etwas sehnen, es durchaus notwendig ist, dass ein Teil der Sache schon in uns sei, nach welcher wir uns sehnen, und die man alsdann nicht als uns völlig unbekannt betrachten kann. Außerdem ist es gewiss, wie ich dieses oft gesagt habe, dass eine jede Begierde geschäftig ist, das Ziel zu erreichen, das sie anzieht, was man in einer jeden Ordnung, welche wir als Beispiel wählen wollen, sehen kann, was zugleich unsere Trägheit anklagen, unsern Mut erwecken und diejenigen verdammen muss, die ihn lähmen. Ich kann hier hinzufügen, dass die Begierde das Prinzip einer jeden Bewegung ist, so wie auch, dass es unwiderleglich, dass die Bewegung und die Begierde in Verhältnis stehen, und zwar vom ersten Sein an, welches, da es die erste Sehn sucht, die eine oder die allgemeine Begierde ist, hierdurch auch die Triebfeder der Bewegung selbst ist, bis zu dem Felsen hin, der ohne Bewegung, weil er ohne Begierde ist. Ich kann auch noch hinzufügen, dass eine jede Begierde auf ihre eigene Hülle oder auf ihre Einschließung wirkt, um sich zu offenbaren; dass je nachdem man das Beispiel aus einer höheren Ordnung genommen, auch die Hülle empfänglicher ist, die in ihr verschlossene Begierde zu fühlen und mit Teil an ihr zu nehmen; dass aus diesem Grunde der Mensch zu der Empfindung oder zu der Erkenntnis aller göttlichen Wunder zugelassen werden kann, weil seine Seele die Hülle und das Gefäß der Begierde Gottes ist. Auch von einer andern Seite besteht die Herrlichkeit der natürlichen Bestimmung des Menschen darin, dass er wirklich und aus dem Grunde durch seine Begierde nur das Eine begehren kann, was wirklich und aus dem Grunde Alles her vorzubringen vermag. Dieses Eine ist das Sehnen Gottes. Alle andern Dinge, welche den Menschen hinreißen, begehrt er nicht, er ist nur deren Sklave oder deren Spielball. Von einer andern Seite besteht die Herrlichkeit seines Dienstes darin, nicht anders wirklich und von Grund aus wirken zu können, als nach dem in jedem Augenblicke in ihm bestimmt sich kundgebenden Befehle, wie von einem Herrn zu seinem Diener, und dieses durch die einzige Autorität, die billig, gut, folgerecht, wirksam und mit der ewigen Begierde übereinstimmend ist. Alle andern Befehle, die er täglich empfängt, empfängt er nicht als Diener; er verlangt sie aus Interesse, oft sogar aus Stolz, indem er sich zum Herrn derselben macht. Auch setzen sich hier in dieser Welt beinah überall die Diener an die Stelle ihres Herrn. Ich kann es hier nicht mehr verbergen, dass die göttliche Begierde, die sich in der menschlichen Seele fühlbar macht, zum Zwecke hat, das Gleichgewicht zwischen Gott und der menschlichen Seele festzustellen, weil eine Begierde von einer Trennung analoger Substanzen herrührt, die das Bedürfnis haben, vereinigt zu sein.

Nun aber ist dieses Gleichgewicht keine tote und untätige Wirkung, sondern eine tätige Entwicklung der göttlichen Eigenschaften, welche das Sein und das Wesen der menschlichen Seele ausmachen, in so fern, als sie ein allgemeiner, göttlicher Auszug ist. Wenn aber diese Begriffe in der menschlichen Seele erloschen wären, so wäre es eure Sache, ihr Diener der göttlichen Dinge, sie wieder darin hervorzubringen; wenn diese Begierde in dem Menschen geschwächt wäre, so würde es eure Sache sein, ihm seine Kräfte wiederzugeben, indem ihr ihm im Vor aus deren Vorteile schildertet. Welche einen schönen Wirkungskreis hättet ihr ausfüllen können, wenn ihr auf diese Weise daran gearbeitet hättet, in einer so viel höheren Ordnung die Wiedervereinigung dessen zu bewirken, was getrennt ist und sich nach einander sehnt! Ihr sehet, dass ein einfaches, tierisches Sehnen, so wie der Hunger den Zweck hat, das Gleichgewicht zwischen unserm elementaren Leibe und der Natur her zustellen, kurz, diesen Leib in den Stand zu setzen, alle elementaren Wunder, oder alle körperlichen Eigenschaften, aus denen die Natur zusammengesetzt ist, insofern er ein Auszug dieser Natur ist, zu offenbaren. Was könnte man nun erst von jener Begierde, die aus einer andern Ordnung geschöpft ist, und von jenem heiligen Bedürfnis erwarten, deren höchste Quelle unsere Wesenheit gebildet hat? Mensch, sollen deine Forschungen dir nützlich sein, dann bemerke, dass dein Leib ein fortwährender Ausdruck der Sehn sucht der Natur ist, und dass deine Seele ein fortwährender Ausdruck der Begierde Gottes ist; bemerke, dass Gott nicht einen Augenblick sein kann, ohne sich nach etwas zu sehnen, und dass Gott keine Begierde haben kann, die du nicht kennen könntest, weil du ja eine jede offenbaren solltest. Bestrebe dich also fortwährend, die Begierde Gottes zu erkennen, damit du nicht einstens als unnützer Knecht behandelt werdest. Es gibt aber noch einen triftigen Grund, der unsere Vereinigung mit Gott, von dem wir getrennt sind, sehr mühselig macht, und dieser Grund, der uns lehrt, weshalb wir so kräftig und so beharrlich wirken müssen, um bis zu Gott zu gelangen, beruht auf zwei Schwierigkeiten. Die erste ist, dass wir uns seit der Verderbnis in einem wahren Gefängnis, das unser Leib ist, befinden, da dieser Leib doch bei weitem mehr zu unserm Schutze dienen sollte; und statt nach Kräften und nach Einsicht die Last ihrer Fesseln zu vermindern, so tragen die meisten Menschen sogar dazu bei, dass ihre Seelen dieselbe Natur ihres Gefängnisses annehmen, indem sie, wie sie dies tun, sich materialisieren.

Da also die menschliche Seele hierdurch, so zu sagen, selbst zu einem Gefängnis geworden ist, so sieht man, wie beklagenswert ihr gegenwärtiger Zustand ist. Man kann auch sehen, warum sie in ihrem eigenen Dienste ist, statt im Dienste ihres Herrn zu sein. Die zweite Schwierigkeit, die für sich selbst schon von ungeheurem Gewichte ist, besteht darin, dass Gott sich in sich selbst -konzentriert, wie dies alle Wesen tun ; dass er durch seine eigne zentrale Attraktion fortwährend strebt, sich selbst nahe zu sein, und sich von dem zu trennen, was nicht er selbst ist; dass er sich durch dieses Mittel zu einer besonderen Welt macht, die in ihrer eigenen allgemeinen sphärischen Hülle eingeschlossen ist, wie wir sehen, dass alle besonderen Welten diese Form annehmen, da alle Körper bis auf die Wasser- und Quecksilbertropfen sich eine Hülle dieser Art bilden. Da wir nun aber durch unsere Sünden in einer Welt eingeschlossen sind, die nicht göttlich ist, da wir uns daher täglich durch unsere Befleckungen, durch unsere Täuschungen und durch unsere Unwissenheit eine Welt schassen, die es noch viel weniger ist, so sieht man, wie viel Gewalt wir uns antun müssen, um diese falschen, finstern und schweren Welten, die uns umgeben, zu Nichte zu machen, und die göttliche Welt zu erschließen, in welcher zu wohnen uns so süß und nützlich sein würde. Die großen Anstrengungen, welche wir hierzu machen müssten, würde man sich leicht vorstellen können, vergäßen wir es nicht, dass alle jene Welten, indem sie sich in sich selbst konzentrieren, fortwährend streben, sich Eine von der anderen zu trennen. Indessen darf man deswegen den Mut nicht sinken lassen, weil diese göttliche Welt, die sich zu konzentrieren strebt, nichts desto weniger zu gleicher Zeit sich zu gemeinsamen strebt, weil sie alles ist, oder wenigstens alles sein möchte, da ihr dieses Recht zusteht. Verständen wir unsere Arbeit also gehörig, so würde ihr Hauptzweck sein, alle diese falschen Welten, womit wir uns unaufhörlich umgeben, zu entkräften und aufzulösen, weil als dann die allgemeine, oder die göttliche Welt ganz natürlich deren Platz einnehmen würde, da ein jeder Platz ihr gehört; und diese Resultate würden schnell und leicht hervortreten, weil, wir auf diese Weise an der Tendenz dieser allgemeinen Welt selbst mitwirken würden. Was ist nun aber das wahre Mittel, um dieses wunderbare Werk zu bewirken, oder die falschen Welten, die uns umgeben, oder die wir uns selbst täglich bilden, zu entkräften, und die göttliche Welt zu öffnen, die nur danach streben würde, deren Platz einzunehmen? Ich werde nicht fürchten, zu wiederholen, ob es nicht eure Sache wäre, ihr Diener der Heiligtümer, uns dieses Heilmittel bekannt zu machen? Ob es nicht eure Sache wäre, uns zu lehren und zu beweisen, dass es in der Kraft des Wortes besteht? Ja das ewige Wort wirket und erhebt seine Stimme nur, um die Scheinwelten oder jene Titanen, die täglich den Himmel ersteigen wollen, zu zerstören, und um überall die Herrschaft der göttlichen und wirklichen Welt einzuführen, deren Organ und Prinzip es zugleich ist. Ich weiß, dass die Hindernisse unzählig, dass die Schwierigkeiten unermesslich, und dass die Gefahren beinah unausgesetzt sind; aber es gibt auch allerlei Art Stützen, die den Kräften des Menschen allgemein bewilliget worden, damit er sich überall verteidigen, den Sieg davon tragen und alle Bestimmungen seines Daseins erfüllen könne, ohne dass der Feind etwas anderes als Schande davon trägt. Obgleich wir täglich unser Wort für tausend untergeordnete Gegenstände und für tausend sekundäre Beschäftigungen verbrauchen, die uns im wahren Dienste des Geist-Menschen nicht fördern, so können uns dennoch selbst diese Beschäftigungen als Schutzmittel dienen, wenn wir uns auf das Maß unserer Bedürfnisse und auf das der Gerechtigkeit beschränken. In der Tat, die vielen Abschweifungen, Neigungen und Anziehungen, welche die Arbeiten und Sorgen um das Leben, sei es nun für das leibliche, gesellige oder politische Leben, an die Hand geben, sind eben so viele Hilfen, die sich fortwährend einstellen, um uns am Rande unseres Abgrundes zurückzuhalten ; denn unser Geist könnte sich ohne sie in jedem Augenblicke hin einstürzen. Es sind eben so viele Dämme und Palisaden, die sich überall am Rande des Abgrundes befinden, neben welchem wir während unserer irdischen Reise wandern.

Nicht einen Augenblick unseres Lebens gibt es, der nicht eine solche Stütze darböte, und vermittelst dieser Stützen durch schreiten wir unsere verderbte Finsternis;, ohne den furchtbaren Abscheu und die unerträgliche Bitterkeit zu empfinden, die sonst unserer warten würden. Wenn sich also der Mensch dem Verbrechen oder bloß den Schwachheiten hingibt, so kam dieses daher, weil er es nicht verstanden, jene Stützen, die ihn um gaben, mit sicherer Hand zu gebrauchen, weil es eine Wahrheit ist, dass er alle diejenigen Stützen um sich hatte, deren er bedurfte, wenn auch nicht um weiter zu schreiten, um wenigstens doch nicht zu fallen. Ohne uns hier zu jenen hohen Prinzipien der Moral zu erheben, die uns anempfehlen, dass, bevor wir uns unfern Täuschungen hingeben, wir uns umsehen sollen, ob in unserem Bereiche nicht ein nützliches Werk zu verrichten übrig bliebe, dem wir uns widmen könnten, so sieht man wenigstens hier aus, woher die gewöhnlichsten Prinzipien der Moralisten entspringen, die uns so dringend empfehlen, den Müßiggang, so wohl den leiblichen als den geistigen, zu meiden. Auch sieht man hieraus, warum man bei den sich beschäftigenden Menschen weniger Verderbnis und weniger Schwächen findet, als bei denjenigen, welche in Untätigkeit und in Nichtstun dahin leben; warum es weniger Wahnsinnige in der arbeitenden, als in der müßigen Klasse, weniger in der mit natürlichen und materiellen Gegenständen beschäftigten Klasse, als in der jenen gibt, die sich mit Arbeiten der bloßen Einbildungskraft beschäftigen ; endlich, warum es in der niederen und arbeitenden Klasse weniger Leute gibt, die den schädlichen Wissenschaften ergeben, als in der Klasse der Vornehmen und der Müßigen.

Nicht nur sind diese Hilfen und diese Vertretungen fort währende Dämme gegen den Feind, sondern wenn wir sie mit Eifer und mit einer reinen Intention anwenden, so verbinden sie uns auch immer ein wenig, eine jede nach ihrem Maße, mit jener köstlichen Magie, welche die Wahrheit in sich trägt, und welche ihr Wort überall, sogar ohne unser Wissen nicht aufhört, uns einzuflößen; so dass einerseits, indem sie uns mit ihren belebenden Säften durchdringen und uns anderseits dem Feinde gleichsam unsichtbar und unerreichbar machen, sie uns überall Sicherheit und Glück darbieten, und fortwährend die Bitterkeit unschädlich machen, die immer bereit ist, unsere Genüsse zu vergällen. Es gibt im Leben keine Lage, worauf man den Gebrauch dieser Lehre nicht anwenden könnte. Die mühsam arbeitenden und die gemächlichen Stände, alle werden ihre Vorschrift und ihre Lebensordnung darin finden, welche sie je nach ihren verschiedenen Verhältnissen zu befolgen haben. Denn die gemächlichen Stände haben sowohl ihre Unbequemlichkeiten, als die mühsamen; sie haben deren sogar mehr als erstere; deswegen bedürfen sie noch mehr jener Stützen und Vertretungen, und erfordern noch eine viel größere Aufsicht. Da nun aber das Wort mit diesen Stützen immer im Verborgenen verbunden ist, so gibt es keinen, der nicht dazu gelangen könnte, die belebende Aktion desselben zu teilen. Deswegen könnte es sein, dass wenn wir uns in den gemächlichen Ständen vor dem geistigen Müßiggange, und in den mühsam arbeitenden Ständen vor dem leiblichen Müßiggange bewahrten, wir uns so auf eine unmerkliche Weise mit dem Worte verbänden, und vielleicht ganz natürlich Diener des Wortes würden. Denn dieses ewige Wort geht für uns fortwährend vom Tode zum Leben über; es hat sein eigenes Dasein nur auf diese Art; es ist in sich selbst ein anhaltendes immer wiedergeborenes Wunder. Da es überall und anhaltend auf dieselbe Art und Weise, und nach demselben Charakter wirket, so verbreitet es allgemein diesen selben Stempel und diese selbe aktive Färbung über alles, was es bewirkt, und über alles, was ist, sei es nun sichtbar oder unsichtbar. Sehet hier unfern Kompass, unser Schiff, unfern Hafen; sehet hier unsere Zufluchtsstätte!

Wenden wir uns durch unsern Geist und durch unsere Taten an diesen Führer; verbinden wir uns mit ihm, und überall wird er uns durch sich und mir sich vom Tode zum Leben auferwecken; überall wird er uns an seine Eigenschaft, ein ununterbrochenes Wunder zu sein Teil nehmen lassen ; der Feind wird genötigt sein, uns durch zu lassen, ohne dass er, weder uns, noch unsere gegenwärtige und zukünftige Glückseligkeit sich zinsbar gemacht hätte. Wir wollen nicht mehr fragen, was der Rechtschaffene zu erwarten habe, wenn er pünktlich und ergeben jenen Teil des Ausspruches erfüllt, der uns alle zum Kampfe verurteilet, wenn wir siegen wollen. Was dieser Rechtschaffene zu erwarten hat, kann nichts anderes sein, als die Gunst des Wortes, weil er sich dieser Gunst des Wortes erfreut haben würde, wenn wir dem göttlichen Bunde treu geblieben wären. Es ist also wahr, dass, wenn wir uns verständig betrügen, wir nicht allein nicht daran zweifeln würden, dass es ehemals eine vollkommene Ordnung gegeben habe, die wir einen ursprünglichen Optimismus nennen können, sondern wir würden sogar um uns herum einen sekundären Optimismus finden, der uns hienieden in unsern Prüfungen und in unsern schmerzlichen Lagen mit Trost erfüllen würde. Wenn aber im Allgemeinen die radikale Basis unseres Seins uns leicht dahin führt, sei es nun aus Bedürfnis, oder aus Überzeugung an einen ursprünglichen Optimismus zu glauben, in welchem alles gut war, so haben wir keine Schwierigkeiten mehr, einen sekundären Optimismus anzunehmen, wenn wir so viel Übel um uns herum sehen. Indessen würde dieser sekundäre Optimismus bald nicht mehr bestritten werden, wenn wir die Augen über die Quelle des Lebens und der Liebe öffnen wollten, die uns unaufhörlich bis in den Abgrund aufsucht; und wir würden genötigt sein, einzugestehen, dass, wenn wir mit diesem sekundären Optimismus keine Bekanntschaft machen, wir sie niemals mit dem ursprünglichen Optimismus machen werden. Aus Mangel an Unterscheidung dieser beiden Arten des Optimismus haben die Vernünftler oder vielmehr die Unvernünftiger so viel über das Gute und das Böse gefaselt. Wir steigen alle aus einem ursprünglichen Optimismus herab; wir streben alle dahin zurückzukehren, aber wir nehmen uns nicht die Zeit, die Reise zu machen; und so ungereimt unsere Aussprüche auch immer sein mögen, so wollen wir uns wie schon gelandet betrachten, während wir noch unterwegs sind. Obgleich wir von dem ursprünglichen Optimismus so sehr abgewichen, so sind wir doch noch immer im Stande, ihn zu fühlen, und ihn sogar durch einen sekundären Optimismus wieder hervorgehen zu sehen. Denn das göttliche Wort öffnet fort während in uns der Gottheit die Pforte, nämlich der Heiligkeit, dem Lichte und der Wahrheit. Der Feind hat auch ein Wort, indem er es aber ausspricht, öffnet er die Pforte nur sich selbst. Je mehr er spricht, desto mehr vergiftet er sich; da er stets das Wort der Lüge ausspricht, so vergiftet er sich fortwährend. Er tut weiter nichts, als sein vergiftetes Blut vergießen, und wieder trinken. Dieses ist seine immerwährende Arbeit.

Dagegen ward dem ersten Menschen nach seiner Sünde ein reines Wort zurückgegeben: es wurde ihm ein noch glorreicheres und siegreicheres in der Fülle der Zeiten gegeben. Wie wird nun das Wort sein, das ihm am Ende der Zeiten gegeben werden wird, wenn es sich in der Ergänzung und in der Erfüllung seiner Aktion wird geben können? Man sieht hieraus, dass, da alles Liebe und das Wort der anhaltende und allgemeine Lobgesang der Liebe ist, dieses Wort alle Wege des Menschen durch sanfte Progressionen, die allen Stufen seines Daseins angemessen sind, erfüllt. Aus diesem Grunde beginnt für die menschliche Seele auch alles mit Gefühl und Neigung, und eben dadurch wird auch alles vollendet. Auch entwickelt sich unsere Intelligenz nicht eher, bis unser Sein die ersten Empfindungen seines Daseins in sich selbst erfahren hat. Dieses zeigt sich in dem Alter, wo der Mensch zu denken beginnt. In dieser Lebensepoche fühlen wir, dass ein neuer Herd und ein moralisches Gefühl sich in uns erzeugen, wovon wir früher nichts wussten. Die Intelligenz drangt sich auch herbei, um sogleich Zeichen ihrer Anwesenheit zu geben; aber dieses geschieht erst, nachdem der moralische Herd sich entwickelt hat. In einem späteren Alter steigt der Saft mit Gewalt zur Region unserer Intelligenz, und dies ist der Moment, wo wir am meisten einer Aufsicht bedürfen, die deren Lauf lenkt und die uns vor den Gefahren ihrer heftigen Ausbrüche schützet. Denn bei Mangel an Sorgfalt würde unser moralische Herd sich bald verfinstern oder verderben. Auch fetzen die Gelehrten hier die Ideen vor der Moral, da sie dieselbe sogar davon ab hangen lassen, so wie sie die Ideen von den Sensationen und von den äußern Gegenständen abhängen lassen. Wenn aber dieser moralische Herd des Gefühls und der Neigung die Initiative nach natürlichem Rechte besitzt, so müsste folglich alles im letzten Ergebnis dahin zurückgelangen, wie wir sehen, dass die Lebensmittel, die wir nehmen, uns nur dann nützlich sind und nur dann ihre Aufgabe erfüllen, wenn sie ihren Saft und ihre Eigenschaften bis in unser Blut oder bis in unsern Lebensherd einführen. Auch wird man genötigt sein, zu gestehen, dass alle Aufklärungen, welche die Intelligenz der Menschen durch Vernunftschlüsse erwirbt, ihnen nur insofern nützen können, als sie bis in den moralischen Herd eindringen, wohin eine jede von ihnen die Art von Eigentümlichkeit bringt, welche sie in sich bewahrt. Es ist dieses eine Huldigung, die sie alle dieser Quelle darbringen müssen, indem sie durch die Tat den Charakter ihrer Verwandtschaft mit ihr bezeugen. Endlich könnte uns die Intelligenz behilflich sein, um uns herum die reichen Früchte des nachträglichen Optimismus zu erkennen; aber die Moral kann uns sogar von den Früchten des ursprünglichen Optimismus kosten lassen; und dieser Art sind die Dienste, welche die Verwalter des Wortes uns leisten könnten. Diejenigen Denker dieser Welt, welche an die allgemeine Quelle der Liebe glauben, könnten daraus entnehmen, warum für den Menschen der Begierde alles durch die Liebe und durch das Wort vollendet werden muss. Sie werden auch sehen, warum diese materielle Welt nicht ewig dauern kann, und zwar, weil sie nur ein Bild, freilich ein lebendiges, jedoch ohne Liebe und ohne Wort ist, und weil sie deshalb eines Tages der Liebe und dem Worte Platz machen muss, weil sie nämlich einstens zur Liebe und zum Worte zurückkehren muss, wovon sie durch die Sünde gleichsam ausgewichen. Wollte man dieses Gesetz bis auf den Feind aller Wahrheit ausdehnen, der selbst die Ursache war, dass diese Welt aus ihrer Bahn gewichen und gleichsam von der Liebe und von dem Worte verbannt ist, so müsste man bemerken, dass leider dieser Feind nicht ohne Wort ist, woher es kommt, dass er selbst seine eigene Verstoßung und seine eigene Verbannung bewirket. Diejenigen daher, welche die endliche Rückkehr dieses schuldigen Wesens offen lehren, beachten nicht die Unmöglichkeit, worin sie sich befinden, über diesen Gegenstand einen sichern Begriff zu fassen. In der Tat, so tief und so wunderbar auch immer die Kenntnisse sein mögen, die sie über die göttliche und infernale Region erwerben können, so können sie dennoch, so lange sie sich in ihrer materiellen Hülle befinden, weder zum göttlichen Prinzip oder zu dem gelangen, was wir den Himmel der Himmel nennen, noch zu dem Oberhaupte der Lüge oder zu dem, was wir die vollständige teuflische Hölle nennen. Auch haben wir hienieden in diesen beiden Richtungen nur Resultate dieser beiden Prinzipe, weil unser Leib zugleich die Aufgabe hat, uns in der Beraubung Gottes zu halten und uns als Damm gegen den Teufel zu dienen. Der wahre Grund aller dieser Urteile der Menschen beruht darauf, dass er, ohne Gott zu sein, dennoch ein universales Wesen ist, und dass er folglich keine Seite seines Seins fühlen kann, ohne sich in seiner Einbildung in einer Universalität zu fühlen, sie mag nun gut oder böse sein. Man kann auch sagen, dass diese Idee der Universalität ihn so leicht überredet, alle verworfenen Menschen zu retten. Er sieht nicht, dass, wenn nur ein Mensch gerettet würde, diese Idee von Barmherzigkeit, die ihm Ehre macht, sich als wahr bewähren würde, weil ein jeder Mensch eine Universalität ist.

Von einer andern Seite hat er sich durch die Prädestinationslehre in ganz verworrene Labyrinthe gestürzt. Aber, ihr Sachwalter der Heiligtümer und des Wortes, hättet ihr ihn nicht davor schützen können, indem ihr ihm den Unterschied zwischen Bestimmung und Vorherbestimmung gezeigt hättet? Bestimmung scheint immer nur im guten Sinne genommen zu werden. Vorherbestimmung hat zwei Seiten. Gott gibt den Menschen zuweilen Bestimmungen; daher kommt es, dass er Auserwählte jeder Art gehabt hat; aber er gibt ihnen keine Vorherbestimmung, weil diese, selbst unter den günstigsten Verhältnissen eine Art Zwang mit sich führt, welcher der Freiheit zu schaden scheint, und unter ungünstigen Beziehungen eine Art Fatalismus, welcher der Gerechtigkeit Schaden drohen würde. Dieses Wort hat sich missbräuchlich eingeschlichen. Gott-konnte zu mehreren sagen: “Ich habe dich erwählt von Mutterleibe an und vor der Welt Grundlegung;” aber der Geist des Menschen hat diese Erwählung mit dem Worte Vorherbestimmung bemäntelt. Die Schwachen haben den Sinn davon verdorben und unwissende Fanatiker haben ihn missbraucht. Der Mensch hätte sich seinem Ursprunge gemäß als dazu vorherbestimmt betrachten können, das göttliche Wesen zu offen baren; dies hat er aber keineswegs getan. Seit seinem Falle, als er zum Werke berufen ward, geht er nur in seine ursprüngliche Bestimmung zurück; und wenn er sich in diesem Falle vergleichsweise über seine Nebenmenschen erhoben findet, so kehrt er nichts desto weniger nur in seine ursprüngliche Linie zurück, worin er immer hätte wandeln sollen, und folglich verdient er, in dem gewöhnlichen Sinne genommen, nicht den Namen eines Vorherbestimmten. Denn er steht sogar noch viel unter dem, was er gewesen wäre, wenn er in seiner Glorie geblieben, und noch viel unter dem, was er am Ende der Zeit sein wird, wenn er wiedergeboren dort anlangt. Hättet ihr statt dieses entmutigenden Systems der Prädestination uns nicht lehren können, dass im Gegenteile der Mensch durch seine Liebe einigermaßen sogar Gott regieren kann? Denn diejenigen, die sich übereilen, sehen nicht, dass Gott sich nicht nur nach unsern Bedürfnissen, sondern auch nach unserm Verlangen richtet. Er ist nicht bloß bei uns wie ein geschickter Arzt, der Schritt vor Schritt den Verlauf einer Krankheit verfolgt und in jedem Augenblicke die entsprechenden Mittel verordnet, sondern auch als eine aufmerksame und zärtliche Mutter, die unsern Geschmack erforscht und die, wenn wir uns beeilten, willfährig zu sein, für uns nichts zu Wertes hat und in uns nur den geliebten Gegenstand aller ihrer Gefühle sieht. Wo wäre die Mutter, deren Sohn sie nicht ganz besäße und beherrschte, wenn er sich gegen sie beträgt, wie er es muss?

Wundern wir uns daher nicht, dass Gott, weit davon entfernt, ungerecht und hart gegen uns zu sein, im Gegenteile, wenn wir weise sind, nur damit beschäftigt ist, uns in allen Stücken zuvorzukommen ; dass unsere Liebe die mächtigste Herrschaft über ihn erwirbt und dass unsererseits diese Liebe einen magischen Reiz übt, welchem ein Opfer zu bringen er allzeit bereit war, selbst das seiner Oberherrschaft und das seines Ruhmes. Ja, es ist eine sichere Wahrheit, dass wir, wenn wir wollten, Gott durch unsere Liebe regieren würden, und dass es Gott betrübt, dass wir ihm eine so große Autorität lassen, während er nur Nachgiebigkeit und Wohlwollen bei uns anwenden möchte. Leset das Kap. 41, 8. bei Jesajas und ihr werdet sehen, dass Gott dem Abraham nicht bloß den Namen seines Freundes gegeben, sondern dass er ihn auch dieses Namens wegen mit Sorgfalt und mit allen Begünstigungen seiner Freundschaft überhäufte. Leset das 41. Kap. vom dritten Vers an und ihr werdet aus dem Gebete des Josaphat ersehen, dass Abraham von seinem Volke als ein Freund Gottes betrachtet ward, wie dieses im Buche Judith Kap. 8, 22. berichtet wird. Leset das Buch der Weisheit Kap. 7, 27. und ihr werdet sehen, dass Gott diesen süßen Namen gegen die heiligen Seelen gebraucht. Sehet endlich im neuen Testament Johannes 15, wie gerne der Erlöser seinen Jüngern diesen Namen gibt. Ihr Diener der Heiligtümer, wäre es nicht eure Aufgabe, unserem Geiste diese Wahrheiten zu entwickeln? Die Uressenz kann wirklich ihren Sitz in uns haben und gerne bei uns weilen, wenn wir uns zu ihrem wahrhaften Freunde machen. Deswegen sind wir auch ein wahres und ein lebendiges Abbild des allerhöchsten Wesens, sobald wir wieder geboren sind, weil diese Uressenz sich alsdann in uns ausspricht. Alle geistigen Sensibilisierungen, die nur Hervorbringungen der Einwirkungen Gottes sind, haben den Zweck, die Regionen zu benachrichtigen, dass das Sein existiere und gegenwärtig sei; sonst würden sie es vergessen, wie wir es selbst wegen der Erhabenheit seines Daseins vergessen würden.

Dies ist eine Wahrheit, die man bis auf die natürlichen Sensibilisierungen und bis auf das Dasein unseres leiblichen Wesens, so wie auch auf das Dasein der ganzen Natur ausdehnen kann, weil eine jede Sensibilisierungen, die wir sehen, hören, schmecken, nur eine Benachrichtigung und ein Ausdruck des Seins ist, weil wir sonst bei ihm schlafen würden und gleichsam ohne ihn wären; so sehr ist er, nicht von uns entfernt, aber von uns getrennt und unterschieden. Wundern wir uns daher nicht, wenn wir wiedergeboren werden, dass wir es fühlen, dass die sieben Quellen oder die sieben Kräfte, welche die Grundsäulen unseres Seins sind, wiedergeboren werden, oder dass wir fühlen, wie sich darin die sieben Organe des Geistes bilden und sich bewegen, weil der Geist erkannt sein will und weil wir es sind, die er zu seinen lebendigen Zeugen erwählt hat. Wenn die geistigen Sensibilisierungen nur die Merkmale der ewigen Einwirkungen der ursprünglichen Essenz sind, so müssen wir geistig sensibilisiert sein, bevor wir diese Essenz erkennbar machen können. Wenn wir geistig bis auf diesen Grad sensibilisiert sind, dann schweigt auch die Zunge; sie vermag dann nichts mehr zu sagen und es ist nicht mehr notwendig, dass sie redet, weil das Sein selbst durch uns in uns wirket und zwar in einem Umfange, mit einer Weisheit und einer Kraft, deren alle menschliche Sprachen nicht fähig waren. In diesem Gemälde entdecken wir, wie der Mensch Gott beweiset und wie er Gott nützlich sein kann, da er dessen allgemeiner Zeuge sein soll. Auch sehen wir, wie teuer dieser Mensch ihm der erhabenen Bestimmung wegen sein musste. -Denn wie ich dieses oft auseinandergesetzt, es ist gewiss, dass, wenn es keinen Gott gebe, wir nichts mehr besitzen würden, was wir bewundern könnten; wenn es aber keine geistige unsterbliche Seele gäbe, Gott keinen fortdauernden Gegenstand mehr haben würde, der ihm als vollständiger Herd und als Behälter seiner Liebe dienen könnte. Was die verschiedenen Namen des Menschen anbelangt, so haben wir schon gesehen, dass der erste aktuelle Name des Menschen Schmerz und Traurigkeit ist. Dieser Name muss in unserm ganzen Wesen widerhallen, bevor wir an die Pforten des Lebens und des Wortes gelangen können. Der zweite Name aber, den der Mensch an den Pforten des Lebens findet, ist die Heiligkeit, dessen Wurzel im Hebräischen Erneuung bedeutet. Hat er das Glück, diesen Namen in sich wieder geboren werden zu lassen, dann darf er hoffen, in den Dienst des Geist-Menschen aufgenommen zu werden, weil das Wort nichts sehnlicher wünscht, als Arbeiter zu haben; und derjenige, der die Würde dieses Namens versteht, wird die Verklärungen, die er verschafft, und die köstlichen und herrlichen Dienste, wozu er uns befähigt, um sie dem All der Dinge zu erweisen, der wird es erkennen, worin das Glück und die Glorie besteht, ein Mensch zu sein.

Er wird sich nicht eher Ruhe gestatten, als bis er sich in den Stand gesetzt hat, angestellt zu werden. Denn um den allgemeinen Regionen wirklich nützlich zu sein, reicht es nicht hin, das lebendige und stete Gefühl seines Titels als Geist zu erreichen, wenn er nicht außerdem dazu gelangt, sich als solchen beim göttlichen, geistigen, himmlischen, irdischen, örtlichen, israelitischen, lebendig grammatikalischen, patriarchalischen, prophetischen, apostolischen Acker u. s. w. gegen das Böse, die Leere und die Finsternis anstellen zu lassen. Er wird nicht durch die Beschämung zurückgehalten werden, genötigt zu sein, alle seine Essenzen und alle seine geistigen -Organe die Elemente der allgemeinen Sprache erlernen zu lassen, da er die Hoffnung hegt, sie einst alle die zu lehren, die sie nicht kennen und nach dieser Wissenschaft seufzen. Dieser zweite Name erzeugt im Menschen alle andern partiellen Namen, deren Bedürfnis und Eigenschaft seine Laufbahn ihm in den verschiedenen Gaben und Ämtern, die ihm bestimmt sein können, und gemäß den verschiedenen Funktionen und Verbesserungen, denen er auf seinem Wege begegnen mag, darbieten kann. Wenn der Geist-Mensch sich mutig der Arbeit seiner Wiedergeburt hingibt und die Tätigkeit der Vermögen entwickelt, die ihm eigen sind, so scheint es auch, als ob er aus den verschiedenen Gegenden des geistigen Horizonts tätige und lebendige Dünste über sein Haupt sammle, die sich als fruchtbare und reiche Quellen über ihn niederlassen. Das Feuer dieser gärenden Wolken bricht hervor, sie öffnen sich und es entspringen daraus tausend Quellen des göttlichen Taues, der auf den Menschen herabkommt und ihn überflutet; diese belebenden Quellen führen sich bei ihm ein und durchdringen ihn, wie der irdische Regen den Acker der Erde durchdringt. Der Eifer und die Begierde des Menschen ist das erste Zentrum und der erste Kern dieser so heilsamen Wolken; er ist es, der die göttlichen und geistigen Dienste, die er das Vermögen besitzt gleichsam aus allen Gegenden, wo Gott wirkt, nämlich aus der Allgemeinheit der Dinge zusammen zu berufen und einzuladen, an sich zieht und ihnen eine Richtung gibt. Dies ist eins der schönsten Vorrechte des Menschen, welches auf die überzeugendste Art beweiset, wie er mit dem Rechte begabt ward, das Bild und der Stellvertreter Gottes zu sein. Gott hat von Ewigkeit her die Essenzen dieser Dienste erzeugt und erzeugt sie noch ewig. Der Mensch, als Gottes Ebenbild, hat das Vermögen, sie zu sammeln, sie empfindbar zu machen und daraus die Regionen der Kraft zu bilden, denen nichts widerstehen kann. Gewissermaßen wird hierdurch die -Erzeugung, wenigstens auf einer niederen und sichtbaren Stufe wiederholt; denn die höhere Stufe ist Gott allein vorbehalten. Auf wie viele Hindernisse stoßen indessen nicht diese Rechte des Menschen der Begierde! In welche betrübenden Grenzen finden sie sich nicht eingeschlossen? Denn Gott hat den Menschen zur Zeit des Noah wohl gesagt, dass keine Sündflut mehr sein werde, weil, den Gesetzen der Gerechtigkeit und der Natur gemäß, sobald der Spross der Missetat, der die leiblichen Formen traf und als solcher dem Wasser analog war, ausgebrochen war und die korrespondierende Strafe angezogen hatte, er die selbe Zerstörung nicht wiederholen konnte und folglich die Strafe der Sündflut ebenso wenig mehr stattfinden konnte. Gott hat aber deswegen nicht gesagt, dass es keine geistige Sündflut mehr geben werde; und in der Tat, weit von dem Glauben entfernt, dass diese Sündflut nicht mehr stattfinden könne, kann man sagen, dass sie allgemein und anhaltend ist, wenn man die Ströme des Irrtums betrachtet, die den Gedanken des Menschen bedecken und ihn überfluten. Auch haben die verschiedenen Noels, die bestimmt sind, um allen diesen Sündfluten vorzustehen, die Wirkung der Schmerzensfluten, die sie verfolgen und ihr Wesen in jedem Sinne durchkreuzen, zu ertragen. Sie beklagen sich nicht einmal, wenn sie sich also gestürmt fühlen; es ist ihnen lieb, wenn diese Ströme sich in ihnen häufen, dass sie bis auf den Grad an schwellen und sich einander drängen, bis sie durch alle Vermögen ihres Wesens ausbrechen. Sie erwarten mit einem lebendigen Glauben und mit einer köstlichen Hoffnung, dass die Wasser durch alle die Kanäle, die sich in ihnen öffnen, abfließen, dass die Erde um sie herum wieder fruchtbar werde, dass der Ölzweig komme und durch die Taube, die das Wort ist, gebracht werde, und dass sie den öden und unfruchtbaren Gegenden alle Tiere wieder geben können, welche sie in ihrer heiligen Arche gesammelt haben und für deren Geschlechtserhaltung sie so großen Eifer zeigen. In den Betrübnissen, die der Mensch der Begierde mitten in den Arbeiten der Wiedergeburt seines Dienstes erfährt, gibt es nichts desto weniger eine, die ihm gleich anfangs sehr traurig vorkommt, und er ist erstaunt, deren Frist nicht nach Belieben abkürzen zu können; es ist nämlich zu wissen, dass man im Namen des Erlösers Alles vom Vater erlangen kann und dass man dennoch nicht einmal die Wiederherstellung der allgemeinen Wege, die Tilgung der menschlichen Sündhaftigkeit und die Erlösung der Natur von ihm erlangt.

Zuweilen gefällt sich dieser Mensch der Begierde in diesen süßen Aussichten, die seine Gedanken ihm zeigen und die so weit gehen, ihn zu überzeugen, dass dieses große Werk gemäß der Verheißung möglich sein müsse. Zuweilen fühlt er sich sogar durch einen heiligen Schwung bewegt, der ihn hin reißt, anzunehmen, dass er durch seinen Glauben dazu gelangen könnte, einige Teile dieses erhabenen Entwurfs zu verwirklichen; und dann gibt es keine Freude, die sich seiner nicht bemächtigte. Wenn er sich aber gewissenhaft über diesen Punkt erforscht, so bekommt er folgende Antwort: Alle göttlichen Wege werden durch die Liebe angeordnet: die Kräfte Gottes sind in Wahrheit unbegrenzt, und sie vermögen Alles, ausgenommen das, was der Liebe entgegen ist. Nun aber zögert Gott aus Liebe; weil er Alles liebt, so will er Allen die Mittel und die notwendige Zeit geben, um sich mit ihm zu erfüllen, damit nichts vor ihm erscheine, was seiner leer wäre. Wenn er ungestüm die Wirkungen und die Zeiten abkürzte, könnte er alle falschen und finstern Erscheinungen, die den Geist gleichsam gefangen halten, gewiss wohl verschwinden lassen; er könnte dadurch aber auch den Geist verschwinden lassen, der durch den Schein mit fortgerissen würde, wenn er noch nicht mit der göttlichen Tinktur gesättigt wäre. Nun aber kann diese Tinktur sich ihm nur allmählich einflößen.

Wenn sie plötzlich und auf einmal in ihn eindränge, so würde sie ihn in gewaltsame Schwingungen führen, die seine Kräfte überstiegen und denen er nicht widerstehen könnte. Also temperiert und mäßigt die göttliche Langmut sogar unsere Absichten für die Fortschritte des göttlichen Reiches. Also wird der Mensch der Sehnsucht, so groß auch immer die Glut seines Eifers sein mag, nur in dem Grade auf den Wegen der Weisheit wandern können, als er sich mit dem Gefühle dieser Alles mit Milde ordnenden allgemeinen Liebe durchdringt; und wenn er jene lebendigen Bewegungen erfahren wird, die ihn dahin führen, die Wiederherstellung der krummen Wege nachzusuchen, so muss er seine Sehnsucht bis in den Schoß der ewigen Liebe tragen, die allein den Gebrauch kennen kann, den er zur Erfüllung der wohltätigen und weisen, göttlichen Willensabsichten davon zu machen hat ; er muss sich in die Tiefe seines Herzens zurückziehen und, indem er dort wie eine Taube ächzet, seufzet er im Stillen nach der Ausbreitung des Reiches des Lebens und des Wortes; er muss im Schmerze der Erwartung und der Geduld darin arbeiten und es niemals vergessen, dass, wenn durch den schuldigen Menschen das Übel die Welt überflutet, nur durch den wieder gerecht gewordenen Menschen das Reich des Guten seine Stelle wieder einnehmen kann.

Mit einem Worte, er muss sich hüten, nur seiner Unvorsichtigkeit und seiner Verblendung über seine eigene Finsternis in Betreff seiner Beraubung und seines so gerecht verdienten Unvermögens Gehör zu geben, während er im Gegenteil nur seine Gerechtigkeit zu hören glaubt und sich berechtigt hält, von Gott mehr zu verlangen, als seine gegenwärtige Sendung ihm sogar zu begehren gestattet. Er bedenke daher, dass die anhaltende Beschäftigung Gottes darin besteht, das Reine vom Unreinen zu scheiden, und dass -die ganze Zeit diesem großen Werke gewidmet ist. Also wirket er in uns seit dem Augenblicke unserer Geburt und sogar vor unserer Verkörperung, weil er von da an unsere Seele allmählich von ihrem Kerker zu befreien sucht; und doch bewirkt er diese Befreiung erst am Ende unseres Lebens, und dieses hängt noch von der Weise ab, wie wir gelebt haben. Wir haben schon mehrfach gesehen, dass der Geist der göttlichen Einwirkung auf den Menschen und auf das Weltall ein anhaltendes sich Hingeben des Wortes ist, sich selbst unaufhörlich darzubringen, um in allen Wesen die göttliche Substanz an die Stelle dessen zu bringen, was dieselben hindert und quält. Da wir von Gott kommen, so müsste es derselbe Geist sein, der uns jederzeit belebte, wenn wir sein Bild und seine Ähnlichkeit sein und den göttlichen Bund in uns neu beleben wollen. Auch müssten wir nicht bloß aus Tugendweise sein, sondern aus Billigkeit und aus Rücksicht für unsere eigenen Ansprüche und zur Ehre desjenigen, der uns damit bekleidete und uns beauftragte, ihn darzustellen. Wären alle diese Beweggründe für uns nicht ausreichend, uns weise zu machen, so müssten wir es doch aus Mitleid für alle Wesen und alle Regionen fein, die mit uns in Beziehung stehen, weil wir nickt aufhören können, weise zu sein, ohne ihnen den Tod statt des Lebens zu geben, das sie von uns erwarten; sind wir nun aber nicht erhaben genug, um ihnen das Leben geben zu können, so wollen wir uns wenigstens nicht so sehr erniedrigen, ihnen den Tod zu geben. Selig, wenn wir eine Stufe höher steigen können; denn alsdann werden alle Kräfte aus uns hervorgehen und wir werden aus Pflicht auf tätige Weise das Glück aller Wesen wirken. Der Weise arbeitet für seine eigene Ruhe, indem er täglich die Flecken auslöscht, welche den Menschen seit seiner Sünde verfinstern, und sucht, die Quelle des Lebens, die allein ihm den Frieden geben kann, herabströmen zu lassen; dies ist das Ziel, welches ein jeder Mensch erstreben muss, wenn er gerecht werden will. Der liebende Mensch geht weiter; er begnügt sich nicht mit seinem eigenen Glücke; er bedarf noch des Glückes dessen, was nicht er ist; und hier kann der Geist der Liebe zwei verschiedene Eigenschaften an sich tragen, eine geistige und eine göttliche. Durch erste” sucht der Mensch die Ruhe seines Gleichen zu bewirken; durch die zweite sucht er sogar dem Worte Schabbat-Ruhe zu verschaffen; und hierzu sind viele berufen, aber wenige erwählt. Diener der göttlichen Dinge! Wäre es nicht an euch, uns diese so wichtigen, so großartigen und so wenig gekannten Wahrheiten zu lehren? Denn wer könnte sich hienieden über reden, wir seien etwas anderes, als die großen Verwalter der göttlichen Güter und damit beauftragt, an Gottes Ruhe zu arbeiten? Leider könnte man sagen, dass der Mensch nur an dem entgegen gesetzten Werke arbeitet, und dass er sich beträgt, als suche er nur die Ruhe des Feindes, während wir uns nur damit beschäftigen müssten, die Wunden zu heilen, die er fort während allen Regionen schlägt. Alles lehrt uns, dass wir dieses hohe Amt erreichen könnten, wenn wir uns im Geiste und in der Wahrheit mit dem Dienste des Wortes verbänden, weil, wenn es einerseits eine absteigende Stufenleiter der Gräuel des Menschen und seines Feindes seit dem Ursprunge der Welt gibt, es auch anderseits eine aufsteigende Stufenleiter der vor uns entwickelten göttlichen Schätze seit demselben Ursprunge gibt, die nicht aufhören wird, sich bis ans Ende der Zeiten zu entwickeln. Wenn wir über das nachdächten, was unter der materiellen allgemeinen Welt verborgen liegt, so würden wir Gott danken, dass er solch einen Prachtaufwand aufbot, um dieses furchtbare Schauspiel unfern Augen zu verbergen. Wenn wir über den unglücklichen Zustand des Menschengeschlechtes, er sei nun sichtbar oder unsichtbar, nachdächten, so würden wir den Naturkräften danken, unsern Blicken dieses herzzerreißende Bild er spart zu haben, und wir würden der höchsten Weisheit danken, dass sie es gestattet, dass der Mann und das Weib gegenwärtig in sich die Liebe und das Licht unter dem Schleier der ewigen Sophia wieder sammeln können, weil es nicht eine jener heiligen Ehen gibt, die nicht allgemein bei der ganzen menschlichen Familie gefeiert würde, und die nicht, wie unsere irdischen Ehen, Freuden in unsere zeitlichen Familien brächte. Wenn wir über die Angst des Wortes nachdächten, so würden wir demselben danken, dass es die liebevolle Großmut gehabt, sich unserer Ruhe, wie es dieses getan, zu widmen, und wir würden uns unserseits seiner Ruhe widmen, wie es sich der unsrigen gewidmet hat. Wenn wir auf diese Weise jene Wege der Liebe und des Mitleidens wandelten, so würden wir endlich das Böse und den Schmerz aller Regionen zurückstoßen und erkennen, in welch einem unermesslichen Verhältnisse das Gute über dem Bösen steht.

Zwar ist der Teufel so boshaft, dass wir ohne die göttliche Basis oder die Güte, welche in den Menschen herabgekommen ist, nicht einmal wissen könnten, dass mein Gott sei. Die Menschen aber sind so sehr von dieser göttlichen Güte umgeben, dass wir ohne die Bosheit des Menschen das Dasein des Teufels nicht einmal gewahren würden. Es gibt sogar in der Welt so herrliche Offenbarungen des Wortes, und zwar unabhängig von den bekannten Traditionen und hauptsächlich von den herrlichen Naturoffenbarungen, dass wenn ich einen Blick auf die großartigen Entwicklungen werfe, welche durch die Freigebigkeit der Weisheit irgend einen seiner Diener entdeckt wurden, ich nicht umhin kann, mich über ihre Verschwendung zu verwundern. Ich könnte alsdann versucht sein, zu glauben, dass sie den Zustand der dumpfen Unwissenheit und der rohen Verhärtung, worin die Menschen in Betreff des Weges der Wahrheit und der fruchtbaren Herrschaft des Geistes sind, nicht kennt. In der Tat, ich glaube, dass sie trotz ihrer allgemeinen Wachsamkeit die Verirrungen und die Bosheit der Menschen nur in so fern gewahrt, als sie die verschiedenen falschen Schranken, worin sie sich befinden, vermehren, weil alsdann diese Abweichung aus ihrer Bahn, bis in die Regelmäßigkeit der höchsten Ordnung eindringt und die Gerechtigkeit reizt, die es sonst vorziehen würde, ewig unter dem Schleier ihrer Liebe zu ruhen. Der habituelle Zustand Gottes und der Geister ist, sie für weniger schlecht zu halten, als sie sind, weil Gott und die Geister den Aufenthalt der Ordnung, des Friedens, der Tugend und der Güte bewohnen, indem sie auf Alles, was ist, jene Farbe der Vollkommenheit übertragen, welche ihr fortwährendes Element ist. Vergebens werden sie auf alle mögliche Weise durch die wiederholten Missbräuche des Menschengeschlechts getäuscht; dies hindert sie nicht, schon den folgenden Augenblick neue Begünstigungen an sie zu verschwenden: eine Wahrheit, von der das alte und neue Testament gleichsam eine ununterbrochene Kette von Zeugnissen darbieten; eine Wahrheit, die nicht mehr überrascht, wenn man sie von der ewigen, erzeugen den Quelle aus erblickt hat, die nicht aufhört, sich ewig aus sich selbst zu erneuern. Diese Seinsweise Gottes und der Geister in Beziehung auf den Menschen, widerspricht der anhaltenden Wachsamkeit nicht, in welcher sie seinetwegen sind, um ihn auf den Wegen, die ihm durch die Weisheit eröffnet sein können, zu schützen, zu warnen und zu lenken, weil alle diese Dinge Werke der Liebe und des Wohlwollens und weil sie deren natürliches Element sind. Auf diese Weise gehen sie zu Werke, und weit entfernt, das Böse in ihm zu argwöhnen, muss er mit der Unordnung ganz schon verbunden sein, damit sie es bis in dem Grade gewähren, dass sie ihn sich selbst und den Folgen seiner Verrenkungen überlasten, und dennoch säumen sie nicht, ihm neue Beweise ihrer Aufmerksamkeit und ihrer Zuneigung zu geben. Die beiden Progressionen vom Bösen und vom Guten sind in unserem Sein, und hierdurch können wir mit allen Wellen Beziehungen haben und den Dienst des Geist-Menschen darin verrichten. Aber es ist noch nichts, wenn man diese Dinge weiß; das Wesentliche besteht darin, sie zu verwirklichen. Der Gelehrte gilt in den Augen Gottes nichts; nur die Arbeiter schätzt und belohnt er. Bei einer jeden Stufe, die wir beim Werke ersteigen, erlangen wir neue Kräfte, und der Mensch, welcher die lebendigen Pfade seiner Wiedergeburt verfolgt, kann bis zum heiligen Berge gelangen, um dort die Gebote des Herrn zu empfangen. Aber hier bemächtigt sich seiner der Zorn der Gerechtigkeit, wenn er die Verbrechen gewahrt, denen das Volk Israel sich hingibt. Er zerbricht die Tafeln der Gesetze, weil das Volk ihrer zu vernehmen nicht würdig ist. In seinem Zorne zerstört er alle Missetäter, welche die menschliche Seele überreden, mit den Völkern, die gegen das Wort gerüstet sind, Abgötterei zu treiben. Er schleudert den Donner gegen die Riesen, die den Himmel erstürmen und darin regieren wollen: “O mein Volk, welche Ungerechtigkeit fanden doch eure Väter an mir, dass sie sich entfernten von mir und der Eitelkeit nachgingen und eitel wurden! “ Jeremias 2, 5. In dem Grade, als wir uns zu diesem Berge erheben, bekleiden wir uns mit dem Mantel des Elias, den wir schon in diesem Leben erben können und durch dessen Vermittlung wir es vermögen, Feuer vom Himmel fallen zu lassen, die Wasser der Flüsse zu zerteilen, die Kranken zu heilen, die Toten wieder zu erwecken. Denn nur durch diesen Mantel des Elias, oder durch unser reines und ursprüngliches Gewand, kann das Wort in uns erhalten werden, wie ein irdischer Mantel die leibliche Wärme in uns erhält. Das animalische Sein kann dieses lebendige Wort nicht in sich beschließen; nur unser jungfräulicher Leib kann es festhalten. Die Sitte, Tote einzubalsamieren und sie mit den köstlichsten Spezereien anzufüllen, ist eine Transposition jenes Prinzips, das uns alle sowohl zu unserer leiblichen als geistigen Wiedergeburt beruft. Es ist gewiss, dass, wenn wir klug wären, wir keinen andern Beruf in der Welt hätten, als fortwährend daran zu arbeiten, den lauteren Leib und den Geist der Wahrheit, die gleichsam erloschen und tot in uns sind, wieder zu beleben, so dass wir uns bei unserem natürlichen Tode mit allen leiblichen Sinnen unserer ersten Gestalt vollständig einbalsamiert fänden, nicht auf die Art der irdischen Mumien, die ohne Leben und ohne Bewegung bleiben und sich endlich auflösen, sondern als ob wir den lebendigen und nicht zu zerstörenden Balsam mit uns führten, der allen unfern Gliedern ihre ursprüngliche Beweglichkeit und Tätigkeit wiedergäbe und zwar in immer wachsenden Progressionen, wie das Unendliche und die Ewigkeit. Nun aber brauchen wir deshalb nicht einmal den Moment unseres natürlichen Todes abzuwarten.

Der Prophet Hagai konnte nicht mehr sehen, weil sich seine Augen seines hohen Alters wegen verdunkelt hatten, und dennoch konnte er das Weib des Jeroboam und ihre Absicht erkennen, als sie verkleidet zu ihm kam, um ihn über die Krankheit ihres Sohnes, den sie zu verlieren fürchtete, um Rath zu fragen. Ja, wenn wir nicht verirrte und mit unserem Feinde verbündete Wesen sind, so können wir die Poren unseres Geistes, unseres Herzens und unserer Seele dergestalt öffnen, dass das göttliche Leben sie alle durchdringt, dass es uns mit dem lauteren Element erfüllt, dass wir trotz des Verfalls, dem unsere irdischen Organe durch das Alter ausgesetzt sind, alle Wohlgerüche der kommenden Region aushauchen und dass wir auf diese 26 Weise herumwandernde Organe des Lichtes und der Glorie unserer höchsten Quelle werden: dies war unsere ursprüngliche Bestimmung, weil wir mit dem Geiste und mit dem Worte, das alle Dinge aus sich selbst hervorbringt, verbunden und da von belebt sein sollten. Wenn wir die Spur der großen Arbeiter des Herrn verfolgen, so müssen wir also unsern wahren Leib mit allen Werken schmücken, an welchen wir mitgewirkt oder die wir allein gewirkt haben, wie der Erlöser seinen glorreichen Leib mit allen Werken, die er entweder durch sich selbst oder durch seine Patriarchen und Propheten offenbart hatte, schmückte. Hierdurch gelangen wir dazu, diesen selben glorreichen Leib, in welchem der Erlöser am Ende der Zeiten erscheinen wird, mit zu schmücken, wann er kommen wird, verherrlicht zu werden in seinen Heiligen und wunderbar zu werden, in Allen, die geglaubt haben. 2. Thess. I, lv. Hierdurch wirken wir mit an der Zerstörung dieses Menschen der Sünde, der sich seit lange bildet und der aus der Bosheit der Menschen zusammengesetzt ist. Denn es genügt dem Feinde nicht, uns unseres ursprünglichen Leibes beraubt zu haben; er möchte uns noch unsern elementaren Leib rauben, um damit seine Nacktheit zu bedecken, weil er von der physischen Natur, worin er eingeschlossen ist, keine Hilfe hat und nur deren Rauheit und Herbheit empfindet, weil dieses die einzigen Qualitäten sind, die er ursprünglich in ihr erweckt hat und weil er nur, indem er sich auf diese Weise mit unserem elementaren Leibe bekleidet, eines Tages den höchsten Gipfel seiner Blendwerke, seiner Abscheulichkeiten und seiner Täuschungen bei denen erreichen kann, die ihre Zuversicht nicht auf die Wahrheit gesetzt haben. Diener der Heiligtümer, es ist eure Aufgabe, uns mit diesen Tiefen bekannt zu Machen. Ihr wisset es, dass der Herr dem Propheten Jeremias sagte: (26.) “Stelle dich in den Vorhof am Hause des Herrn, und sprich zu allen Städten Judas, aus denen man kommt, um anzubeten So spricht der Herr: “Wenn ihr nicht auf mich höret, um zu wandeln in meinem Gesetze, das ich euch gegeben, um zu hören auf die Worte meiner Diener, der Propheten, die ich zu euch gesandt, dem frühen Morgen an, die ich geleitet und die ihr nicht gehört: so will ich dies Haus wie Silo machen und diese Stadt zum Fluche aller Völker der Erde.” Wohlan ihr Diener der Heiligtümer, ihr seid es, die der Herr am Eingange der menschlichen Seele berufen und denen er befohlen hat, sie die Gesetze und Vorschriften des Herrn zu lehren.

Ihr müsstet euch also am Eingange der menschlichen Seele aufhalten, und hier müsstet ihr dieser Seele jedes Wort sagen, was der Herr zu sagen euch befohlen hat. Denn wenn er den Menschen erwählt, damit er ein Prophet Gottes sei, warum konnte er sich dann nicht Menschen erwählen, damit sie die Propheten der Menschen seien. Auch ist der Prophet der Menschen nichts anderes als der Diener der Diener Gottes. Haltet euch also am Eingänge der menschlichen Seele auf und sagt ihr, was euch der Herr gesagt, ohne das geringste Wort zu verkürzen, um zu sehen, ob sie darauf hören und sich bekehren, indem sie ihre schlechten Wege verlassen, damit den Herrn das Böse gereue, was er ihnen wegen der Bosheit ihres Herzens zu tun entschlossen war. Eure Aufgabe wäre es, die Menschen zu unterrichten, dass, damit sie nicht eitel und nichtig werden, das Wort selbst in ihnen wohnen müsse. Endlich wäre es eure Aufgabe, sie einsehen zu lassen, was sie zu tun haben, damit das Wort selbst in ihnen wohne. Sie wissen, dass, wenn irgend ein geliebter Freund in einem Schloss erwartet wird, dass dann alle, die dieses Schloss bewohnen, die Herren sowohl als die Diener sich in Bewegung setzen. Sie wissen auch, was in Festungen und in allen andern großen öffentlichen Gebäuden vorgeht, wenn ein mächtiger oder regierender Herr darin erscheinen soll. Sie sehen dort dieselbe Geschäftigkeit und zwar durch die auffallenden Zeichen. Jeder will sich am meisten zusammennehmen, um sich des ihm anvertrauten Amtes zu entledigen. Um sich einzurichten, den wichtigen Gast zu empfangen, der sich nur danach sehnt, sie zu besuchen, müsste keine Fähigkeit ihres Wesens zurückbleiben, die nicht ihren Eifer entwickelte, und sich ihres Dienstes mit einer noch lebendigeren Geschäftigkeit entledigte, die zugleich Ehrfurcht und Liebe bewiese. Alles, was ihr Wesen ausmacht und alle verschiedenen Regionen ihres Daseins müssten sich einer glühenden, ununterbrochenen Tätigkeit hingeben, damit Alles, was in ihnen ist, der Kanal, das Organ und das Werkzeug des Wortes oder jenes majestätischen und unaussprechlichen Gastes werde, dem ihr eigenes Sein als Wohnung dienen soll und worin er seine heiligen Geheimnisse feiern will. Die heiligen Geheimnisse feiern! Selig derjenige, welcher in sich selbst die kleinste Spur” dieses wunderbaren und unbegreiflichen Werkes empfunden und die kleinste Wahrnehmung dieses lebendigen und herrlichen Wunders erfahren hat, wozu man keine Muße, ja vielleicht nicht einmal die Möglichkeit hat, um das Verständnis dieses Glückes zu fassen; so sehr vertieft es uns in das Glück und in die Freude, weil es ausschließlich zum Dienste des Geist-Menschen gehört. Leider war der Erlöser oder das sichtbare Wort kaum von der Erde verschwunden, als das Licht schon abnahm; Und als die Diener der Heiligtümer über irdische Dinge in Streit gerieten, waren sie genötigt, Stimmen zu sammeln, weil wir außer diesem Worte keine feste und unzerstörbare Klarheit mehr finden, und sie vergaßen es, dass ihnen dieses Wort versprochen hatte, bei ihnen zu sein bis zum Ende der Zeiten. Auch würde ich untröstlich sein, wenn Paulus nach seiner Berufung gewankt hätte, weil diese Erwählung nach dem Schlusse des irdischen Tempels und nach der Eröffnung des geistigen Tempels erfolgt war; wohingegen ich es nicht bin wegen der Verleugnung des Petrus, die vor dem einen und vor dem andern stattfand. Ich bin es ebenso wenig wegen des Zornes des sanften Johannes, der einen Menschen hinderte, den Teufel im Namen des Herrn auszutreiben. Ich bin es nicht über den Zorn des sanften Johannes, weil er das Feuer des Himmels auf ein samaritisches Dorf herabfallen lassen wollte, wo sein Meister nicht aufgenommen war, weil es schien, als wolle er nach Jerusalem gehen. Der Meister belehrt uns über die Unwissenheit seiner Jünger in jener Zeit, weil sie nicht wussten, wessen Geistes sie waren. Auch dürfen wir die zeitlichen und geistigen Stufen und Epochen, denen der Erlöser selbst unterworfen war, nicht aus den Augen verlieren. Aber ihr, die ihr in das Gleise der Verwaltung des Wortes erst dann eingetreten seid, nachdem alle geistigen und göttlichen Pforten dazu geöffnet, glaubt ihr nicht manchmal daran gearbeitet zu haben, sie zu verschließen? Warum gebet ihr uns bei allen euren Feierlichkeiten, die dazu dienen sollten, um Wirklichkeiten in uns zu entwickeln, die stets wüchsen, nur Etwas zur Erinnerung? Damit diese Feierlichkeiten wahre religiöse Feste würden, so müsste der Geist, der durch euer Organ den Vorsitz dabei führte, uns wirklich durch eine jede Periode eine höhere Stufe von Kraft ersteigen lassen, auf welche die Sache Gottes selbst auf dieser Welt seit jener Periode emporstieg. So hätte zur Zeit der Juden bei dem Feste der Laubhütten der innere und unsichtbare Mensch durch den Beistand der geheiligten Diener sich bis zur Region der geistigen und ewigen Laubhütten erheben sollen, wonach wir hienieden alle streben müssen. So hätten sie sich bei ihren blutigen Opfern innerlich bis zum innigsten Opfer ihres irdischen Seins erheben müssen, da mit, indem ihr brennender Wille sich durch dieses Opfer, welches sie selbst sein sollten, erhob, sie sich mit der heiligen Sehnsucht und mit der geheiligten Liebe vereinigen gekonnt, die nur da nach strebt, ihren alten Bund oder ihren ursprünglichen Vertrag mit uns zu erneuern.

So hätten sie, wenn sie das Fest des Schabbats gefeiert, sich im Geiste über die sechs Aktionen oder elementaren Kräfte, die den Menschen gegenwärtig gefangen halten, erheben und ihr innerstes Sein mit den sieben allgemeinen Quellen verbinden müssen, von denen er abstammt, deren wirkungsfähiger Repräsentant er gleichsam ist und von dem er sich niemals hätte trennen dürfen. So müssten die Kinder des neuen Bundes bei der Feier der Geburt des Erlösers durch euern Dienst und durch euer Beispiel den Erlöser selbst in sich gebären und ihm die Pforten der Erfüllung seiner ganzen Sendung in ihrer Person eröffnen, wie er es für die Allgemeinheit vollbracht hat. So müssten sie beim Osterfeste daran arbeiten, dass er bei ihnen aus dem Grabe auferstände, worin unsere verdorbenen Bestandteile und unsere Befleckungen ihn gemeiniglich begraben halten. So müssten sie beim Pfingstfeste daran arbeiten, in ihnen das Verständnis aller Sprachen zu erwecken, die der heilige Geist fortwährend zu allen Menschen redet und an deren Verständnis unsere dichte Materie uns hindert. Die Wiederkehr dieser Feste müsste in jedem Jahre in den Gläubigen eine neue Stufe der Entwicklung bewirken, und so würde er allmählich bis zu dem Ziele der Wiedergeburt gelangen, das ihm hienieden vergönnt wäre. Fürchtet ihr nicht, dass der Gebrauch, den ihr ihnen von allen diesen denkwürdigen und heilsamen Epochen zu machen gestattet, seinem Gedächtnis nicht eine unfruchtbare Erinnerung einpräge und den Menschen, der unter eurem Schutze ein Arbeiter des Herrn zu werden suchte, in seinem Bestreben zurück halte? Wo aber sollen sich der Trost und der Sabbat des Wortes finden, wenn er nicht aus den Arbeitern des Herrn hervorgeht? Es erwartet, dass die in den Dienst Gottes wieder eingesetzten Menschen ihr wichtiges Amt nach Maßgabe ihres Grades und ihrer Stellung ausüben werden. Nun aber besteht dieser Dienst darin, dass er sich mit den wunderbaren, göttlichen Quellen, die sich ewig selbst erzeugen, erfülle, damit durch den bloßen Namen ihres Herrn der Mensch alle seine Feinde in den Abgrund stürze, damit er die verschiedenen Teile der Natur von den Fesseln befreie, die sie einengen und sie in Knechtschaft halten ; damit er die irdische Atmosphäre von allen sie verpestenden Giften reinige; damit er die Körper der Menschen von allen verdorbenen Einflüssen, die sie verfolgen und von allen Krankheiten, die sie betrüben, reinige; damit er ihre Seelen noch mehr vor allen boshaften Berückungen bewahre, die sie verderben, und ihren Geist vor allen dunkeln Bildern, die ihn verfinstern ; damit sie dem Worte die Ruhe wiedergeben, das durch die falschen menschlichen Worte in Trauer und in Betrübnis zurückgehalten wird; damit er die Sehnsucht der Engel befriedige, welche die Enthüllung der Naturwunder von ihm erwarten ; kurz, damit das Weltall von Gott erfüllt werde, wie die Ewigkeit es ist. Man könnte dieses das tägliche Gebet des Menschen oder sein natürliches Brevier nennen; eine tiefe Wahrheit, welche die sichtbare Kirche vielleicht nicht glaubte, lehren zu müssen, deren Bild sie aber wenigstens bewahrte, indem sie das Brevier der Priester zu seinen strengen Pflichten zählet; und dies ist das Amt, das der Mensch zu erlangen hoffen darf, wenn er sich bis zu seinem Urheber erhebt und ihn anflehen darf, aus seinem eigenen Nachdenken hinauszugehen, um der Natur, dem Menschen und dem Worte zu Hilfe zu eilen: der Art ist der Zeit punkt, den der Geist erwartet, und wonach er sich mit unaussprechlichen Seufzern sehnet. Dies sind, o Mensch der Sehnsucht, die Pfade, die du verfolgst, und du bewahrst nicht nur die wirklichen Züge deiner wahren Bestimmung, sondern du weißt eben so aus Erfahrung als aus Überzeugung, dass alle unsere Augenblicke, die nicht für Gott sind, gegen Gott sind, weil unsere einzige Aufgabe darin besteht, Gott behilflich zu sein, in sein Reich wieder einzugehen und sich überall auf seinem Thron wiederherzustellen. Auch hörst du nicht auf zu sagen: “Weinet, weinet ihr Propheten! Weinet ihr Seelen der Sehnsucht, weil dieser Augenblick noch nicht gekommen, wo das Wort auf Erden alle seine Reichtümer ergießen kann ! Es weinet noch mehr als ihr, weil es sich in seiner Liebe so sehr gehindert sieht. Mein Gedanke ist durch einen heiligen und festen Entschluss bestimmt, sich ganz und gar der Förderung seines Werkes hinzugeben; er hat sich daran geheftet und geschworen, sich niemals davon abzuwenden.

Mein Gedanke wird sein Feuer an alle brennbare Stoffe legen, die meinem Wesen fremd sind.” “Er wird es so lange dort lassen, bis sie sich erhitzen und in Flammen aufgehen, und bis mitten zwischen diesen brennbaren Stoffen ein allgemeiner Ausbruch erfolgt, der in jedem Momente meines Daseins die Ehrfurcht gebietenden Laute hören lässt. Warum sollte das Feuer meines Gedankens nicht einen solchen Ausbruch bewirken? Sehe ich nicht, wie sich ein vergängliches Feuer auf die Wolken legt und sie mit plötzlichem Glanz auseinander treibt? “ “Und du Gedanke des Menschen, du lebendiger Strahl, der aus einem noch lebendigeren Feuer hervorging als du selbst bist, du solltest geringere Vorrechte als das natürliche Feuer besitzen, von dem sich das Auge Gottes einst abwenden wird, und es wird nicht mehr sein!” “Nein, nein, fühle deine Würde, fühle deine Größe, strebe mit deinem ganzen Sein zum Ziele deines Werkes und deiner Förderung. Sie sind da, die Feinde deines Werkes und deiner Förderung; selbst wenn “sie nicht mehr mit dir identifiziert sein werden, haben sie sich des einzigen Postens bemächtiget, der für dich geschaffen war, und nichts werden sie vergessen, um dein Widereingehen zu hindern.” “Wende dich nicht ab von deinem Werke, bevor du nicht diesen Posten dergestalt gereinigt hast, dass du allein die Herrschaft dort behauptest, und bevor nicht selbst die geringsten Spuren aller Tritte des Feindes ausgelöscht sind.” “Trage sogar Sorge an allen Orten, wo er etwa gewohnt und durch welche er gegangen, reinigende Feuer anzuzünden, weil dieser Posten, nachdem er ein Kampfplatz des Mordens und des Blutvergießens geworden, ein Tempel des Friedens und der Heiligkeit werden soll.” “Die Heiligkeit des Wortes ist das Feuer, das man an allen Orten anzünden muss, wo der Feind gewohnt und durch welche er gegangen; und dieses Wort allein würde ihn sogar in die Flucht schlagen und ihn nötigen, seinen Posten zu verlassen.” “Sprich den ganzen Tag über keinen andern aus; wohne nicht mehr zwischen den dunkeln Meinungen der Menschen, lasse ab von ihren finsteren Forschungen. Du bist gewiss, die Richtschnur des Lebens zu besitzen, sobald dein Herz das Wort: “Die Heiligkeit des Wortes!” ausgesprochen haben wird.” “Die dunkeln Meinungen der Menschen und ihre finsteren Forschungen würden dich mit ihrer verworrenen Unwissenheit erfüllen ; sobald du die Hand an die Flugschar gelegt hast, dann wende dein Haupt nicht mehr, um hinter dich zu schauen.”

“Möge der Friede zwischen dir und zwischen allen weilen, die an die Heiligkeit des Wortes glauben, und mögen alle Verschiedenheiten der Meinungen verschwinden. Naamann, der Feldherr der Syrier, glaubte an die Heiligkeit des Wortes, und als er dem Elisäus, der ihn vom Aussatz geheilt hatte, fragte, ob es ihm von nun an erlaubt sei, mit dem Könige zu gehen, im Tempel zu Remmon anzubeten, antwortete ihm der Prophet: “Gehe in Frieden!” “Möchten auch alle Schattenbilder, alle Täuschungen der ganzen Welt, alle entfesselten Mächte des Abgrundes vor dir erscheinen! Von nun an muss ihr Erscheinen eitel sein, weil sie dich auf deinem Posten finden müssen und weil sie es wissen, dass du dort für die Ewigkeit weilen wirst.” Mensch, siehe die Erhabenheit und Ausdehnung deiner Vorrechte! Das Weltall ist im Leiden, die menschliche Seele ist auf ihrem Schmerzenslager. Das Herz Gottes erwartet von dir, dass du dem Worte in der Welt und in der Seele des Menschen Zutritt verschaffst. Also hast du das Vermögen, dem Weltall, der menschlichen Seele und dem Herzen Gottes Ruhe zu verschaffen. Mensch, hörst du es nicht, wie sie von dir die Ruhe fordern, wie sie dich anflehen, sie nicht zurückzuhalten; wie sie die rührendsten Bitten an dich richten? Sprich nur ein Wort, und meine Seele wird geheilt sein! Eine Bitte, die du selbst fortwährend in dem Munde führen müsstest gegen denjenigen, der dir zuerst die Arme entgegen streckte , um dir in deinem Elende beizustehen. Mensch, sprich also dieses Wort, denn du selbst wirst nicht eher Ruhe finden, als bis du es ausgesprochen! Mache, dass das Herz des Menschen sich nicht mehr in seinen kalten Umkreis einengt; mache, dass sich das Zentrum der menschlichen Seele öffnet! Sie ist so groß, dass von ihrer Ruhe und von ihrer Glorie die Ruhe aller Regionen abhängt. Nicht nur bist du hierdurch gleichsam als ein Herr und Regierter über alle Werke Gottes eingesetzt, sondern du bist sogar durch die ewige göttliche Liebe eingesetzt und konstituiert, damit dein Eifer und deine Liebe ein Antrieb und ein Sporn des Eifers und der Liebe der ewigen Macht werden soll; damit dein Herz einigermaßen der Gott deines Gottes werde. Wenn also dein Herz hienieden einigermaßen der Gott deines Gottes werden kann, so siehe, was daraus erfolgen muss, wenn du säumst. Jeder Mensch kann sein erhabenes Werk keinen Augenblick ruhen lassen, ohne dass nicht Alles unter seiner Trägheit und Gleichgültigkeit leide. O Mensch, halte dein Amt in Ehren! Freue dich deines heiligen Dienstes, aber zittere! Du bist für die Harmonie der Natur verantwortlich, für die Ruhe der Seelen deiner Nebenmenschen und für die unaussprechlichen Freuden desjenigen, der da ist und welcher der Ewige heißt. Es ist also wahr, dass das Gebet des Menschen für das Glück der Wesen eben so notwendig ist, als die Bewegung für das Dasein des Weltalls notwendig ist. Aber dieses Gebet hat zwei Zeiten: die eine muss zur Erreichung unseres Postens verwandt werden; die andere, um ihn auszufüllen. Nun aber darf keine dieser beiden Zeiten einen Augenblick Unterbrechung erfahren. Der Mensch sollte sich nicht mehr als Gott selbst ausruhen; denn selbst die Ruhe des Menschen wird Gebet, wenn er vor seiner Ruhe kräftig gebetet hat. Die Tätigkeit Gottes und die des Menschen sind an einander gebunden; sie müssen fort während vereinigt sein. Der Mensch ist ein Geist; Gott ist ein Geist; der Mensch besitzt das Vermögen zu Gott zu sagen: wir beide sind Geist; wir wollen unsere Tätigkeit vereinigen. Der Mensch kann unter der Aufsicht Gottes an den Schwingungen der Waage Teil nehmen, welche die Bewegungen der verschiedenen Regionen der Wesen ordnet; es liegt ihm ob, einen jeden Ausschlag derselben zu beherrschen. Der Mensch entnehme hieraus, ob er sich jemals etwas erlauben dürfe, was nicht mit Gott übereinstimmt. Jacob Böhm sagt, dass ein Wunsch sogar eine Sünde sei. Wenn nun ein Wunsch, den wir nicht mit Gott teilen, sogar eine Sünde ist, so ist ein Gedanke, der nicht von Gott ist, eine Schlinge, ein Vorhaben, das nicht von Gott ist, ein Angriff auf seine Macht, ein Wort, das nicht von Gott ist, ein Eingriff in seine Rechte, eine Handlung, die nicht von Gott ist, ein Raub an seiner allgemeinen Tätigkeit, eine einzige Bewegung, welche nicht von Gott ist, das Verbrechen eines leichtsinnigen Ehrgeizes. Vor allen Dingen muss der Mensch also zu allen seinen Fähigkeiten, Eigenschaften und Formen, aus denen er zusammengesetzt ist, sagen: Ich befehle euch als Vater und als Familienhaupt, euch an eure Geschäfte in mir zu halten, und jeden Augenblick durch eure Wachsamkeit und Tätigkeit an der Ordnung, die in mir herrschen muss, mitzuwirken, damit die allgemeine Ordnung mich bereit findet, wenn es ihr gefällt, sich mir zu nahen.

Benutzet beständig euer Vermögen zu diesem besonderen Werke; ihr seid Wesen der Tätigkeit; für mich ist es hinreichend, wenn ich meinen Willen dabei anstelle; denn ich bin das Ebenbild meines Urhebers. Mensch, sogar deine Gesunkenheit entbindet dich nicht von diesem beständigen Gebete. Ehemals mussten deine Hände immer gen Himmel gerichtet sein; der Ausspruch Gottes verurteilte dich, sie mühsam bis zur Erde zu neigen, um deine Nahrung daraus zu gewinnen. Aber während du diese mühsame Aufgabe erfüllst, kannst du die Hände deiner Seele zur allgemeinen Quelle des Lichts erheben; nur deine leiblichen Hände sind zur irdischen Arbeit verurteilt; hüte dich vor allem, sie zu Ungerechtigkeiten zu gebrauchen. Der Mensch, der im Strome der Welt lebt, erhebt nicht bloß seine Hände nicht mehr gen Himmel, und neigt sie nicht mehr zur Erde, um sich dem Befehle zu unterwerfen, sondern er begeht einen Raub, um sich diesem allgemeinen Befehle zu entziehen, und durch dieses Verbrechen gegen die Gesellschaft verletzt er zugleich das himmlische, das irdische und das Familiengesetz, oder das Gesetz der Bruderschaft. Der der bösen Lust! Welche Übel verursachst du nicht durch sie dem Himmel, dem Menschen und der Erde! Dem Himmel, weil sie dir das Vertrauen zum höchsten Urheber raubt, dem einzig Mächtigen, von dem du den lebendigen Reichtum erlangen kannst, statt der toten und kraftlosen Schätze, die du raubst und sorglich anhäufest. Dem Menschen, weil abgesehen davon, dass sie ihm das Vertrauen zu seinem Schöpfer raubt, sie ihm auch die Betriebsamkeit und Geschäftigkeit raubt zur Erfüllung des großen Ausspruches, der das Menschengeschlecht zur Arbeit im Schweiße seines Angesichtes verurteilt. Der Erde, weil du durch sie ihre Kultur aushülst. Wenn aber das Wort dem Menschen zu dem erhabensten Zwecke gegeben ward, was wird dann wohl das Loos seines Wortes nach dem Missbrauche sein, den er täglich davon macht? Jedes Wort, was nicht zur allgemeinen Verbesserung mitgewirkt hat, wird der Umschmelzung zugewiesen werden. Jedes Wort, was dazu verwendet, die Verderbnis noch zu vermehren, wird dem Ausschuss zugewiesen werden. Jedes Wort, was zum Spott und zur Lästerung verwendet, wird in ätzende Pfühle geworfen werden, wo es an Gift und an Fäulnis noch zunehmen wird. Das‘ ewige Wort wird alle falschen , nichtigen und verdorbenen Worte der Menschen wieder an sich ziehen und aufnehmen müssen, und indem es sie durch das Feuer seines unaussprechlichen Gerichtes gehen lässt, schmelzt es diejenigen um, die noch empfänglich dafür sind, wirft diejenigen bei Seite, die mangelhaft, und stößt diejenigen in den verzehrenden Pfuhl, die sich mit Verderbnis angefüllt haben.” “Höchster Wirker, ruft hier der Mensch der Sehnsucht aus, welcher Schmerz könnte sich mit dem meinigen messen, wenn ich sehe, wie das Wort, womit du die Menschen beschenktest, in ihrem Munde ein Werkzeug des Mordes wird, das gegen dich und gegen das Wort gerichtet ist!” “Ach nein, du setzest mich auf zu harte Proben! Sie erschöpfen die Kraft meiner Natur; sie kann sie weder ertragen, noch kann sie solchen Schmerzen widerstehen. Worin besteht also, o höchste Macht, die Unermesslichkeit deiner ewigen, göttlichen Seele, da die menschliche Seele, die doch nur ein Abglanz derselben ist, es fühlen kann, wie ähnliche Leiden ihr nahen? “Warum gibst du zu, dass so herbe Schmerzen sich der menschlichen Seele nahen? Warum sind sie auch der Art, dass es ihr kaum gestattet ist, ihre Nebenmenschen von ihrem Missgeschicke zu unterrichten? Sie muss ihnen in gewisser Weise ihre eigenen Leiden verschweigen; sie muss in sich selbst ihre furchtbarste Angst verschließen, wie du in deinem unaussprechlichen Herzen die Angst verschließest, welche die falschen, widerspenstigen Worte der ganzen Menschheit dir verursachen.” “Du liebst es, wenn man dir Gewalt antut; ich werde dich so lange bestürmen, bis du meinem Worte den Atem wiedergegeben hast, damit es ungehindert über die Verstimmung der Natur, über die Leiden des Menschen und über die Angst deiner göttlichen Seele wehklagen kann.” “Aber das einzig wahre Mittel, diese Gunst von dir zu erlangen, besteht darin, fortwährend daran zu arbeiten, in meinem eigenen Sein die Harmonie herzustellen, die du fortwahrend in der Gesamtheit der Regionen der Wesen hervorbringst und erhältst.”

“Ja es ist notwendig, dass ich unausgesetzt daran arbeite, mein Wort zum Gotte meines Ichs und meines Kreises zu machen, wie du der Gott des unbegrenzten Kreises bist; wenn ich dann ein Geist geworden, wie du ein Geist bist, dann werde ich für dich kein Fremdling mehr sein; wir werden uns gegenseitig als Geister anerkennen, und du wirst dich nicht mehr fürchten, mir zu nahen, mir den Weg zu bahnen und mit mir zu verkehren.” “Dann erst werde ich lebendig sein; dann erst wird mein Wort im Stande sein, sich mitten in der Wüste des menschlichen Geistes vernehmen zu lassen. Damit ich einen wahren und gerechten Gebrauch meines Wortes mache, so darf ich keins aussprechen, was nicht rings um mich die Verbesserung und das Leben hervorbrächte, ich darf keins aussprechen, was mir nicht eingeflößt, geliehen, mitgeteilt und befohlen wäre.” “Du Urheber der Ordnung und des Friedens, wie bist du fruchtbar und unerschöpflich in deiner Weisheit und in deinen wohltuenden Schätzen! Du hast den Dienst des Geistmenschen und sein Glück auf dieselbe Basis gelegt; er ist dazu bestimmt, nur für das Gute zu wirken und zu reden, wie du, und er kann das Gute nicht eher tun, als bis er angefangen glücklich oder von deinem Worte belebt zu sein.” “Er ist dazu bestimmt, wie du, eine fortdauernde Glückseligkeit zu genießen. Hierzu würde genügen, wenn er sich nie von dem Worte trennte, und wenn er nie den Verkehr mit ihm unterbräche. Denn warum tut Gott nur das Gute? Weil er nur das belebende Wort aus sich kann hervorgehen lassen.” “Warum ist er ohne Unterbrechung glücklich? Weil er nie aufhört, das Wort des Lebens zu fühlen, auszusprechen und zu hören.” “Warum ist er immer ruhig und heiter, oder warum ist er lebendig? Weil er immer spricht, und weil das Wort, das er innerlich und in seinem eigenen Zentrum ausspricht, nicht auf hört, Ordnung und Frieden darin zu erzeugen.” Und du, o Mensch, du bist dazu bestimmt, nach deinem Maße ewig ein tätiges Wort zu sein, so wie Gott im ganzen Weltall ein ewiges tätiges Wort ist! Mensch, zögere keinen Augenblick, mit allen deinen Kräften daran zu arbeiten, schon in dieser Welt ein fortwährend tätiges Wort zu werden; dies darf dir nicht unmöglich, sondern es muss dir eine Pflicht sein, weil du hierdurch nur in deine Rechte zurücktrittst, da du dazu bestimmt bist, ewig ein tätiges Wort zu sein. Ja der Mensch, der sich fortwährend mit seiner Quelle verbindet, kann einen solchen Grad von Tätigkeit und Weisheit empfangen, dass sein Atem kein Lüftchen bewegen kann, ohne so glorreiche Wohltaten hervorzubringen, als ob er eine Quintessenz des allgemeinen reinigenden Balsams wäre. Also ist der Mensch ein Wesen, das seines Namens unwürdig, er ist ein bis zum höchsten Grade unwürdiges Wesen, er ist ein furchtbarer Verbrecher, wenn er einen Augenblick säumt, das tätige und heilige Wort entweder über die Natur, oder über den Menschen oder über die betrübte Wahrheit zu verbreiten. Ach! Warum ist möglich jener furchtbare, fruchtlose und blinde Gebrauch, den die Menschen in jedem Augenblicke von dem Worte machen! Der Psalmist, sagt, dass der Mund des Menschen ein offenes Grab sei. Was aber wird aus dieser irdischen Region werden, da sie in ihren Schoß fortwährend jene toten und leichenartigen Worte aufnimmt, die fortwährend dem Munde des Menschen entströmen und frei in der Atmosphäre herumirren? In welch einer nebelartigen Finsternis bringt fast das ganze Menschengeschlecht die Dauer seiner Tage zu? Sie sagen, die Zeit sei zu kurz: ach, wenn sie sich die Mühe gäben, sie zu messen, dann würden sie ihren unermesslichen Umfang gewahren; sie würden über den Überfluss der Zeit erstaunen, die Gott uns spendet. Dieser Überfluss ist so groß, dass, wenn wir nur einen unendlichen kleinen Teil der uns gegebenen Zeit verwenden könnten, wir bald wieder über die Zeit erhaben sein würden. In der Tat, es gibt keinen Menschen, der in seinem Leben nicht einen Moment gehabt, der nicht ausgereicht hätte, die Ewigkeit zu erreichen und zu umfangen; denn es gibt keinen Zeitpunkt, worin diese ganze Ewigkeit nicht so zu sagen eingeschlossen wäre. Wie sollten wir denn den weiten Umfang der Zeit nicht kennen, da wir sie mit der Ewigkeit, die ihre Leiter ist, messen könnten, statt dass wir sie mit den Bruchstücken dieser Zeit messen, die immer veränderlich, unbestimmt, verdorben oder nichtig sind? Wir fühlen dann nur die Leere; deswegen erscheint sie uns so kurz und so unfruchtbar. Ach, wenn wir es fühlen könnten, wovon sie erfüllt ist, wie ausgedehnt und wie fruchtbar würde sie uns dann erscheinen!

Die Allgemeinheit der Dinge ist eine große Waage, die Ewigkeit ist ihr Gipfel und ihr Perpendikel, die Zeit ihre beiden Schalen. Die Ewigkeit ist der Schwerpunkt der Zeit. Nur auf diesem allgemeinen und festen Punkte kann die Zeit ruhen und sich bewegen. Anderseits sagen sie, die Zeit sei sehr lang und sie suchen nur, sie zu verkürzen, er nicht dadurch, dass sie das herausschöpfen, was in ihr liegt, suchen sie dies, sondern dadurch, dass sie dieselbe über sich ergehen lassen, ohne sie nur einmal wahr zunehmen, indem sie dieselbe umkommen lassen, ohne sich mit dem Leben zu erfüllen, was in ihr enthalten ist. Wenn die Zeit verflossen, dann glauben sie das Ziel erreicht zu haben, wahrend sie doch weiter nichts getan, als mit ihren eiteln Entwürfen und mit ihren nichtigen Beschäftigungen, wenn nicht gar mit ihrer verbrecherischen, den höchsten Urheber schmähenden bösen Lust zu vergehen. In der Tat, die Menschen verstehen es nicht, die Gegenwart festzuhalten, weil sie sich nicht mehr bei ihnen befindet. Da sie aber immer hoffen, etwas von dieser Gegenwart, die ihnen fehlt, anzutreffen, so ergreifen sie Alles, was sich ihnen täglich in der irdischen, politischen, wissenschaftlichen und in der bloß geselligen mit nichts sagenden Ereignissen angefüllten Ordnung, deren Zeugen wir immer sind, darbietet. Dies ist auch 27 der Grund, worum die Menge nach aller Art von Schauspielen läuft; vom Theater an bis zu den kleinsten Ereignissen, die auf öffentlichen Plätzen vorfallen, sogar bis zu den unbedeutendsten Unterhaltungen, welche in den leichtfertigen Kreisen der Gesellschaft vorkommen. Statt aber hierdurch das Gegenwärtige festzuhalten, so tragen sie Alles, was ihre unruhige Neugierde sie sammeln lässt, in die Vergangenheit. Da sie in der Tat nur Dinge der Zeit sammeln, so werden diese für sie auch nur vergangene. Auch bedienen sie sich ihrer nur, um sie später nachzuerzählen, und deswegen gibt es so viele Schwätzer in der Welt. Beschäftigten sie sich mit der wahren Gegenwart oder mit dem, was nicht in der Zeit ist, so würden sie ihre Augen auf die Zukunft richten und vielleicht würden sie statt Schwätzer ganz natürlich Propheten werden. Sie bedenken nicht, dass es drei Ewigkeiten gibt, die leitende, die streitende und die triumphierende Ewigkeit. Diese drei Benennungen sind auf die sichtbare Kirche angewendet worden. Für den Menschen können diese drei Ewigkeiten aber nur eine ausmachen und ihn auf allen seinen Schritten begleiten. Wenn folglich die dreifache Ewigkeit dem Menschen auf allen seinen Schritten folgt und der Mensch das Ebenbild Gottes ist, so geht hieraus hervor, dass der Mensch seine Aufgabe nicht erfüllt und nicht in Ruhe sein kann, wenn er nicht auf habituelle Weise an den Schätzen dieser dreifachen Ewigkeit Teil nimmt; und diese Schätze bestehen darin, sich und alle Wesen fortwährend von dem Tode zu befreien. Nur diese Art Wunder hat er in der Zeit zu bewirken. Nach dieser Zeit kann er sich auf andere Art Wunder verlegen, wenn er das Vorrecht dazu durch seinen Eifer und durch seine Bemühungen, den Acker der früheren Wunder zu bebauen, erworben hat; und diese neue Art Wunder wird darin bestehen, ewig die Wunder des Lebens zu offenbaren. Wenn also ein Mensch Gottes seine Nebenmenschen unter-richtet, so müsste ein jedes seiner Worte durch lebendige Zeichen seiner Auserwählung und durch die kräftige Gegenwart des Geistes des Lebens in ihm bestätigt werden. Dieser Mensch müsste also so zu sagen nur ein fortwährender und unerschöpflicher Herd der Wunder sein, die stets aus allen Organen seines Wesens hervorgehen könnten, weil dies die Eigentümlichkeit seines ursprünglichen Zustandes sein musste, und weil dies seine Endbestimmung sein wird, wenn er wieder in die allgemeine Quelle eingesetzt, wo sogar die Wunder und Mirakel nur noch Entzücken zu erwecken und zu verbreiten haben, weil sie weder das schmerzliche Schauspiel der Sündhaftigkeit und der Unordnung zu betrachten, noch an der mühevollen Aufgabe ihrer Bekämpfung zu arbeiten haben. Man braucht sich nicht mehr zu fragen, warum der Mensch also ein kleiner, fortwährender und unerschöpflicher Herd der Wunder sein müsste, da das göttliche Leben fortwährend in ihm wohnen und sich fortwährend einen Eingang in ihn eröffnen müsste, um ohne Unterbrechung die Werke darin einzuführen, welche dasselbe ihm anzuvertrauen hat, und die so zahllos sind, dass die in allen Momenten vereinigten Kräfte aller Menschen kaum hinreichen würden, sie zu erfüllen.

Was soll nun aber daraus werden, wenn es im Gegenteil so viele gibt, die nicht einmal den Namen der wichtigen Aufgabe eines Trösters kennen, den der Mensch hienieden immer ausüben müsste? Ja, das göttliche Leben sucht stets die Pforte unserer Finsternis zu durchbrechen und in uns einzugehen, um seine Pläne zur Wiederherstellung des Lichtes in uns einzuführen ; es kommt zitternd und weinend, es flehet uns so zu sagen an, doch mit ihm an diesem großen Werke mitzuwirken; bei einer jeden seiner Bitten legt es einen lebendigen Keim in uns nieder, aber dieser Keim ist noch in sich konzentriert, wir sollen ihn später entwickeln. Um uns nun aber bei dieser göttlichen Unterneh -mung beizustehen, so legt es keinen dieser Keime in uns nieder, ohne zugleich einen Extrakt der sakramentlichen Substanz da bei niederzulegen, worauf unser Vertrauen in der Freude und in der Hoffnung ruhen kann, dass diese Keime uns notwendig zu Gute kommen, wenn wir im Geiste und in der Wahrheit sie zu pflegen uns bemühen. Diese Zeichen würden sich notwendig in uns offenbaren, wenn wir diese sakramentale Substanz aufnähmen, wie sie es verlangt, wenn wir sie mit dem Eifer pflegten, den sie unserseits verdient und den sie nicht aufhört, von uns zu erwarten. Denn sie möchte, dass alles Zentrum und Wort würde, wie sie es selbst ist; deswegen sucht sie auch uns fortwährend zum Zentrum und zum allgemeinen Worte zu machen, damit durch unsere Vermittlung alle Regionen auch Zentrum und Wort werden. Auch naht sie sich uns niemals, ohne zugleich einige Teile unserer heterogenen Substanzen aufzulösen, die sich in uns der freien und allgemeinen Gemeinschaft widersetzen. Mensch, dein irdischer Zustand und die Welt sind dir ein Hindernis, diese glorreichen Zeichen und diese feierlichen Zeugnisse zu offenbaren und zwar, weil sie deinem Gebete ein Hindernis sind. Jesaias verlangte mit Recht, die Welt möge schweigen, damit man ihn hören könne. Denn die Welt macht zu viel Lärm, als dass das Wort sich könnte vernehmen lassen. Belebe dich mit einem heiligen Zorne, ergreife das reinigende Werkzeug; zerstreue die dichten Wolken, die dich umgeben; löse die erstarrten Substanzen auf, die diese Welt verdichten und die Ursache sind, dass sie deinem Gebete als Hindernis dient und die sich deinem Eindringen bis in das göttliche Heiligtum, um dort den höchsten Wirker aus seiner eigenen Bewunderung ausgehen zu lassen und ihn um Hilfe für alle Regionen anzurufen, beständig widersetzen. Ergreife die lebendige Fackel, die Alles verzehrt, weil sie Alles hervorbringen kann. Lege das Feuer an alle verdorbenen Substanzen dieser Welt, die sie zu einem Hindernisse deines Gebets machen. Bist du, o Mensch, nicht die Ursache, dass alle verdorbenen Essenzen dieser Welt sich auf diese Weise so schwer gehäuft und auf dich geladen haben? Bist du es also nicht, der zu ihrer Verklärung mitwirken muss? Was sage ich? Bist du es nicht, der sie selbst bewirken muss? Bist du es nicht, der die Ursache ist, dass diese gebrechlichen Substanzen sich vor dir, wie ein Gespenst ausbreiten und dir den Anblick des Tempels deines Gebetes rauben? Also ist es auch deine Aufgabe, sie zu zerstäuben und sogar das kleinste Blendwerk zu zerstreuen. Mensch der Sehnsucht, welch ein Trost für dich, wenn du durch deine Anstrengungen und durch deine Sehnsucht an diesem großen Siege, an der Ruhe der menschlichen Seele, an der Ruhe des Wortes mitarbeiten kannst! Alle diejenigen, welche wie du an diesem erhabenen Werke werden mitgewirkt haben, werden einstens als berühmte und fruchtbare Schwerter in die Rüstkammer des Herrn aufgestellt werden; sie werden in den ewigen Gewölben seines Tempels ewig prangen und über jedes dieser glänzenden Schwerter wird ein unsterbliches Wort geschrieben stehen, das dessen Siege und Dienste in alle Ewigkeit verkünden wird. Dies ist also der Pfad, der dich zur Wohnung des Gebetes leiten wird; denn das Gebet muss dich in den Besitz aller deiner Vermögen einführen. Beginne damit, den Feind, der diese Welt verfolgt und nur sie zu verderben strebt, von ihr zu verscheuchen, wie ein Gefangener den Kerkermeister, der ihn bewacht, zu überraschen und sich von ihm zu befreien sucht. Dann würde der Feind deinem Gebete ein großes Hindernis weniger entgegenzustellen haben, und das Weltall würde sich dir in seinem einfachen konstitutiven Maße, wenn gleich furchtbar, verdorben zeigen.

Was wirst du dann zu bekämpfen haben? Jene bittere Gärung, die alle fundamentalen Basen der Natur in Zwang und in einer verworrenen Aufregung hält. Arbeite daran, diese Gärung zurückzuhalten und aufzuheben, und der Geist der Welt, von dieser furchtbaren Fessel befreit, wird für deine Anstrengungen empfänglicher werden; denn auch ihn musst du entkräften und unterwerfen. Ist er nicht ein blinder Arbeiter, der gleichgültig das Gute und Böse verrichtet? Wenn du den Geist der Welt entkräftet und unterwürfig gemacht haben wirst, dann wirst du zu jener ewigen Natur gelangen, die weder das Gute noch das Böse, die weder die bittere Gärung noch viel weniger die Verfolgungen des Feindes kennt. Durchschreite den Umkreis dieser ewigen Natur und du wirst in ihrer Wohnung den Ort deiner Ruhe und den Altar finden, wo du dein Opfer niederlegen musst; denn sie wird vom reinen Geiste, von der Intelligenz, von der Liebe, vom Worte, von der heiligen Majestät bewohnt. Dann wirst du fühlen, was das Gebet ist. In der Tat, nur aus diesem göttlichen Brunnen kann es quellen und in deinen Busen ein strömen, damit du es über die Völker verbreitest. Dies ist das Werk, welches ein jedes Individuum des Menschengeschlechtes an sich selbst zu bewirken beauftragt ist; dies ist das Werk, welches die höchste Weisheit hinsichtlich des Weltalls im Großen zu erfüllen strebt, und die Arbeiter des Herrn im Geiste und in der Wahrheit sind dazu berufen, mit ihr an diesem unermesslichen Werke mitzuwirken. Arbeiter des Herrn, wirket und erschlaffet nicht in eurer herrlichen Unternehmung; eurer warten so glorreiche Belohnungen! Am Ende der Zeiten stürzt die Welt zusammen. Sie wird in Feuer aufgehen, sich bis in ihren Grundfesten zerstören und auflösen. Höret ihr das heilige und ewige Gebet, das sich mitten aus den Trümmern dieser Welt erhebt? Wie strebt es aus den Schranken zu treten, die es zurückhielten! Wie durch dringend sind seine klagenden, schmerzvollen Töne! Endlich, oMensch, wirst du also beten, wirst du also sehen, wie die Töne des Trostes und der Freude diesen klagenden und schmerzvollen Tönen folgen! ‚ Freuet euch, ihr heiligen Regionen, hier rüsten sich die heiligen Gesänge, hier nahen sich die lauteren Harfen! Freuet euch, die Loblieder Gottes werden beginnen! Freuet euch, denn seit lange habt ihr sie nicht gehört! Der erwählte Sänger ist euch endlich wiedergegeben; der Mensch wird wieder Jubellieder anstimmen. Denn es gibt keine Hindernisse mehr, die seine Stimme zurückhalten; Alles was seinem Gebete ein Hindernis war, ist aufgelöst und zerstört im Feuer aufgegangen. – Gott des Friedens, sei gelobt in Ewigkeit. Amen. So ermutigt der Mensch der Sehnsucht auch durch die Schilderung sein mag, die er hier betrachtet und die ihn zu nichts Geringerem beruft, als sich dem göttlichen Heiligtume zu nahen und die ewige Weisheit selbst anzuflehen, aus ihrer eigenen Ruhe und aus ihrer eigenen Selbstbetrachtung auszugehen, um Alles anzusehen und zu erleichtern, was da leidet: so sehe ich doch diesen Menschen der Sehnsucht von sich selbst zurückgehalten durch seine eigene Demut; ich höre, wie er innerlich zu sich spricht: “Höchster und ewiger Urheber der Dinge, kommt es dem durch die allgemeine Sünde verunstalteten und gelähmten Geschöpfe zu, das erzeugende Prinzip alles dessen, was Ordnung und Harmonie ist, anzuspornen? Ist es die Sache des Todes, das Leben zu erwecken? Nein, ich werde nicht so verwegen sein.” Ich sehe aber auch, wie er von dem Gefühle der Unermesslichkeit des Übels verfolgt wird, von dem Schmerze alles dessen, was leidet und von dem verzehrenden Bedürfnisse nach Gerechtigkeit.

Da sehe ich denn, wie er seinen Mut belebt, wie er dem Worte vertrauet, das ihm Alles verheißen hat. wenn er nur Alles in dessen Namen erflehet. Ich sehe, wie er sich der heiligen Pforte nahet, und höre, wie er seine demütigen Bitten selbst vorträgt: “Höchster und ewiger Urheber der Dinge, wenn derjenige, den ich den Erwählten seiner eigenen Liebe nennen kann, mich mit einem zärtlichen Blicke betrachtet und mich gewürdigt hätte, seine Wohnung in mir zu nehmen, so würde ich meine Zuflucht zu ihm nehmen, dass er mich in meinem erhabenen und heiligen Unternehmen leite und stütze; auf ihn würde ich alle Rechte übertragen, die du mir als Menschen an deine unerschöpfliche Freigebigkeit verliehest, dann würde ich versichert sein, dass es keine Tiefe in dir gäbe, die ich nicht erreichen, keine Klarheit, die ich nicht entzündet sehen, kein Gefühl der Liebe und des Wohltuns, das ich nicht zum Keimen bringen könnte, weil dieser Erwählte mit dir nur Eins ist, indem du und er durch eine ewige und unauflösliche Verbindung mit einander verbunden seid.” “Höchster und ewiger Urheber der Dinge, im Namen dieses Erwählten seiner eigenen Liebe darf ich mich dir nahen. Er lehrte mich ihn kennen, ihn, den du gesandt hast. Er lehrte mich dich kennen, dich, durch den er gesandt worden. In seinem Namen werde ich deine Liebe und deinen wohltuenden Eifer für Alles anflehen, was gleichsam aus der Ordnung und aus der Harmonie verbannt ist. Durch ihn werde ich es versuchen, das friedliche Entzücken zu unterbrechen, das dir die ewige, innige, unaussprechliche Bewunderung deines Seins verursachet; durch ihn will ich dich bitten, die Wonne deiner eigenen Betrachtung zu unterbrechen.” “In seinem Namen werde ich dich anflehen, deine Tage der Lust in Tage der Trauer zu verwandeln, den glänzenden Aufenthalt der Glorie sich mit Trauer bedecken zu lassen, und deine Blicke voller Feuer in ein starres und kaltes Klima zu senken, so wie deine Quelle der Liebe, die ewiglich die allgemeine Quelle des Lebens mit sich führt, in die Region des Todes.” “Nichts dringenderes gibt es, als die Beweggründe, die mich veranlassen, deine wachsame Teilnahme anzurufen. Es gilt, der Natur, dem Menschen und dem Worte zu Hilfe zu kommen.” Wer wird mir behilflich sein, ein Gemälde dessen mit scharfen Zügen einzugraben, was der Mensch der Sehnsucht werden muss, um die höchste Majestät aus der göttlichen Trunkenheit wecken zu können, die seine eigene Größe und der Glanz seiner eigenen Wunder ihm verursachen? Derjenige wird es sein, der diese göttliche Trunkenheit teilt und mitten in den ewigen Wundern thront. Die Bewegungen unseres Willens sind uns gegeben, um den Feind zu hindern, sich uns zu nahen. Die Eigenschaften unseres elementaren Lebens sind uns nicht bloß gegeben, um die Posten zu bewachen, sondern auch noch, um die Breschen und Wälle der Festung zu Grunde zu schießen und uns die Wege zu öffnen, damit wir auf den Feind losgehen und ihn bis in seine Schlupfwinkel verfolgen können. Die Tätigkeit der Natur-Kräfte ist unserer Verwendung übergeben, um damit die Prinzipien unserer Kraft zu befestigen und um unsere Mittel fortwährend zu erneuen, wenn die Bresche einmal geöffnet ist. Die mächtigen Kräfte der Diener Gottes aus allen Epochen sind uns geboten zu unserem Beistande und zu unserer Kräftigung, damit unsere geistige Kraft Mut fasse und Vertrauen im Kampfe, so wie auch deswegen, um uns von den Wundern und von den Herrlichkeiten zu unterrichten, die das Reich Gottes erfüllen und zu denen sie sogar schon anfingen, einzugehen, als sie noch ihre irdische Hülle bewohnten. Die wirksame, kraftvolle und geheiligte Stütze des Erlösers ist uns bewilliget, um alle Regionen und alle frühern Vermögen in uns zu beleben, auf welchen er so gerne seinen Sitz nimmt, und sich so gerne niederlässt, um ihnen sein Leben und seine Allgemeinheit mitzuteilen. Menschliche Seele, versäume keinen Augenblick, um ein jedes Maß in dir neu zu beleben, wenn du es verderben ließest. Mache, dass alle Kräfte, eine jede in ihrer Art, fortschreiten, ohne dass du rechts oder links schauest; denn dieses nennt man den Weg der Gerechtigkeit. Mache, dass dein Wille und die Elemente auf diese Weise den harmonischen Kräften der Natur einen freien Pfad bereiten.

Mache, dass die harmonischen Kräfte der Natur den belebenden Kräften der Diener Gottes aller Zeiten, wo sie die Wunder des Reiches des Lebens offenbarten, oder wenigstens verkündeten, einen freien Pfad öffnen. Mache, dass die belebenden Kräfte der Diener Gottes aller Zeiten, der herrschenden und gebietenden Stimme des göttlichen Oberhaupts und Erlösers, der im Himmel, auf Erden und in der Hölle herrscht, einen freien Pfad öffnen; denn wenn er nur einen Augenblick aufhört, seine Befehle durch sein Wort wirklich in alle Wesen gelangen zu lassen, dann bist du ein totes und bald ein Tod bringendes Glied. Mensch der Sehnsucht, wenn du wirst geläutert und in deiner ganzen Universalität geheiligt und harmonisch geordnet sein, dann wirst du durch deine besondere Einheit das Bild der allgemeinen Einheit sein; dann wird deine Seele durch die Gleichartigkeit, die sich zwischen dir und zwischen dem höchsten Wirker findet, ganz natürlich ins Heiligtum dieses höchsten Gottes eingehen, und wenn er sie auf diese Weise ganz natürlich in sein Heiligtum eingehen sieht, so muss er sie aufnehmen und sich vor Liebe in ihrer Schönheit berauschen; denn dann wirst auch du eines seiner Wunder sein. Möge aber dein Herz die Absicht, die dich leitet, nicht vergessen: nur deswegen wirst du bis zum Throne der göttlichen Majestät aufgestiegen sein, um sie einigermaßen aus ihrer Berauschung zu ziehen, die du noch durch deine Gegenwart nähren wirst. Erfasse also den heilsamen Moment, wo Alles für dich und um dich vergöttlicht sein wird. Stoße einen Seufzer aus mitten in diesem Kreise des Glückes. Bei diesem Seufzer wird der höchste Wirker seine Blicke mit Teilnahme auf dich richten, und wenn Gott seinerseits seine Blicke auf eine Seele richtet, so sucht er sie bis in ihre Tiefen auf, so ladet er sie durch eine zärtliche Zuvorkommenheit ein, Alles auszudrücken, was in ihr vorgeht. Nahe dich ihm in diesem Momente also noch mehr und sprich zu ihm: “Herr, ich bringe nur Wehklagen mitten in dein himmlisches Entzücken; meine Stimme vermag nur Schmerzenstöne am Busen des göttlichen Frohlockens hervorzubringen. Und du selbst Herr, wenn du die gerechten Gründe meiner Bitterkeit vernommen, wirst du dann nicht dein Entzücken und deine Freude unterbrechen?” “Die Schätze, die du in der Natur niedergelegt hast, sind vom Menschen misserkannt worden, vom Menschen, den du in die Welt gesetzt, damit er die Wunder enthülle, die sie in ihrem Schoße einschließt, und um diese den Rang einnehmen zu lassen, den sie in den Augen der menschlichen Intelligenz verdienen. Durch die Nachlässigkeit dieses sorglosen und ungetreuen Verwalters sind sie sogar die Beute des Feindes geworden, der, nachdem er sie verheimlicht und verborgen, sie dann zerstreute und zerteilte, oder sie vielmehr der Art mit seinem ätzenden Gifte verpestete, dass der Mensch sich ihnen nicht mehr nahen kann, ohne sich der Gefahr auszusetzen, von ihrem pest artigen Hauche angesteckt zu werden.” “Statt dass die Flüsse des Weltalls frei strömen und überall befruchtende Gewässer verbreiteten, so sind sie überall in eisige und der Welt nutzlose Massen verwandelt.” “Alle die herrlichen Erzeugnisse, die du als eben so viele Instrumente erschufst, die uns die Töne einer reinen Harmonie vermitteln sollten, schweigen, weil die Luft und der Geist sich nicht bei ihnen einführen. Raue und abstoßende oder Entsetzen mit sich führende Stimmen bilden allein nur noch ein Konzert der Natur. Vergebens verlangt der Mensch von ihr, dass sie ihm Ruhe verkünde und die Wunder offenbare, die du in ihren Schoß niederlegtest; sie antwortet nicht. Deine Wunder bleiben gleichsam in undurchdringlichen Tiefen verborgen, und dein Ruhm gelangt nicht mehr bis zu -den Ohren des Menschen.” “Rede ich von den Leiden des Menschengeschlechtes zu dir, so wird meine Klage sich noch steigern. Dein Mensch, dies geliebte und strahlende Bild deines eigenen Glanzes hat seine Farben gänzlich verlöschen lassen. Der Mensch erinnert sich nicht nur nicht mehr seiner eigenen Größe, sondern er hat sich so sehr von seiner ursprünglichen Bestimmung entfernt, dass, statt dich zu offenbaren, wie, dies das Gelübde und das Recht seiner wesentlichen und konstitutiven Natur war, er sich gegen dich gerüstet und von denen nicht mehr als lebend betrachtet wird, die sich zu Herrn im Bereich des Gedankens gemacht haben, in so fern sie ihn sehen, wie er eine Stelle unter deinen Gegnern einnimmt und in den Heeren deiner Feinde dient.” “Nach dem Urteile dieser gebietenden Herrn ist er tot, wenn sie jenes Merkmal nicht in ihm wahrnehmen: es ist das einzige Zeichen, woran sie glauben, ihn wiederkennen und ihn unter die Klasse der Menschen stellen zu können; sonst ist er für sie nur eine missgestaltete Hervorbringung, dessen Dasein sie nicht einmal eingestehen dürfen.” “Der Mund des Menschen, der deinen Ruhm hätte verkünden sollen, und deine Wunder überall wiederholen lassen, ist nicht nur, wie dein Wort es gesagt, ein offenes Grab, sondern der Tod ist sogar lebendig in ihnen geworden. Es sind nicht mehr in übertünchten Gräbern angehäufte Gebeine, es sind aktive Gebeine, die ganz verdorben aus ihren Gräbern hervorgegangen sind, und überall Verderben verbreiten. Denn indem sie sich am Herde der Sünde elektrisierten, empfing sogar die Verderbnis in ihnen Bewegung.” “Die Seelen der Menschen sind gleichsam unstete Leichen geworden, die auf der ganzen Erde frei herum irren und jedes Wesen, das nur eine Idee von Leben hat, durch ihren verpesteten und tötenden Geruch von sich verscheuchen.” “Ja, wenn auch ein Mensch der Sehnsucht dich gegenwärtig im Herzen seiner Nebenmenschen suchet, wenn er sich auch diesem Spiegel nahet, in welchem sich alle deine Züge sammeln sollten; er wird nicht einmal die geringste Spur davon wahr nehmen, und genötigt sein, sich voll Schmerz zurückzuziehen, wenn er sieht, dass er den Tempel seines Gottes nicht mehr finden kann; und du sogar, ,o höchster Urheber aller Wesen, wenn du nicht einige neue Züge deiner Liebe und deiner Macht entfaltest, dann wirst auch du bald ohne Zeugnis und ohne Zeugen im Weltall sein.”

“Wenn diese traurigen Schilderungen nicht hinreichen, dein Mitleiden zu wecken und deinen Ruhm anzufeuern,, so will ich von demjenigen zu dir reden, worin die Fülle deiner Gottheit wohnt, von demjenigen, worin du gleichsam dein eigenes Herz niedergelegt hast, damit er auf die Erde komme, es an dasselbe Menschengeschlecht, das sich von dir entfernte, zu übertragen und auszuteilen.” “Die Menschen, statt ihren Anteil an diesem unaussprechlichen Geschenke oder an dieser unauslöschlichen Fackel, deren kleinster Funke ihr ganzes Sein belebt hätte, anzunehmen, suchen dieses mächtige Mittel zu verbannen und es für ein verpestetes Gift auszugeben.” “Die am wenigsten verdorbenen halten dieses göttliche Wesen in einer furchtbaren Angst, indem sie demselben gar keinen Aufenthalt in sich gestatten, und es um sich herumirren lassen, allen Unordnungen der verdorbenen Luft ausgesetzt, so wie der Wohnung des Todes und den scharfen Streichen der Anführer der Gräueltaten. Andere tausendmal Verkehrtere suchen dieses Herz selbst zu durchstechen, indem sie erwarten, hierdurch unfehlbar sogar dein Dasein zu vernichten.” “Höchster Gott! des Vorteils der ewigen Wunder wegen, die du in der vergänglichen Natur ausgesät hast; des Glückes des Menschen wegen, den du gewürdigt, dein Bild ihm einzugraben; kurz, des .Interesse deiner Liebe und deiner Glorie wegen, wende doch einen Moment deine Blicke von jenem Glanze, der deine himmlische Wohnung erfüllt, auf alle deine Schöpfungen.” “Gestatte, dass die Natur ihren wunderbaren Schmuck anlege; komm, die menschlichen Seelen dem Tode dadurch zu entreißen, dass du sie abhältst, sich selbst zu vergiften.” “Ach, komm doch deinem eigenen Worte zu Hilfe und aus Teilnahme für dich selbst, komm um den Menschen einen Gottesmord zu ersparen; denn der Mord, den sie begehen wollen, ist tausendmal schändlicher, als der, den das jüdische Volk an dem Leibe deines Gesalbten vollführte.” “Zur Zeit des Moses sahst du die Trauer deines Volkes und kamst herab, um es aus den Händen der Ägypter zu befreien : betrachte die jetzige Trauer der ganzen Natur, die Trauer des ganzen Menschengeschlechtes, die Trauer desjenigen, den du in die Welt als eine frohe Botschaft und als ein Reich der Freude gesandt hast, und du wirst es nicht verschmähen, herab zukommen, um zur Erleichterung so vieler Übel das zu tun, was du zur Erleichterung eines einzigen Volkes getan.”

“Da du es meiner Seele gestattet, bis in dein Heiligtum einzudringen und den Wehruf der Welt dahin zu bringen, das Unglück der Menschen und die Angst, die dein göttlicher Gesandte um ihretwillen empfindet, so bin ich es sicherlich nicht allein, der da wünschet, du mögest deine Augen auf jenen Abgrund des Schmerzes lenken; und gewiss gibt es noch viele andere, die bereit sind, deine mächtigen Befehle zu erfüllen, sich der Verwaltung deiner Wohltaten zu widmen und überallhinzueilen, wo du sie zu einem Werke berufst, das so dringend und zugleich so unermesslich ist,” “Wenn es scheint, als trauten sie ihren eigenen Kräften und der Wahrheit ihres Berufes nicht, dann wirst du ihnen sagen, wie du dem Moses sagtest: “Ich will mit dir sein, und dies sei dir das Zeichen, dass ich dich sende,” 2. Buch Mose 3, 12.

Mensch der Sehnsucht, alsdann harre in Frieden auf die Frucht deines Gebetes! Nicht lange wird es währen und du wirst es fühlen, wie das Herz deines Gottes in alle deine Essenzen eindringt und sie mit seinen Schmerzen erfüllt; und wenn du dich durch die eigene Angst dieses göttlichen Herzens gekreuzigt fühlest, dann wirst du in die Zeit zurückkehren, um deinem Maße und deiner Sendung gemäß den Dienst des Geist-Menschen zu erfüllen.

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